Donnerstag, 14. Juli 2022
Ich hab noch einen Koffer in Berlin
Berlin ist ein Ort, an dem mein Koffer nicht stand. Dafür hat er mir sowohl aus Düsseldorf als auch München Mails geschickt - natürlich nicht er, sondern die Beauftragten des Flughafens, die für ordnungsgerechte Zuordnung des massenhaft stehengebliebenen Passagiergepäcks zuständig sind. Am 24.Juni gab ich ihn ab und winkte ihm - wie jedes Mal - beim Verschwinden in den Förderbandschlund noch einmal scherzhaft zu, wünschte ihm eine gute Reise und baldiges Wiedersehen. Dann war er für die Dauer von einer Woche überhaupt nicht mehr lokalisierbar. Wie so ein Halbstarker während der Wiesnzeit oder ein Rheinländer im Karneval.

Irgendwann gegen Ende des gemeinsamen Urlaubs mit Frau Herzbruch nebst Nachwuchs erhielt ich die Meldung, er sei jetzt auf dem Weg nach Düsseldorf, wobei ich zuvor Anweisung gegeben hatte, er möge doch bitteschön - wenn schon nicht nach Fuerteventura geliefert - in München auf mich warten. Nach unserer Ankunft in Düsseldorf sah das dann so aus:



Man forderte mich auf, doch gerne das abgestellte Gepäck zwischen Band 1 und 13 selbst zu inspizieren und nach meinem Koffer zu suchen. Dieses Gepäck war sehr unübersichtlich dort auf die Besitzenden wartend gesammelt. In München am nächsten Tag dann ein ähnliches Bild. Der Unterschied hier: man hatte sorgsam Reihen gebildet, durch die Suchende gehen konnten, um sich einen Überblick zu verschaffen. Weiterer Unterschied: es roch etwas streng aus diversen Koffern.



Nach diesem mir gebotenen Bild ließ ich alle Hoffnung fahren, mein Gepäck jemals wiederzusehen und füllte den Verlustreport aus, verabschiedete mich innerlich von jedem eingepackten Teil und schloß dieses Kapitel meines Lebens ab, wie einst der Eintrag im Poesiealbum lautete: Was du liebst, lass gehen. Wenn es zurückkommt ist es deines, wenn nicht, nie deines gewesen.

Gestern erreichte mich die Nachricht, dass mein Großer gerne aus dem Flughafenland abgeholt werden möchte und zwar subito, denn wenn ich ihn nicht abholen würde, käme er frei Haus geliefert. Nur als ich sagte, ich sei nicht anwesend, lenkte die Konversation in die gewünschte Richtung. Ich meine, hey, er stand mehr als zwei Wochen irgendwo rum, von wo er jetzt SOFORT weg soll, weil da kein Platz mehr für ihn ist? Mein Koffer stinkt nicht und passt sich auch sonst sehr praktisch den Gegebenheiten an. Ich finde, die paar Tage kann er ruhig noch da stehen wo er ist. Und zum ersten Mal in meinem Leben werde ich nach einem Urlaub in der Lage sein, saubere Wäsche auszupacken und sofort verräumen zu können.

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Nun habe ich ihn abgeholt. Ausser ein paar Kratzern scheint er heil geblieben zu sein. Aber was weiß ich schon über sensible Kofferseelen.

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Hurra!

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ich stelle mir vor, dass man sich zehnmal mehr über Sachen freut, die man verloren geglaubt hat.... oder? Oder nur fünfmal mehr?

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In meinem Fall habe ich mich wirklich über die ein oder andere Klamotte gefreut, weil ich schon vergessen hatte, dass sie im Koffer war. Und den Koffer selbst hätte ich nur ungern ersetzen müssen.

Es gab aber auch Teile, da hätte mich eine Trennung erleichtert, weil ich die seit Jahren nicht wegzuschmeißen schaffe.

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Die können Sie ja jetzt als Dankopfer weggeben. ;)

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