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Mittwoch, 7. Mai 2008
Don't worry be happy
frau klugscheisser, 23:18h
In every life we have some trouble,
when you worry you make it double.
Die meiste Aufmerksamkeit bekommt man von seinen Feinden. Es scheint fast unmöglich zu sein, sich gegenseitig souverän zu ignorieren. Nein, man beobachtet sich argusäugisch, beschnüffelt sich, immer zum nächsten Biss bereit. Und keiner ist bereit, auch nur einen Schritt zurückzuweichen. Im Gegenteil, man rechnet auf, rechnet so lange, bis die Rechnung zu den eigenen Gunsten steht. Dann springt man auf und schreit laut: "Seht her, der hat mich betrogen. Der ist schlecht und ich bin gut!" nur um ein wenig Bestätigung von schwächlichen Claqueuren zu ernten.
Wurde man zu Schulzeiten gefragt, was man nicht mag, lautete die Standardantwort "intolerante Menschen und Rechthaberei". Was ist aus denen geworden, die solche Antworten gaben? Es ist einfacher, mit dem Finger auf andere zu zeigen, als sich selbst zu hinterfragen. So entstehen auf Sand geführte Kriege. Erst im Kasten, später in Wüsten, erst mit Förmchen, später mit Kügelchen. Das Ziel ist einfach zu taxieren, weil es berechenbar ist, weil es reagiert. Der Treffer muss für den Schützen sichtbar sein, sonst verliert er das Interesse. Er will sein Opfer erlegen, nicht verfehlen.
Warum kann man Häme und Sticheleien so schlecht ignorieren? "Das lasse ich mir nicht gefallen! Das ist ungerecht!" schreien wir, während wir insgeheim den Gleichmut des Dalai Lama bewundern. Ist es denn so schlimm, wenn wir einmal nicht gut dastehen, wo wir doch so oft betonen, wie unabhängig wir von der Meinung anderer seien? Ist es so fürchterlich, wenn wir ungerecht behandelt werden, wo wir doch die Schwächen des Gegenüber erkennen? Ist es die Erinnerung an ein böses Wort oder eine Gemeinheit wert, wo es so viel Schöneres zu memorieren gibt? Wut, Ärger, Verletzung, all das soll nicht ignoriert werden. Gefühle haben ihre Berechtigung. Allerdings sind sie nur das, was wir aus ihnen machen. Wut und Ärger verfliegen, Verletzung heilt. Es sei denn, wir sorgen selbst für ausreichend Brennstoff, um das Feuer zu nähren.
Genug verallgemeinert, meine eigene Nase verrät mir Unangenehmes über mich. Kürzlich fühlte ich mich von einer anderen Person sehr ungerecht behandelt, was mich wütend machte. Und dann erkannte ich ihre Schwächen, ihre Unzulänglichkeiten und ihr Muster. Ich hätte dieses Wissen zu meinen Gunsten ausspielen können. Ich hatte die Wahl, diese Person ebenfalls zu verletzen oder sie zu ignorieren. Ich wählte letztere Möglichkeit. In letzter Zeit wähle ich immer öfter so. Vielleicht bedeutet das einen Fortschritt, bewußt zu entscheiden, was mir schadet und was mir gut tut, im Sinne von selbstverantwortlicher Lebensqualität. Vielleicht ist es aber auch vollkommener Schwachsinn.
Ich bin nicht Gott. Ich übe noch.
when you worry you make it double.
Die meiste Aufmerksamkeit bekommt man von seinen Feinden. Es scheint fast unmöglich zu sein, sich gegenseitig souverän zu ignorieren. Nein, man beobachtet sich argusäugisch, beschnüffelt sich, immer zum nächsten Biss bereit. Und keiner ist bereit, auch nur einen Schritt zurückzuweichen. Im Gegenteil, man rechnet auf, rechnet so lange, bis die Rechnung zu den eigenen Gunsten steht. Dann springt man auf und schreit laut: "Seht her, der hat mich betrogen. Der ist schlecht und ich bin gut!" nur um ein wenig Bestätigung von schwächlichen Claqueuren zu ernten.
Wurde man zu Schulzeiten gefragt, was man nicht mag, lautete die Standardantwort "intolerante Menschen und Rechthaberei". Was ist aus denen geworden, die solche Antworten gaben? Es ist einfacher, mit dem Finger auf andere zu zeigen, als sich selbst zu hinterfragen. So entstehen auf Sand geführte Kriege. Erst im Kasten, später in Wüsten, erst mit Förmchen, später mit Kügelchen. Das Ziel ist einfach zu taxieren, weil es berechenbar ist, weil es reagiert. Der Treffer muss für den Schützen sichtbar sein, sonst verliert er das Interesse. Er will sein Opfer erlegen, nicht verfehlen.
Warum kann man Häme und Sticheleien so schlecht ignorieren? "Das lasse ich mir nicht gefallen! Das ist ungerecht!" schreien wir, während wir insgeheim den Gleichmut des Dalai Lama bewundern. Ist es denn so schlimm, wenn wir einmal nicht gut dastehen, wo wir doch so oft betonen, wie unabhängig wir von der Meinung anderer seien? Ist es so fürchterlich, wenn wir ungerecht behandelt werden, wo wir doch die Schwächen des Gegenüber erkennen? Ist es die Erinnerung an ein böses Wort oder eine Gemeinheit wert, wo es so viel Schöneres zu memorieren gibt? Wut, Ärger, Verletzung, all das soll nicht ignoriert werden. Gefühle haben ihre Berechtigung. Allerdings sind sie nur das, was wir aus ihnen machen. Wut und Ärger verfliegen, Verletzung heilt. Es sei denn, wir sorgen selbst für ausreichend Brennstoff, um das Feuer zu nähren.
Genug verallgemeinert, meine eigene Nase verrät mir Unangenehmes über mich. Kürzlich fühlte ich mich von einer anderen Person sehr ungerecht behandelt, was mich wütend machte. Und dann erkannte ich ihre Schwächen, ihre Unzulänglichkeiten und ihr Muster. Ich hätte dieses Wissen zu meinen Gunsten ausspielen können. Ich hatte die Wahl, diese Person ebenfalls zu verletzen oder sie zu ignorieren. Ich wählte letztere Möglichkeit. In letzter Zeit wähle ich immer öfter so. Vielleicht bedeutet das einen Fortschritt, bewußt zu entscheiden, was mir schadet und was mir gut tut, im Sinne von selbstverantwortlicher Lebensqualität. Vielleicht ist es aber auch vollkommener Schwachsinn.
Ich bin nicht Gott. Ich übe noch.
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Dienstag, 6. Mai 2008
Paper
frau klugscheisser, 00:08h
Paper
Frage: warum ist Toilettenpapier in Deutschland dreilagig?
Antwort: weil man für jeden Scheiß zwei Durchschläge braucht.
Eigentlich wollte ich ja die Tage über was ganz anderes schreiben. Da waren beispielsweise diese Selbstzweifel, die sich wie Gewitterwolken bedrohlich über mir zusammenzogen. "Ach," denke ich so bei mir "schreibst das wann anders." Das braucht Zeit, das will erst mal verarbeitet sein, verdaut sowieso. Und während ich so verdaue, fällt mir wieder dieser Witz ein.
Ehrlich gesagt bin ich froh, in Deutschland zu leben. Zumindest im Hinblick auf die Toilettenpapiersituation. Jeder, der sich schon mal länger als zwei Tage im Ausland aufhielt, weiß was ich meine. Die ersten zwei Tage könnte man das, was man oben in sich hineinstopft, locker drin behalten. Irgendwann muss aber alles unten wieder raus. Chili und Pepperoni auch schon früher. Da beginnt dann die Misere. Das Gefühl der Erleichterung hält genau so lange an, bis die Hand das entsprechende Papier zur Endreinigung ertastet. Statt reißfest-flauschiger Konsistenz spürt sie dort nur einen Hauch von nichts, sozusagen die Sommerkollektion für das gepflegte Arschloch.
Einige Blätter aus hauchdünnem Zellstoff hängen da von der Wand, die schon bei leichtem Zug zum Abrollen in der Mitte nachgeben. Dieses Papier ist so dünn, das braucht keine Perforierungslinien, das fällt wie Herbstlaub von der Rolle. Das reißt schon, wenn man ganz leise hineinpupst. Ich frage mich dann immer, wozu die Landesbewohner überhaupt Papier in Rollen an die Wand neben der Kloschüssel hängen, wenn nicht zu reinen Dekorationszwecken. Zum Abputzen taugt das Zeug jedenfalls nicht. Schließlich will man sich nicht unbedingt die Hände schmutzig machen. Da sind die Araber schon ehrlicher. Sie lassen das Pseudozweckpapier einfach von vorne herein weg und nehmen die Linke. In Amerika hingegen ist der Schein bekanntlich wichtiger als alles andere.
Dass sich wenig saugfähiges Papier auf dem amerikanischen Markt behaupten kann, liegt vorwiegend an den zu Europäern unterschiedlichen Wischgewohnheiten der Amerikaner. Der durchschnittliche Gesäßreiniger ist dort nämlich ein 'Knüller', d.h. er formt aus den dünnen Blättchen einen stabilen Ballen, während der Europäer eher faltet. Hochentwickelte Kulturen - als Beispiel sei die Schweiz genannt - neigen übrigens eher zum Falten als sogenannte Hygieneentwicklungsländer. Scheinsauberkeit beginnt schon in Südeuropa. Auch dass man die Reißfestigkeit von nassem Toilettenpapier mit Murmeln testet, dass der Konsument lieber auf gelb und blau scheißt als auf rot [Zitat: es muss in der Schüssel was hermachen] und dass der Weg, den benutztes Papier vom Po zum Klärwerk in der Kanalisation zurücklegt, vier bis fünf Stunden dauert (so lange braucht man übrigens mit dem Zug von Bonn nach Berlin) all das lerne ich aus einem Artikel über die Entwicklung eines neuen Toilettenpapieres.
Inzwischen bin ich gegenüber Bewohnern von Ländern, in denen vorwiegend einlagiges Toilettenpapier benutzt wird, mißtrauisch geworden. In Anbetracht der Tatsache, dass sich viele Toilettengänger nach Vollzug nicht die Hände waschen, gewinnt die Reißfestigkeit bzw. Saugfähigkeit von Toilettenpapier eine ganz andere Bedeutung. Das aber nur am Rande. Für meinen persönlichen Komfort brauche ich dreilagiges Toilettenpapier, an Weihnachten gönne ich mir auch mal fünf Lagen. Blümchen müssen nicht sein, ebensowenig diverse Farbschattierungen. Es soll ja Leute geben, die Toilettenpapier nach der Farbe der Fliesen aussuchen. Wenn schon Farbe, dann bitte für jede Lage eine: schwarz-rot-gold, das wär's! Damit ließe sich nicht nur das große Geschäft, sondern auch die Nacht zum 1.Mai viel stimmungsvoller gestalten. Aber das traut sich natürlich wieder keiner. Alle Schisser, die Deutschen. Schon deshalb muss Toilettenpapier in Deutschland dreilagig sein.
Frage: warum ist Toilettenpapier in Deutschland dreilagig?
Antwort: weil man für jeden Scheiß zwei Durchschläge braucht.
Eigentlich wollte ich ja die Tage über was ganz anderes schreiben. Da waren beispielsweise diese Selbstzweifel, die sich wie Gewitterwolken bedrohlich über mir zusammenzogen. "Ach," denke ich so bei mir "schreibst das wann anders." Das braucht Zeit, das will erst mal verarbeitet sein, verdaut sowieso. Und während ich so verdaue, fällt mir wieder dieser Witz ein.
Ehrlich gesagt bin ich froh, in Deutschland zu leben. Zumindest im Hinblick auf die Toilettenpapiersituation. Jeder, der sich schon mal länger als zwei Tage im Ausland aufhielt, weiß was ich meine. Die ersten zwei Tage könnte man das, was man oben in sich hineinstopft, locker drin behalten. Irgendwann muss aber alles unten wieder raus. Chili und Pepperoni auch schon früher. Da beginnt dann die Misere. Das Gefühl der Erleichterung hält genau so lange an, bis die Hand das entsprechende Papier zur Endreinigung ertastet. Statt reißfest-flauschiger Konsistenz spürt sie dort nur einen Hauch von nichts, sozusagen die Sommerkollektion für das gepflegte Arschloch.
Einige Blätter aus hauchdünnem Zellstoff hängen da von der Wand, die schon bei leichtem Zug zum Abrollen in der Mitte nachgeben. Dieses Papier ist so dünn, das braucht keine Perforierungslinien, das fällt wie Herbstlaub von der Rolle. Das reißt schon, wenn man ganz leise hineinpupst. Ich frage mich dann immer, wozu die Landesbewohner überhaupt Papier in Rollen an die Wand neben der Kloschüssel hängen, wenn nicht zu reinen Dekorationszwecken. Zum Abputzen taugt das Zeug jedenfalls nicht. Schließlich will man sich nicht unbedingt die Hände schmutzig machen. Da sind die Araber schon ehrlicher. Sie lassen das Pseudozweckpapier einfach von vorne herein weg und nehmen die Linke. In Amerika hingegen ist der Schein bekanntlich wichtiger als alles andere.
Dass sich wenig saugfähiges Papier auf dem amerikanischen Markt behaupten kann, liegt vorwiegend an den zu Europäern unterschiedlichen Wischgewohnheiten der Amerikaner. Der durchschnittliche Gesäßreiniger ist dort nämlich ein 'Knüller', d.h. er formt aus den dünnen Blättchen einen stabilen Ballen, während der Europäer eher faltet. Hochentwickelte Kulturen - als Beispiel sei die Schweiz genannt - neigen übrigens eher zum Falten als sogenannte Hygieneentwicklungsländer. Scheinsauberkeit beginnt schon in Südeuropa. Auch dass man die Reißfestigkeit von nassem Toilettenpapier mit Murmeln testet, dass der Konsument lieber auf gelb und blau scheißt als auf rot [Zitat: es muss in der Schüssel was hermachen] und dass der Weg, den benutztes Papier vom Po zum Klärwerk in der Kanalisation zurücklegt, vier bis fünf Stunden dauert (so lange braucht man übrigens mit dem Zug von Bonn nach Berlin) all das lerne ich aus einem Artikel über die Entwicklung eines neuen Toilettenpapieres.
Inzwischen bin ich gegenüber Bewohnern von Ländern, in denen vorwiegend einlagiges Toilettenpapier benutzt wird, mißtrauisch geworden. In Anbetracht der Tatsache, dass sich viele Toilettengänger nach Vollzug nicht die Hände waschen, gewinnt die Reißfestigkeit bzw. Saugfähigkeit von Toilettenpapier eine ganz andere Bedeutung. Das aber nur am Rande. Für meinen persönlichen Komfort brauche ich dreilagiges Toilettenpapier, an Weihnachten gönne ich mir auch mal fünf Lagen. Blümchen müssen nicht sein, ebensowenig diverse Farbschattierungen. Es soll ja Leute geben, die Toilettenpapier nach der Farbe der Fliesen aussuchen. Wenn schon Farbe, dann bitte für jede Lage eine: schwarz-rot-gold, das wär's! Damit ließe sich nicht nur das große Geschäft, sondern auch die Nacht zum 1.Mai viel stimmungsvoller gestalten. Aber das traut sich natürlich wieder keiner. Alle Schisser, die Deutschen. Schon deshalb muss Toilettenpapier in Deutschland dreilagig sein.
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Sonntag, 4. Mai 2008
Muta d'accento e di pensiero
frau klugscheisser, 10:11h
Ich glaube nicht, daß die Italiener in der Frauenpsychologie über die Erkenntnis La Donna è mobile hinausgekommen sind.
Karl Kraus
via
Karl Kraus
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