Mittwoch, 16. April 2008
Rock your body
Rock your body


Der Supraspinatus - umgangssprachlich auch Popeyemuskel genannt - ist schuld, vielmehr die Sehne da dran (wir erinnern uns). Das bedeutet auch weiterhin keine Liegestützen, bis ich wieder schmerzfrei bin. Dabei ist die Schulter nicht das einzige, was mir Kopfzerbrechen bereitet. Das hat mehr so mit Außen- und Innenwahrnehmung zu tun.

Wenn man tanzt, sieht man naturgemäß nicht alle Bewegungen ganz genau. Deswegen gibt es in Tanzstudios auch diese riesigen Spiegelwände. Jetzt ist es aber so, dass man sich im Normalfall nicht immer parallel und schon gar nicht frontal zum Spiegel bewegt. Da gibt es Drehungen, Diagonalen, Richtungsänderungen und manchmal ist der Kopf auch wo ganz anders, so dass man am besten vier Augenpaare jeweils im 90°Winkel am Kopf angebracht haben sollte, was sich wiederum als saublöd beim Tragen von Brillen, Mützen oder Langhaarfrisuren herausstellt. Da hat die Natur schon ganz gut mitgedacht. Außerdem kann man vor lauter gucken leicht die nächsten Schritte vergessen. Will man sich wirklich beurteilen, was für eine Steigerung unabdingbar ist, muss man sich das Ganze schon als Aufnahme anschauen.

Genau so eine Aufnahme der Choreographien im letzten halben Jahr habe ich gestern bekommen. Ich bin da ganz oft drauf. Meistens erste Reihe. Unschwer vorzustellen, dass ich die DVD seit 24 Stunden im Dauereinsatz vor- und rückwärts, in verschiedenen Zeitlupengeschwindigkeiten und mit variablen Bildausschnitten, wahlweise diverse meiner Körperteile vergrößert und des öfteren im Vergleich zu den Mittänzern studiere. Fazit: das, was sich während des Tanzens grazil, leicht, kraftvoll oder energetisch anfühlte, wirkt in der Aufnahme ziemlich bollerig. Und jetzt kommt's: Streifen machen nicht schlank. Im Gegenteil. Ganz schlecht sind helle Farben, insbesondere enganliegende,weiße Kleidungsstücke. Erste Reihe ist übrigens figurmäßig auch eher ungünstig, das aber nur am Rande.

Seit 24 Stunden denke ich darüber nach, wieso alle anderen, die im Gegensatz zu mir über eine fundierte tänzerische Ausbildung (sprich: jahrelanges Balletttraining) verfügen, um so viel besser wegkommen. Die haben die Technik aber ich habe den Ausdruck. Dachte ich zumindest immer. So kann man sich täuschen. In der 25. Stunde dämmert mir langsam, es muss die Mitte sein. Ich bin in der Mitte zu weich. Damit meine ich nicht den Hüftspeck, obwohl der ebenfalls reichlich vorhanden, sondern die Konzentration der Kraft in der Körpermitte, sprich Bauchmuskulatur. Dabei trainieren wir die wie blöd. Hundert sit-ups pro Training, das ist schon was. Als der Lehrer uns mit der Aussage motivieren will, jetzt käme ja der Sommer und da könnten wir unsere Bauchmuskeln zeigen, meint eine Leidensgenossin trocken: "Keine Zeit, ich bin ja immer hier beim Training." Da ist was dran, denn wer einmal seine Bauchmuskulatur trainierte, der weiß, dass man zum Aufbau lange braucht, dafür wird sie aber bei Unterbrechungen oder hohem Eiscremekonsum schnell unsichtbar.

Mit Bodyripples habe ich sie immer gekriegt, die kleinen, dünnen Ballettmäuse. Die sind einfach zu stakselig jung für sowas. Breakdance war ja der Hiphop der Achziger, und während die Eltern noch zu Rosi Mittermaier und Christian Neureuthers Tele-Skigymnastik hopsten, übte die Jugend, sich unter Anleitung von Eisi Gulp auf den Boden werfend abzurollen. Damals verstauchte ich mir das Handgelenk, weshalb ich meine Körperwellen auf die Vertikale beschränkte. Heute kann ich rollen wie ein Weltmeister. Bei nächster Gelegenheit gibt's dann ein Video in der Tube, auf dem man eine schwarz gekleidete Frau mittleren Alters hinten links ihren Speck auf und ab rollen sieht, während drumherum Schwäne zu den neuesten Klängen von Madonna sterben. Nur in den Schultern wirkt sie ein wenig steif.

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Ooooh, die Sache mit dem Fremdbild....

Ich sehe mich auf Bildern auch meistens anders, als ich mich in dem Moment gefühlt habe und das treibt mich oft in Ruichtung Verzweifelung und dazu, dass ich mich zum Beispiel nicht mehr erotisch knipsen lasse.
Obwohl ich weiß, dass meine Umwelt mich ganz anders sieht, als ich mich auf dem Bild. Schließlich sehen die mich schon seit über 30 Jahren so und hatten noch keinen Grund zur Beanstandung.

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Meistens ist die Umwelt ja gnädiger mit einem als man selbst. Obwohl, so recht glauben mag man das nicht. Und dann kauft man sich Vergrößerungsspiegel und studiert heimlich die vorher/nachher Bildchen von Schönheitschirurgenanzeigen.

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Komisch, alle sehen auf Bildern so aus, wie sie aussehen, nur ich nicht, ich bin mir fremd.
Ich kann nur freestyle tanzen, und doch gibt es ein Video von mir im Netz. Grauenhaft!!!! Ich habe es auch schon ausführlich analysiert, ich falle durch mein eigenes Raster.

Ich stelle fest, Ihnen geht es ähnlich.

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Diese Erfahrung, liebe Croco, vereint uns alle dann doch wieder. Wenn man neben sich stünde, könnte man sich wenigstens sehen wie einen alten Bekannten.

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