Mittwoch, 29. Januar 2020
But you dance, dance, dance
Kürzlich stieß ich auf einen kurzen Tanzclip bei YT. Darin ist eine Frau zu sehen, die Flamenco im Herrenkostüm tanzt. Die Dame heißt Carmen Amaya, auch la Capitana genannt.Man könnte meinen, das Kostüm sei nichts Ungewöhnliches. Allerdings stammen die Aufnahmen aus dem Hollywood Musical Film Follow the boys von 1944. Und das Kostüm geht noch viel weiter zurück.

Carmen Amaya war eine fantastische Flamencotänzerin. Tatsächlich behaupteten Zeitzeugen, ihre Fußtechnik sei so schnell und sauber gewesen, dass sie sich als erste Frau das traditionelle Kostüm der männlichen Tänzer hätte anziehen dürfen. Andere Zeitzeugen sagen wiederum, ihr starker und unvorhersehbarer Charakter hätten sie auch bei Widerspruch nicht davon abgehalten. Bereits mit 4 Jahren trat sie gemeinsam mit ihrem Vater auf der Straße auf, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen. Schon bald hatte sie nicht nur den, sondern auch Ruhm und Spitznamen verdient. Eine sehr ungewöhnliche Karriere für ein Roma-Kind aus ärmsten Verhältnissen.

Wer des Spanischen mächtig ist, dem empfehle ich die Dokumentation Carmen! La Capitana, um mehr über sie zu erfahren. Wer aber nur mal eben gucken möchte, der kann das im folgenden Clip. Beachten Sie dabei unbedingt diesen kraftvollen Ausdruck in Kopf- und Armbewegungen bei 2:10. Ich denke, Carmen Amaya hat mindestens so viel Beachtung wie ein Fred Astaire verdient. Man könnte spekulieren, ob dieser Ruhm nicht ganz so lange anhielt wie der des männlichen Kollegen, weil sie als Frau so gar nicht in ihre gesellschaftliche Rolle passte. Den posthumen Ruhm bekommt sie dann halt in meinem Blog. Que viva la Capitana!

... comment

 
Wow!
H. hat gleich mehrere Videos von der Dame geguckt und den entsprechenden Artikel in W. gelesen.
Ganz prima der Beitrag, liebe A.

... link  

 
Der lag schon lange auf Eis. Wo mir grad nix Neues einfällt...

... link  


... comment
 
Oh, ist die aber toll! Danke.

... link  

 
Freut mich, wenn auch andere sie toll finden.

... link  


... comment
 
Bloggerei
Natürlich würde H. auch gerne öfter von Dir lesen (s. Kommentar bei Thomas). H. ist zur Zeit in einer Hochphase, aber auch das wird sich ändern, im Frühjahr, wenn er nicht mehr drinnen rumsitzt, sondern draußen, auf dem Rad, rumstrolcht.
Dir, liebe A., weiterhin alles Gute!

... link  

 
Ja, wie schon Herr Rau sagte, die Bloggerei braucht halt auch viel Zeit. Man könnte meinen, die hätte ich gerade, doch habe ich nicht viel zu berichten. Die meisten Erlebnisse finden ja draussen statt, und ich bin derzeit schon sehr an das Haus gebunden. Wird aber auch wieder besser.

... link  


... comment
 
Nix für ungut
Ich klugscheiße hier mal: die erste Tänzerin in Hosen war wohl Trinidad la Cuenca, geboren 1857.
(Hier: https://www.flamencasporderecho.com/trinidad-la-cuenca-i/)
Die tanzte wohl als eine der ersten den Zapateado*, der bis dahin von Männern getanzt wurde. Ob es praktische Gründe hatte, also ob die damals üblichen Röcke einfach zu schwer waren für so viel Fußtechnik, oder ob es die besondere Note dieser Tänzerin war, weiß ich nicht.

Dass Carmen Amaya die Erlaubnis von irgendjemandem brauchte, um in Hosen zu tanzen, scheint mir auch nicht wahrscheinlich. Flamencokünstlerinnen waren auch zu dieser Zeit schon relativ unabhängige, berufstätige Frauen. Carmen Amaya ernährte zeitweise ihre Großfamilie fast allein, und der Spitzname "La Capitana" soll sich auf ihre Neigung zum Kommandieren bezogen haben, die sich schon in ihrer Kindheit zeigte. (Natürlich ist es aber trotzdem möglich, dass es in manchen Lokalen Anweisungen in Bezug auf die Kleidung der Künstlerinnen gab.)

*"Zapateado" ist die Bezeichnung für die Fußtechnik, aber auch für einen Tanzstil. Hier meine ich den Tanzstil.

... link  

 
Erleuchtung
Vielen Dank für die Korrektur. Hintergrundwissen ist hier immer willkommen, denn so tief war ich nicht in der Materie. Ich habe meine Informationen nur dürftig zusammengetragen, bin zudem ohne großartige Spanischkenntnisse in der Thematik etwas hilflos.

Andererseits steht mein Text zu diesen Informationen bis auf die "erste Frau" auch nicht wirklich im Widerspruch.

... link  

 
Mich hat die Formulierung "hätte anziehen dürfen" irritiert. Tut mir Leid, falls ich da etwas falsch interpretiert habe.

... link  

 
Ja, da hast Du recht. Die Formulierung ist widersprüchlich. Ich hab's halt so verstanden, dass es nicht selbstverständlich war, dass sie das männliche Outfit trug und vermutete da einen gewissen Widerstand von aussen.

... link  


... comment