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Sonntag, 26. Mai 2013
Never Too Late
frau klugscheisser, 20:37h
Natürlich bin ich viel älter als die meisten Ballettanfänger und natürlich werde ich nie so aussehen wie die jungen Mädchen, wenn sie in ihren Trikots und den Röckchen leicht über den Boden gleiten. Trotzdem gibt es viele Gründe, warum ich Ballett mag und es trainiere. Und ich bin nicht alleine. Es gibt inzwischen viele Kurse für erwachsene Anfänger. Sie beginnen in jedem Alter, mit jeder Figur und unterschiedlichsten Voraussetzungen. Ob mit oder ohne Vorkenntnisse aus jungen Jahren, gibt es für sie viele Gründe, sich in eng anliegende Kleidung zu zwängen und dem Diktat eines Tanzlehrers unterzuordnen. Hier habe ich mal eine persönliche Liste von 10 Gründen aufgestellt.
1. Die kleine Prinzessin in mir möchte tanzen
Als kleines Mädchen wollte ich natürlich gerne tanzen. Aus Geldknappheit waren teure Ballettstunden aber nicht drin. Somit habe ich mir einen Kinderwunsch erfüllt.
2. Man kann in jedem Alter etwas Neues beginnen
Wenn Ballett nur für die Jugend da ist, wieso tanzen dann so viele Ältere? Auch noch mit 50.
3. Fortschritt ist sichtbar
Ballett ist der Grundstein für jede andere Tanzart (ja, auch für Hip Hop und Paartanz, was glauben Sie denn, was die Profis insgeheim trainieren?) Allerdings ist Ballett technisch auch sehr stark determiniert. Jede Geste, jede Arm- oder Beinhaltung ist in jede Richtung genauestens festgelegt. Bei regelmäßigem Training kann ich erkennen, ob das Bein ein wenig höher kommt, die Arme profilierter und der Kopf schneller drehen oder bestimmte Übungen leichter fallen. In keiner anderen Sportart kann ich meinen Fortschritt als Ergebnis harter Arbeit besser beobachten wie im Ballett. Die Spiegel im Saal sind schließlich nicht nur zum Schminken da.
4. Meine innere Stimme spricht zu mir
Zugegeben kann der Spiegel an manchen Tagen auch mein Feind sein. Nämlich dann, wenn er die Schokolade vom Vortag und die Pizza am Mittag zeigt. Meistens wirft der Spiegel aber nur meine innere Haltung zurück. Wenn ich mich mag, ist auch der Spiegel mein Freund. So habe ich über die Jahre nicht nur gelernt, mit mir wohlwollender zu sprechen, sondern vor allem, mich zu mögen. Trotz dickem Hintern.
5. Das veränderte Körpergefühl
Beim Laufen spüre ich meine Beine, beim Radeln zusätzlich den Rücken, beim Tanzen spüre ich sogar den kleinen Finger. Jedes Körperteil, jeder Muskel kommt im Training in's Bewußtsein. Nicht nur wenn's weh tut, sondern ganz allgemein. Meine Haltung ist aufrechter, ich laufe graziöser, ich bewege mich insgesamt bewußter. Und nicht nur das Körpergefühl verändert sich, auch das Bewußtsein für den Raum. Ich kann die Mittänzer spüren selbst wenn sie mich nicht berühren. Manchmal im Supermarkt oder am Bahnsteig wünschte ich mir, es würden viel mehr Menschen tanzen.
6. Musik und Bewegung in einem
Die schönste Art sich zu bewegen ist die auf Musik. Nicht umsonst tragen so viele Läufer ihre Kopfhörer. Wenn die Bewegung dann noch zur Musik passt, entsteht eine neue Form von Ausdruck und Freiheit.
7. Der Tag wird strukturiert
Das tägliche Training kann Belohnung sein oder Pflichtprogramm. Auf jeden Fall führt die feste Einheit dazu, dass ich lästige Einkäufe, Fensterputz oder Bügeln nicht endlos vor mir herschiebe, sondern alles bis zu einer bestimmten Zeit erledigt habe.
8. Disziplin und Konzentration
Manchmal habe ich keine Lust auf Ballett. Dann gehe ich trotzdem in's Training. Meistens fühle ich mich hinterher besser. Oder auch nicht. Dann war's gut für die Disziplin. Ausserdem habe ich im Laufe der Zeit gelernt, mich besser auf das zu konzentrieren, was ich gerade mache. Bei neuen Schrittkombinationen bleibt nicht viel Raum für Gedanken, wie das wohl aussieht und ob ich es schaffe. Just do it lautet dann die Devise.
9. Gemeinsam statt einsam
Ich mag keine Mannschaftssportarten. Im Schulsport war maximal volleyball in Ordnung, weil da nicht so viel geboxt wurde. Im Ballett arbeitet zwar jeder für sich aber gleichzeitig mit vielen anderen. Das tun sie im Fitnessstudio auch, nur ganz anders. Wenn ich da jemand beim Hanteltraining oder auf der Beinpresse auf seine Leistung anspreche, haut der mir maximal eine rein. Im Ballett sitzen alle im gleichen Boot. Jeder kämpft mit körperlichen Unzulänglichkeiten, freut sich über gelungene Schrittkombinationen oder die dritte gestandene Pirouette und weiß, dass er damit nicht alleine ist. Ich lerne viel von den anderen, schaue mir bei den Besseren die Tricks ab und die schlechteren erinnern mich an meinen eigenen Weg. Oder ich sehe Fehler bei anderen, die ich bei mir nicht bemerkt habe, obwohl ich sie auch mache. Trotzdem fällt mir nach drei sauberen Pirouetten zwangsläufig der Spruch von Wachter ein
"Wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein"
10. Body and Life balance
Ballett baut nicht nur Muskeln auf, es streckt sie auch. Das ist aber nicht primäres Ziel von Ballett. Die Muskeln sollen den Körper halten, damit in jeder Position balanciert werden kann. Auf zwei oder einem Bein, auf dem Fuss oder Zehenspitzen. Wenn ich die Sicherheitskontrolle am Flughafen passiere und ein Bein heben soll, damit die Dame mit dem Metalldetektor meine Füsse kontrolliert, hält sie mit der freien Hand meinen Körper. Offenbar schwanken viele schon bei dieser leichten Übung. So langsam verstehe ich, warum so viele Menschen nach innerer Balance suchen, wenn sie schon ihren Körper nicht balancieren können. Übrigens kann ich meine Schuhe mit durchgestreckten Knien binden und den Reissverschluss jedes Cocktailkleides alleine bedienen. Ein wichtiges Argument, das aber nur am Rande.
1. Die kleine Prinzessin in mir möchte tanzen
Als kleines Mädchen wollte ich natürlich gerne tanzen. Aus Geldknappheit waren teure Ballettstunden aber nicht drin. Somit habe ich mir einen Kinderwunsch erfüllt.
2. Man kann in jedem Alter etwas Neues beginnen
Wenn Ballett nur für die Jugend da ist, wieso tanzen dann so viele Ältere? Auch noch mit 50.
3. Fortschritt ist sichtbar
Ballett ist der Grundstein für jede andere Tanzart (ja, auch für Hip Hop und Paartanz, was glauben Sie denn, was die Profis insgeheim trainieren?) Allerdings ist Ballett technisch auch sehr stark determiniert. Jede Geste, jede Arm- oder Beinhaltung ist in jede Richtung genauestens festgelegt. Bei regelmäßigem Training kann ich erkennen, ob das Bein ein wenig höher kommt, die Arme profilierter und der Kopf schneller drehen oder bestimmte Übungen leichter fallen. In keiner anderen Sportart kann ich meinen Fortschritt als Ergebnis harter Arbeit besser beobachten wie im Ballett. Die Spiegel im Saal sind schließlich nicht nur zum Schminken da.
4. Meine innere Stimme spricht zu mir
Zugegeben kann der Spiegel an manchen Tagen auch mein Feind sein. Nämlich dann, wenn er die Schokolade vom Vortag und die Pizza am Mittag zeigt. Meistens wirft der Spiegel aber nur meine innere Haltung zurück. Wenn ich mich mag, ist auch der Spiegel mein Freund. So habe ich über die Jahre nicht nur gelernt, mit mir wohlwollender zu sprechen, sondern vor allem, mich zu mögen. Trotz dickem Hintern.
5. Das veränderte Körpergefühl
Beim Laufen spüre ich meine Beine, beim Radeln zusätzlich den Rücken, beim Tanzen spüre ich sogar den kleinen Finger. Jedes Körperteil, jeder Muskel kommt im Training in's Bewußtsein. Nicht nur wenn's weh tut, sondern ganz allgemein. Meine Haltung ist aufrechter, ich laufe graziöser, ich bewege mich insgesamt bewußter. Und nicht nur das Körpergefühl verändert sich, auch das Bewußtsein für den Raum. Ich kann die Mittänzer spüren selbst wenn sie mich nicht berühren. Manchmal im Supermarkt oder am Bahnsteig wünschte ich mir, es würden viel mehr Menschen tanzen.
6. Musik und Bewegung in einem
Die schönste Art sich zu bewegen ist die auf Musik. Nicht umsonst tragen so viele Läufer ihre Kopfhörer. Wenn die Bewegung dann noch zur Musik passt, entsteht eine neue Form von Ausdruck und Freiheit.
7. Der Tag wird strukturiert
Das tägliche Training kann Belohnung sein oder Pflichtprogramm. Auf jeden Fall führt die feste Einheit dazu, dass ich lästige Einkäufe, Fensterputz oder Bügeln nicht endlos vor mir herschiebe, sondern alles bis zu einer bestimmten Zeit erledigt habe.
8. Disziplin und Konzentration
Manchmal habe ich keine Lust auf Ballett. Dann gehe ich trotzdem in's Training. Meistens fühle ich mich hinterher besser. Oder auch nicht. Dann war's gut für die Disziplin. Ausserdem habe ich im Laufe der Zeit gelernt, mich besser auf das zu konzentrieren, was ich gerade mache. Bei neuen Schrittkombinationen bleibt nicht viel Raum für Gedanken, wie das wohl aussieht und ob ich es schaffe. Just do it lautet dann die Devise.
9. Gemeinsam statt einsam
Ich mag keine Mannschaftssportarten. Im Schulsport war maximal volleyball in Ordnung, weil da nicht so viel geboxt wurde. Im Ballett arbeitet zwar jeder für sich aber gleichzeitig mit vielen anderen. Das tun sie im Fitnessstudio auch, nur ganz anders. Wenn ich da jemand beim Hanteltraining oder auf der Beinpresse auf seine Leistung anspreche, haut der mir maximal eine rein. Im Ballett sitzen alle im gleichen Boot. Jeder kämpft mit körperlichen Unzulänglichkeiten, freut sich über gelungene Schrittkombinationen oder die dritte gestandene Pirouette und weiß, dass er damit nicht alleine ist. Ich lerne viel von den anderen, schaue mir bei den Besseren die Tricks ab und die schlechteren erinnern mich an meinen eigenen Weg. Oder ich sehe Fehler bei anderen, die ich bei mir nicht bemerkt habe, obwohl ich sie auch mache. Trotzdem fällt mir nach drei sauberen Pirouetten zwangsläufig der Spruch von Wachter ein
"Wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein"
10. Body and Life balance
Ballett baut nicht nur Muskeln auf, es streckt sie auch. Das ist aber nicht primäres Ziel von Ballett. Die Muskeln sollen den Körper halten, damit in jeder Position balanciert werden kann. Auf zwei oder einem Bein, auf dem Fuss oder Zehenspitzen. Wenn ich die Sicherheitskontrolle am Flughafen passiere und ein Bein heben soll, damit die Dame mit dem Metalldetektor meine Füsse kontrolliert, hält sie mit der freien Hand meinen Körper. Offenbar schwanken viele schon bei dieser leichten Übung. So langsam verstehe ich, warum so viele Menschen nach innerer Balance suchen, wenn sie schon ihren Körper nicht balancieren können. Übrigens kann ich meine Schuhe mit durchgestreckten Knien binden und den Reissverschluss jedes Cocktailkleides alleine bedienen. Ein wichtiges Argument, das aber nur am Rande.
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