Donnerstag, 9. Januar 2020
Coming Back Home
Wieder daheim - endlich! Nach drei Wochen Reha zwar noch nicht wieder komplett hergestellt aber auf einem guten Weg der Besserung. Die Nächte sind noch bisschen beschwerlich. Liegen auch. Überhaupt viel bewegen, viel sitzen und stehen, das geht alles noch nicht.
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Das Essen war prima. Nur hatte ich nach zwei Wochen das ständige Salatessen satt. Und was esse ich am ersten Tag zuhause? Salat. Soviel zur Inkonsequenz.
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Ich hatte einen Kurschatten Verehrer. Hab' ich aber erst nach Verlassen der Einrichtung gemerkt. War wohl besser so, denn sonst wäre ich befangen gewesen.
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Der Rücktransport mit einem Stänkerer - in Bayern würde man Hamperer sagen, wir nannten ihn den Zausel, weil er so zauselig aussah. Wohnte im Zimmer neben mir. Ich versuchte ihm ständig auszuweichen, was mir bis auf die Heimfahrt auch gelungen ist. Auf der Fahrt sagt er dem Fahrer, er möge ihn woanders als zur angegebenen Adresse fahren. Der meint, er müsse da wohl erst bei der Leitstelle anfragen. Murmelt was von Frau nicht daheim, deswegen Goethestraße. Kurz vor seiner Heimatadresse dann der Protest, wann der Fahrer denn nun in der Leitstelle nachfrage, denn er habe ja schließlich sehr deutlich und der "junge Mann" hätte ja wohl nicht zugehört und er würde jetzt ein Hotel beziehen. Meine Vermutung: seine Frau hat seinen Reha Aufenthalt genutzt, um ihn zu verlassen. Jetzt sucht er eine neue Unterkunft. Den Fahrer dann bei meiner Adresse mit einem Trinkgeld aka Schmerzensgeld ein bisschen für die Ungerechtigkeit entschädigt.
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Wichtigstes Utensil derzeit: ein langstieliger Schuhlöffel. Ich komm' ja noch nicht bis zum Knöchel runter, folglich muss das Unten zu mir rauf.
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Keine Ahnung wie ich heute Nacht liegen soll. Vermutlich wird's wieder eine kurze Nacht. Diesmal ohne Tabletten.
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Die Anträge zur Lohnfortzahlung ausgefüllt. Viel Papierkram, der den ganzen restlichen Nachmittag braucht. Abzüglich des Arzttermines für mein neues Attest. Der Ortho ist sehr an den Röntgenbildern interessiert, weil da was sehr Seltenes gemacht worden ist. Ich bin ja üblicherweise gerne was Besonderes, in diesem speziellen Fall bezahle ich es aber mit bisschen mehr Aua.
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Rechnung vom Operateur in der Hauspost. Stattliches Sümmchen, das es mir aber wert ist. Seltsam ist nur die Formlosigkeit des Schreibens. Keine MWSt, keine Details. Der Mann konzentriert sich auf's Wesentliche. Vor paar Tagen hat er noch ganz humorig auf meine Anfrage geantwortet, ganz so wie ich ihn von den Krankenhausvisiten kenne. Die Rechnung kam dennoch überraschend. Wahrscheinlich habe ich in meiner Eile halt mal wieder nicht richtig zugehört.
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Narbe am Hintern - jetzt wo endlich die dicken modern sind - ist gut verheilt. Darauf war ich auch nicht gefasst. Den Operateur trifft keine Schuld. Die Vorbesprechung lief ungefähr so Jaja, machen Sie einfach, mir egal, hauptsache es hilf gegen die Schmerzen. Mal sehen, ob da noch was kommt.
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Auf FB gejammert, weil sonst keiner zum Zuhören da war. Erstaunt über viel positive Rückmeldung und schöne Kommentare gewesen, die Aufwind für den nächsten Tag gegeben haben. Da entstand die Idee mit dem Balancebrett. Bei irgendeiner Gruppensache im Hintergrund draufgestanden und gemerkt, dass das wesentlich mehr Spaß macht als das Skiprogramm auf dem Computer. Zwei Tage ein bisschen drauf rumgestanden. Am dritten ein bisschen mehr und dabei gefilmt. Bisschen Ballettzeug drauf ausprobiert. Jetzt habe ich ein Wackelbrett für daheim bestellt und übe bald Arabesque. In zwei Wochen zeigen sich hoffentlich stabile Ergebnisse.
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Endlich daheim!

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Herzlich Willkommen daheim!

Folgender Absatz ist ja wahnsinnig interessant aber zugleich auch nicht ganz klar verständlich für mich, als sehr neugierige Leserin:

Ich hatte einen Kurschatten. Hab' ich aber erst nach Verlassen der Einrichtung gemerkt.

Eine Interpretationsmöglichkeit wäre die Übersetzung:
"ich habe am Ort, wo sich auch die Reha-Einrichtung befindet, aber außerhalb des Gebäudes und außerhalb des Geländes eine amouröse Bekanntschaft geschlossen, von der mir während der ganzen Dauer des Techtelmechtels nicht bekannt war, dass die Bekanntschaft ebenfalls zur Reha in derselben Einrichtung untergebracht ist. Als ich die Einrichtung nach abgeschlossener Reha verließ, stellte sich heraus, dass mein neuer Bekannter ein Mitpatient war."

Was bei zutreffender Mutmaßung auch gleich zu weiteren phantasievollen Überlegungen führt: wie weit ging das Techtelmechtel und wo wurde es ausgelebt? Im Café am See? In einer kleinen Pension am Nachmittag? Und hat man nicht bemerkt, dass das Gegenüber auch in Rekonvaleszenz ist?

Oder habe ich eine falsche Vorstellung, was ein Kurschatten ist? Ist das auch jemand, mit dem man nur ein bißchen so herumflirtet, verbal, und spazieren geht? Ich dachte immer, das wären handfeste Affairen, mit allem Drum und Dran...! Das sind natürlich indiskrete Fragen, aber so eine hochinteressante Information kann man nicht so einfach ungeklärt im Raum stehen lassen. Ich möchte auch gerne dazulernen, da ich noch nie zur Kur war und auch keinen Kurschatten hatte, logischerweise!

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Keine Ahnung, was andere unter Kurschatten verstehen. Ich dachte, es ist jemand, der mir wie ein Schatten folgt. Erst am Tag der Abreise hat er sich offenbart. Ich hatte bis dahin keine Ahnung...

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Gaga, Sie liegen mit dieser Auffassung eines Kurschattens schon richtig. In Bad Wildungen gibt es sogar einen Kurschattenbrunnen.

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Einer, der einem wie ein Schatten folgt, ist wohl eher ein heimlicher Verehrer und im schlimmeren Fall ein Stalker.... Ein veritabler Kurschatten war wohl Walter Gropius für Alma Mahler, sie hat den damals um einiges jüngeren Mann bei einer Kur kennengelernt. Nach Gustav Mahlers Tod und der Kokoschka-Sache wurde die Liebelei wieder belebt und man vermählte sich und hatte eine Tochter. Kann auch passieren, wenn man auf Anraten des Arztes mit einem anderen Kurgast tanzt. So war das bei den beiden.

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Dann habe ich den Begriff völlig missverstanden. Nunja, ich war halt mehr mit Aua als mit Aha und Oha beschäftigt.

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ich war aber für eine Weile schwer beeindruckt, war eine schöne Vorstellung, dass eine amouröse Begegnung den mühseligen Reha-Ablauf aufgehellt hat. Aber dann hätte der Eintrag hier vielleicht auch nicht so uneingeschränkt von der Freude über die Rückkehr nach Hause berichtet.

(ich hatte mit Zwanzig mal für eine Nacht eine Affäre mit einem sehr hübschen jungen Mann, der das eine Bein eingegipst hatte, von einem Motorradunfall, ging auch irgendwie, das Bein war ja durch den Gips geschützt, und für Hüft-Operierte gibts ja auch extra Anleitungen, welche Stellungen beim Sex vermieden werden sollten...)

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Geh' mir weg mit den Anleitungen. Das hat mich am Ende des Vortrags über Hüft TEPs schon sehr frustriert, bis mir einfiel, dass ich ja gar keine TEP habe, sondern was ganz anderes hippes (sic!).
Ich hätte dann gerne noch die ein oder andere Frage angefügt, dachte aber, das würde sich sicher später in der Praxis ergeben.

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Willkommen zurück in der Stadt
Voll Freude den Blog gelesen.
Weiterhin alles Gute für die weitere Besserung.
Wenn Du mal Essen gehen willst, melde Dich und Du wirst abgeholt und heimgebracht (Ruffini?)

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Danke für das Angebot. Ich bin froh, wieder daheim zu sein und muss mich erst mal zurecht finden.

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Dass es aufwärts geht, ist wirklich eine großartige Nachricht. Ich hatte schon große Sorge, dass das alles so viel zu langsam geht, dass du den Mut verlierst.

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Das geht definitiv viel zu langsam für meine Verhältnisse. Aber den Mut verlieren ist keine Option. Eigentlich habe ich überhaupt keine Optionen ausser warten und geduldig sein.

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Das klingt doch erstmal erfreulich. Jetzt heißt's Geduld haben. Gute Besserung und schön weiterwackeln!

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Jawohl! Ich schunkle durch die Straßen. Immer von rechts nach links und zurück.

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Dahoam is halt Dahoam! (Nur echt großgeschrieben.)

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Mia san Mia
Da wo ich gerade herkomme - also vom Tegernsee - da wird zum Glück bayrisch verstanden. Nur die Dame aus Sibirien fragte an ihrem letzten Tag, was der ihr am Tisch gegenübersitzende Mann für eine Sprache spräche. Wir haben dann ein bisschen gelacht und uns auf hochdeutsch um Völkerverständigung bemüht.

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