Mittwoch, 5. Dezember 2007
I can`t get no sleep
Irgendwo auf der Welt ist immer was los. Irgendwo ist ja auch immer Tag. Waehrend eine Seite schlaeft, wuselt es auf der anderen. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum die Erde sich dreht. Daheim ist momentan Nacht. Ich aber sitze irgendwo auf der anderen Seite. Mein Organismus macht schon lange keine zuverlaessige Meldung mehr bezueglich Uhrzeiten und Schlafverhalten. Dennoch trage ich ausserhalb meines Arbeitsfeldes keinen Zeitmelder am Handgelenk. Gegessen wird bei Hunger, geschlafen bei Muedigkeit. Nicht mal der Hauch einer Routine ist moeglich, will ich mich nicht andauernd totmuede und mit Verstopfung durch den Tag quaelen, nur um mich nachts schwungvoll von Seite zu Seite zu werfen.

Wenn ich von irgendwo auf der anderen Seite wieder heimkomme, fragen Bekannte, wie spaet es jetzt fuer mich sei. Darauf gibt es keine konkrete Antwort. Das Schlimmste ist dieser Versatzstueckschlaf waehrend man fliegt. Mir fehlt die Nacht, die ich im Flieger verbringe. Nachzuholen ist fehlender Schlaf kaum. Das ist, als ob man seinen achtzehnten Geburtstag nachholen will. Es geht nicht. Achtzehn wird man an einem bestimmten Tag seines Lebens, nicht frueher und nicht spaeter. "Liebling, wir holen das nach", sagt der Geschaeftsmann zu seiner Frau, wenn er am Hochzeitstag einen wichtigen Termin wahrnehmen muss. Vielleicht ist dieser wichtige Termin auch ein Schaeferstuendchen mit der Geliebten, die ihre Geburtstagsnachfeier einforderte. So rennt er sein ganzes Leben irgendwelchen Terminen hinterher, ohne zu merken, dass er im Grunde seinem Leben hinterherlaeuft.

Ich schweife ab. Was ich eigentlich sagen will: es ist jetzt ziemlich hell hier in Hong Kong, die Menschen wuseln zur Arbeit und ich mache mich gleich auf den Weg zum Friseur. Der Mann hinter mir trommelt bereits undgeduldig auf der Tischplatte, weil er ebenfalls ins Internet moechte. Vielleicht hat er ein Blog und schreibt gleich ueber seinen achtzehnten Geburtstag oder seine Geliebte oder seine schlaflosen Naechte. Wer weiss?

Nachtrag1: Wie sich herausstellte, war der Mann, der hinter mir auf die Tischplatte trommelte, mein Cockpitkollege und der hat sicher kein Blog. Zumindest ist er nicht gerade ein Mann vieler Worte.

Nachtrag2:
vor einiger Zeit dieses Video gefunden. Zwei auf dem Flughafen Madrid Gestrandete, die wegen der Durchsagen keinen Schlaf finden, tanzen und filmen stattdessen im menschenleeren Terminal. Dauer ca. 10 Minuten.

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Sätze, die man sofort bloggen muss (33)
Das Marmeladenbrotphaenomen jetzt auch bei CD-Roms beobachtet:
Sie fallen immer auf die bedruckte Seite.

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