Sonntag, 14. November 2021
Coming Home Baby
Huch, schon wieder ein Monat vorbei, in dem ich nichts veröffentlicht habe. Eigentlich gibt es schon immer mal Dinge, über die es zu schreiben lohnt aber

1.) sitze ich immer noch an einem langen Text, der für mich wichtig ist und deswegen gut werden soll. Es geht da um ein sehr persönliches Geschenk an eine langjährige Freundin in Form einer Erzählung. Jedes Mal, wenn mir dann was anderes, blogbares einfällt, verkneife ich mir's, weil der Text Vorrang hat. Das mag nicht sehr schlau sein, denn es verhindert Kreativität und verdirbt mir die Lust auf das an sich schöne Projekt. Andererseits habe ich gemerkt, dass der Text besser wird, je mehr Zeit ich zwischen den hinzugefügten Teilen unabgelenkt vergehen lasse.

und 2.) bin ich in Bezug auf Berufliches sowie Abwesenheitszeiten öffentlich zu verbreiten zögerlich geworden. Während meiner Auslandsaufenthalte hätte ich Zeit zum Schreiben. Damit mache ich es aber den Bösewichten leicht, mein Heim zu besuchen und dem Arbeitgeber mich für Veröffentlichung von Interna abzumahnen.

Das Dilemma ist nicht so schlimm, wie es scheint. Fast könnte man meinen, es gäbe derzeit Schlimmeres. In schlimmen Zeiten ist aber gerade die Ablenkung für mich so wichtig geworden. So kann ich nur verkünden, dass ich in Washington war. Also in DeZe, nicht im Staat. Dort herrschen gerade nicht nur spätsommerliche Temperaturen, sondern auch die Pandemie ist vorbei. Zumindest trägt niemand mehr Maske in der Öffentlichkeit, die Impfzertifikate werden höchstens als Einreisevoraussetzung überprüft und auch sonst scheint man guter Dinge zu sein. Wenn das mal keine guten Nachrichten sind, dann weiß ich auch nicht.



Jedenfalls bin ich wieder daheim. Wenn ich jetzt noch bessere Schlafkonditionen hätte, sprich keine unter mir wohnende Partymaus und eine schwerhörige Fernsehzuschauerin im Altbau über mir, wäre ich auch schneller wieder im gewohnten Schlafrhythmus. So aber ertappe ich mich beim Schmieden infantiler Rachepläne. Sowas wie morgens früh aufstehen, um mit Stöckelschuhen auf Parkett tanzend die um vier Uhr zu Bett gegangene Feierrunde aus dem Schlaf zu reißen, scheitert halt daran, dass ich ebenfalls erst um vier einschlief und um neun vom erneuten Lärm von unten geweckt wurde. Die Dame oben hört sowieso nichts, da könnte ich ungeniert eine ganze Blaskapelle aufmarschieren lassen. Und wenn ich dann im Wachzustand überlege, komme ich mir sehr alt und spießig vor. Vielleicht sollte ich einfach mal wieder meditieren, so für die innere Ausgeglichenheit. Oder ich gehe Frau Herzbruch besuchen und desensibilisiere mich durch Kirchenglocken und Baustellenlärm. Im Anschluss erscheinen mir nächtliche Bässe wie sanfte Wiegenlieder. Wie dem auch sei, irgendwann werde ich sicher wieder normal und nicht nur aus Erschöpfung schlafen. Das wird der Tag sein, an dem ich mich kräftig genug fühle, mich wieder mit der derzeitigen Situation draussen zu befassen. Bis es soweit ist, sorgen Sie sich, regen Sie sich auf oder lösen sie die Probleme der Welt aber lassen mich davon bitte unbehelligt.

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Dienstag, 19. Oktober 2021
Elsewhere (3)
Hier gibt Sonja Lewandowsky ganz intime und wunderbar geschriebene Einblicke in die Seele von Turnmädchen. Angereichert wird ihr Essay durch Zitate aus Simone Biles' Buch Courage to Soar.

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Über Curse of Knowledge, eine kognitive Verzerrung bei Spezialisierten. Interessante Falle, in die ich selbst immer wieder tappe. Denn eigentlich glaube ich, weiß ich überhaupt nicht mehr als andere. Und was ich weiß, ist doch so offentsichtlich, sonst wüsste ich Dummerle es doch auch nicht. Heißt übrigens auch Imposter Syndrom.

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"It isn't just that we want a free car park ? we've come to think we're entitled to one, too." schreibt Farz Edraki in seinem lesenswerten Essay "We all love free car parking - but who's really paying for it?" für ABC Net. Und ja, da sind für mich neue Gedankengänge drin, z.B. dass kostenfreies Parken den Wohnraum teurer macht. Einfach mal selber lesen und nachdenken.

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Scudieri, Florenz

Es gibt einen Podcast (schon wieder einer), der den geschichtlichen Hintergründen von Dingen nachspürt. Die neueste Folge beschäftigt sich mit der pandemisch aufgeblühten Sehnsucht nach Vergangenem:
"We're looking for comfort and safety in the permanence of the past, or at least, what we think the past was. But, when it first appeared, nostalgia itself wasn't considered a feeling; it was a deadly disease." und jetzt weiß ich auch nicht.
The Nostalgia Bone, und ein erklärender Artikel aus dem Atlantic, wo ich auf den schönen Begriff el mal de corazón stieß, der aus dem Dreissigjährigen Krieg stammt.

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Eine meiner Lieblingsfragen ist, warum Leute dies oder jenes tun - mich selbst natürlich eingeschlossen. So stieß ich auf diesen Artikel, der sich mit menschlichen Reaktionen und ihren Auslösern beschäftigt und warum man nichts auf sich beziehen sollte.
"Emotional generosity is the ability to see past behaviours that we don't understand and proactively look for compassionate ways to explain them."
Das fasst in etwa meine Leitlinie zusammen, nach der ich im beruflichen wie privaten Kontext zu leben versuche. Denn wäre es nicht schön, würden alle statt mit dem Finger auf andere zu zeigen, diese Dinge an sich selbst verändern? Genau. An diser Stelle fällt mir auch eine Wahrnehmungsverzerrung ein, deren Name ich vergessen habe. Negative Verhaltensweisen anderer attribuieren wir auf deren Charakter, unsere eigenen auf die Umstände. Im Zweifel also für den Angeklagten. Sehr schön finde ich übrigens das kleine Video aus dem Artikel.

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Mittwoch, 13. Oktober 2021
Discipline
Eigentlich gäbe es so vieles zu schreiben, doch eine längere Geschichte braucht gerade meine ganze Aufmerksamkeit. Schauen Sie doch einstweilen woanders (wird kontinuierlich erweitert)

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