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Montag, 18. Februar 2008
Georgia on my mind
frau klugscheisser, 16:32h
"Tiflis? Liegt das nicht in Libyen?"
Mal abgesehen davon, dass man bei diesem ganzen politischen Durcheinander keine Ahnung mehr hat, wie sich welche Länder derzeit benennen und was zu welchem Territorium gehört, kennt man manche Orte nur noch als Schlagworte aus den Medien. Ich wusste beispielsweise lange nicht, dass man in Castrop-Rauxel auch richtig wohnen kann, statt die meiste Zeit mit dem Auto auf Straßendreiecken zu stehen. Städte-, Länder- und Staatsnamen werden zu geflügelten Worten und der olle Diercke zum Katechismus für Spätsechz'ger. Wohl dem, der ihn nach seiner Schulzeit gegen geringes Entgeld erwarb.
So weiß ich kluges Kind natürlich, dass Eriwan nicht nur eine Radiostation ist und Tiflis die Hauptstadt Georgiens, was nicht über reichlich grundlegendere Geographielücken hinwegtäuschen soll. Selbst wenn sich noch ein dicker Strich durch das Abbild Deutschlands in meinem Diercke Weltatlas zieht, belehrt mich mein Lohnsteuerabzug eines Besseren. Dagegen hielt ich die Schwarzmeerflotte immer für die Bezeichnung eines Chores, dem man beitreten kann, wenn man dem Domspatzenalter entwachsen ist, statt an einen Undergroundclub der Marine zu denken. Seit heute weiß ich aber: das Schwarze Meer gibt es wirklich. Es ist sogar so groß, dass riesige Schiffe hineinpassen.
Ich habe es mit eigenen Augen gesehen, das Schwarze Meer. Von oben. Ziemlich groß ist's und ziemlich schwarz. Es war auch Nacht. Allerdings weiß ich, daß es irgendwann auch zu Ende ist, das Schwarze Meer. Dahinter liegt dann Georgien. Davor übrigens Rumänien und nein, man muss nicht - wie einst eine von mir erfolgreich in die Irre geführte Kollegin - die Bedienung der Schwimmwesten demonstrieren, wenn man nach Bukarest fliegt. Sollten Sie also Georgien suchen, gucken Sie rechts von Bukarest, rechts vom Schwarzen Meer. Wenn Sie Eriwan sehen, sind Sie im Prinzip schon zu weit. Beim Kaspischen Meer auch. Wie gut, dass ich nicht Fluglotse geworden bin.
Die Georgier sprechen übrigens nicht russisch, sondern georgisch. Da sind sie eigen, die Georgier. Fast wie die Brasilianer, die man unter keinen Umständen auf spanisch ansprechen sollte. Jetzt spreche ich weder georgisch noch russisch und kann auch die Schriftzeichen nicht korrekt zuordnen. Da geht es mir ähnlich wie unserem Cateringmitarbeiter, der mir Einreiseformulare hinterlässt. Brav verteile ich die an unsere Gäste, bis mich einer darauf aufmerksam macht, daß es sich hierbei um Einreiseformulare für die Ukraine handelt. Ein marginaler Unterschied für mich, internationaler Konfliktstoff für Georgier. Glücklicherweise sind sie zu müde, um mit mir überKarikaturen Schriftzeichen zu streiten.
Die Georgier haben auch nichts mit den Albanern am Hut. Sie wissen schon, DIE Albaner aus der Verfilmung von Vargas-Llosas Roman der Tante Julia und ihremKugel Kunstschreiber. Obwohl, ursprünglich waren die Albaner im Buch Bolivianer. Marginale Unterschiede, sowohl in nautischen Meilen als auch im soziokulturellen Milieu. Meine Georgier haben eines gemeinsam: sie wollen alle nach oder weg von Tiflis. Möglicherweise haben sie letzteres mit Albanern, Ukrainern und Bolivianern gemeinsam. Wer will schon in einem Land bleiben, in dem eine Gehhilfe eher dem Untergestänge eines Leifheit Servierwagens aus den Siebzigern ähnelt, als einem mobilitätsfördernden Gerät, dessen Stabilität nur unwesentlich die der sich damit fortbewegenden Person übertrifft. Kurzum, Georgien ist ein relativ armes Land. Das hat es definitiv mit Albanien, der Ukraine und einigen anderen Ländern gemeinsam.
Eines haben sie auch mit mir gemeinsam, die Georgier: sie stehen nicht gerne mitten in der Nacht auf, um sich anschließend in ein Flugzeug zu begeben. Aber weil das Schwarze Meer groß und die Entfernung zum Rest der Welt noch größer ist, lässt es sich nicht umgehen. Letztlich will sich auch ein Georgier mal davon überzeugen, dass Castrop-Rauxel nicht in Holland liegt und der Begriff 'Nordsee' nicht für Devotionalienaufkleber steht. Ob mit oder ohne Gehhilfe.
Mal abgesehen davon, dass man bei diesem ganzen politischen Durcheinander keine Ahnung mehr hat, wie sich welche Länder derzeit benennen und was zu welchem Territorium gehört, kennt man manche Orte nur noch als Schlagworte aus den Medien. Ich wusste beispielsweise lange nicht, dass man in Castrop-Rauxel auch richtig wohnen kann, statt die meiste Zeit mit dem Auto auf Straßendreiecken zu stehen. Städte-, Länder- und Staatsnamen werden zu geflügelten Worten und der olle Diercke zum Katechismus für Spätsechz'ger. Wohl dem, der ihn nach seiner Schulzeit gegen geringes Entgeld erwarb.
So weiß ich kluges Kind natürlich, dass Eriwan nicht nur eine Radiostation ist und Tiflis die Hauptstadt Georgiens, was nicht über reichlich grundlegendere Geographielücken hinwegtäuschen soll. Selbst wenn sich noch ein dicker Strich durch das Abbild Deutschlands in meinem Diercke Weltatlas zieht, belehrt mich mein Lohnsteuerabzug eines Besseren. Dagegen hielt ich die Schwarzmeerflotte immer für die Bezeichnung eines Chores, dem man beitreten kann, wenn man dem Domspatzenalter entwachsen ist, statt an einen Undergroundclub der Marine zu denken. Seit heute weiß ich aber: das Schwarze Meer gibt es wirklich. Es ist sogar so groß, dass riesige Schiffe hineinpassen.
Ich habe es mit eigenen Augen gesehen, das Schwarze Meer. Von oben. Ziemlich groß ist's und ziemlich schwarz. Es war auch Nacht. Allerdings weiß ich, daß es irgendwann auch zu Ende ist, das Schwarze Meer. Dahinter liegt dann Georgien. Davor übrigens Rumänien und nein, man muss nicht - wie einst eine von mir erfolgreich in die Irre geführte Kollegin - die Bedienung der Schwimmwesten demonstrieren, wenn man nach Bukarest fliegt. Sollten Sie also Georgien suchen, gucken Sie rechts von Bukarest, rechts vom Schwarzen Meer. Wenn Sie Eriwan sehen, sind Sie im Prinzip schon zu weit. Beim Kaspischen Meer auch. Wie gut, dass ich nicht Fluglotse geworden bin.
Die Georgier sprechen übrigens nicht russisch, sondern georgisch. Da sind sie eigen, die Georgier. Fast wie die Brasilianer, die man unter keinen Umständen auf spanisch ansprechen sollte. Jetzt spreche ich weder georgisch noch russisch und kann auch die Schriftzeichen nicht korrekt zuordnen. Da geht es mir ähnlich wie unserem Cateringmitarbeiter, der mir Einreiseformulare hinterlässt. Brav verteile ich die an unsere Gäste, bis mich einer darauf aufmerksam macht, daß es sich hierbei um Einreiseformulare für die Ukraine handelt. Ein marginaler Unterschied für mich, internationaler Konfliktstoff für Georgier. Glücklicherweise sind sie zu müde, um mit mir über
Die Georgier haben auch nichts mit den Albanern am Hut. Sie wissen schon, DIE Albaner aus der Verfilmung von Vargas-Llosas Roman der Tante Julia und ihrem
Eines haben sie auch mit mir gemeinsam, die Georgier: sie stehen nicht gerne mitten in der Nacht auf, um sich anschließend in ein Flugzeug zu begeben. Aber weil das Schwarze Meer groß und die Entfernung zum Rest der Welt noch größer ist, lässt es sich nicht umgehen. Letztlich will sich auch ein Georgier mal davon überzeugen, dass Castrop-Rauxel nicht in Holland liegt und der Begriff 'Nordsee' nicht für Devotionalienaufkleber steht. Ob mit oder ohne Gehhilfe.
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