Dienstag, 10. Dezember 2019
Good Shit
Türchen No.10



Jetzt vor Weihnachten gute Vorsätze? Logisch, weil sonst werden die für 2020 nur bis maximal Ende Januar anhalten. Aber wer übt, sich kleine Schritte vornimmt und die kleinen Ziele feiert, kann damit eine bleibende Verhaltensänderung erreichen. So funktioniert aktives Verlernen und ist wesentlich effektiver als bloßes Theoretisieren oder Vermeidung. Let the good shit happen!

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Montag, 9. Dezember 2019
Around The World
Türchen No.9



Für alle Bürofeststeckenden ist der heutige Beitrag zum Tagträumen oder Vorplanen. Der Gedanke, mal wieder woanders hinzufahren, andere Leute sehen, andere Städte, anderes Klima vielleicht sogar - zumindest das Herzklima. Ich fahre gleich los, um dem frisch gepressten Neffen zu huldigen; ohne Weihrauch, dafür mit einem kleinen Steiffbären im Gepäck. Der Nachwuchs wird ja so schnell groß und dann ist es mit der Sweetness möglicherweise vorbei. Auf, auf die Taschen schnappen und zum Bahnhof fahren, zum Hafen oder je nachdem, auf welches Fortbewegungsmittel die Wahl fällt. Danach ist zurückkommen gleich viel schöner.

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Sonntag, 8. Dezember 2019
People Who Need People
Türchen No.8



Heute mal ruhiger hier. Es gibt zwar Geschichten, die müssen aber noch köcheln.

Pinguine mag ich ja sehr, nicht nur weil sie drollig, sondern vor allem weil sie unterschätzt sind. Bei Menschen gibt es dieses Phänomen ebenfalls. Manche haben daraus eine Masche entwickelt, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen als diejenigen, die sich zunächst alleine zu helfen versuchen. Beides hat Vor- und Nachteile. Der Lerneffekt ist beim selbst Ausprobieren größer aber auch das Risiko des Scheiterns. Wenn mir meine Umwelt nicht viel zutraut, verpasse ich möglicherweise interessante Chancen, habe dafür aber keine Fehlschläge und kein Adrenalin. Im Moment probiere ich mich in einem Bereich aus, in dem ich überhaupt keine Erfahrung besitze. Von meiner Intuition geleitet agiere ich, beobachte intensiv und entcodiere die unausgesprochenen Gruppenregeln. Ich trete regelmäßig in Fettnäpfchen und sehe dabei für die drollig aus, die von meinem Newbiestatus wissen. Für die anderen sind meine Handlungen in dem Fall Ärgernis, denn sie trauen mir durch mein Auftreten viel mehr zu. Diese Erlebnisse verarbeite ich mit Humor, habe aber dennoch große Ambitionen, Peinlichkeiten zu vermeiden. Ich bevorzuge Autodidaktik mit ein klein wenig Unterstützung von aussen, wenn es sich nicht gerade um Raketenwissenschaft handelt. Der Lerneffekt ist intensiver, die Fortschritte schneller und der Stolz größer als würde ich nur zuschauen. Und die Pinguine tun ebenfalls ihr Bestes an Land, sie sind nur nicht optimal dafür ausgerüstet. Wenn Sie erfolgreich eine Meile in Stilettos über Eis gelaufen sind, dann wissen Sie um die meisterliche Stufe, auf der sich Drolligkeit bewegt.

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Samstag, 7. Dezember 2019
In The Name of Love
Türchen No.7

Weil das Leben nicht nur Lachen und Glitzer ist, heute mal was ernstes. Langjährige Lesende haben vielleicht den ein oder anderen Beitrag über meine Kindheit und mein Trauma hier verfolgt. Gestern hat die Kaltmamsell einen Thread verlinkt, der in meiner Twitterline auftauchte. Darin geht es um Männer, die ihre Partnerinnen töteten. Die meisten solcher Morde geschehen nicht im luftleeren Raum, oft waren die Männer bereits vorher gewalttätig - physisch und/oder emotional. Die Frage, warum solche Frauen nicht einfach gehen, habe ich mir lange gestellt. Die Antwort darauf und andere, persönliche Hintergründe finden Sie in den Kommentaren zu ihrem Beitrag.

Noch eine Bemerkung, wieso immer nur von Männergewalt gegen Frauen gesprochen wird: weil Frauen seit Jahrhunderten zur Unterordnung konditioniert werden, weil Männer ihre Wut eher durch körperliche Gewalt kanalisieren, weil der umgekehrte Fall verschwindend gering ist im Vergleich zu den vorliegenden Fällen. Und nein, man muss hier nicht geschlechtsneutral formulieren. Man muss genau jene Frauen stärken, die betroffen sind, in dem darüber geschrieben und gesprochen wird. Man muss sie ermutigen, die Scham zu überwinden. Jegliche Diskussion über Formalitäten ist die Diskussion alter, weisser Männer, die damit den Fokus vom eigentlichen Problem ablenken und es so minimieren. Das ist nicht zielführend, sondern sogar schädlich, wie wir deutlich an der öffentlichen Diskussion um Klimakrise und A.f.d beobachten können.

Ein Beitrag, der Trauma und dessen Folgen im Falle von Flüchtlingen beschreibt, und wie Sprache bzw. Ausdruck damit zusammenhängen:

I think of trauma as waging a sort of war to avoid banal interpretations. Let me propose six tools used in this struggle:

1) Condensation: to express oneself in terms difficult to understand, cryptically even, and never – or only very discreetly – mention the trauma in concrete terms.

2) Displacement: to talk or write about details secondary to what was truly traumatising, making them, implicitly or otherwise, carry the symbolic load of the trauma.

3) Simplification: to approach and name the event as simply, clearly, honestly and in as neutral a way as possible, in a manner that may seem emotionally disconnected.

4) Ignorance: to disregard knowledge and deny all understanding and explanation of the trauma. To approach the traumatic event with a consciously naive and unknowing gaze in order to allow a retelling of the story.

5) Excess: to express oneself too much, to talk at length, be long-winded, boring or overly detailed, thus excluding the possibility of dialogue. The subtext is, you are asking me for the most important part, but I can only give you everything.

6) Implacability: to refuse cooperation, community, comprehension or readability. Or, quite simply, to refuse to speak.


the poetics of trauma (via Kaltmamsell).

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Freitag, 6. Dezember 2019
The Wide Eyed and Laughing
Türchen No.6



Wann haben Sie zuletzt so richtig herzerfrischend gelacht? Mit Tränen und Luftschnappen und allem pipapo? Mir passiert das immer zu völlig unpassenden Momenten. Beispielsweise möchte ich einen Witz erzählen und kriege dann die Pointe vor lachen nicht raus. Alle drumherum schauen sich peinlich berührt an, manchmal lachen sie auch über mich. Der Witz kommt meistens nicht so gut wie angekündigt an aber die Erheiterung funktioniert trotzdem. Hinterher muss ich meine Schminke neu sortieren, weil sie nicht mehr am ursprünglich aufgetragenen Ort ist und mich ein bisschen atmenderweise erholen. Im Dienst provozierte dieses Gebahren einst den Spruch "Die Stimmung sollte gut sein aber die Arbeitsleistung nicht übersteigen." vom Käptn Spaßbremse.

Eine andere Situation war die am Lautsprecher, als ich aufgrund einer Bemerkung der Kollegin während meiner Ansage einen Lachflash bekam. Der war natürlich nicht sofort in den Griff zu bekommen - der rosa Elefant halt. Also driftete meine Stimme mitten im Satz nach oben ab, ich musste abbrechen. Ich glaube, ich hab's nach dem fünften Anlauf zu Ende bekommen, hatte aber einen Rückfall als der Passagier in der ersten Reihe fragte: "Finden Sie das etwa lustig?"

Ein alter Spruch vom Fredl Fesl kann diese Art des Lachens bei mir treffsicher hervorrufen: A Pferdl hoasst Pferdl weil's auf da Erdn is, weil wanns in da Luft war, dads Pfluftl hoassn. Der läuft im weihnachtlichen Familienkreis inzwischen schon unter Tradition - also meine Darbietung des Spruches, nicht der Witz an sich (und sogar beim Tippen lach' ich mich schlapp...) Ansonsten sind heute sicher viele Nikolausmützen unterwegs, über deren Träger man zwar nicht lachen aber zumindest schmunzeln kann.

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Donnerstag, 5. Dezember 2019
Sparkle
Türchen No.5

Früher war mehr Lametta.Loriot



Wenn es glitzert, ist nicht zwingend bald Weihnachten. Es könnte auch sein, Sie befinden sich im Kindergarten oder in russischen Gefilden bzw. haben mit Landsleuten zu tun. Eine russische Bekannte verriet mir, die Damen ihres Landes hätten ein Faible für Blingbling, wie sie es nannte. Davon abgesehen ist Glitzer im übertragenen Sinne wichtig für den Alltag. Man kann ihn auch ganz ohne artgerechte Einhornhaltung - die pupsen bekanntlich Glitzer - und für Allergiker feenstaubfrei herstellen. Ein bisschen Freude in den tristen Tagesablauf einplanen, einer anderen Person Freude bereiten oder mal aus dem Fenster in die Sonne blinzeln, sich für eine Tasse Tee, eine Tagträumerei oder einen Spaziergang Zeit nehmen, sich ein Stück Kuchen, Schokolade oder Pizza gönnen, eine Kleinigkeit besorgen, an der man Spaß hat, ein Telefonat führen, die Möglichkeiten sind vielfältig. Mein persönlicher Glitzer ist die Zeit kurz nach dem Aufstehen. Wenn ich keinen aushäusigen Termin habe, mache ich mir eine Tasse Tee, surfe ein bisschen im Netz und denke an meine nächtlichen Träume, spüre dem Gefühl nach, das er hinterlässt oder spüre einfach nur die Kuschelsocken an meinen nackten Füßen, zünde eine Kerze an und genieße die frühmorgendliche Ruhe und die Wärme meiner Heizung. Dabei achte ich darauf, dass der Kopf nicht mit To-Dos dazwischenfunkt.Manche Gedanken lassen sich durchaus aufglitzern, denn die folgen bekanntlich unseren Einstellungen. Ohne diesen täglichen Glitzer fehlt mir was. Was lässt Ihren Alltag glitzern?

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Mittwoch, 4. Dezember 2019
Soulshine
Türchen No.4

Es leuchtet wieder vor Weihnachten. Hinter den Fenstern, auf den Balkonen und vor der Supermarktkasse. Manchmal irritiert mich das, vor allem wenn die Lichterketten nachts von gegenüber in mein Fenster strahlen. An sich mag ich Lichterketten sehr - seit ein paar Monaten habe ich eine am Küchenfenster, die mir morgens das grelle Deckenlicht erspart. Sie funktioniert über einen Solarakku und wie ich bereits feststellen musste nicht besonders gut bei trübem Novemberwetter. Aus Washington habe ich mir welche mit kleinem Draht und Batterie mitgebracht. Eine davon leuchtet jetzt in meinem Sektkübel:



Die andere wurde (Achtung Spoiler!) demontiert, um für ein Kunstwerk verarbeitet zu werden. in der echten Kunst braucht es eben keine Lichterketten, da leuchtet der Gedanke selbst durch das Werk. Alles andere aber kann mit ein bisschen Zutun von Energie zum Strahlen gebracht werden.


P.S.: vorhin erfuhr ich, dass ich heute einen kleinen Neffen bekommen habe. Es sollte laut allen ein Mädchen werden. Ich hoffe für ihn, dass er rosa mag. Ratet mal, wer jetzt strahlt!
Rosa war übrigens bis in die 40er Jahre die Farbe der kleinen Jungs - abgeleitet von hellem rot, das als männlich galt.

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Dienstag, 3. Dezember 2019
Return To Sender
Türchen No.3



Heute mal ein besonderer Service: Weil meine Postkarte an Gaga von der Post leider nicht zugestellt wurde, hier die elektronische Variante. Den Kartentext habe ich nur noch so ungefähr im Kopf.

Liebe Gaga,

so ein Gipsbrusthalter hat bei voranschreitendem Alterungsprozess durchaus seine Vorteile. Es bleibt alles dort, wo es sein sollte oder zumindest wo es bei Abdruckherstellung war. Zudem ist er sozusagen wireless, kein Ausleiern der Bänder/Kabel und muss nicht gewaschen werden. Sowas brauchen wir natürlich noch nicht, man kann ihn aber auch den weniger Beschenkten ausleihen.

Herzliche Grüße
Frau Klugscheisser


Der Text könnte aber auch ganz anders gewesen sein, darauf möchte ich mich nicht festlegen. Die Karte hat ebenfalls eine Geschichte, denn ich habe sie unter den Gratiskarten entdeckt, die in Kneipen und Cafés immer vor den Toiletten ausgesteckt sind. Früher war auf der Rückseite mehr Platz zum Schreiben, heute ist dort viel Werbung aufgedruckt. Die ausgefallendsten habe ich aufgehoben, um sie an Freunde und Bekannte mit einer kryptischen Nachricht zu senden. Meistens waren die Empfänger etwas ratlos, was zur Folge hatte, dass sie nachhakten. Ich konnte mich jedoch meistens nicht mehr entsinnen, was ich in einem Anfall von Genialität geschrieben hatte. Leider entstand bei den Lesenden nicht die erwartete Bewunderung geschweige denn Dankbarkeit, weshalb ich dieses Projekt wieder einstampfte. Es befinden sich davon noch ein paar in der Schublade.

Das Projekt mit den elektronischen Postkarten finde ich allerdings eine gute Idee, denn das spart Porto und garantiert die Zustellung. Mehr Postkarten in Blogs!

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Montag, 2. Dezember 2019
I'm a Nut
Türchen No.2



Vor zwei Tagen hat mir eine Freundin Walnüsse mitgebracht, glücklich gewachsene Biowalnüsse. Da es im Handel bereits geschälte gibt, besitze ich keinen Nussknacker, also das Haushaltsdingens, die Musik natürlich schon. Wie knackt man Nüsse ohne Knacker? Man kann draufstehen, mit dem Hammer hauen oder sonstwie quetschen. Der Nachteil ist, dass dann auch das Innere zerquetscht und bröselt. Meine Mutter hat früher zu Weihnachten wieder zusammengeklebte und angemalte Nussschalen als Christbaumschmuck gebastelt - es geht also auch ohne Gewalt.

Wenn man ein kleines Messer oben an der weichsten Stelle zwischen den Nähten ansetzt, kann man die Nuss aufhebeln. Ging nicht ganz leicht aber ich hab's irgendwann hinbekommen. Einen Baum werde ich aber nicht damit schmücken, denn der Birkenfeige steht sowas nicht. Die mag auch kein Lametta ("früher war mehr...") Da oben auf dem Bild sehen sie übrigens getarnte Nüsse auf einem Platzset. Zu Weihnachten verstecken die sich gerne mal. Ich glaube, die sind zudem nachtaktiv und sehr anhänglich, jedenfalls finde ich manchmal morgens eine im Bett. Das geheime Leben der Nüsse.

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Sonntag, 1. Dezember 2019
Outside
Türchen No.1

Geh mal raus, haben sie gesagt, sonst erlebst du nichts, haben sie gesagt. Also bin ich heute mal vor die Türe gegangen. Nur mal eben über die Straße, denn seit einiger Zeit - und davon habe ich gerade viel - beobachte ich Menschen, die geheime Botschaften unter einem Schild am Haus gegenüber verstecken. Danach telefonieren sie oder tippen irgendwas in ihr Handy. Zunächst dachte ich an Gaunerzinken - Geheimbotschaften von Hausierern und Einbrechern. Der Sache wollte ich auf den Grund gehen.

Mit Hilfe eines kleinen Taschenmessers lieferte ich ein Tütchen zutage, in dem sich Zettel befanden. Auf den Zetteln stehen datierte Unterschriften. Erinnert ein bisschen an Bücherausleihe.



Nach ausgiebiger Internetrecherche stieß ich auf eine Webseite, auf die ich mir immer noch keinen Reim machen konnte. Erst die Kaltmamsell konnte mir die Zettelchen erklären. Es handelt sich hier um sogenanntes Geotagging. Das sind quasi die Höhlenzeichnungen des Internets. Wieder was gelernt. Das Tütchen habe ich natürlich brav zurückgesteckt, damit ich niemandem den Spaß verderbe.

Ansonsten alles ruhig hier. Ein kurzer Fußmarsch von fünf Minuten hat mich meine Pläne für anschließendes Kino verwerfen lassen. Zwei Stunden sitzen wären meinen Schmerzen nicht zuträglich gewesen. Dafür durfte ich ein exzellent selbstgekochtes indisches Mittagsmenü genießen. Großer Dank an den Koch.



Auf dem Weg ganz aktuell zum ersten Abfent etwas Weihnachtliches entdeckt:



Schon toll, dieses draussen, von dem alle sprechen!

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