Mittwoch, 8. November 2006
Can't find a better man
„In meinem Alter sind die Männer entweder vergeben oder haben einen gewaltigen Schaden.“ Solche Aussagen höre ich meist von Frauen, die altersmäßig langsam gegen eisprungbefreit tendieren. Dann nehmen sie alles, was sich noch bietet und vieles in Kauf. Zugegeben, ich hab so oder ähnlich auch schon gedacht. Andererseits gibt es Männer, bei denen ich froh bin, dass die unter der Haube sind und somit auf dem freien Markt keine größeren Schäden anrichten können. Schließlich will man sich auch noch ein wenig Hoffnung erhalten, was sich bei genauerer Betrachtung als äußerst schwierig herausstellt.

Da gibt es beispielsweise ganz großartige Männer – und ich meine nicht die Schönlinge, die geradewegs einer Jeanswerbung entstiegen scheinen. Männer, die ihren Kopf zu mehr gebrauchen als nur zum Kämmen und rasieren. Männer, die nicht konditioniert mit Speichelfluss auf jedes weibliche Signal reagieren. Betrachtet man deren weibliche Pendants genauer, stellt sich schnell heraus, dass jene recht blass bis dümmlich zu sein scheinen (ich habe noch nie eine Frau erlebt, die sich bei vorhandener Intelligenz einen unterlegenen Mann ins Haus holt). In solchen Fällen ist der Gedanke „was will er eigentlich mit der?“ nicht weit. Nennt mich naiv aber ich glaube immer noch, in einer Partnerschaft sollte nicht nur das Sexualleben befruchtend sein. Was nützt ein Partner, mit dem man wunderbar zurechtkommt, weil ihm für Widerspruch das nötige Vokabular fehlt. Immer vorausgesetzt, man strebt eine Partnerschaft mit einer Halbwertszeit von mehr als einem Jahr an. In den meisten Fällen wird sehr schnell klar, welche Aspekte des Unterbewussten bedient werden. Beim großartigen Mann sind es narzisstische.

Dasselbe gilt für den Mann, der sich eine wesentlich Jüngere aussucht. Nehmen wir mal an, diese Jüngere ist nicht nur hübsch, sondern auch halbwegs intelligent. Was ihr fehlt, ist Lebenserfahrung. Somit hat der Mann wenigstens auf diesem Gebiet einen beachtlichen Vorsprung. Gleichstand macht ihm Angst und die Vorstellung, ins Hintertreffen zu geraten, löst bei den meisten einen panischen Fluchtreflex aus.

Spätestens nach der ersten Scheidung hat auch das gesündeste Selbstbewusstsein Schaden genommen. Wenn der Mann dann überhaupt noch neben der Alimentebeschaffung zum Nachdenken kommt, will er sich gerne die Wunden von einer lecken lassen, die ihn mit Bewunderung zupflastert.

Wo sind sie also, die Männer, deren Selbstbewusstsein auch ohne anhaltende Bestätigung von außen funktioniert? Wo sind die, die ihre blinden Flecke kennen und sich ihrer Reaktionsmuster bewusst sind? In welchen Löchern verkriechen sie sich? Höchstwahrscheinlich haben die lange schon aufgegeben, betrachtet man die Frauen in der betreffenden Altersgruppe. Da gibt es jene, die nur den Ernährer für sich und ihre vaterlose Brut suchen. Wäre ich ein durchschnittlich intelligenter Mann, hätte ich mich spätestens nach Eva Hermanns Buchveröffentlichung ebenfalls verkrochen. Jene ohne Brut sind dabei die wesentlich schlimmeren, denn die suchen in den meisten Fällen krampfhaft einen Begatter bevor die biologische Uhr ganz steht. Der Kinderwunsch treibt oft seltsame Blüten. Ich habe mir von Männern sagen lassen, dass sie nach dem Sex mit Frauen zwischen 30 und 40 das gefüllte Kondom unbedingt verknoten und eigenhändig entsorgen, man wisse ja nie. Einige gehen aufgrund schlechter Erfahrung sogar so weit, das kostbare Samengut völlig zu verwehren.

Liebe Geschlechtsgenossinnen, wenn ich eure Aussagen eurem Verhalten gegenüberstelle, dann kann ich nur sagen, ihr bekommt genau das, was ihr verdient. Ihr seid es doch, die die Männer ständig manipulieren. Zugegeben ist das Verhalten eines Mannes sehr einfach zu manipulieren und somit die Versuchung groß. Aber man muss das nicht ausnützen. Und wenn ihr dann einen solchen an der Angel habt, dann wollt ihr ihn nach kurzer Zeit nicht mehr, weil er sich nicht exklusiv von euch manipulieren lässt. Jeder bekommt genau den Typen, den er verdient, ob er will oder nicht*. Hört auf euch zu beschweren und akzeptiert eure Ausbeute. Und von den anderen seltenen Exemplaren lasst ihr bitteschön die Fingerchen. Die sind nämlich für mich.

*Keine Buchempfehlung, sondern nur entliehener Titel. Ich habs zwar gelesen aber danach entsorgt.

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Montag, 6. November 2006
Who cares (6)
Die Angst vor dem Älterwerden ist die Angst vor der Mittelmäßigkeit.

Nachtrag: heute ist wohl der Tag des Rückblicks, auch was Äusserlichkeiten betrifft. Hier eine Gegenüberstellung 20-40. Gefunden bei der Kaltmamsell und die hats wieder woanders her.

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Sonntag, 5. November 2006
Stand by your man
Der Koffer steht den ganzen Tag schon gepackt im Flur. Seit 5.00 warte ich auf einen Anruf, der bis jetzt noch nicht erfolgte. Ich habe Bereitschaftsdienst. Falls ein Kollege ausfällt, muss ich in einer Stunde am Flughafen sein. Ist nicht so, dass bis jetzt keiner angerufen hätte. Da war einer, der mit mir nach Stuttgart fahren wollte. Zumindest konnte ich so viel aus dem Kölschgebrabbel heraushören. Nein, ich würde heute nicht nach Stuttgart fahren und interessiere mich auch nicht für eine Mitfahrgelegenheit. Falsch verbunden. Ist nicht so, dass ich unbedingt zum Einsatz gerufen werden wollte. Ob der „falsch verbunden“ Trick auch beim Einsatz funktioniert? Die erste Tageshälfte schleiche ich mit Handy bewaffnet in meiner Wohnung herum. Später lasse ich es dort liegen, wo ich als letztes war, bis mir der Grund meiner Häuslichkeit wieder einfällt und ich panisch danach suche. Mal finde ich es in der Küche wieder, mal neben der Toilette.
Gegen Mittag bekomme ich Hunger. Kochen ist ausgeschlossen, denn wenn besagter Anruf kommt, kann ich davon ausgehen, dass nach meiner Rückkehr entweder alles kalt oder bereits im Verwesungsprozess ist, vorausgesetzt, ich habe die Herdplatte nicht vergessen auszuschalten. Sonst bleibt mir nur noch, die verdunstete Wassermenge pro Minute zu berechnen, um den richtigen Zeitpunkt zum Alarmieren der Feuerwehr herauszufinden.
Ich erwäge kurz, ob ich am heutigen Tanztraining teilnehmen könnte. Eine Stunde ist verdammt knapp, wenn allein schon die Fahrt eine gute halbe Stunde dauert und die Kriegsbemalung eine weitere. Stunden später bin ich soweit, jede Nummer aus meinem Telefonverzeichnis tanzen zu wollen. Ich bin völlig matschig im Kopf. Konzentration scheint ein Fremdwort.
Im Laufe des Tages habe ich alle Links in meiner Blogrolle mehrmals angeklickt (ja, das war ich), bei Youtube alle Levi’s Werbefilmchen gesehen, Wikipedia leerstudiert, eine Menge Zigaretten und drei Liter Tee konsumiert, die restlichen Chips gegessen, zweihundert Mal beim Solitär gewonnen, genauso oft verloren, noch öfter das Handy gecheckt, die parkenden Autos auf der Straße gedanklich ordentlich aneinandergereiht, die Fransen am Teppich erst gezählt, dann korrekt ausgerichtet, alle Wutzel von der Wolljacke entfernt, das schmutzige Geschirr auf der Spüle mehrmals umarrangiert und mehrere Kilometer innerhalb meiner Wohnung zurückgelegt. Der Plan, einen unglaublich lustigen Blogeintrag zu verfassen, ist aufgrund von massiver Schreibblockade schnell verworfen. Und jetzt kann mich mal alle Welt. Ich geh ins Bett. Natürlich nicht ohne mein Handy, denn morgen ist auch noch einer dieser unsäglichen Tage. Morgen um diese Zeit habe ich höchstwahrscheinlich die Grenze zum Wahnsinn überschritten. Ich hab mir sagen lassen, das tut nicht weh. Morgen weiß ich mehr.

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