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Mittwoch, 10. November 2010
Show Me The Money
frau klugscheisser, 23:52h
Nach der Arbeit ist vor der Arbeit. Trotzdem hat es sich seit längerer Zeit in den Städten etabliert, das Ende der Arbeitszeit nicht erst am Freitag zu feiern, sondern bereits wochenmittig. Das Publikum bei diesen sog. Afterworkparties scheint jedoch alles andere als arbeitendes Volk zu sein. Verständlich, denn die Sachbearbeiterin, die Angestellte im mittleren Management und der durchschnittliche It-ler mussten früh raus und flanieren nach getaner Arbeit maximal zwischen Küche und Kuschelsofa. Nicht so die Münchner Schickeria bestehend aus Jürgen-hat-Geld-wie-Heu und Olga-braucht-noch-Staatsbürgerschaft, sowie Jenny-studiert-was-mit-Medien und Chantal-sucht-Sponsor-für-die-Modelkarriere. Die müssen aber auch nicht um 7.00 aufstehen, bei denen beginnt die Arbeit wenn andere ins Bett gehen. Beim weiblichen Part scheinbar genau dort.
Sozialstudie wäre eine blöde Ausrede, sehen wollt' ich's halt mal, was in München angesagt ist. Also rein in die Klamotten und raus in die Nacht. Als ich das erste Mal auf's Klo muss, nimmt das Unglück seinen Lauf. Eine Laufmasche wäre das kleinere Übel gewesen. Nein, es musste gleich ein ordentlicher Riss sein. Die Strümpfe werden als laufmaschensicher verkauft, ich somit ohne Redundanz in der Handtasche. Wer rechnet denn auch mit sowas. Im weiteren Verlauf stehe ich mit einem ordentlichen Loch über dem Knie und unterhalb der Rocknaht rum. Wer genügend Selbstbewußtsein hat, kann das als Modegag deklarieren. Ich stehe jetzt etwas verkrampfter als üblich, die Beine übereinandergeschlagen, in einer Hand Häppchen, in der anderen ein Glas Campari-Orange. Der war umsonst und das muss man als durchschnittlicher Einkommensempfänger ausnutzen. Weil die Garderobe kostet, liegt mein Mantel im Auto der Begleitung. In der Manteltasche noch zwei Gutscheine für weitere Campari-Oranges.
Wir stehen also gepflegt in der Gegend herum, lästern über Aussehen und Ambitionen der Umstehenden als es in meinem Bauch zu rumoren beginnt. Die Begleitung holt Getränkenachschub. Draußen ist es bitter kalt. Ich spüre jeden Neuankömmling durch die Zugluft in meinem Strumpfloch. Nach dem zweiten Getränk muss ich die Toilette erneut aufsuchen. Der Weg dorthin ist eine lange, beinbeleuchtete Treppe, an deren unterem Ende sich die Damenwelt vor Ganzkörperspiegeln die Näschen pudert. Jeder Neuzugang wird auf dem steilen Laufsteg nach Aussehen und Ambitionen beurteilt. Eine magersüchtige Blonde mit Beinen bis unter die Achseln tuschelt mit ihrer Freundin, nachdem sie einen Blick auf mich geworfen hat. Genauer gesagt trifft ihr Blick erst mein Strumpfloch, wandert langsam über jedes Fettpölsterchen nach oben und ruht dann auf meinen Stirnfalten. Sowas spürt man als Frau. Die von innen verschließbare Türe der Toilettenkabine sind in diesem Fall ein wahrer Segen.
Oben wartet die Begleitung bereits mit einem weiteren, kostenfreien Drink. Eigentlich vertrage ich weder Alkohol noch Orangensaft besonders gut. Zusammen ergeben sie - wie sich bald herausstellt - eine explosive Mischung in meinem Bauch. Nach dem fünften Lauf über die ungeliebte Catwalk-Treppe begrüßt mich die Klofrau wie eine alte Bekannte. Das Kleingeld steckt in meinem Mantel, der wiederum im Auto der Begleitung liegt. Mich beäugt sie nur abschätzig. Wer kein Geld für eine zweite Strumpfhose hat, der soll lieber daheim auf's Klo gehen. Wäre mir ehrlich gesagt auch lieber aber bis dort ist es jetzt ein weiter Weg. Den trete ich schließlich mit der Erkenntnis an, mit der Münchner Schickeria völlig inkompatibel zu sein.
Ein paar Tage später treffe ich Verena K. im Flugzeug (sie wissen schon, die Ex vom Nationaltorwart). Sie ist in Begleitung ihres aktuellen Ex, der auch gleichzeitig Ex eines deutschen Filmsternchens ist (sie wissen schon, die, deren Name man ohne ihre Autorisation nicht schreiben darf) und kämpft mit den Tränen. Und da tut sie mir sehr leid, denn seit jenem Abend ahne ich, wie schwer es ist, nicht durch Können, sondern allein durch Aussehen und Ambitionen nach oben zu kommen. Schließlich werden wir alle nicht jünger.
Sozialstudie wäre eine blöde Ausrede, sehen wollt' ich's halt mal, was in München angesagt ist. Also rein in die Klamotten und raus in die Nacht. Als ich das erste Mal auf's Klo muss, nimmt das Unglück seinen Lauf. Eine Laufmasche wäre das kleinere Übel gewesen. Nein, es musste gleich ein ordentlicher Riss sein. Die Strümpfe werden als laufmaschensicher verkauft, ich somit ohne Redundanz in der Handtasche. Wer rechnet denn auch mit sowas. Im weiteren Verlauf stehe ich mit einem ordentlichen Loch über dem Knie und unterhalb der Rocknaht rum. Wer genügend Selbstbewußtsein hat, kann das als Modegag deklarieren. Ich stehe jetzt etwas verkrampfter als üblich, die Beine übereinandergeschlagen, in einer Hand Häppchen, in der anderen ein Glas Campari-Orange. Der war umsonst und das muss man als durchschnittlicher Einkommensempfänger ausnutzen. Weil die Garderobe kostet, liegt mein Mantel im Auto der Begleitung. In der Manteltasche noch zwei Gutscheine für weitere Campari-Oranges.
Wir stehen also gepflegt in der Gegend herum, lästern über Aussehen und Ambitionen der Umstehenden als es in meinem Bauch zu rumoren beginnt. Die Begleitung holt Getränkenachschub. Draußen ist es bitter kalt. Ich spüre jeden Neuankömmling durch die Zugluft in meinem Strumpfloch. Nach dem zweiten Getränk muss ich die Toilette erneut aufsuchen. Der Weg dorthin ist eine lange, beinbeleuchtete Treppe, an deren unterem Ende sich die Damenwelt vor Ganzkörperspiegeln die Näschen pudert. Jeder Neuzugang wird auf dem steilen Laufsteg nach Aussehen und Ambitionen beurteilt. Eine magersüchtige Blonde mit Beinen bis unter die Achseln tuschelt mit ihrer Freundin, nachdem sie einen Blick auf mich geworfen hat. Genauer gesagt trifft ihr Blick erst mein Strumpfloch, wandert langsam über jedes Fettpölsterchen nach oben und ruht dann auf meinen Stirnfalten. Sowas spürt man als Frau. Die von innen verschließbare Türe der Toilettenkabine sind in diesem Fall ein wahrer Segen.
Oben wartet die Begleitung bereits mit einem weiteren, kostenfreien Drink. Eigentlich vertrage ich weder Alkohol noch Orangensaft besonders gut. Zusammen ergeben sie - wie sich bald herausstellt - eine explosive Mischung in meinem Bauch. Nach dem fünften Lauf über die ungeliebte Catwalk-Treppe begrüßt mich die Klofrau wie eine alte Bekannte. Das Kleingeld steckt in meinem Mantel, der wiederum im Auto der Begleitung liegt. Mich beäugt sie nur abschätzig. Wer kein Geld für eine zweite Strumpfhose hat, der soll lieber daheim auf's Klo gehen. Wäre mir ehrlich gesagt auch lieber aber bis dort ist es jetzt ein weiter Weg. Den trete ich schließlich mit der Erkenntnis an, mit der Münchner Schickeria völlig inkompatibel zu sein.
Ein paar Tage später treffe ich Verena K. im Flugzeug (sie wissen schon, die Ex vom Nationaltorwart). Sie ist in Begleitung ihres aktuellen Ex, der auch gleichzeitig Ex eines deutschen Filmsternchens ist (sie wissen schon, die, deren Name man ohne ihre Autorisation nicht schreiben darf) und kämpft mit den Tränen. Und da tut sie mir sehr leid, denn seit jenem Abend ahne ich, wie schwer es ist, nicht durch Können, sondern allein durch Aussehen und Ambitionen nach oben zu kommen. Schließlich werden wir alle nicht jünger.
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