Samstag, 21. Dezember 2019
Still ruht der See
Türchen No.21



Heute nur ein kurzes Zitat von Karl Valentin, weil mir ausser Weh nichts einfällt:

Wenn die staade Zeit vorbei ist, wird's auch wieder ruhiger.

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Freitag, 20. Dezember 2019
Le boeuf sur le toit
Türchen No.20



Es muss nicht immer kompliziert sein, manchmal geht es auch viel einfacher. Einstweilen bin ich in der Alpenvorregion eingetroffen, in der man traditionelle bayrische Gerichte anbietet. Der Rinderschmorbraten - zu Zeiten Napoleons Boeuf a la mode genannt - wurde von den Bayern adoptiert und weil man sich bei uns nix scheißt, kurzerhand zu Böfflamott umbenannt. Die stolzen Besitzer des Bayrischen Kochbuchs dürfen jetzt gerne aus dem vergriffenen Werk zitieren; ich selbst bereite nur Einfaches zu. Als meine Mutter letzte Woche eintraf, buk ich einen einfachen Rührkuchen. Als sie fuhr, gestand sie, den Rest über den Hausmüll entsorgt zu haben. Nunja, jeder kann was anderes gut. Aber eine Lebensweisheit meiner Mutter möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Lange bestand mein französischer Wortschatz nämlich aus nur einem Satz: le boeuf, der Ochs', la vache, die Kuh, fermez la porte, mach's Türle zu.

Ansonsten ist es schön am Tegernsee.

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Donnerstag, 19. Dezember 2019
Stairway to Heaven - Highway to Hell
Türchen No 19



Weil heute Entlassungstag ist, hier mal die künstlerisch aufgewertete Abbildung des Grundes für meinen Aufenthalt und Jammercontent. Ich finde das Ergebnis ziemlich schick, obgleich die Beschwerden damit noch nicht vollständig ausgeräumt sind. Weil alles mindestens zwei Seiten hat und die Ursache nicht gänzlich geklärt, blüht mir in naher Zukunft das Prozedere nochmal.

Das erinnert mich an die Male, an denen ich gut und schlecht abwägte, ohne zu wissen, dass es tatsächlich zweimal schwarz oder weiß war. Letztlich aber auch oder vor allem eine Frage der Perspektive, denn schwarz kann im Licht wunderbar glänzen, es hält warm und bindet zusätzlich Energie, während weiß ohne Licht auch nur bestenfalls grau und selbst eigentlich überhaupt keine Farbe ist. Das dürfen Sie jetzt erst mal sacken lassen.

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Mittwoch, 18. Dezember 2019
Ein Mops kam in die Küche...
Türchen No. 18




Heute Störung im internen Netz. Alles on /off, alles wie immer. Meine Stimmung entspricht der des Abgebildeten. Ziemlich mopsig alles. Das ist übrigens einer der Möpse im Lustgarten. Später mehr. Also viel später. Ach, vergessen wir einfach diesen Tag gänzlich.

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Dienstag, 17. Dezember 2019
Words Don't Come Easy
Türchen No.17



Das Haus in dem ich genese hat viel Geschichte. Erinnert mich an den alten Sauerbruchfilm, den ich als Kind gesehen habe. Danach suchte ich alle Informationen aus Lexika und Büchern über Thoraxchirurgie zusammen, die ich kriegen konnte. Ich war ja schon mal im Krankenhaus mit etwa 9 Jahren. Da hatte mir die OP-Schwester beim Einschlafen versprochen, ich dürfte den OP sehen. Später hat sie sich daran scheinbar nicht mehr erinnert. Am letzten Tag war ich deswegen natürlich sehr enttäuscht und beschloss, dieses Versprechen einzufordern. Beim Abholen bin ich im nächsten Supermarkt abgehauen und zurück in die kleine Klinik. Dort setzte ich mich auf die Treppe, die zum OP führte und wartete. Irgendwann erschien die Schwester. Ich habe tatsächlich an diesem Morgen den OP sehen dürfen, allerdings unterschied er sich sehr von dem, was ich vom Sauerbruchfilm kannte. Da war ich ein bisschen enttäuscht. Abgesehen von der Standpauke meiner Mutter war das ein nicht besonders beeindruckendes Erlebnis gewesen. Was sich aber bei mir festsetzte, war die Erfahrung, dass Menschen ihr Wort nicht halten und es möglicherweise nur geben, um andere zu manipulieren. Deshalb versuche ich immer mein Wort zu halten, so wie ich es gebe.

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Montag, 16. Dezember 2019
Downtime
Türchen No.16



Gestern war Abfeent. Leider habe ich keine drei Kerzen hier. Das Bild mit der einen Kerze muss also genügen. Weihnachten, Sentimentalität, Innenschau. Ich rutsche gerade in ein Loch. Die OP, die Medikamente, die Bewegungseinschränkung. Dabei bin ich nicht schlimm dran. Ich habe gute Heilungschancen im Gegensatz zu anderen Krankheiten. Ich werde in ein paar Wochen wieder hergestellt sein, im Gegensatz zu chronischen Beeinträchtigungen. Ich jammere hier auf hohem Niveau. Doch irgendetwas in mir sagt, dass es nicht mehr wie früher sein wird. Der Fremdkörper in meinem Bein, wie zuverlässig macht der meine Eskapaden mit? Wie stark darf ich ohne Gefahr belasten? Wie wird sich der Beinlängenunterschied auswirken? Ich mache hier seit drei Tagen den Kletteraffen, habe Treppen mit Krücken und Duschen ohne Wundkontakt gemeistert. Die Schwestern lachen mich an und vielleicht auch etwas aus. Alles will ich ohne fremde Hilfe schaffen. Socken anziehen klappt noch nicht, weil ich das Bein höchstens 90° In der Hüfte abwinkeln darf. Himmelherrgott, wofür habe ich jahrelang meine Beweglichkeit trainiert, habe meinen Oberkörper auf die Beine gelegt und Schuhe mit durchgestreckten Knien gebunden, nur um jetzt nicht an meine rechten Zehen zu gelangen. Die Socken sind heute morgen dennoch auf meine Füße gelangt. Aber jetzt, wenn ich so teilsediert im Bett liege, fühle ich mich sehr mit der Situation überfordert. Vielleicht gehe ich gleich in die Kapelle ein bisschen weinen.

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Sonntag, 15. Dezember 2019
Confusion
Türchen No. 15



Auf dem Weg zum OP die Vitrine entdeckt. Froh, dass die Medizin Fortschritte gemacht hat und manche Gerätschaft nicht mehr verwendet wird. Dankbar für Narkose- und Schmerzmittel, obwohl die den Körper auch ganz schön durcheinanderbringen können. Der Rausch nach der Narkose erinnert mich an das alte Antvilleblog trunken und bgenau, weil man in diesem Zustand keinen Zugang zu elektronischen Medien haben sollte. Auch nicht zu Telefonen. Am nächsten Morgen viel Verwirrung gradegebogen, viel erklärt. Dann amüsiert. Das einzige Amusement im bettgefesselten Zustand. Doch, ich darf aufstehen, nur nicht so viel wie ich gerne würde. Kreislauf ist im Keller, da wo die Laune langsam hingeht.

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Freitag, 13. Dezember 2019
Pick Yourself Up
Türchen No. 13



Modifiziertes Fitnessprogramm für die kommenden Tage: einarmige Klimmzüge. Weiteres Fitnessprogramm: für die Bettnachbarin Dinge erledigen, aufstehen, Wasser einschenken, Fenster öffnen, Fenster schließen. Heute mal nebenbei bemerkt, dass in der Katastrophenhilfe immer Hilfe zur Selbsthilfe geboten wird. Seitdem bedeutungsvolles Schweigen. Wie bereits an anderer Stelle erläutert, ist sich hilflos geben nicht immer drollig. Ich für meinen Teil gehe jetzt erst mal raus vor die Türe und lasse mir den Weg zum OP-Saal erklären, damit ich pünktlich um eins dort auf dem Tisch liege.

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Donnerstag, 12. Dezember 2019
See Through
Türchen No.12



Heute Blut abnehmen, EKG, Blutdruck, untersuchen, Koffer aus- und Schrank einräumen, röntgen. Die richtige Karte dazu kam noch rechtzeitig an - ich hatte sie gestern aus dem Briefkasten gefischt, wo sie sich ganz hinten versteckte. Mein Dank an die Absendenden. Bei Ankunft im Krankenhaus kleine Schnitzeljagd von Aufnahme zu Anästhesie zu Station zu EKG zu Essen. Zwischendurch immer dieselben Fragen beantwortet. Besteht eine Allergie gegen Narkosestoffe, eine Herzerkrankung, ein Infekt, möchten sie Fremd- oder Eigenbluttransfusion etc. Als die Ärztin erklärte, dass das eigene Blut aufgefangen, gereinigt und wieder zugeführt wird, entfuhr meiner Mutter ein "oh schön". Ich glaube, sie mag einfach alles was sauber ist.

Jetzt sitze ich auf meinem Megabett mit teilverstellbarem Fußteil, das ich mir die letzten Nächte sehr gewünscht hätte und genieße die Ruhe. Die Bettnachbarin wurde gerade zur OP abgeholt, die anderen sind noch nicht eingetroffen. Schwester C hat keine Idee, was sie mir die kommenden Tage zu essen bestellen soll, weil ohne Laktose, Histamin und Fleisch gibt's hier nicht. Den Diätkoch möchte ich trotzdem nicht sprechen und esse lieber trockenes Brot. Alles in allem bereits das K für kompliziert auf der Stirn. Ansonsten geräumiger Nachttisch, super höhenverstellbarer Tisch und auch die Aussicht ist nicht schlecht. Man wird bescheiden im Alter.

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Mittwoch, 11. Dezember 2019
Longer Shadows, Shorter Days
Türchen No.11



Dies wird vermutlich der kürzeste Adventskalender ever. Ich begebe mich nämlich die kommenden Tage in die Obhut von medizinischem Fachpersonal. Folglich ist heute schon Weihnachten. Ich habe ein paar Päckchen aufgemacht, weil ich die nicht mitnehme, habe ein paar andere verteilt, organisiert, aufgeräumt, geputzt und meine Rechnungen beglichen. Es gibt nichts mehr zu tun als zu warten. Meine kleine Wohnung wird einstweilen bewohnt und behütet, die Pflanzen gegossen, die Post sortiert. Es ist nicht anders als vor meinen langen Reisen. Nur der Anlass ist weniger angenehm.

Da man bestimmte Arbeitsrollen im Blut hat, werde ich im Krankenhaus erst mal das Pflegepersonal briefen, die Essensausgabe überwachen und die Langzeitpatienten begrüßen. Danach sehen wir weiter. Für Unterhaltung ist gesorgt - zumindest ist der Bücherstapel in den vergangenen Jahren gewachsen und möchte abgetragen werden. Noch nie war ich so anhaltend gesellig wie die vergangenen zwei Monate, habe mich verabredet, Freunde und Bekannte getroffen, habe geredet und zugehört. Ein schöner Nebeneffekt von Krankheit. Ein paar Besucherslots wären also die kommende Woche noch offen.

Machen Sie es gut, bleiben Sie ruhig, bleiben Sie der Menschheit wohlgesonnen, auch wenn der Wahnsinn da draussen die nächsten Wochen vermutlich zunimmt. Bleiben Sie geduldig und gut zu sich und Ihrer Umwelt. Und schreiben Sie, damit ich was zu lesen habe.

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