Die vergangenen Tage waren gelinde gesagt nervlich angespannt. Dazu muss der geneigte Leser wissen, dass ich mich in der letzten Phase meines Studiums befinde, genauer gesagt beim Verfassen meiner Abschlussarbeit. Vor einiger Zeit wurde aufgrund horrend hoher Studentenzahlen das Vergabeverfahren an meiner Uni geändert. Die Studenten werden per Losverfahren Betreuern zugeordnet, die dann wiederum Thema und Art der Arbeit festlegen. Anmeldeschluss war Ende April, Bearbeitungsbeginn der 1. Juni. Irgendwann bekam ich mit, dass ich eine der wenigen ohne Thema Verbliebenen war, sprich, ich hatte keine Mail von meinem zukünftigen Betreuer erhalten, während alle anderen bereits seit Wochen recherchierten.

Der Vorteil meines vergleichsweise hohen Alters liegt in Geduld. Ich muss mich nicht sofort verzweifelt betrinken und alle Hochschulangehörigen wüst beschimpfen, sondern schreibe freundliche Mails oder telefoniere mit diversen Zuständigen. Nach dem dritten Telefonat hatte ich sowohl die Aussage, man könne mir zwar versichern, dass eine Anmeldung fristgerecht eingegangen sei, nicht jedoch, wem ich zugeteilt wurde. Übrig blieb die Mailadresse einer mit dem Verfahren betrauten Person des Studienbetriebes. Wenn allerdings jede Mail von Frau Dr. der Naturwissenschaften mit den Worten "Ich drücke Ihnen weiterhin die Daumen" endet, dann wirft selbst mich das aus der Bahn. Ich möchte nicht, dass mir Frau Dr. der Naturwissenschaft die Daumen drückt, ich möchte eine verbindliche Aussage.

Nach der vierten Mail eines Tages - wohlgemerkt immer noch in distanziert freundlichem Ton meinerseits - war das Eis zwischen mir und Frau Dr. der Naturwissenschaften dann endlich gebrochen und sie verriet mir, was sie in den anderen Mails vehement zu wissen bestritt und was ich so dringend wissen wollte (O-Ton: ich habe eine wunderbare Nachricht zu verkünden). Möglicherweise wurde ihr die Lösung auf diese Weise eingegeben. Überhaupt zweifle ich inzwischen sehr am Wissenschaftsbetrieb im Allgemeinen seit ich die Berichte von Frau Herzbruch lese. Zumindest gleicht meine Einstellung diesbezüglich der eines Kindes, das plötzlich feststellen muss, dass die eigenen Eltern nicht perfekt sind. Der Glaube an die Institution Wissenschaft ist am Boden zerstört.

Und dann noch was zur allgemeinen Erheiterung. Die kleine Parodie auf ein derzeit bekanntes Hitparadenlied:

Some study that I used to know

Großartige Parodie. Puritans are boring even when one is a slut. Wie wahr.

Wie finden Sie denn das Thema, das Ihnen Frau Dr. Naturwissenschaften nun doch verraten hat? Können Sie überhaupt etwas damit anfangen oder ist es genauso katastrophal wie die Orga in diesem Wissenschaftsbetrieb?

Ich kriege gelegentlich auch solche Geschichten mit. Alte Studienordnung, neue Studienordnung, wer ist für was zuständig... da muss man sich als Student ziemlich weit durchfragen, und eine richtig verbindliche Antwort gibt es selten. Die wollen halt lieber Wissenschaft machen und keinen Betrieb.

Unangenehm. Aber Sie wissen doch, es gibt immer irgendwo eine Notaxt! (Ich glaube ja, der Zirkus gehört dazu. Mir fehlte kurz vor Schluss plötzlich noch ein Schein für Übung XY. Formal konnte ich den nicht gegen, sagen wir fünf, überzählige PS- oder HS-Scheine eintauschen. Andererseits wollte man mich aber nicht noch länger da haben. Und schwupps, war da plötzlich doch ein Weg.) Also: Toitoitoi (und viel Spaß. Das soll es ja auch machen.)

"Ich drücke Ihnen weiterhin die Daumen" Das merke ich mir für die vielen Fälle, bei denen einem nichts Tröstendes mehr einfällt. In schlimmeren Fällen kann man das mit "Ab jetzt hilft nur noch beten" variieren.