Donnerstag, 3. Mai 2007
A little less conversation
Auf Flügen nach Amerika wird mir immer wieder schmerzlich bewußt, wieviel ich an aktivem Wortschatz in den letzten Jahren eingebüßt habe. Was mich ehemals nicht mal einen Wimpernschlag kostete, bedeutet heute langes Grübeln bei der korrekten Übersetzung manch gebräuchlicher Phrase. Dafür kamen Komponenten der Speisekarte hinzu, für die ich früher Langenscheidt bemüht hätte, und die lauten Umgebungsgeräusche während des Fluges helfen kleine Peinlichkeiten zu überspielen, wenn ich Gästen anstelle von 'crab' oder 'crêpe' 'crap' anbiete.

So wurde ich von einer Dame nach der Bezeichnung der gelben Felder gefragt, die sie kurz nach dem Start in München gesehen hatte. Das englische Wort für Raps wusste ich noch nie, weswegen ich auch nicht nachzudenken brauchte. Um dem Klischee der dummen Saftschubse zu entgehen, hätte ich ihr im Gegenzug von meiner 'rupture of hamstring muscle fiber' berichten können - immerhin lerne ich derzeit fleißig anatomische Begriffe, damit ich im Tanztraining immer schön sagen kann, wo's weh tut. Das Gespräch bot jedoch keine Gelegenheit. Meine Chance würde sicher dann kommen, wenn ein Amerikaner das tut, was er am liebsten tut, nämlich nach dem allgemeinen Befinden zu fragen. Die ausführliche Beantwortung der Frage 'how are you?' führt meist zu einem abrupten Ende des Gespräches noch bevor es richtig beginnt, was wiederum die folgenden Gäste beim Einsteigevorgang von ähnlichen Fragestellungen abhält. Zwei Fliegen mit einer Klappe, das nenne ich diplomatische Konversation.

Warum nur geistert mir auf USA Flügen beim Einsteigevorgang immer der Satz "A little less conversation, a little more action please" durch den Kopf?

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