Sonntag, 3. November 2013
Silence
Die starke Versuchung, mir ein traditionelles Südseetatoo stechen zu lassen, führe ich auf allgemeine Midlifeaufbruchstimmung zurück. Die kindliche Freude am Schaukeln des Bootes, am Wasserplantschen und am Leben in der Natur kann allerdings nur hormonell bedingt sein.


Für die nächsten anderthalb bis zwei Wochen wird es technisch bedingt still hier sein.

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Water & Air
Es begab sich aber zu der Zeit der Merkelpräfektur, dass ein kleines Fräulein der Lüfte*) **) zur großen Reise Richtung südlicher Erdhalbkugel aufbrach. Es war unsicher, ob die Herren der Lüfte sie mitnehmen würden. So hatte sie keine andere Wahl, als auf ihr Glück zu vertrauen. Als sie nach einem Tag im Bauch der großen Vögel schließlich das Land der neuen Seen erreichte, hatte sie nur wenig Hoffnung, einen anderen Vogel zur Mitnahme zu bewegen. Es gab nämlich nur kleine Vögel, die niemals viele Reisende auf ihrem Weg transportierten. Doch die Götter waren ihr hold und ihre Gebete wurden erhört. Am selben Tag plante das Oberhaupt des Königreichs Tonga eine Reise mit gleichem Ziel und so wurde ein großer Vogel ausgesandt, um den König und das kleine Fräulein der Lüfte gleichsam auf die Insel des Oberhauptes zu fliegen. Das kleine Fräulein der Lüfte war sehr froh, wenn sie auch dem König nicht von Angesicht zu Angesicht begegnete. Auf der Insel des Königs dachte das kleine Fräulein der Lüfte an die Geschichte, die zu dieser Reise führte.

Vor vielen Jahren, als das kleine Fräulein der Lüfte nämlich noch ein Fräulein der Klänge war, lernte sie einen Barden kennen, der auf dieser Insel geboren war und in seiner Jugend für den König gesungen hatte. Das kleine Fräulein war so fasziniert vom Gedanken an diese Insel, dass sie fortan vom Besuch dieses fernen Inselreichs träumte. Sie suchte den Ort auf einer Karte und studierte ein Schriftstück über das Königreich. Einige Zeit später wurde aus dem Fräulein der Klänge ein Fräulein des Meeres. Sie hoffte, auf diese Weise eines Tages zur magischen Insel zu gelangen. Doch die Götter hatten andere Pläne, und so sollte das kleine Fräulein der Lüfte noch viele Jahre warten, bis es endlich die Insel des Königs besuchen konnte.

Inzwischen war das kleine Fräulein der Lüfte älter geworden und setzte alles daran, nicht nur zu träumen, sondern auch ihre Träume wirklich werden zu lassen. So bestieg sie ein Schiff, das ihr tagsüber als Heim diente und sie nachts in den Schlaf schaukelte. Nach einer Woche auf der magischen Insel brach sie mit den Schiffsbesitzern auf, um zum Land der neuen Seen auf dem Wasser zurückzukehren. Viele hatten sie gewarnt, denn diese Reise sei durch Wind und Wellen recht ungemütlich, ja gar gefährlich. Manch einer nannte sie töricht, sich auf das Abenteuer einzulassen. Schließlich nahte der Tag der großen Überfahrt und das kleine Fräulein der Lüfte war schon sehr aufgeregt. Sollten ihnen die Meeresgötter hold sein und sie die Überfahrt unbescholten überstehen, würde das kleine Fräulein der Lüfte nämlich bald von den Göttern geadelt. Jeder Sterbliche, der sich den Herausforderungen eines Elements stellt und den Widrigkeiten standhält, wird in den Stand der Halbgötter gehoben oder aber verdammt, wer sich davonstiehlt. Das kleine Fräulein hatte schon in ihrem Leben Begegnungen mit Wasser und Luft gemeistert. Auch dem Feuer und der Erde war sie mutig gegenübergetreten. Nun sollte sich also beweisen, ob sie der Herausforderung des Meeres gewachsen war. Ob das kleine Fräulein das Land der neuen Seen erreicht hat oder ob sie vom Ozean verschluckt wurde, erfahrt ihr aber ein andermal.


*)Fräulein der Lüfte: chinesische Übersetzung für Flugbegleiterin

**)Nachtrag: Das ist jetzt bisschen peinlich aber eigentlich lautet die richtige Übersetzung Fräulein in der Mitte von Nichts, nur so funktioniert die Geschichte jetzt nicht mehr. Allerdings fühle ich mich hier auf dem Meer auch ein wenig wie in der Mitte von Nichts.

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