Donnerstag, 17. Januar 2008
Precious moments
Es gibt Tage, da habe ich Angst vor dem, was auf mich zu kommt. Es ist nicht leicht, Passagiere, Cockpit und Kabinenkollegen gleichermaßen zufriedenzustellen und mein persönlicher Anspruch ist verdammt hoch. Meistens zu hoch. Wir arbeiten daran.

Aber manchmal ist alles wider Erwarten sehr leicht. Ein kleiner Smalltalk beim Einsteigen, ein Witz mit der Kollegin, eine kleine Gefälligkeit für den Kapitän und alles läuft wie am Schnürchen. An solchen Tagen mag ich meinen Job. Ich mag es, wenn Passagiere zufrieden sind, wenn die Kollegen lachen und wenn ich mich nur darauf konzentrieren muss, ein Kissen oder einen extra Getränkewunsch nicht zu vergessen. An solchen Tagen geschehen meist außergewöhnliche Dinge. Kleinigkeiten, die mich innerlich zum Schmunzeln bringen. Dieses Schmunzeln schiebe ich dann die ganze Zeit wie einen der schweren Wagen vor mir her.

Die Dame am Fenster möchte noch einen Schluck Sekt. Als ich nachgieße, bedankt sie sich überschwänglich und streckt mir Geld entgegen. "Sie müssen nicht für Getränke extra bezahlen," sage ich, doch sie lässt sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen. "Nein, nein, nehmen Sie bitte. Sie sind so nett!" Ich bin ein wenig gerührt und weiß nicht recht, was ich tun soll. Einerseits sind wir firmenseitig angehalten, keine Zuwendungen anzunehmen. Andererseits will ich sie nicht zurückweisen. "Aber Sie haben doch schon so viel mit dem Ticket bezahlt," erwidere ich. Unbeirrbar streckt sie mir die Münzen entgegen. Schließlich nehme ich sie entgegen und bedanke mich artig.

Der Herr in der ersten Reihe hat sein Mahl beendet. Ich räume das Tablett ab, nicht ohne die Schokolade herunterzunehmen und sie mit einem Lächeln auf die Seitenlehne zu legen. "Das brauchen Sie sicher noch zum Kaffee". "Ach, dat weiß isch jetzt nischt, ob sie dat jut mit mir meinen," entgegnet er mit unverkennbarem Dialekt. "Wissen Sie, isch mach grad' Jewischt". Auf meiner Stirn bildet sich ein sichtbares Fragezeichen. "Dat war der einzische Vorsatz für dat neue Jahr. Un bei so ein Geschäftsessen, da könnense ja nisch sachen: 'ein kleinen Salat und en Wassa für misch' weil dat is nisch jut für et Jeschäft." Langsam verstehe ich, was er meint. Horst Schlämmer hat Kreislauf und mein Passagier macht Gewicht. Sehr konsequent. So landet die Schokolade letztlich auf meinen Hüften.

Dem Passagier in Reihe fünf tue ich einen kleinen Gefallen, worauf er sich mit einem Crashkurs in griechisch bedankt. Auf dem Zettel hat er in lateinischer Schrift festgehalten, wie ich zukünftig griechische Passagiere korrekt willkommen heiße. 'Kalossorisate' schmettere ich fröhlich dem nächsten Einsteigenden entgegen. Dummerweise versteht der nur englisch. Macht nichts. Weil es schon nach 19.00 Uhr ist, darf ich jetzt auch 'kali spera' wünschen. Auf meinem nächsten Flug sage ich 'kali daogerma' zum Nächstbesten, der die Maschine nach 12.30 besteigt. Soll keiner sagen, wir würden uns nicht bemühen. Und schon gar nicht, wir wären dumm.

Nur das Kissen für 16C habe ich vergessen. Das ist allerdings schon drei Flüge her. Meistens fällt mir sowas erst ein, wenn ich abends im Bett liege. Aber im Nirvana geht ja nichts verloren. Kriegt der nächste, der fragt halt zwei Kissen. Damit wäre das Karma dann gerettet.

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Während ich irgendnwie an Kalli Kallmund denke - werde ich vom Ende überrascht und muss lachen :)

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"kleine Gefälligkeit", so so, na ja, aha aha...

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kann ja hier nicht alle Tricks verraten...

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