Donnerstag, 16. April 2020
Tageblog 16.4.2020 - Blue

Erinnern Sie sich noch an diesen Film von Luc Besson aus dem Jahre 1988? Ich war mindestens fünf Mal über mehrere Jahre verteilt im Kino, um ihn zu sehen. Natürlich immer in Begleitung des aktuell Angebeteten. Damals war es der schönste, atmosphärischste und lustigste Film, den ich mir in meinem hormonell durchtränkten Kopf vorstellen konnte. Nüchtern betrachtet ist die Geschichte romantisierter und frauenverachtender Kitsch. Trotzdem finde ich den Film heute wegen seiner Bilder und der Musik immer noch schön. Fasziniert hat mich vor allem die zugrundeliegende Biographie des Freitauchers Jacques Mayol, die mit sehr viel künstlerischer Freiheit und auch Unwahrheiten dargestellt wurde. Jetzt fand ich einen Film auf Arte, der dem Leben des echten Jacques nachgeht. Grosse Empfehlung meinerseits für Jacques Mayol, Dolphin Man
(Edit: ich sehe gerade, dass der Film nicht mehr in der Mediathek zur Verfügung steht. Hmpf. Hier also ein kurzer Trailer)

Sehr interessant fand ich vor allem, dass die Freitaucherei - Apnoetauchen - auf die japanische Tradition der Ama-Taucherinnen zurückgeht. Im Artikel heißt es: "Historically, women were considered fit to be ama because their higher fat content would help them endure the near-freezing temperatures of seawater that they had to dive in." Und diese Aussage freut mich besonders, wo sonst - und vor allem früher - doch oft die Männer als den Frauen körperlich überlegen bezeichnet wurden. Kommt eben immer auf den Kontext an.

Jedenfalls war dieser Jacques Mayol einerseits eine faszinierende, andererseits eine tragische Gestalt. Seine große Errungenschaft waren die Tieftauchrekorde, die man nicht für menschlich möglich hielt. Getrieben durch die Sehnsucht, sich mit dem Element zu verbinden und überzeugt, den Meeressäugern ähnlich zu sein, basierte sein ganzes Leben auf der Verwirklichung seines Traumes: sich einmal für lange Zeit wie ein Delphin im Wasser zu bewegen. In dieser Manier setzte er auch seinem Leben ein Ende, in den Tiefen des Meeres verschwindend. Die Tragik war die eines Getriebenen, der Frau und Kinder zurückließ, dann die Liebe seines Lebens sterbend im Arm haltend und fortan sein restliches Leben die innere Einsamkeit nie überwindend.

Ich mag ja Menschen, die ihre Träume mit Begeisterung und Leidenschaft verfolgen, die keine Grenzen akzeptieren und sie dadurch verschieben. Und ich mag das Meer. Als ich noch tauchte, habe ich diesen unglaublich niedrigen Ruhepuls und die meditative Stille in der Tiefe sehr genossen, wie in einem alten Beitrag beschrieben. Was mir inzwischen fremd anmutet, ist diese Besessenheit, mit der Leben und Gesundheit für einen übergeordneten Zweck riskiert wird. Ich kenne dieses Gefühl, alles auf eine Karte zu setzen, koste es was es wolle. Möglicherweise bin ich aber jetzt zu alt oder psychisch zu heil, um noch einmal so erleben zu wollen.

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Ansonsten sind die Tage zäh. Ich muss mich seit kurzem innerlich sehr aufraffen, um nicht in dieses Blue Hole zu versinken. Zu viele Gedanken kreisen da in meinem Kopf. Das Gefühl der Nutzlosigkeit bringt mich dazu, auf Seiten für ehrenamtliche Tätigkeiten zu stöbern und mir neue Beschäftigungen auszudenken. Heute half ich bei einem Umzug im Haus. Kisten kann man auch mit Abstand schleppen. Dafür schmerzt jetzt der untere Rücken. Vermutlich brauchte ich einen triftigen Grund, um morgen einfach liegenzubleiben.

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