Dienstag, 15. November 2011
My Own Little World
turn off the news when I don’t like what I see
Yeah, it’s easy to do when it’s
Population: me
Matthew West, My Own Little World



Das ist MEIN Blog hier, was soviel bedeutet wie der richtige Ort für völlig uncoole Geständnisse. Mein erstes in Bloggerkreisen völlig uncooles Geständnis lautet: Ich freue mich immer über Verlinkungen oder sonstige Erwähnungen in fremden Blogs. Beispielsweise hat am Wochenende der Herr Stadtneurotiker auf einen meiner Beiträge verwiesen. Ausserdem entdeckte ich mich heute bei Herrn Rau. Dadrüber kann ich mich ja immer freuen wie Bolle, weil es ja auch bedeutet, dass hier noch wer ausser mir selbst mitliest. Und das ist in Bloggerkreisen total uncool - zumindest wenn ich mich recht erinnere. Cool ist natürlich eine Verlinkung auf Spreublick oder beim Nickelmeier oder wie die alle heißen, weil da mindestens 1000x geklickt wird. Mir wurscht. Ich mag die, die mich lesen mögen.

Zweitens glaube ich ja immer noch, dass es viele gibt, die ein viel tolleres Leben führen als ich, weil die viel toller drüber schreiben. Frau Nessy beispielsweise. Allerdings bin ich mir noch nicht schlüssig, ob das nun am Leben oder an der Fähigkeit zum Formulieren liegt. Immerhin könnte Frau Nessy über einen Furz bloggen und hätte trotzdem innerhalb von einer Viertelstunde Fuffzich Kommentare. Womit wir wieder bei meinem ersten Geständnis wären und der Korrelation zwischen Formulierungstalent und Kommentarzahl (äh, ist das jetzt eine sozialwissenschaftliche Moderatorhypothese?)

Drittens würde ich wahnsinnig gerne schöne Fotos machen. Motive gibt's ja genug aber weil ich ständig meine Kamera vergesse, muss ich eben da Fotos gucken, wo andere noch viel schönere machen. Zum Beispiel hier oder da. Ist jetzt nicht wirklich schlimm. Aber viertens denke ich immer noch darüber nach, wie manche Menschen es schaffen, ihre Mahlzeiten vor dem Essen zu fotografieren. Mein Essen schafft's teilweise nicht mal vom Topf bis auf einen ordentlichen Teller. Ich ziehe es in Erwägung aus diesem Grund demnächst Bauchbilder von mir einzustellen. Ausserdem könnte ich dann über meine Verdauung bloggen, wofür ich vielleicht auch mal Fuffzich Kommentare bekäme.

Habe ich schon erwähnt, dass ich Zirkelschlüsse mag?

... comment

 
Das ist überhaupt nicht uncool. Ich freu mich auch wie Bolle über einen kleinen Link oder Kommentar. Und am liebsten bei/von denen, die ich selber gerne lese. (Mit Neuzugängen rechne ich scheinbar gar nicht mehr, stelle ich gerade fest)

Ich denke, es gibt Blogs, die für einige so eine kleine Heimat darstellen, auf vielen Blogrolls schon ewig auftauchen und dann über Jahre einen Dominoeffekt produzieren und die Leser auch mit einer gewissen Berechenbarkeit bei der Stange halten, was den verlässlichen Rhythmus der Einträge angeht. UND: bekannt dafür sind, viele Leser zu haben. Der berühmte Selbstläufer-Effekt. Auf ein Blog klicken, weil viele drauf klicken und sich dort quasi treffen oder eine kollektive Information abholen, für das wohlige Grundrauschen, das "auf dem Laufenden sein".

Und man darf vielleicht auch immer noch unterstellen, dass eine Kommentarspur einen Multiplikatoreffekt hat, die gute alte Eigenwerbung. Dafür ist zum Beispiel mein Blog - zumindest auf den ersten Blick - ungeeignet. Wenn man herumprovoziert, wie ich das zuweilen mache oder sperrige Schubladen öffnet und nicht so oft verlinkt wird, ist es nicht so attraktiv zu kommentieren, zumal wenn man mich nicht kennt. Ich denke, dass einige auch befürchten, dass von mir eine haarige Replik kommen könnte, irgendso eine unkuschelige Antwort. Die sich dann doch trauen, haben selbst ein starkes Ego und antworten ebenbürtig ;-) Ich mag meine treuen Leser von Herzen gern, weil ich weiß, dass es sich um exzellente Köpfe handelt. Und die gibt's halt nicht wie Sand am Meer. Wischiwaschi-Kommentare brauch ich keine.

So weit ich das beobachte (falls ich es überhaupt beurteilen kann) sind Sie ja auch nicht so eine Kommentatorin, die überall eine Schleimspur hinterlässt. Und ich halt auch nicht! Ganz schlechtes Selbstmarketing! Mir hat allen Ernstes mal eine Bloggerin bei einem privaten Treffen erzählt, dass sie ganz gezielt "Blog-Marketing" gemacht hat, um ihr Blog bekannter zu machen, indem sie bei den Leuten kommentiert hat, wo sie gerne auf der Blogroll sein wollte, davon ausgehend, dadurch die passende Zielgruppe zu erreichen, Leser zu sich zu ziehen. War ich etwas verwirrt, als ich das gehört habe. Was es alles gibt! Aber wenn's hilft. Mir wäre das zuviel Arbeit. Kostet doch alles einen Haufen Zeit. Na ja, manche hams ja!

P.S. kommt mir vor, als wäre die Kommentarfreude aber insgesamt etwas zurückgegangen, wegen dem ganzen fb/twitter/google+-Krempel. Weiß man ja. Die heute noch viele Kommentare absahnen, waren schon immer dick im Geschäft!

... link  

 
Ja, die Kurzkommentation fokussiert sich heute auf Twitter und Co. Das liegt sicher einerseits daran, dass die Selbstdarstellung eine neue Spielwiese bekommen hat, andererseits aber sehe ich darin auch ein weiteres Indiz für den Verfall von Werten. Natürlich waren Blogs immer auch ein wenig elitär. Machen wir uns nichts vor. Unter der Vielzahl der Blogs gab es immer schon sehr wenige wortgewaltige. Der Hauptanteil beschäftigte sich mit Bildern und/oder Reise- bzw. Einsatzbefindlichkeitsberichten, ausserdem gab es das, was ich Reblogging nennen möchte (also Verlinkungen und YT-Videos). Und dann gab es eben diesen kleinen Anteil an Leuten, die dann eben auch auf jeder Blogrolle auftauchten und die man morgens absurfte. Wenn man das nun ins Verhältnis mit denen setzt, die analog Tagebuch schreiben, Bücher lesen oder gar längere literarische Texte abfassen, sind da Parallelen zu erkennen. Insofern hat FB und Co eben einen Trend erspürt, nämlich die abzuholen, die trotz eingeschränkten Audruckrepertoires sich dennoch ausdrücken möchten und ihnen zudem Leser in Form von Freunden/Followern zu garantieren. Das hat auf fast anrührende Weise etwas von Sonderschulpädagogik.

Die kleinen Heimaten sind nochmal auf einem anderen Stern. Da ist es nämlich egal was einer schreibt, da kennt man sich entweder persönlich oder verfolgt sich schon so lange, dass die Motivation mehr aus Interesse an der Person als an den Worten besteht. Das sind die virtuellen Freunde, die man in schlaflosen Nächten besuchen kann und die immer für einen da sind. Das hat was ungemein tröstliches.

... link  

 
"Insofern hat FB und Co eben einen Trend erspürt, nämlich die abzuholen, die trotz eingeschränkten Audruckrepertoires sich dennoch ausdrücken möchten und ihnen zudem Leser in Form von Freunden/Followern zu garantieren."

Musste eben lachen, ob der Formulierung, aber so einfach ist es nicht. Eingeschränktes Ausdrucksrepertoire wird auch von vielen gepflegt, die durchaus zu mehr fähig werden, sich aber vermutlich lieber auf twittertimelines verzetteln, auf vielen Hochzeiten tanzen und hier und dort schnell mal ihre Eloquenz in 140 Zeichen unter Beweis stellen. Die meisten Twitterer wären vermutlich hochgradig beleidigt, wenn man ihnen eingeschränktes Ausdrucksrepertoire unterstellen würde, und betrachten das im Gegenteil sogar als eine Art Sport ihr sensationelles Ausdrucksrepertoire auf wenige Worte einzudampfen. Ich habe da auch überhaupt nichts dagegen und muss auch manchmal über die Äußerungen lachen, die ich allerdings nur selektionsweise von der Kaltmamsell kenne, die ja immer diese kleinen Sammlungen postet.

Ich habe im Laufe der Zeit ein bißchen schlechte Laune darüber bekommen, dass sich auf fb, wo ich das Spielchen vor ca. zwei Jahren auch mal ein paar Wochen verfolgte, Leute, die früher ausgiebig und mit schöner Regelmäßigkeit, ja Liebe bloggten, ihren Fokus dann auf fb verlegten und ihre Zeit mit dem verplempern, was sie für "vernetzen" halten. Und auch die bloggenden Twitterer haben meist ihren Aktionsschwerpunkt massiv verlagert.

Das ist das, was ich mit Grundrauschen meine, es geht überhaupt nicht darum, sich schriftlich zu äußern, wertvolle Gedanken zu formulieren, sondern um Kontaktpflege und sich der eigenen Existenz und Wertschätzung auf einem leicht zu handelnden Niveau zu versichern.

Ist ja auch alles erlaubt und in Ordnung, wenn es sich kuschelig anfühlt. Ich darf mir überhaupt nicht herausnehmen, mich darüber zu erheben, weil ich komplett anders ticke, das sind für mich Ereignisse auf fremden Planeten. Ich schreibe in meinem Blog im Grunde Schulaufsätze, bei denen ich mir viel Mühe gebe, meine gedankliche Dynamik in Worte zu fassen. Der Unterschied zu früher (also zu Schulzeiten) ist nur, ich kann mich nicht darauf verlassen, dass jemand den Part der Lehrerin übernimmt, die sich das in Ruhe durchliest und Anmerkungen dazu macht. Und mir eine Note gibt. Das hätte ich eigentlich ganz gerne, einen dynamischen gedanklichen Ausstausch, aber das ist offenbar zu viel verlangt, der Anspruch von mir ist eindeutig zu hoch. Natürlich finde ich es schade, dass ich das Gefühl habe, mit großer Gewissenhaftigkeit an meine aufwändigen Aufsätze ranzugehen (ich rede jetzt nicht unbedingt von diesen kleineren Äußerungen zwischendurch, das geht ruckzuck, meine Gedanken rotieren sowieso immer turbomäßig) aber keine auf ähnlichem Level rotierenden Leser zu haben. Bzw. gibt es zwar welche, die den Intellekt durchaus hätten, aber sich dann nicht an einem Kommentar abarbeiten wollen. Und sei es nur "ich verfolge das mit Interesse, habe aber das Gefühl, keinen ebenbürtigen Kommentar formulieren zu können". Ein bißchen beleidigt bin ich da auch schon, gebe ich zu, da ich ja nun bei einem Blick in die Zugriffszahlen sehe, dass es durchaus gelesen wird. Ich merke, ich muss gerade sehr aufpassen, dass ich nicht überheblich werde.

Das fängt schon da an, dass sich mir die Haare bei dem Beispiel sträuben, den Sie oben anführten. Von wegen, manche könnten eben so toll schreiben, dass sie auch über einen Furz bloggen könnten. Lassen Sie mal die Kirche im Dorf. Es wird bereits über den Furz gebloggt. Und nicht auf sensationellem literarischen Niveau. Man muss sich eben auch bei den Lesern entscheiden: will man Klatschvieh, schreibt man am besten gut verdaulichen Durchschnitt. Wenn der Fokus nicht auf intensivem Grundrauschen in Form von Plapper-Feedback liegt, kann man sich überlegen, ob man sich originärem Denken und dessen Formulierung verschreibt, aber auf quantitaves Feedback verzichtet.

Ja, die kleinen Heimaten. So ist es.

... link  

 
Missverständnis
Mir ging es um das Zurechtrücken der eigenen kleinen Welten. Denn im Verhältnis existieren halt doch nicht so viele Leute, die des Schreibens mit wohlgewählten Worten mächtig sind. Das ist als ob ich jeden Tag in der Gala blättere und dann im öffentlichen Nahverkehr vom Aussehen der mich umgebenden Leute enttäuscht bin.
Denn die, welche durchaus in der Lage wären, sich wortgewaltig auszudrücken, es aber kindlich trotzend dann doch nicht tun, repräsentieren einen verschwindend geringen Anteil an der Gesamtbevölkerung.

... link  


... comment
 
Noch ein P.S.

das finden jetzt sicher einige nicht so nett, aber ich habe mir unlängst gedacht, ist ja alles gut und schön mit dem abgeknipsten Mittag- und Abendessen, wenn es auf einem hohen Level präsentiert wird und dazwischen auch mal nennenswerte Beiträge gebloggt werden, in denen sonstige Fähigkeiten oder Lebenseindrücke zu Tage treten. Aber wenn die Mahlzeiten 97 Prozent der Blogeinträge ausmachen, fällt das für mich unter Hausfrauenbloggerei. Genau wie Strickmuster-Bloggen. Mir persönlich zu langweilig. Dann lieber Einträge, wo auch mal jemand seine Psychosen offenbart (und wer wäre frei davon). Dieses Glattgebügelte geht mir schwer auf die Nerven. Ich kehre ja auch eine Menge unter den Teppich, aber bekenne mich dazu!

... link  

 
Ein Professor meines Institutes untersucht die Frage, ob sich Psychosen aus Selbstdarstellung oder die Selbstdarstellung aus der Psychose entwickelt. Toll was?

Dafür habe ich gestern übrigens das entsprechende englische Sprichwort gelernt: Don't teach your grandmother how to suck eggs.

... link  

 
Und da ich mich ohnehin schon um Kopf und Kragen schreibe: anhand der handverlesenen Anzahl von Kommentatoren unter diesem Blogeintrag fällt mir auf, dass ich offenbar auch ein völlig anderes Verständnis von Etikette habe. Nicht, dass ich aus schierer Höflichkeit unter diesem Beitrag kommentieren würde, weil Sie mich verlinkt haben, sondern weil es mich auch beschäftigt. Aber selbst wenn ich rein gar nichts zum Thema zu sagen hätte, empfände ich es als eine Frage der Höflichkeit, Ihnen durch eine wertschätzende Bemerkung kund zu tun, dass ich es registriert habe. Gerade auch, weil es in Ihrem Eingangsbeitrag ja um die Kommentare geht. Ich bin da offenbar sehr altmodisch. Aber wir wollen nicht klagen: zwei Kommentatoren auf hohem Level. Das ist mehr als die meisten Beiträge im Internet vorweisen können!

... link  

 
Erwischt
Heute habe ich ohne Kommentarspuren die Geschichte von der Besteigung des Glockenturmes gelesen. Was war geschehen? Die Schilderung Ihres Weges hinter dem jungen gehbehindertern Mann fand ich sehr anrührend.Zum Kommentieren suchte ich einen Satz, auf den ich mich beziehen wollte, fand jedoch den nicht mehr, den ich im Kopf hatte. Und dann musste ich gehen. Also habe ich das Kommentarfeld unberührt gelassen. So ist das nämlich auch manches Mal.

... link  

 
Das ist eine schöne Erklärung für einen unterlassenen Kommentar, aber vermutlich eine eher seltene Konstellation, dass man aufgrund von Zeitdruck schlichtweg nicht dazu kommt.

Ich freue mich schon, jetzt hier zu lesen, dass Sie die Geschichte erstens überhaupt und zweitens GANZ gelesen haben. Ich habe nämlich mitunter auch die Befürchtung, dass einige gar nicht zu Ende lesen und damit gar nicht gewahr werden, dass die oft so pragmatisch beginnenden Beschreibungen des jeweiligen Ausflugsziels so gut wie immer eine thematische Wendung nehmen, nämlich nach innen, zu den Herzensbewegungen und sehr viel weiter führenden Gedanken. Wer ahnt bei der anfänglichen Beschreibung der Historie eines Aussichtsturms, dass es am Ende tatsächlich um etwas viel Bewegenderes, Wichtigeres geht. Die Begegnung mit einem querschnittsgelähmten jungen Mann und dessen Willenskraft. Und das in Bezug zu einem Ort einer Ära, in der behinderte Menschen der letzte Dreck waren.

Vielleicht sollte ich jeder Geschichte das eigentliche Thema in einer Unterüberschrift voranstellen. Wie in der Zeitung. Ach nein, ist mir auch zu blöd. Wer weiß, wie ich schreibe und ticke, kann sich eigentlich denken, dass es so gut wie immer eine Wendung zu etwas Substanziellerem als schnöder Architekturbetrachtung gibt.

... link  

 
P.S. habe mir soeben erlaubt, diese schöne Anmerkung zum unterlassenen Kommentar unter der Geschichte bei mir zu posten. Ich hoffe, das ist in Ordnung, wegen Urheberrecht!

(quasi Zirkelschluss)

... link  

 
Sie machen mir ein schlechtes Gewissen
Das ist vollkommen in Ordnung, zumal ich mir überlegte, diese meine Anmerkung dort selber zu schreiben.
Dann kann ich ja jetzt zugeben, dass ich schon ein paar Mal ohne Kommentarspuren ganze Einträge gelesen habe.

... link  

 
Ich vergebe Ihnen. ;-)

... link  


... comment
 
Mein Essen schafft's teilweise nicht mal vom Topf bis auf einen ordentlichen Teller.

Haha, schon allein für diesen großartigen Satz hat sich das Lesen hier wieder mal gelohnt.

In diesem Sinne: weitermachen!

... link  

 
Dankeschön. Wenn auch meine Formulierung sozusagen direkt aus dem Leben gegriffen ist. Ich bin nämlich ab und zu Topfesser. Das hat mehr mit Sparsamkeitsaspekten denn mit fehlender Esskultur zu tun. Da bleibt ja auch immer was im Topf und auf dem Teller hängen. Wenn's lecker war, möchte ich diese Überbleibsel auf ein Minimum reduzieren und damit das Geschmackserlebnis auf ein zeitliches Maximum strecken.

... link  

 
Baked Beans esse ich eigentlich immer direkt aus dem Topf. Ich mach da immer zwei von den Dosen rein und esse das alles ganz alleine auf }:-)

... link  


... comment