Mittwoch, 30. Oktober 2019
Feel The Pain
Liebes Tagebuch, heute geht es mir schlecht. Nein, das stimmt nicht, denn eigentlich geht es mir gut - mal abgesehen von andauernden Schmerzen bei Bewegung, beim Sitzen und im Schlaf. Abgesehen von Rumsitzen und -liegen kann ich nicht viel tun. Zwischendrin dann kurze Exkursionen zum örtlichen Gemüsehändler, zum Keksverkauf oder zur Konservenstation, zum Gelenkmechaniker oder zum Bewegungsklempner. Das sind alles schöne Namen für eher unschöne Notwendigkeiten. Man könne sich die Dinge schönreden, so lauten jedenfalls die Kalendersprüche. Heute allerdings geht da nichts mehr mit schönen Metaphern, denn die niederschmetternde aber zumindest geahnte Diagnose lautet Operation am offenen Gelenk. Routine, wie alle zu berichten wissen, die es hinter sich haben. Eine Kleinigkeit behaupten auch die, die eigentlich keine Ahnung davon haben, dafür aber viel Meinung. Zumindest die Aussicht auf Schmerzfreiheit und zukünftig uneingeschränkte Bewegungsfähigkeit trösten über das Damoklesschwert hinweg.

Eine Frage wäre allerdings noch zu klären, nämlich die, wie man sowas ohne fremde Hilfe bewerkstelligen soll. Ich meine nicht nur die offensichtliche, die körperliche Hilfestellung, sondern auh die seelische. Die Mutter am Telefon lässt mich kurzatmig zurück, denn sie nutzt jede Atempause für einen wichtigen Einwurf. Der Freundeskreis - zwischen Arbeit und Familie zerhetzt - hat auch keinen wirklichen Rat. Man könne ja ein Netzwerk der Alltagshilfe einrichten. So viele Schlüssel besitze ich nicht, und in naher Zukunft wird sich wohl Mr. Minit über einen Großauftrag freuen können. Da hilft nur Zähne zusammenbeißen und auf Krücken über eisige Gehwege balancieren - zumindest das kann ich gut. Das Gute-Nacht-Lied werde ich wohl selbst singen müssen. Gloria Gaynor in der Metalversion I will survive
wäre somit das Trostlied meiner Wahl.




Abgesehen davon, dass ich nun im November irgendwann spülen muss, gibt es bis dahin kaum noch Dringendes zu erledigen. Vielleicht ein, zwei Kekspackungen besorgen und die Pyjamas falten, den Stromablesetermin absagen und Pflegehinweise für die Pflanzen an die Wand pinnen. Damit wäre dann alles gesagt. Frohen Mutes auf zur Demontage, immer ein Lied auf den Lippen.

Einmal ein bisschen so zwischenzeilig schreiben wie Kid37, check

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