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Montag, 19. September 2022
Talk to Me
frau klugscheisser, 22:16h
Kroatisch ist die Sprache der Gewinner beim Scrabble. Wo nur wenige Vokale die Konsonantenfolgen unterbrechen, kann die Aussprache für uns Deutschsprachige zur Herausforderung werden. Andererseits scheint man auch internationale Wörter in der Schreibweise frei zu interpretieren.
So war ich jeden Morgen beim Griff nach dem Shampoo leicht irritiert. Aber auch andere Worte erinnerten mich stark an Bekanntes. Beispielsweise haben sich die Kroaten am Bayrisch bedient:
Eine kroatische Freundin wohnt mit ihrem amerikanischen Mann in Zagreb. Die kleine Tochter wächst zweisprachig auf, der Vater lernt nun die Landessprache mit Bilderbüchern. Bei den Assoziationen waren wir uns einig, denn ausser den üblichen Worten und Sätzen - man hört sie jeden Tag - konnte ich mir nur den Frosch merken: ?aba. Ausgesprochen wird er nämlich wie der berühmte Schleimhaufen aus Star Wars, Jabba the Hutt.
So leicht es ist, sich über eine nicht beherrschte Sprache lustig zu machen, so schwer ist es, sie zu erlernen. Denn Sprache - da machen wir es uns vielleicht durch das bekannte Lernsystem zu einfach - besteht aus weit mehr als nur Wörtern. Unser Denken besteht aus Bildern und Gefühlen, die wir in Worte fassen, um uns mitzuteilen. Diese Bilder sind in jeder Kultur sehr spezifisch. Ohne in die Sprachwissenschaften einsteigen zu wollen, habe ich einst ein kleines, persönliches Experiment verfolgt. Meine Spanischkenntnisse waren zu dieser Zeit sehr rudimentär, was mich aber nicht davon abhielt, während eines beruflichen Aufenthaltes im Land ein paar Gedichtbände zu erwerben. Dann begann ich, die Zeilen Wort für Wort in's Deutsche zu übersetzen. Es ergaben sich Bilder von solch' gewaltiger Dimension, die mich damals wie heute erstaunten. Die romanischen Sprachen benötigen weit weniger Worte als beispielsweise im Englischen gebraucht werden, doch die Kultur zeichnet überdimensionierte Bilder von Gefühlen des Leids und Verlustes, der Trauer und Freude. Man kennt das Stereotyp des sich im Detail verlierenden Briten im Gegensatz zum exaltierten oder zumindest extrovertierten spanischsprechenden Menschen. Wenn ich mir die Sprache mit ihren Bildern ansehe, könnte da wirklich was dran sein.
Eigentlich wollte ich was ganz anderes erzählen aber die Worte haben sich so ergeben. Das Deutsche ruckelt halt so schön vor sich hin - von Plätschern kann ja bei so viel Zusammengesetztem keine Rede sein. Da verdienen wir nämlich beim Scrabble zumindest den zweiten Platz, gleich hinter kroatisch.
So war ich jeden Morgen beim Griff nach dem Shampoo leicht irritiert. Aber auch andere Worte erinnerten mich stark an Bekanntes. Beispielsweise haben sich die Kroaten am Bayrisch bedient:
Eine kroatische Freundin wohnt mit ihrem amerikanischen Mann in Zagreb. Die kleine Tochter wächst zweisprachig auf, der Vater lernt nun die Landessprache mit Bilderbüchern. Bei den Assoziationen waren wir uns einig, denn ausser den üblichen Worten und Sätzen - man hört sie jeden Tag - konnte ich mir nur den Frosch merken: ?aba. Ausgesprochen wird er nämlich wie der berühmte Schleimhaufen aus Star Wars, Jabba the Hutt.
So leicht es ist, sich über eine nicht beherrschte Sprache lustig zu machen, so schwer ist es, sie zu erlernen. Denn Sprache - da machen wir es uns vielleicht durch das bekannte Lernsystem zu einfach - besteht aus weit mehr als nur Wörtern. Unser Denken besteht aus Bildern und Gefühlen, die wir in Worte fassen, um uns mitzuteilen. Diese Bilder sind in jeder Kultur sehr spezifisch. Ohne in die Sprachwissenschaften einsteigen zu wollen, habe ich einst ein kleines, persönliches Experiment verfolgt. Meine Spanischkenntnisse waren zu dieser Zeit sehr rudimentär, was mich aber nicht davon abhielt, während eines beruflichen Aufenthaltes im Land ein paar Gedichtbände zu erwerben. Dann begann ich, die Zeilen Wort für Wort in's Deutsche zu übersetzen. Es ergaben sich Bilder von solch' gewaltiger Dimension, die mich damals wie heute erstaunten. Die romanischen Sprachen benötigen weit weniger Worte als beispielsweise im Englischen gebraucht werden, doch die Kultur zeichnet überdimensionierte Bilder von Gefühlen des Leids und Verlustes, der Trauer und Freude. Man kennt das Stereotyp des sich im Detail verlierenden Briten im Gegensatz zum exaltierten oder zumindest extrovertierten spanischsprechenden Menschen. Wenn ich mir die Sprache mit ihren Bildern ansehe, könnte da wirklich was dran sein.
Eigentlich wollte ich was ganz anderes erzählen aber die Worte haben sich so ergeben. Das Deutsche ruckelt halt so schön vor sich hin - von Plätschern kann ja bei so viel Zusammengesetztem keine Rede sein. Da verdienen wir nämlich beim Scrabble zumindest den zweiten Platz, gleich hinter kroatisch.
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