Montag, 9. Juli 2007
Never had a dream come true
frau klugscheisser, 03:51h
Die Sonne geht hier mitten in der Wüste schnell unter, als ob es zwischen unerbittlichem Brennen und kühler Nacht nichts gäbe. Während der kurzen Zeitspanne der Dämmerung beginnt alles Leben aufzuatmen. Eigentlich habe ich mir vorgenommen, mir bei einem Glas Wein auf der Hotelterrasse dieses unvergleichlich schöne Erlebnis des Tages noch einmal in Erinnerung zu rufen. Beinahe wäre ich unbemerkt in die Tiefe geglitten, da höre ich die Stimme von Jan neben mir.
Jan, ein etwa 60 jähriger polnischer Landsmann, ist in seinem Konversationsdrang mindestens genauso unerbittlich wie die Sonne. Seine Ausführungen sind wortreich, wobei die eine Hälfte seiner Erzählungen aus umständlicher Umschreibung des Gemeinten besteht und die andere Hälfte aus Belanglosigkeiten. Meistens kann ich mich nicht entscheiden, auf welche Hälfte ich mich konzentrieren soll. Seit zweieinhalb Tagen bin ich vor ihm auf der Flucht. Direkte Konfrontationen lassen sich schwer vermeiden, da sich die Aufenthaltsmöglichkeiten außerhalb der Hotelanlage auf Wasser und Sand dezimieren. Folglich beschränke ich mich auf knappe Zustimmung, um ihn nicht unnötig zu ermutigen, stets hoffend, er möge irgendwann die diversen Zaunpfähle winken sehen.
Diesmal hat er sich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Ob ich eine Minute Zeit hätte, fragt er. Ohne meine Antwort abzuwarten zieht er einen DinA 4 Spiralblock aus seiner Plastiktüte und beginnt mir einen selbstverfassten Text vorzulesen. Der Aufsatz eines Siebtklässlers mit dem Titel 'Mein schönstes Ferienerlebnis' wäre im Vergleich zu dem, was ich zu hören bekomme, bachmannpreisverdächtig. Meine Hand sucht auf der Tischplatte verzweifelt die rechte Maustaste zum Schließen, tippt aber ins Leere. Am Ende schwanke ich zwischen wilden Flüchen und Durchhalteparolen in meinem Kopf hin und her. Ich bin eben 'kulturell', wie Jan stets zu sagen pflegt. Kul-turrr-ääl sagt er, was er offenbar mit 'kultiviert' verwechselt und im Grunde 'höflich' meint.
Unter interkultureller Kommunikation verstehe ich trotzdem was anderes. Ob ich mein Glas so schnell leere, um endlich gehen zu können oder weil ich seine Ausführungen nur betrunken ertrage, weiß ich nicht genau. Bevor ich mich zum Abendessen verabschiede - selbstverständlich nicht ohne mich vorher zu versichern, dass mein Gegenüber bereits gespeist hat - kündigt Jan sein nächstes Projekt an: In den kommenden Tagen wird er alles filmen, was nicht bei drei... sich bewegt. Instinktiv erstarre ich zur Salzsäule und ahne, dass dieser Urlaub unerschöpfliches Potential auf dem Weg zur Meisterschaft in Camouflage mit sich bringt. Die natürliche Unsichtbarkeit, die im Leben einer Frau um die 40 eintritt, ist nämlich bei überkommunikativen 60 jährigen Polen im all inclusive Urlaub wirkungslos.
Dabei will ich nichts weiter als in Ruhe vor mich hinträumen. Dieses heutige Erlebnis noch einmal in Gedanken durchleben, das ich mir zwar so sehr gewünscht aber insgeheim nicht zu erhoffen wagte. Es ist bereits dunkel, als ich mich mit meinem Tauchpartner auf den Weg zum nahegelegenen Berberzelt mache. Auch er bleibt von Jan nicht verschont, daran ist er aber selbst schuld. Mirko begegnet seinen Mitmenschen noch 'kultureller' als ich es je könnte. Mit stoischer Miene erträgt er selbst mein Ankleideritual und die begleitenden Schimpftiraden vor jedem Tauchgang.
Der Halbtrockenanzug ist aber auch zu störrisch. Zur allgemeinen Belustigung aller arabischen Jungs der Basis ziehe ich zunächst alte Feinstrumpfhosen über meinen Bikini, damit ich besser hineinrutsche. Eng soll er ja sitzen, der Anzug, damit daraus unter Wasser nicht ein Durchlauferhitzer wird. Trotzdem könnte er etwas weiter sein. Vielleicht hätte ich ihn vor dem Urlaub sicherheitshalber noch mal anprobieren sollen. Selbst der Tütentrick versagt beim Anziehen. Stattdessen reißt die vor dem Hineinschlüpfen über die Hand gestülpte Tüte beim Herausziehen. Einzig ein in Ärmel und Beine geführter Schlauch mit fließendem Wasser erleichtert das Anziehen ein wenig. Allerdings fließt das Wasser nicht mehr ab, sondern sammelt sich im Anzug. Im Grunde ein gutes Zeichen für Dichtigkeit, würden meine Extremitäten nicht nach kurzer Zeit taub.
Überhaupt eine saublöde Bezeichnung 'halbtrocken', klingt wie 'ein bisschen schwanger'. Andere tragen lässig Shorties oder Tropenanzüge, maximal 7 mm Naßanzug. Ich hingegen friere schnell, weshalb ich selbst wunde Fingerknöchel mit Begleitschmerzen vom Hochziehen in Kauf nehme. Fließendes Süßwasser inmitten der Wüste zum Anziehen eines gefrierpunktresistenten Kleidungsstückes zu verwenden, zeugt von unglaublicher Dekadenz. Andererseits stamme ich aus der Generation, die sich mit Jeans bekleidet in die Badewanne legte. Auch das sollte man heutzutage lieber für sich behalten.
Unter Wasser verstehen wir uns dafür hervorragend, sozusagen wortlos. Ich hatte Glück mit meinem Tauchpartner - oder er mit mir. Die meisten Taucher treffen schon vorab paarweise bei der Basis ein. Einzeltaucher sind rar. Die Alternative wäre Jan gewesen, der, obwohl er unter Wasser nicht sprechen kann, dennoch einen immensen Luftverbrauch hat. Mirko und ich variieren nur unwesentlich, was ausschlaggebend für die zeitliche Länge des jeweiligen Tauchganges ist. Bis zum Ende des Urlaubes werden wir uns die Folgen polnisch verletzter Eitelkeit anhören müssen, weil wir beide am ersten Tag zu dritt das Atmen unter Wasser aus lauter Boshaftigkeit verweigerten.
Wir liegen auf einem alten Teppich am Strand und starren in den nächtlichen Himmel. Trotz Vollmond sind unendlich viele Sterne zu sehen. Nach einem Zug an der Wasserpfeife übergebe ich wortlos und lehne mich zurück. Während die erste Sternschnuppe fällt, überlege ich mir einen Wunsch, bis mir wieder einfällt, wie wenig Auswirkung Sternschnuppenwünsche in meinem bisherigen Leben zeigten. Der einzige Wunsch, den ich für diesen Urlaub hatte, ging gänzlich ohne vorherig verglühten Planetenabfall in Erfüllung. Ich bin mit Delfinen getaucht.
Gehört habe ich ihr Pfeifen und die Klickergeräusche unter Wasser oft. Als ich Mirko mit einer Geste frage ob er sie ebenfalls hört, ernte ich nur verständnislose Blicke. Erst als ich auf einen Delfin aufgeregt deute, der aus dem grenzenlosen Blau in der Ferne auftaucht, wird ihm klar was ich meine. Der Meeressäuger kommt uns schnell entgegen, im Schlepptau eine Gang von etwa sieben Artgenossen. Sie schwimmen an uns vorbei und verschwinden genauso schnell, wie sie aufgetaucht sind. Ich unterdrücke einen Schrei der Entzückung, während ich meinen Tauchpartner am Arm packe. Die Delfingruppe kommt zurück. In einiger Entfernung stellen sie sich im Wasser senkrecht auf. Wir erstarren beide, nur um keine falsche Bewegung zu machen und wagen es kaum zu atmen. Nach einer Weile umkreisen sie uns wieder. Langsam wird mir klar, dass sie uns imitieren, wie wir starr in der Tiefe hängen. Wie ein einziger Körper bewegt sich die Gruppe zur Oberfläche und wieder zurück zu uns. Manchmal löst sich ein Einzelner aus der Formation, nähert sich uns und dreht wieder ab.
Obwohl die Zeit stillzustehen scheint, ist das Treffen nach wenigen Minuten vorbei. Zu uninteressant sind die beiden erstarrten Taucher da drunten und zu laut die große Gruppe sich nähernder Taucher, die mit ihren Rasseln die Unterwasserwelt stärker beschallt, als ein defektes Auspuffrohr den mittleren Ring. Allmählich verschmelzen die Umrisse der Delfine mit dem unendlichen Blau des Wassers. Nur langsam erwache ich aus meiner Extase, blicke prüfend auf den Luftstand und setze den Tauchgang fort. Nach dem Auftauchen wird mir schnell klar, dass jetzt nicht mehr viel kommen kann, um das zu überbieten. Ich habe alles gesehen, was es dort unten zu sehen gibt.
Auf dem Teppich unter dem Sternenhimmel spüre ich einen schier unbezwinbaren Drang, dieses Erlebnis mit der Person zu teilen, die ebenfalls anwesend war. Doch schnell wird mir klar, dass es Dinge gibt, die man nicht teilen, nicht mitteilen kann. Selbst wenn Mirko ein Mann großer Worte wäre, denn manchmal genügen Worte nicht, um das zu beschreiben, was im Innersten nachhallt. Nach einigen ungelenken Versuchen starre ich stumm in den nächtlichen Himmel. Drei Sternschnuppen später brechen wir auf in Richtung Hotel.
Die Einzelreisende aus Garmisch, die ich auf dem Rückflug treffe, bringt es auf den Punkt. Ja, das Wetter in Deutschland sei verdammt schlecht aber hey, ich sei mit Delfinen getaucht, das sollte für den Rest des Jahres genügen. Schließlich solle man nicht unmäßig sein. Was ich allerdings nicht verstehe, ist, wieso sie mich plötzlich Jana nennt.
Jan, ein etwa 60 jähriger polnischer Landsmann, ist in seinem Konversationsdrang mindestens genauso unerbittlich wie die Sonne. Seine Ausführungen sind wortreich, wobei die eine Hälfte seiner Erzählungen aus umständlicher Umschreibung des Gemeinten besteht und die andere Hälfte aus Belanglosigkeiten. Meistens kann ich mich nicht entscheiden, auf welche Hälfte ich mich konzentrieren soll. Seit zweieinhalb Tagen bin ich vor ihm auf der Flucht. Direkte Konfrontationen lassen sich schwer vermeiden, da sich die Aufenthaltsmöglichkeiten außerhalb der Hotelanlage auf Wasser und Sand dezimieren. Folglich beschränke ich mich auf knappe Zustimmung, um ihn nicht unnötig zu ermutigen, stets hoffend, er möge irgendwann die diversen Zaunpfähle winken sehen.
Diesmal hat er sich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Ob ich eine Minute Zeit hätte, fragt er. Ohne meine Antwort abzuwarten zieht er einen DinA 4 Spiralblock aus seiner Plastiktüte und beginnt mir einen selbstverfassten Text vorzulesen. Der Aufsatz eines Siebtklässlers mit dem Titel 'Mein schönstes Ferienerlebnis' wäre im Vergleich zu dem, was ich zu hören bekomme, bachmannpreisverdächtig. Meine Hand sucht auf der Tischplatte verzweifelt die rechte Maustaste zum Schließen, tippt aber ins Leere. Am Ende schwanke ich zwischen wilden Flüchen und Durchhalteparolen in meinem Kopf hin und her. Ich bin eben 'kulturell', wie Jan stets zu sagen pflegt. Kul-turrr-ääl sagt er, was er offenbar mit 'kultiviert' verwechselt und im Grunde 'höflich' meint.
Unter interkultureller Kommunikation verstehe ich trotzdem was anderes. Ob ich mein Glas so schnell leere, um endlich gehen zu können oder weil ich seine Ausführungen nur betrunken ertrage, weiß ich nicht genau. Bevor ich mich zum Abendessen verabschiede - selbstverständlich nicht ohne mich vorher zu versichern, dass mein Gegenüber bereits gespeist hat - kündigt Jan sein nächstes Projekt an: In den kommenden Tagen wird er alles filmen, was
Dabei will ich nichts weiter als in Ruhe vor mich hinträumen. Dieses heutige Erlebnis noch einmal in Gedanken durchleben, das ich mir zwar so sehr gewünscht aber insgeheim nicht zu erhoffen wagte. Es ist bereits dunkel, als ich mich mit meinem Tauchpartner auf den Weg zum nahegelegenen Berberzelt mache. Auch er bleibt von Jan nicht verschont, daran ist er aber selbst schuld. Mirko begegnet seinen Mitmenschen noch 'kultureller' als ich es je könnte. Mit stoischer Miene erträgt er selbst mein Ankleideritual und die begleitenden Schimpftiraden vor jedem Tauchgang.
Der Halbtrockenanzug ist aber auch zu störrisch. Zur allgemeinen Belustigung aller arabischen Jungs der Basis ziehe ich zunächst alte Feinstrumpfhosen über meinen Bikini, damit ich besser hineinrutsche. Eng soll er ja sitzen, der Anzug, damit daraus unter Wasser nicht ein Durchlauferhitzer wird. Trotzdem könnte er etwas weiter sein. Vielleicht hätte ich ihn vor dem Urlaub sicherheitshalber noch mal anprobieren sollen. Selbst der Tütentrick versagt beim Anziehen. Stattdessen reißt die vor dem Hineinschlüpfen über die Hand gestülpte Tüte beim Herausziehen. Einzig ein in Ärmel und Beine geführter Schlauch mit fließendem Wasser erleichtert das Anziehen ein wenig. Allerdings fließt das Wasser nicht mehr ab, sondern sammelt sich im Anzug. Im Grunde ein gutes Zeichen für Dichtigkeit, würden meine Extremitäten nicht nach kurzer Zeit taub.
Überhaupt eine saublöde Bezeichnung 'halbtrocken', klingt wie 'ein bisschen schwanger'. Andere tragen lässig Shorties oder Tropenanzüge, maximal 7 mm Naßanzug. Ich hingegen friere schnell, weshalb ich selbst wunde Fingerknöchel mit Begleitschmerzen vom Hochziehen in Kauf nehme. Fließendes Süßwasser inmitten der Wüste zum Anziehen eines gefrierpunktresistenten Kleidungsstückes zu verwenden, zeugt von unglaublicher Dekadenz. Andererseits stamme ich aus der Generation, die sich mit Jeans bekleidet in die Badewanne legte. Auch das sollte man heutzutage lieber für sich behalten.
Unter Wasser verstehen wir uns dafür hervorragend, sozusagen wortlos. Ich hatte Glück mit meinem Tauchpartner - oder er mit mir. Die meisten Taucher treffen schon vorab paarweise bei der Basis ein. Einzeltaucher sind rar. Die Alternative wäre Jan gewesen, der, obwohl er unter Wasser nicht sprechen kann, dennoch einen immensen Luftverbrauch hat. Mirko und ich variieren nur unwesentlich, was ausschlaggebend für die zeitliche Länge des jeweiligen Tauchganges ist. Bis zum Ende des Urlaubes werden wir uns die Folgen polnisch verletzter Eitelkeit anhören müssen, weil wir beide am ersten Tag zu dritt das Atmen unter Wasser aus lauter Boshaftigkeit verweigerten.
Wir liegen auf einem alten Teppich am Strand und starren in den nächtlichen Himmel. Trotz Vollmond sind unendlich viele Sterne zu sehen. Nach einem Zug an der Wasserpfeife übergebe ich wortlos und lehne mich zurück. Während die erste Sternschnuppe fällt, überlege ich mir einen Wunsch, bis mir wieder einfällt, wie wenig Auswirkung Sternschnuppenwünsche in meinem bisherigen Leben zeigten. Der einzige Wunsch, den ich für diesen Urlaub hatte, ging gänzlich ohne vorherig verglühten Planetenabfall in Erfüllung. Ich bin mit Delfinen getaucht.
Gehört habe ich ihr Pfeifen und die Klickergeräusche unter Wasser oft. Als ich Mirko mit einer Geste frage ob er sie ebenfalls hört, ernte ich nur verständnislose Blicke. Erst als ich auf einen Delfin aufgeregt deute, der aus dem grenzenlosen Blau in der Ferne auftaucht, wird ihm klar was ich meine. Der Meeressäuger kommt uns schnell entgegen, im Schlepptau eine Gang von etwa sieben Artgenossen. Sie schwimmen an uns vorbei und verschwinden genauso schnell, wie sie aufgetaucht sind. Ich unterdrücke einen Schrei der Entzückung, während ich meinen Tauchpartner am Arm packe. Die Delfingruppe kommt zurück. In einiger Entfernung stellen sie sich im Wasser senkrecht auf. Wir erstarren beide, nur um keine falsche Bewegung zu machen und wagen es kaum zu atmen. Nach einer Weile umkreisen sie uns wieder. Langsam wird mir klar, dass sie uns imitieren, wie wir starr in der Tiefe hängen. Wie ein einziger Körper bewegt sich die Gruppe zur Oberfläche und wieder zurück zu uns. Manchmal löst sich ein Einzelner aus der Formation, nähert sich uns und dreht wieder ab.
Obwohl die Zeit stillzustehen scheint, ist das Treffen nach wenigen Minuten vorbei. Zu uninteressant sind die beiden erstarrten Taucher da drunten und zu laut die große Gruppe sich nähernder Taucher, die mit ihren Rasseln die Unterwasserwelt stärker beschallt, als ein defektes Auspuffrohr den mittleren Ring. Allmählich verschmelzen die Umrisse der Delfine mit dem unendlichen Blau des Wassers. Nur langsam erwache ich aus meiner Extase, blicke prüfend auf den Luftstand und setze den Tauchgang fort. Nach dem Auftauchen wird mir schnell klar, dass jetzt nicht mehr viel kommen kann, um das zu überbieten. Ich habe alles gesehen, was es dort unten zu sehen gibt.
Auf dem Teppich unter dem Sternenhimmel spüre ich einen schier unbezwinbaren Drang, dieses Erlebnis mit der Person zu teilen, die ebenfalls anwesend war. Doch schnell wird mir klar, dass es Dinge gibt, die man nicht teilen, nicht mitteilen kann. Selbst wenn Mirko ein Mann großer Worte wäre, denn manchmal genügen Worte nicht, um das zu beschreiben, was im Innersten nachhallt. Nach einigen ungelenken Versuchen starre ich stumm in den nächtlichen Himmel. Drei Sternschnuppen später brechen wir auf in Richtung Hotel.
Die Einzelreisende aus Garmisch, die ich auf dem Rückflug treffe, bringt es auf den Punkt. Ja, das Wetter in Deutschland sei verdammt schlecht aber hey, ich sei mit Delfinen getaucht, das sollte für den Rest des Jahres genügen. Schließlich solle man nicht unmäßig sein. Was ich allerdings nicht verstehe, ist, wieso sie mich plötzlich Jana nennt.
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Donnerstag, 28. Juni 2007
Holiday
frau klugscheisser, 02:08h
Melde mich hiermit für kurze Zeit ab. Das habe ich vor und hoffe insgeheim auf das hier:
Man kann Delfine unter Wasser meistens pfeifen und knarzen hören, lange bevor man sie sieht. Das Piepen kommt übrigens vom Computer eines Tauchers, und die seltsamen Stimmgeräusche sollen wohl eine Art Duziduzi-Lockruf darstellen.
AlsVorbereitung Abschreckung habe ich mir noch dieses Video angeschaut. Achtung, ist nur für starke Nerven!
Meine anvisierte Urlaubsvertretung ist derzeit leider im Urlaub, ganz vielleicht schreibt aber dennoch jemand hier in meiner Abwesenheit. Stay tuned!
Man kann Delfine unter Wasser meistens pfeifen und knarzen hören, lange bevor man sie sieht. Das Piepen kommt übrigens vom Computer eines Tauchers, und die seltsamen Stimmgeräusche sollen wohl eine Art Duziduzi-Lockruf darstellen.
Als
Meine anvisierte Urlaubsvertretung ist derzeit leider im Urlaub, ganz vielleicht schreibt aber dennoch jemand hier in meiner Abwesenheit. Stay tuned!
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Donnerstag, 7. Juni 2007
Into the ocean
frau klugscheisser, 21:42h
Die neue Ausgabe von Mindestenshaltbar mit Fotos von Herrn Paulsen ist online. Schönes Thema, schöne Bilder.
Bitte drücken Sie den Fisch, der übrigens ebenfalls Herrn Paulsen gehört.
Bitte drücken Sie den Fisch, der übrigens ebenfalls Herrn Paulsen gehört.
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Montag, 24. Juli 2006
Cold water
frau klugscheisser, 00:06h
Eine schwüle Hitzeglocke hängt schon morgens über dem Mondsee. Als wir mit dem Bus ankommen, schwingt sich uns ein altes Weiblein erstaunlich flink auf Krücken entgegen. Zwei Euro möchte sie haben, pro Kopf versteht sich. Die restlichen Besucher des kleinen Parkplatzes haben sich bereits aus ihren Wohnmobilen geschält und bereiten die Grille für das Mittagsfleisch vor. Die Ausrüstung ist schnell zusammengebaut, doch vor Anziehen des dicken Trockentauchanzuges graut mir ein wenig. Hilft alles nicht, es muss sein, will ich drunten im See nicht frieren. Ich beginne mit der langen Unterhose, Socken, darüber Neoprensocken, schließlich ein Langarmshirt und ein Pullover. Dann steige ich in das dicke Ungetüm, lasse von meiner Kollegin den Reißverschluss am Rücken schließen, schlüpfe in Kopfhaube und Handschuhe. Das restliche Equipment - Jacket mit Flasche, Blei und Lampen - wiegt gut und gerne nochmals 20 Kilo. So schleppe ich mich zum Wasser. An der Oberfläche warte ich auf die Tauchgangsführerin mit ihrem Schüler. Ich hänge mich heute nur hinten dran. Als Tauchlehrer habe ich zwar Erfahrung, in letzter Zeit fehlt mir aber die Routine. Vor eineinhalb Jahren musste ich pausieren, danach war ich nur noch zwei-, dreimal im Wasser. Die Tiefe verlangt Körper und Psyche eine Menge ab. Kleine Fehler können sich verheerend auswirken.
Nach dem Zeichen zum Abtauchen lasse ich alle Luft aus Anzug und Jacket. Ich gleite langsam hinab in die Welt der Schwerelosigkeit. Sobald das Wasser mein Gesicht berührt, verlangsamt sich mein Herzschlag. Mein Innerstes ist vollkommen ruhig. Zunächst wirkt die Kühle erfrischend. Es soll diesmal kein tiefer Tauchgang werden. Ich orientiere mich am Grund, richte den Kompass und schaue mich nach markanten Gegenständen wie Astwurzeln, Erhebungen oder Steinen um, damit ich in der Lage bin, den Ausstieg wieder zu finden. Langsam gewöhnen sich meine Augen an das Dämmerlicht. Kleine Barsche schwimmen in Gruppen Slalom um das Seegras. Der Grund, an dem wir entlanggleiten, fällt seicht ab. Als wir die Sprungschicht erreichen, wird es merklich kälter. Wangen, Kinn und Lippen sind die einzigen Körperstellen, die direkt mit dem kalten Wasser in Berührung kommen. Auf 15 Meter muss ich die Lampe einschalten, um den Grund deutlich zu sehen. Ein kleiner Hecht huscht durch den Lichtkegel. Sonst sehe ich nur Schlamm, Laub und Felsbrocken, doch selbst diese kleinen Dinge besitzen hier unten einen ganz eigenen, bizzarren Charme. Mit der Hand wirble ich ein wenig Schlamm auf und beobachte, wie er sich zeitlupenartig wieder senkt, um ein neues Muster auf den Boden zu zaubern. Zu den anderen Beiden lasse ich lieber Abstand, da der Schüler mit seinem Flossenschlag viel Dreck aufwirbelt, der mir die Sicht trübt.
Auf 20 Meter beginnt mein Kopf zu arbeiten. Was, wenn jetzt mein Automat abbläst? Damals im Walchensee habe ich es erlebt. An der Steilwand auf 40 Meter. Umhüllt von Dunkelheit, unter mir unendlicher Abgrund, im Lichtkegel die bizzarre Felswand. Klettern ohne Anstrengung und ohne den Felsen zu berühren. Ich führe den Tauchgang, will tiefer, mein Partner geht mit. Auf 50 Meter beginnt aufgrund des hohen Umgebungsdruckes eins meiner Ventile zu vereisen. Der Automat bläst die Luft aus der Flasche unkontrolliert ab. Ich deute meinem Partner, das vereiste Ventil abzudrehen und wechsle auf den anderen Automaten. Eine kurze Weile verharren wir frei schwebend. Er vergisst, das Ventil wieder zu öffnen. Ich will jedoch mein alternatives Ventil nicht überlasten, da dieses ebenfalls einfrieren könnte und frage ihn per Zeichen, ob das erste wieder geöffnet ist. Er nickt. Also wechsle ich wieder das Mundstück, doch als ich anziehe, kommt keine Luft. Ich wechsle routiniert wieder auf das geöffnete Mundstück. Womit ich in diesem Moment nicht gerechnet habe, ist die Stickstoffnarkose. Der Kopf reagiert unter Druck verlangsamt, Reize werden von den Nervenzellen nicht mehr korrekt verarbeitet. So bin ich mir nicht mehr im Klaren, in welche Richtung wir müssen. Oben und unten, rechts und links, überall pechschwarze Nacht. An den aufsteigenden Luftblasen könnte ich mich orientieren, doch diese Information gelangt nicht mehr bis in mein Bewusstsein. Mein Partner übernimmt die Führung. Seitdem weiß ich, wieviel ein verlässlicher Tauchpartner wert ist.
Plötzlich kehrt die Tauchgangsführerin mit dem Schüler um. Ich weiß nicht wieso, denke zunächst, sie will irrtümlich in die falsche Richtung, bis ich sehe, dass der Schüler aus dem gelben Oktopus atmet. Sein Automat ist vereist. Langsam steigen wir auf. Der Schüler atmet schnell und ohne Pausen. Sie versucht ihn zu beruhigen. Schließlich vereist auch seine alternative Luftversorgung. Ich halte meine beiden übrigen Mundstücke bereit. Seine Flasche hat sich geleert, doch wir zwei haben noch genügend Reserven, um alle sicher an die Oberfläche zu bringen. Seine Bestrebung, möglichst schnell nach oben zu gelangen, unterbindet sie gekonnt, hält ihn fest, sucht Blickkontakt und beginnt, mit ihm zu atmen, bis sich sein Atemrhythmus normalisiert hat. Kein leichtes Unterfangen, einen Taucher in Panik am unkontrollierten Aufstieg zu hindern. Die Folge wäre für ihn - je nach Stickstoffsättigung - ausperlender Stickstoff in den Blutbahnen und Bläschen, die eventuell Haargefäße verschließen. Nach einer Weile ist er soweit, um den langsamen Aufstieg zu beginnen. Ich bin etwas enttäuscht, dass der Tauchgang so schnell beendet ist, doch der Schüler ist mit Sicherheit sehr froh, wieder frei atmen zu können.
Wir planen den folgenden Tauchgang im benachbarten Attersee. Nach einem Unfall muss man weiterfahren, vom Pferd abgeworfen sofort wieder aufsteigen und der Taucher sofort wieder runter. Die Hemmschwelle wird zu groß, wenn nach einem beängstigenden Ereignis zu viel Zeit vergeht. Ich habe damals einige Monate verstreichen lassen, bis ich wieder ins Wasser bin. Erst fehlte die Möglichkeit, dann wurde ich immer ängstlicher, zuletzt ein ärztliches Verbot. Beim Wiedereinstieg mied ich die Tiefe gänzlich. Für einen Tauchlehrer fatal. Im Grunde ist so ein Vorkommnis nicht schlecht. Man agiert umsichtiger, zollt dem fremden Element den nötigen Respekt. Während wir unsere Ausrüstung einpacken, zum nächsten Platz fahren und uns dort vorbereiten, spricht er fast ununterbrochen vom Vorfall. Er verarbeitet sein Erlebnis durch Sprechen. Wir helfen ihm dabei, indem wir Tipps geben, ihm zuhören und ihm Mut zusprechen.
Inzwischen dringen durch die aufgebrochene Wolkendecke erste Sonnenstrahlen. Ich bin schnell im Wasser und lasse mich an der Oberfläche von den Wellen schaukeln. Beim Abstieg sehe ich die Sonnenstrahlen schräg einfallen. Ich bewege mich in Zeitlupe, hie und da ein Flossenschlag. Dennoch legen wir einen beachtlichen Weg zurück. Als wir umkehren, hat sich die leichte Strömung gedreht und zieht uns langsam an die Einstiegsstelle. Ich bewege mich kaum noch, kontrolliere nur noch die Höhe mit meiner Atmung und werfe ab und zu einen prüfenden Blick auf die Instrumente. Das Laub bewegt sich mit der Strömung, als ob ein leichter Windhauch darüber hinwegbliese. Die Welt unter Wasser spiegelt die darüber, doch nimmt sie ihr jegliche Hektik. Hier unten konnte ich immer entspannen, abschalten, mich hineingeben und vertrauen. Während andere nach besonders prächtigen Exemplaren an Lebewesen oder anderen Kuriositäten (Kriegspatronen, Autowracks, etc.) Ausschau halten, um davon berichten zu können, gilt mein Blick den Unscheinbarkeiten. Für mich gibt es keine langweiligen Tauchgänge. Wenn ich nicht zur Entspannung tauche, dann um die Beherrschung des Geistes zu schulen. An die eigenen Grenzen stoßen, mit Ängsten aktiv umgehen, Grenzen erweitern. Und immer wieder reflektieren, antizipieren, lernen. Kaum einer versteht meine Intention. Deswegen bin ich still geworden, lasse lieber die anderen von ihren Heldentaten berichten und lausche kopfnickend. Auch das gehört zu den Aufgaben eines Tauchlehrers. Denen, die es nicht kennen, brauche ich schon gar nicht ankommen. Warum ich mich absichtlich in Gefahr brächte und wenn ich es dennoch beherrschte, wieso mir nicht wichtig sei, ob ich dort unten Spektakuläres sehe, so lauten die Fragen. Ich kann es ihnen nicht begreiflich machen, meine ganz eigene Form von Meditation.
Auf der Heimfahrt bin ich müde. Gleichzeitig formen sich in meinem Kopf Gedanken. Am gemeinsamen Essen möchte ich nicht mehr teilnehmen, lieber für mich sein. Sie dürfen gerne ihre Geschichten teilen, ich bin in diesem Falle ein schlechter Zuhörer. Jedes einzelne Wort bedeutet Anstrengung, der ich mich bewußt entziehe. Langsam wird es dunkel. Die obere Welt ist nass vom Regen. Ich sitze und starre in die Nacht, ganz ruhig, ganz aufgeräumt. So fühlt sich Zufriedenheit an.
Nach dem Zeichen zum Abtauchen lasse ich alle Luft aus Anzug und Jacket. Ich gleite langsam hinab in die Welt der Schwerelosigkeit. Sobald das Wasser mein Gesicht berührt, verlangsamt sich mein Herzschlag. Mein Innerstes ist vollkommen ruhig. Zunächst wirkt die Kühle erfrischend. Es soll diesmal kein tiefer Tauchgang werden. Ich orientiere mich am Grund, richte den Kompass und schaue mich nach markanten Gegenständen wie Astwurzeln, Erhebungen oder Steinen um, damit ich in der Lage bin, den Ausstieg wieder zu finden. Langsam gewöhnen sich meine Augen an das Dämmerlicht. Kleine Barsche schwimmen in Gruppen Slalom um das Seegras. Der Grund, an dem wir entlanggleiten, fällt seicht ab. Als wir die Sprungschicht erreichen, wird es merklich kälter. Wangen, Kinn und Lippen sind die einzigen Körperstellen, die direkt mit dem kalten Wasser in Berührung kommen. Auf 15 Meter muss ich die Lampe einschalten, um den Grund deutlich zu sehen. Ein kleiner Hecht huscht durch den Lichtkegel. Sonst sehe ich nur Schlamm, Laub und Felsbrocken, doch selbst diese kleinen Dinge besitzen hier unten einen ganz eigenen, bizzarren Charme. Mit der Hand wirble ich ein wenig Schlamm auf und beobachte, wie er sich zeitlupenartig wieder senkt, um ein neues Muster auf den Boden zu zaubern. Zu den anderen Beiden lasse ich lieber Abstand, da der Schüler mit seinem Flossenschlag viel Dreck aufwirbelt, der mir die Sicht trübt.
Auf 20 Meter beginnt mein Kopf zu arbeiten. Was, wenn jetzt mein Automat abbläst? Damals im Walchensee habe ich es erlebt. An der Steilwand auf 40 Meter. Umhüllt von Dunkelheit, unter mir unendlicher Abgrund, im Lichtkegel die bizzarre Felswand. Klettern ohne Anstrengung und ohne den Felsen zu berühren. Ich führe den Tauchgang, will tiefer, mein Partner geht mit. Auf 50 Meter beginnt aufgrund des hohen Umgebungsdruckes eins meiner Ventile zu vereisen. Der Automat bläst die Luft aus der Flasche unkontrolliert ab. Ich deute meinem Partner, das vereiste Ventil abzudrehen und wechsle auf den anderen Automaten. Eine kurze Weile verharren wir frei schwebend. Er vergisst, das Ventil wieder zu öffnen. Ich will jedoch mein alternatives Ventil nicht überlasten, da dieses ebenfalls einfrieren könnte und frage ihn per Zeichen, ob das erste wieder geöffnet ist. Er nickt. Also wechsle ich wieder das Mundstück, doch als ich anziehe, kommt keine Luft. Ich wechsle routiniert wieder auf das geöffnete Mundstück. Womit ich in diesem Moment nicht gerechnet habe, ist die Stickstoffnarkose. Der Kopf reagiert unter Druck verlangsamt, Reize werden von den Nervenzellen nicht mehr korrekt verarbeitet. So bin ich mir nicht mehr im Klaren, in welche Richtung wir müssen. Oben und unten, rechts und links, überall pechschwarze Nacht. An den aufsteigenden Luftblasen könnte ich mich orientieren, doch diese Information gelangt nicht mehr bis in mein Bewusstsein. Mein Partner übernimmt die Führung. Seitdem weiß ich, wieviel ein verlässlicher Tauchpartner wert ist.
Plötzlich kehrt die Tauchgangsführerin mit dem Schüler um. Ich weiß nicht wieso, denke zunächst, sie will irrtümlich in die falsche Richtung, bis ich sehe, dass der Schüler aus dem gelben Oktopus atmet. Sein Automat ist vereist. Langsam steigen wir auf. Der Schüler atmet schnell und ohne Pausen. Sie versucht ihn zu beruhigen. Schließlich vereist auch seine alternative Luftversorgung. Ich halte meine beiden übrigen Mundstücke bereit. Seine Flasche hat sich geleert, doch wir zwei haben noch genügend Reserven, um alle sicher an die Oberfläche zu bringen. Seine Bestrebung, möglichst schnell nach oben zu gelangen, unterbindet sie gekonnt, hält ihn fest, sucht Blickkontakt und beginnt, mit ihm zu atmen, bis sich sein Atemrhythmus normalisiert hat. Kein leichtes Unterfangen, einen Taucher in Panik am unkontrollierten Aufstieg zu hindern. Die Folge wäre für ihn - je nach Stickstoffsättigung - ausperlender Stickstoff in den Blutbahnen und Bläschen, die eventuell Haargefäße verschließen. Nach einer Weile ist er soweit, um den langsamen Aufstieg zu beginnen. Ich bin etwas enttäuscht, dass der Tauchgang so schnell beendet ist, doch der Schüler ist mit Sicherheit sehr froh, wieder frei atmen zu können.
Wir planen den folgenden Tauchgang im benachbarten Attersee. Nach einem Unfall muss man weiterfahren, vom Pferd abgeworfen sofort wieder aufsteigen und der Taucher sofort wieder runter. Die Hemmschwelle wird zu groß, wenn nach einem beängstigenden Ereignis zu viel Zeit vergeht. Ich habe damals einige Monate verstreichen lassen, bis ich wieder ins Wasser bin. Erst fehlte die Möglichkeit, dann wurde ich immer ängstlicher, zuletzt ein ärztliches Verbot. Beim Wiedereinstieg mied ich die Tiefe gänzlich. Für einen Tauchlehrer fatal. Im Grunde ist so ein Vorkommnis nicht schlecht. Man agiert umsichtiger, zollt dem fremden Element den nötigen Respekt. Während wir unsere Ausrüstung einpacken, zum nächsten Platz fahren und uns dort vorbereiten, spricht er fast ununterbrochen vom Vorfall. Er verarbeitet sein Erlebnis durch Sprechen. Wir helfen ihm dabei, indem wir Tipps geben, ihm zuhören und ihm Mut zusprechen.
Inzwischen dringen durch die aufgebrochene Wolkendecke erste Sonnenstrahlen. Ich bin schnell im Wasser und lasse mich an der Oberfläche von den Wellen schaukeln. Beim Abstieg sehe ich die Sonnenstrahlen schräg einfallen. Ich bewege mich in Zeitlupe, hie und da ein Flossenschlag. Dennoch legen wir einen beachtlichen Weg zurück. Als wir umkehren, hat sich die leichte Strömung gedreht und zieht uns langsam an die Einstiegsstelle. Ich bewege mich kaum noch, kontrolliere nur noch die Höhe mit meiner Atmung und werfe ab und zu einen prüfenden Blick auf die Instrumente. Das Laub bewegt sich mit der Strömung, als ob ein leichter Windhauch darüber hinwegbliese. Die Welt unter Wasser spiegelt die darüber, doch nimmt sie ihr jegliche Hektik. Hier unten konnte ich immer entspannen, abschalten, mich hineingeben und vertrauen. Während andere nach besonders prächtigen Exemplaren an Lebewesen oder anderen Kuriositäten (Kriegspatronen, Autowracks, etc.) Ausschau halten, um davon berichten zu können, gilt mein Blick den Unscheinbarkeiten. Für mich gibt es keine langweiligen Tauchgänge. Wenn ich nicht zur Entspannung tauche, dann um die Beherrschung des Geistes zu schulen. An die eigenen Grenzen stoßen, mit Ängsten aktiv umgehen, Grenzen erweitern. Und immer wieder reflektieren, antizipieren, lernen. Kaum einer versteht meine Intention. Deswegen bin ich still geworden, lasse lieber die anderen von ihren Heldentaten berichten und lausche kopfnickend. Auch das gehört zu den Aufgaben eines Tauchlehrers. Denen, die es nicht kennen, brauche ich schon gar nicht ankommen. Warum ich mich absichtlich in Gefahr brächte und wenn ich es dennoch beherrschte, wieso mir nicht wichtig sei, ob ich dort unten Spektakuläres sehe, so lauten die Fragen. Ich kann es ihnen nicht begreiflich machen, meine ganz eigene Form von Meditation.
Auf der Heimfahrt bin ich müde. Gleichzeitig formen sich in meinem Kopf Gedanken. Am gemeinsamen Essen möchte ich nicht mehr teilnehmen, lieber für mich sein. Sie dürfen gerne ihre Geschichten teilen, ich bin in diesem Falle ein schlechter Zuhörer. Jedes einzelne Wort bedeutet Anstrengung, der ich mich bewußt entziehe. Langsam wird es dunkel. Die obere Welt ist nass vom Regen. Ich sitze und starre in die Nacht, ganz ruhig, ganz aufgeräumt. So fühlt sich Zufriedenheit an.
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