Montag, 27. März 2006
New York, Rio, Tokyo
Locations of visitors to this page


Aus allen Teilen dieser Erde

... link (4 Kommentare)   ... comment


With or without you
Die Geschichte handelt von einem kleinen Mädchen. Das kleine Mädchen lacht viel. Es lacht, wenn die Großmutter Geschichten erzählt. Es lacht, wenn der Großvater mit ihr morgens Radio hört. Es lacht, wenn die Mutter weint und will sie mit Grimassen aufheitern. Es lacht, wenn der Vater mit Schlägen droht. Es lacht auch dann noch, wenn die Knie vom Asphalt bluten. Nur einmal in der Woche weint es. Dann nämlich, wenn es Sonntagabend wird. Da muss das kleine Mädchen zurück zum Vater und zur Mutter. Die Großmutter mag es auch nicht gehen lassen, denn die weiß wie das Leben ist. Die Großmutter hat es sehr lieb, das kleine Mädchen. Sie versucht, dem kleinen Mädchen von Freitag bis Sonntag all das zu geben, was dem Kind unter der Woche fehlt. Das kleine Mädchen weint sonntags so verzweifelt, als würde es um sein Leben weinen. Das bricht der Großmutter jedes Mal fast das Herz.

Eines Tages weint das kleine Mädchen nicht mehr sonntags, denn jetzt darf es von Montag bis Freitag bei der Großmutter sein. Nur Samstag ist es bei der Mutter. Das ist nicht so schlimm, weil es ist nur ein Tag. Sonntags geht es mit der Großmutter zur Kirche. Es möchte auch am Sonntag ein wenig bei der Großmutter sein. So ist es ganz still neben der Großmutter, wenn der Pfarrer predigt oder singt die Lieder und lernt Litaneien.

Das Mädchen ist nicht mehr so klein, als die Großmutter geht. Es ist auch noch nicht groß. Nicht groß genug, um die Großmutter nicht zu vermissen. Es versteht nicht, warum es nicht dort sein darf, wo die Großmutter jetzt ist. Es versteht auch nicht, als man ihr sagt, dass die Großmutter gestorben sei. Aber es hört auf zu lachen. Es weint auch nicht, es ist nur still. Es sagt nichts, wenn die Lehrer ihr Fragen stellen. Es schweigt, wenn die Mutter zu ihr spricht. Es versteht nicht, warum die Anderen mit ihr reden. Reden? Worüber, wozu? Es hat nicht nur aufgehört zu sprechen, sondern auch zu fühlen.

Das Mädchen ist inzwischen ein großes Mädchen. Es spricht wieder und fühlt. So Manchen lässt sie in ihr Herz schauen. Doch als die gehen, weint das Mädchen, als wäre es ganz klein und Sonntag. Die Großmutter wird nächsten Sonntag nicht vor der Kirche warten. Mit den Freunden gibt es kein nächstes Mal. Schon lange hat es aufgehört, in die Kirche zu gehen. Nur ein einziges Mal war es an der Stelle, wo die Großmutter begraben ist. Dort ist es kalt und fremd. Die Großmutter aber war niemals kalt. Dann fühlt es sich wieder ganz klein, das große Mädchen, und weint sich in den Schlaf. Manchmal träumt es von der Großmutter. Träume voller Sehnsucht, voller Glück. Es will dort sein, wo die Großmutter jetzt ist.

Das große Mädchen könnte jetzt selbst ein kleines Mädchen haben. Doch wie soll sie dem kleinen Mädchen etwas geben, das sie vermisst? Sie beginnt zu vergessen. Die Stimme der Großmutter, wie klang die Stimme? Wie klang ihr Lachen? Das große Mädchen mag keine Bilder von der Großmutter anschauen. Die Großmutter ist in ihrem Herzen. Gleich dort neben dem tiefen Splitter, der die Wunde eitern lässt.

Eines Tages nimmt das große Mädchen all seinen Mut zusammen und reißt den Splitter heraus. Jetzt kann die Wunde heilen. Sie weiß, dass die Großmutter nie mehr wieder kommt. Sie weiß auch, dass sie ganz alleine für sich sorgen muss. Die Großmutter hat ihr alles mitgegeben, was sie dafür braucht. Nur manchmal sonntags spürt sie den Schmerz. Manchmal, wenn der Liebste geht, tut es noch weh. Dann weint sie ein wenig, streichelt die Narbe und wird ganz ruhig. Später lächelt sie ein wenig. Noch ein wenig später nimmt sie das kleine Mädchen an die Hand und geht los.

... link (1 Kommentar)   ... comment


3rd nervous breakdown
Erst sah es nicht danach aus, als würde ich dieses Wochenende überleben. Doch als ich heute Morgen zu mir kam, war ich in der Lage, mich zu bewegen, zu denken und sogar zu sprechen. Denn obwohl ich vor der Lesung am Freitag mächtig nervös war, lief alles erstaunlich gut, ja fast wie von alleine. Die kleinen und größeren Patzer hat das Publikum verziehen und trotzdem applaudiert. Der Abend war dann noch sehr lang und das lag an unserer Djane Degree, die im Twisted Bavarian einen tollen Mix auflegte und uns später noch ins Pomp begleitete. Ach, dem Herrn an der Bar soll ich ausrichten, dass sie keinen Wert auf seine Begleitung in einen Fetischclub legt, da sie weder an dieser Art der Einrichtung, noch an ihm interessiert ist. Nein kann offensichtlich missverständlich interpretiert werden.

Einer langen Nacht folgte ein langer Tag mit der für mich dritten Lesung in Folge, diesmal in Fürth. Vom Zonebattler organisiert, vom Don Alphonso ähchauffiert und von Franken belauscht, die wohl den Spruch „bück dich Fee, Wunsch ist Wunsch!“ noch nicht kannten, musste ich nach meinem Vortrag schnell flüchten, da ich mit meinen Texten Moral, Sitte und Anstand gefährdete [Edit: Andrea Diener kennt solche Sprüche, scheint aber die Einzige zu sein].
Ich entkam auch diesmal ohne Massaker und ließ den Abend gemeinsam mit dem Jäger und Sammler in sicherer Umgebung ausklingen.

Fazit:
Lesungen sind eine einmalige Gelegenheit, Texte vor Publikum auszuprobieren, seine Kommentatoren persönlich zu treffen und sich anschließend kräftig zu betrinken. Was ich mir allerdings nicht erklären kann, ist, warum das Absterben von Gehirnzellen solche Schmerzen verursacht. Ich dachte bisher, im Gehirn gäbe es keine Schmerzempfindung. Wieder was gelernt.

Gelesen/gesungen im Twisted Bavarian:

Let me be your underwear
Searching Blues
Welturaufführung mit Smartass&The Blogboogieboys
[Frau Klugscheisser voc/sax; Banana git; Oweh bass]
Blood on the dancefloor

Gelesen in Fürth:

Merci dass es dich gibt
You´re embarrassing me
Free Xone

Hier und hier gibt´s auf die Ohren.

... link (2 Kommentare)   ... comment