Mittwoch, 29. März 2006
Outside is America
Er wollte das nicht. Die blauen Flecken waren ein Versehen. Sie bekommt aber auch bei jedem härteren Griff blaue Stellen am Körper. Da kann er nichts dafür. Er ist ein kräftiger Mann und packt manchmal kräftig zu. Sie kochte für ihn als er von der Arbeit heimkam. Die Arbeit ist schlecht bezahlt und bietet ihm keine Herausforderung. Der Chef, dieses Arschloch, hat einfach nicht eingesehen, dass er dem Kunden mal die Meinung geigen musste. Gekündigt hat der ihn kurzerhand. Zuhause wollte das Kind mit ihm spielen aber er war nicht in Stimmung. Es ließ nicht ab. So lange quengelte und zerrte es an ihm herum bis er es anbrüllte und ihm einen Klaps verpasste. Dass es gefallen ist, war nicht seine Schuld, denn er ist bekanntlich ein kräftiger Mann. Was konnte er dafür, dass so ein kleiner Schlag mal kräftiger ausfällt. Das müssten sie langsam wissen, schließlich hat er es sie immer wieder spüren lassen. Nur so kann man sich Respekt verschaffen. Es ist gefährlich, ihn zu reizen.

Jetzt sitzt er in der Kneipe im Dorf. Er ist mit dem Auto gekommen, obwohl er weiß, dass er das Lokal nicht nüchtern verlassen wird. Egal, das Auto ist alt und er hat noch immer heim gefunden. Vorgestern waren sie nicht da, als er heimkam. Da hatte er einen über den Durst getrunken. Er schaute im Schlaf- und im Kinderzimmer aber sie waren weg, obwohl es schon so spät war. Einen kurzen Moment bekam er es mit der Angst zu tun. Schließlich sind sie seine Familie. Er liebt seine Frau und das Kind. Nur reizen, reizen dürfen sie ihn nicht, denn dann wird er wütend. Am nächsten Tag waren sie wieder da. Seine Frau hat das Kind angezogen, während er sich noch einmal im Bett umdrehte und weiterschlief. Als er aufstand, war es schon Mittag. Auf der Arbeit rief er an, um sich krank zu melden. Dann schlief er weiter. Die Frau war ja da, die kümmert sich um alles. Am frühen Abend wachte er auf. Der Kopf tat weh und die Frau hat das Kind herumtoben lassen. Dabei weiß sie sehr genau, dass er das nicht verträgt. Nicht wenn er Kopfschmerzen hat. Da hat er sie angebrüllt, sie solle das Kind besser erziehen, sonst würde er das tun. Die Frau weiß, was das bedeutet. Nach einer Weile war es still.

Seine Frau ist nicht wirklich schön. Da gäbe es schon bessere aber sie tut wenigstens, was er sagt. Nur schlafen will sie nicht mit ihm. Sie ziert sich immer ein wenig und er muss dann eben ein wenig fester zupacken. Im Grunde gefällt ihr das, da ist er sich ganz sicher. So sind sie, die Frauen. Jammern ständig herum und sind zu nichts zu gebrauchen. Ist kein Wunder, dass er so oft wütend wird. Heiraten wollte er noch nicht. Er wollte nur ein wenig Spaß. Die Dreckschlampe hat ihn hereingelegt. Schwanger sei sie, heiraten müsse er sie. Damals mochte er sie mehr als jetzt. Ja, er war ein richtiger Mann. Ein richtiger Mann heiratet und gründet eine Familie. Dann muss er sich nicht mehr um den ganzen Kleinkram kümmern. Ein richtiger Mann hat nichts mit Haushalt am Hut. Das macht die Frau. Sie kann froh sein, so einen Kerl wie ihn abbekommen zu haben. Nach der Schwangerschaft hätte sie eh keiner mehr genommen. Schade, dass das Kind ein Mädchen ist. Im Grunde hätte er sich einen Sohn gewünscht, einen richtigen Stammhalter. Manches kann man sich halt nicht aussuchen. Frauen sind für die Drecksarbeit zuständig. Die Männer halten die Welt zusammen. Männer stehen an der Front und kämpfen, wie sein Vater. Frauen machen nur Probleme, wenn man sie mal geheiratet hat. Die sind viel zu weich und ängstlich für die Welt.

Der Wirt kündigt die letzte Runde an. Er trinkt sein Bier in großen Schlücken. Während er in seiner Hosentasche nach dem Geldbeutel fischt, fällt ihm der Autoschlüssel aus der Hand. Er bückt sich danach. Schwindelig ist ihm. Das war ein Scheißtag. Hunger hat er auch. Die Frau wird ihm zuhause etwas kochen. Das macht sie immer, wenn er sie nachts weckt. Wenn sie nur nicht wieder zu streiten beginnt. Sie kann einfach ihr dummes Maul nicht halten. Dabei weiß sie sehr genau, dass er abends oft gereizt ist. Dann bricht es aus ihm heraus. Er kann nichts dafür. Wenn sie sich weigert, muss er ihr zeigen, wo es langgeht. Schließlich ist sie zum Kochen da. Sie soll einfach still sein und kochen, wenn er nachts von der Kneipe heimkommt. Schließlich ist er ein richtiger Kerl. Ein echter Kerl braucht auch Sex. Aber seit der Heirat stellt sie sich immer so an. Dann muss er eben ein wenig fester anpacken. Sie soll sich nicht so anstellen und einfach ihr dummes Maul halten. Braucht ihr ja keinen Spaß machen. Sie soll nur ruhig daliegen, den Rest macht er schon alleine. Letzte Woche musste er ihr den Hals zudrücken, weil sie geschrieen hat. Erst drückte er ihr das Kissen aufs Gesicht aber das reichte nicht. Das Kind ist davon aufgewacht und stand in der Türe. Er hat die Türe zugeschlagen und abgesperrt. Er wollte sie nicht würgen. Sie ist selbst schuld. Hätte sie nicht fast die ganze Nachbarschaft zusammengeschrieen, hätte er ihr nicht den Hals zudrücken müssen. Am nächsten Morgen sagte er ihr, dass sie nichts erzählen soll. Er sagte, er würde sie lieben. Geht ja auch niemanden was an.

Die wissen nicht, wie das ist, mit so einer Frau und einem Kind. Ein hartes Leben ist das. Dabei wollte er mal nach Amerika, damals als er jung war. Er hatte Träume. Geld war keines da. Immerhin war er einmal in Chile. Verliebt hat er sich dort. Doch die Familie der Frau wollte ihn nicht. Geheiratet hat er sie aber trotzdem. Dann musste er weg. Keine Ahnung, was aus ihr geworden ist. Wahrscheinlich ist sie heute auch so eine dumme Gans wie seine Frau daheim. Die wartet jetzt sicher schon auf ihn. Morgen wird er nicht arbeiten gehen. Dann beginnt wieder diese blöde Fragerei. Er ist keinem Rechenschaft schuldig, denn er ist ein richtiger Kerl. Sie soll nur kochen und zusehen, dass das Kind ruhig ist.

Langsam erhebt er sich von seinem Stuhl und schwankt in Richtung der Türe. Draußen steht sein Auto. Er steigt ein und fährt in die Dunkelheit.

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...und hoffentlich gegen den nächsten Baum. Wie ein richtiger Kerl.

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Darauf warte ich bis zum heutigen Tag.

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puhh, seeehr intensiv zu lesen.
ich klickte weg, arbeitete weiter... und dachte weiterhin an deine "geschichte".
bis das puzzlestück plötzlich passte.
berührt,
Sandra

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Schwierig zu lesen. Liegt aber an der Farbe.

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Viele wissen auch nicht wie das ist wenn man trinken muss und es sich selber schönreden muss. weil man sonst sowieso kapitulieren würde, wie es ist eine Wut zu haben über die man nicht reden kann und nie weiss wohin damit. Täter sind Opfer und Täter in einer Person. Was niemanden von einer Verurteilung zurückhalten soll, aber ums Verstehen muss man sich bemühen. Immer.

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Tut mir leid, aber es fällt mir schwer für Abhängige ein Verständnis aufzubringen, wenn sich deren Verhalten in Gewalt äußert. Wär ja noch schöner.

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Natürlich ist es zu verurteilen. Deswegen kann man es aber totzdem verstehen. Das sind zwei paar Stiefel....

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Da haben Sie vollkommen recht. Aber ich persönlich tue mir schon schwer, das zu verstehen.

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Für alle Kommentatoren gültig
Ein wenig überlegen musste ich schon, ob ich mich hier überhaupt äussere. Deswegen möche ich meinen Kommentar allgemein halten.

Ich bitte darum, hier nicht wüst den ein oder anderen Kommentator zu beschimpfen. Solange ich die Kommentarfunktion freigebe, hat jeder die Möglichkeit, hier seine Meinung kundzutun, egal ob sie auf Zustimmung oder Ablehnung stößt. Das bedeutet konkret, dass ich auch nicht unbedingt begeistert bin von Aussagen wie der des Texturmutanten, sie jedoch als das, was es ist respektiere: eine subjektive Form der Mitteilung. Jeder Mensch bildet sich seine Meinung aus seinem persönlichen Erfahrungsschatz. Bedeutet dies nun, nur weil ich eine Erfahrung noch nicht am eigenen Leib gemacht habe, dass ich nicht berechtigt bin, mich darüber zu äussern? Nein. Es bedeutet aber auch nicht, dass ich andere Meinungen nicht dennoch gelten lassen könnte. Alles andere wäre intolerant. Natürlich gibt es auch hierbei Grenzen. Dann nämlich, wenn eine Äusserung extrem gewaltverherrlichend ist bzw. bestimmte kranke Ideologien unterstützt - und ich bin mir sicher, der geneigte Leser weiß, was ich meine - werde ich nicht zu löschen zögern.

Letztlich bitte ich zu bedenken, dass Kommentare, die andere unflätig beschimpfen auf den Schreiber selbst zurückfallen, und das hat nix mit Esoterikkram zu tun.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

P.S.:Danke für die unterschiedlichen Äusserungen zum Thema.

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gut.jedem das seine.

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Kommentar von neuro 31.3.06 00:20
nun
ich wollte einklich nix dazu sagen, weil mir das thema sehr persönlich nahgeht. manchmal muss man zwei mal, dreimal oder mehrmals nachdenken, bevor man was schreiben will und entschliesst sich dann doch, es lieber sein zu lassen.

[texmutant:<<<Für den Text liegt diese Schuld aber weniger beim Mann,<<<< ich glaube sie haben den text einfach sehr falsch verstanden. jeder viertklässler, der diesen text liest, erkennt sofort die ironische art und weise, die gemeint ist und ich sehe sie haben ihren ersten komment bereits korrigiert. besser so]

nun hab ichs zum viertenmal überlegt und doch beschloßen was dazu zu sagen. es könnte sein, dass jemand der den text liest, mit dem kopf schüttelt und sagt selber schuld die frau wieso geht sie nicht weg von ihm, wieso lässt sie sich das alles gefallen, wieso holt sie keine hilfe. wieso lässt sie sich nicht helfen, es gibt organisationen die helfen können, so die ratschläge der menschen, die zusehen und mit dem kopfschütteln, die ne vorahnung haben, was für ein drama sich da abspielt. aber auch die, die bisher keine ahnung hatten, wenn man sich ihnen anvertraut, auch die leute kommen alle mit ihren ratschlägen geh weg von ihm, wieso lässt du dir alles gefallen etc , egal wo man sich umsieht kriegt man supertolle ratschläge. aber die frau weiss genau, dass sie weggehen muss, dass es besser für sie ist, sie braucht keine ratschläge dieser art. mit diesen ratschlägen schläft sie jeden tag ein und sie bringen sie durch den tag, jeden verdammten tag neue vorsätze, die von anfang an zum scheitern verurteilt sind.

nun weiss man nicht wirklich viel, über dies frauen, man weiss nichts über ihre kindheit, was für lobby sie haben, ob sie echtefreunde hat und keiner so, wo die freundin zwar ratschläge erteilt aber selber ärger mit dem eigenem mann geht grade schlecht, der horst hat nachschicht und du weiss ja wie das ist.. man weiss nicht welche innerlichen dramen sich wirklich in der seele abspielen und wieviel kraft man hat, oder anders: wie wenig kraft man hat, aus so seiner hölle auszubrechen.

die meiste kraft, die diese frauen haben, übertragen sie auf ihre kinder und ich glaube, es ist der mutterinstinkt, der dem kind das überleben sichern will. so ein ganz profaner evolutionskramm eben. meistens haben die frauen kaum familiäre unterstützung, sie haben kaum finazielle mitteln und der einzige gedanke, die sie haben ist lass mich das kind zuerst mal großziehen, dann gehen wir weg dass es ne selbstverarschung ist, das sind sie nicht imstande wahrzunehmen. genauso wenig wie die erkennntis, dass man es wirklich schaffen könnte.

sie haben angst vor der zukunft, sie sind so voller ängste, dass sie schläge ertragen und demütigungen, weil sie eh denken, ist das kind groß genug, werden wir weggehen. sie ertagen den ekligen sex, lassen alles über sich ergehen, aber der ekel ist manchmal so groß, dass alles weh tut, jede berührung. dann denken sie, okeh, ich lass es über mich ergehen, dann ist eh die nacht um und morgen geht er arbeiten oder so und am schlimmsten sind dann die wochenenden, aber auch nach so einem wochenende kommt ein montag und dann ist ein bißschen ruhe wenn er arbeiten geht.

und irgendwannmal, wenn der richtige zeitpunkt kommt wird sie weggehen, denkt sie. und wenn sie noch lebt, denkt sie weiter noch so.

es gibt tatsächlich instutionen die helfen können, es gibt frauenhäuser, aber wer denkt, so ein schritt ist einfach, sachen packen und weg, der irrt sich. frauen die wirklich weggehen, erleben die hölle auf erden, sie werden verfolgt, von der familie des mannes terrorisiert , von der eigener familie missverstanden und keiner will so wirklich den ärger am hals haben, sie können alle nur ratschläge erteilen und kopfschütteln und bemitleiden aber dann so, ich muss jetz schluß machen, muss mich jetz um meinen eigenen kramm kümmern

und es gibt immer noch sehr viele von diesen frauen, sie leben unter uns, fast in jedem freundekreis gibts wenigstens eine. manachmal machen sie den mund auf und weinen und wir erteilen ihnen praktische ratschläge und ärgern uns, wenn sie wieder zu ihm zurück geht. man erwartet von ihnen,dass sie ihre sachen packen und sofort weggehen, der staat wird schon irgendwie helfen. und wenn sie es nicht machen, heisst es dann: ah, na ja, sie weiss wohl was sie tut.

weiss sie nicht. aber das, weiss sie zu diesem zeitpunkt, leider nicht.

vielleicht hat sie auch übertrieben mit ihren erzählungen, der typ ist EIGENTLICH ganz nett. und das schlimme ist, die frauen rufen tatsächlich nacher an und erzählen, dass er eigentlich ganz anders ist, dass er ein herz hat, er hatte bloß schlechte kindheit und sie will ihm helfen.

und irgendwannmal machen sie den mund nicht mehr auf, weil sie den erwartungsdruck der anderen, die unverständniss und die ratschläge nich mehr ertragen können. vielleicht auch schamm, dass man so dumm ist, dass man keine kraft hat. das einzige wa sie nochhaben sind die pläne, dass sie mal weggehen werden,wenn das kind groß genug ist um zu verstehen.

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Kommentar von ar 31.3.06 15:13
slagger
ich will das garnicht verstehen. denn gerade das verstaendnis treibt den suechtigen weiter und weiter in seine hoelle.
ferner= kein verstaendnis fuer menschen die sich an anderen auslassen.
ich habe dafuer kein verstaendnis.

wenn zwei unter etwa gleichen voraussetzungen ( geschlecht. geld, andere abhaengigkeiten) kaempfen kann ich die matrix des verstaendnisses aufspannen. aber wann hat man schon gleiche voraussetzungen.h_m.

wer eine frau schlaegt ist sowas von arm.
egal welche kindheit.egal welche traumata.

eine (co_)abhaengige frau weiss genau dass sie in der scheisse sitzt. vielleicht deswegen auch das schweigen. aus scham o.anderem....

ich bin aus einer ehe raus wo ich taeglich psychische schlaege einstecken musste in form von demuetigungen kritik und wutanfaellen.etc die liste ist lang und bekannt. ich weiss wovon ich spreche. und ich erlaube mir lieber textmutant eine subjektive auf persoenliches refklektierte reaktion. den text als feministisch zu bezeichnen allein ist von ihnen schon ein schlag unter die guertellinie aller frauen.

ich bin raus aus so eine ungesunden ehe und der preis war hoch. ich hatte glueck. expartner hat ein neues opfer gefunden. der schaden ist vermutlich irreperabel.
textmutant, slagger, ja jedem seine meinung. schweigen ist manchmal gold. naemlich wenn man keine ahnung hat von dem was man spricht.

ich habe auch lange geschwiegen. aber aus anderen gruenden.

mfg

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hm
ist das üblich dass ich mit abgabe eines comments das recht an meinem beitrag verliere. ich habe diesen beitrag geloescht. weil ich keinen bock habe mir gedanken zu machen und was zu schreiben um dann zurechtgewiesen zu werden im namen der toleranz. aber bitte verfuegen sie ueber meine worte wie es ihnen beliebt.
zur meinungfreiheit gehoert auch die selbstzensur. und vielleicht koennen sie ja ihr template aendern so dass untercomments nicht mitgerissen werden von einer selbstzensur. es war mir eine lektion hier und ich werde in zukunft wieder schweigen.

toleranz vs egalitaet

mfg und danke fuer ihre aufmerksamkeit

blogkindergartenaussteiger

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Okay. Wenn Sie Ihren Kommentar hier nicht mehr lesen wollen, lösche ich ihn selbstverständlich wieder. Kurze Mail an mich (Adresse oben links) und er ist weg.

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schon oke
lassen wir es jetzt einfach gut sein.
das lenkt doch alles nur ab vom EIGENTLICHEN thema. diese streiterein hier um toleranz und webloghintergrundfarben.

gut jez.frieden und amen.

ps. sollte ich mit meiner selbstzensur jemand anderem die meinung weggenommen haben war dies natuerlich nicht beabsichtigt..bye bye

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