Samstag, 3. September 2022
Let The Good Times Roll
frau klugscheisser, 00:31h
Während ich an einem Plastiktisch auf dem schmalen Gehweg einen Teller frisch zubereitetes Phat Thai verspeise, kriecht eine Schnecke an der Wellblechabsperrung entlang. Wenn man ihren Standort - oder in diesem Fall Kriechort - nur gelegentlich registriert, legt sie einen beachtlichen Weg zurück, während sie sich unter Beobachtung kaum fortzubewegen scheint. Ich finde das ein sehr anschauliches Beispiel für Zeitempfinden.
Das Essen wird übrigens in Bangkok auf der Straße zubereitet. Eine alte Frau zieht jeden Abend einen Wagen an den Straßenrand, auf dem sie die Zutaten schneidet, kocht und anrichtet. Serviert wird dann entweder auf Plastikgeschirr oder zum Mitnehmen in beschichtetes Papier gewickelt, das ich daheim von der Wursttheke kenne. Ich gehe jeden Tag dort vorbei, kaufe eine kleine Portion Phat Thai und gebe umgerechnet 50 Cent extra. Das ist für die Frau wahrscheinlich viel Geld. Der Kellner in der Rooftopbar eine Straße weiter rümpft darüber die Nase. Ich kann mit dieser Währung schlecht umgehen, rechne in Euro, wäge ab und finde doch keine gute Relation, was als Trinkgeld angemessen scheint. Im Kaufhaus zahle ich für ein T-Shirt made in Bangkok 5 Euro, daneben 50. Ja was denn nun, möchte ich am liebsten rufen.
Der Verkehr ist verrückt. Am ersten Tag fahre ich Bus. Fahrtrichtung ist hier links. Ich denke in Himmelsrichtungen, meine Fahrt soll nach Westen gehen, folglich muss ich auf den Bus an der hiesigen Straßenseite warten. Als er kommt, steige ich ein und krame nach Geldscheinen. Eine Kontrolleurin bittet mich, einen Sitzplatz einzunehmen bevor ich bezahle. Sie bewahrt das Wechselgeld in einer länglichen Schatulle mit Deckel. Geschickt zählt sie mit der freien Hand die Münzen und zieht einen Fahrschein von der Rolle, händigt mir beides aus und geht zum nächsten Fahrgast. Eine halbe Stunde später hat der Bus drei Haltestellen zurückgelegt. Auch hier ist Zeit relativ. Ich beschließe, mit der Metro zurückzufahren.
Am nächsten Tag fahre ich ein Stück Taxi, weil es regnet - wie jeden Tag. Mein Ziel liegt auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Der Fahrer kennt weder die Straße noch Englische Wörter. Ich öffne Googlemaps auf dem Handy. Als er vor der Abbiegung hält, deute ich an, er solle bis zur nächsten Kehre weiterfahren. Da kommt aber keine Kehre. Als er schließlich auf der anderen Seite an der richtigen Seitenstraße hält, hat sich der Preis auf dem Taximeter verdoppelt. Sein zahnloses Lachen hört sich fast an, als würde er mich auslachen. Dabei drückt er nur seine Verlegenheit damit aus. Ja, die dumme Touristin hat auf Weiterfahren bestanden, obwohl sie über die Fußgängerbrücke billiger an's Ziel gekommen wäre. Ich gebe auch hier Trinkgeld, allerdings sind es nur ein paar Groschen. Bei Regen ein freies Taxi mit freundlichem Fahrer zu finden grenzt an ein Wunder. Ich bin mir sicher, das Tourituktuki hätte mich doppelt soviel gekostet.
In der Metro falle ich nicht nur mit meinem orangen Sommerkleid auf, sondern vor allem mit der Tigermaske, die ein Geschenk eines Ladeninhabers war. Ich bin hier nicht nur im fliegerischen Einsatz, sondern auch in geheimer Mission unterwegs. Der kleine Junge mir gegenüber möchte auch so eine Maske. Das macht er seiner Mutter durch Blicke und Fingerzeigen klar. Dann betritt ein Mönch die Bahn. Sein Gewand hat dieselbe Farbe wie mein Kleid. Vielleicht sieht er mich aber nicht deswegen so komisch an, sondern wegen der Maske. Das fällt mir aber erst später ein, denn ich sehe mich ja nicht von aussen. Jemand räumt einen Sitzplatz. Auf einem Schild wird gebeten, für Alte, Kranke, Schwangere und Mönche aufzustehen. Das ist mir neu. Ich sollte das Kleid mal zu Stoßzeiten und ohne Jacke in der Bahn tragen, dann kriege ich sicher einen Sitzplatz.
Am Zielort muss ich mich beeilen, um vor dem großen Feierabendverkehr zurück zu sein. Dann weichen die Motor- und Fahrräder auf die sowieso schon schmalen Gehwege aus. Ich erschrecke nicht nur einmal über die wohl unterschiedlich wahrgenommene Gefährlichkeit der Fortbewegung als Fußgehende zum motorisierten Verkehr. Dennoch lege ich einen beträchtlichen Teil des Weges freiwillig so zurück, denn alles andere macht bei stehendem Verkehr keinen Sinn. Ich bin spät dran. Für den nächsten Tag nehme ich mir vor, ein wenig früher loszukommen. Oder die Erledigungen schneller zu absolvieren. Wahrscheinlich werde ich aber einen Platzregen abwartend irgendwo unterstehen und mich anschließend im Schneckentempo auf schmalen Wegen hinter anderen Fußgängern einreihen. Irgendwann komme ich an, egal ob ich mich schnell oder langsam bewege. Eigentlich ist nur wichtig, was dazwischen passiert.
Das Essen wird übrigens in Bangkok auf der Straße zubereitet. Eine alte Frau zieht jeden Abend einen Wagen an den Straßenrand, auf dem sie die Zutaten schneidet, kocht und anrichtet. Serviert wird dann entweder auf Plastikgeschirr oder zum Mitnehmen in beschichtetes Papier gewickelt, das ich daheim von der Wursttheke kenne. Ich gehe jeden Tag dort vorbei, kaufe eine kleine Portion Phat Thai und gebe umgerechnet 50 Cent extra. Das ist für die Frau wahrscheinlich viel Geld. Der Kellner in der Rooftopbar eine Straße weiter rümpft darüber die Nase. Ich kann mit dieser Währung schlecht umgehen, rechne in Euro, wäge ab und finde doch keine gute Relation, was als Trinkgeld angemessen scheint. Im Kaufhaus zahle ich für ein T-Shirt made in Bangkok 5 Euro, daneben 50. Ja was denn nun, möchte ich am liebsten rufen.
Der Verkehr ist verrückt. Am ersten Tag fahre ich Bus. Fahrtrichtung ist hier links. Ich denke in Himmelsrichtungen, meine Fahrt soll nach Westen gehen, folglich muss ich auf den Bus an der hiesigen Straßenseite warten. Als er kommt, steige ich ein und krame nach Geldscheinen. Eine Kontrolleurin bittet mich, einen Sitzplatz einzunehmen bevor ich bezahle. Sie bewahrt das Wechselgeld in einer länglichen Schatulle mit Deckel. Geschickt zählt sie mit der freien Hand die Münzen und zieht einen Fahrschein von der Rolle, händigt mir beides aus und geht zum nächsten Fahrgast. Eine halbe Stunde später hat der Bus drei Haltestellen zurückgelegt. Auch hier ist Zeit relativ. Ich beschließe, mit der Metro zurückzufahren.
Am nächsten Tag fahre ich ein Stück Taxi, weil es regnet - wie jeden Tag. Mein Ziel liegt auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Der Fahrer kennt weder die Straße noch Englische Wörter. Ich öffne Googlemaps auf dem Handy. Als er vor der Abbiegung hält, deute ich an, er solle bis zur nächsten Kehre weiterfahren. Da kommt aber keine Kehre. Als er schließlich auf der anderen Seite an der richtigen Seitenstraße hält, hat sich der Preis auf dem Taximeter verdoppelt. Sein zahnloses Lachen hört sich fast an, als würde er mich auslachen. Dabei drückt er nur seine Verlegenheit damit aus. Ja, die dumme Touristin hat auf Weiterfahren bestanden, obwohl sie über die Fußgängerbrücke billiger an's Ziel gekommen wäre. Ich gebe auch hier Trinkgeld, allerdings sind es nur ein paar Groschen. Bei Regen ein freies Taxi mit freundlichem Fahrer zu finden grenzt an ein Wunder. Ich bin mir sicher, das Tourituktuki hätte mich doppelt soviel gekostet.
In der Metro falle ich nicht nur mit meinem orangen Sommerkleid auf, sondern vor allem mit der Tigermaske, die ein Geschenk eines Ladeninhabers war. Ich bin hier nicht nur im fliegerischen Einsatz, sondern auch in geheimer Mission unterwegs. Der kleine Junge mir gegenüber möchte auch so eine Maske. Das macht er seiner Mutter durch Blicke und Fingerzeigen klar. Dann betritt ein Mönch die Bahn. Sein Gewand hat dieselbe Farbe wie mein Kleid. Vielleicht sieht er mich aber nicht deswegen so komisch an, sondern wegen der Maske. Das fällt mir aber erst später ein, denn ich sehe mich ja nicht von aussen. Jemand räumt einen Sitzplatz. Auf einem Schild wird gebeten, für Alte, Kranke, Schwangere und Mönche aufzustehen. Das ist mir neu. Ich sollte das Kleid mal zu Stoßzeiten und ohne Jacke in der Bahn tragen, dann kriege ich sicher einen Sitzplatz.
Am Zielort muss ich mich beeilen, um vor dem großen Feierabendverkehr zurück zu sein. Dann weichen die Motor- und Fahrräder auf die sowieso schon schmalen Gehwege aus. Ich erschrecke nicht nur einmal über die wohl unterschiedlich wahrgenommene Gefährlichkeit der Fortbewegung als Fußgehende zum motorisierten Verkehr. Dennoch lege ich einen beträchtlichen Teil des Weges freiwillig so zurück, denn alles andere macht bei stehendem Verkehr keinen Sinn. Ich bin spät dran. Für den nächsten Tag nehme ich mir vor, ein wenig früher loszukommen. Oder die Erledigungen schneller zu absolvieren. Wahrscheinlich werde ich aber einen Platzregen abwartend irgendwo unterstehen und mich anschließend im Schneckentempo auf schmalen Wegen hinter anderen Fußgängern einreihen. Irgendwann komme ich an, egal ob ich mich schnell oder langsam bewege. Eigentlich ist nur wichtig, was dazwischen passiert.
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