Mittwoch, 12. Dezember 2007
Give a little extra
Ich kann mich noch erinnern, wie meine Oma dem Installateur nach verrichteter Arbeit ein Markstück zusteckte. Seit zwei Tagen klebt am Tor zum Hof ein Zettel mit der Aufschrift Liebe Müllmänner, bitte beim Hausmeister läuten!. Das bedeutet, die Herren dürfen einen Obulus zu Weihnachten in Empfang nehmen.

Heute war ich im Fahrradladen, um die Bremsbeläge erneuern zu lassen. Wie schon einige Male vorher, schnappt sich der Angestellte einen Schraubenschlüssel, dreht ein wenig an meinem Fahrrad herum und schon funktioniert wieder alles, ohne jegliche Neuerwerbung. Ich frage dann immer, was er dafür bekommt und er wehrt jedes Mal ab. Dann krame ich in meinem Portemonnaie nach Kleingeld und strecke ihm 5 Euro entgegen. Wie jedes Mal, will er das Geld nicht nehmen. "Doch, bitte nehmen Sie. Das ist für den prima Kundenservice, den sie hier bieten", sage ich. Er murmelt etwas, sein rotes Gesicht gewinnt noch mehr Farbe und schließlich steckt er die Münzen ein.

Und ich frage mich wirklich, ob es außerhalb von Restaurants und Kneipen ungewöhnlich ist, für eine gute Serviceleistung freiwillig ein wenig Geld zu geben, wenn das eigene Geburtsjahr deutlich nach 1920-1935 liegt.

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Everything happens to me
Hier passiert nicht so wenig Neues, weil mir nichts einfallen würde. Ganz im Gegenteil, doch gut Text will sorgsam formuliert werden. Dabei funken mir allerdings immer wieder mein Innenansichtskreisel und mein internes Kommunikationsgeschwätz dazwischen. Erst letzte Woche fand ich mich unversehens in so einer Selbstmitleidsspirale von 'Keiner-liebt-mich' und 'Ich-bin-so-anders' Sätzen wieder.

Ganz schlimm wird alles, wenn man sich plötzlich in das Gefühlsparalleluniversum Kindheit zurückkatapultieren lässt. Ich war als Kind Außenseiter, aber mal ehrlich, wieviele behaupten gleichfalls, sie waren als Kind Außenseiter? Wenn diese Selbsteinschätzung zuträfe, hätte es nur Außenseiter gegeben, die dann wiederum eine Gruppe ergäben. Und dass man beim Völkerball immer einer der Letzten war, die in ein Team gewählt wurden, sagt mehr über das Ballwurfverhalten als die Persönlichkeit aus.

Während ich mich also ausgiebig damit beschäftige, dass ich NIE auf eine Feier eingeladen werde, dass mich KEINER fragt, ob ich mit will, wenn die Mädels nach dem Training noch was trinken gehen, dass mich KEINER mag, dass ich IMMER allein bin, warum das so ist und welcher Spezialist diese Sorte unsichtbaren Hautausschlag mit Warzenbildung behandelt oder ich mich damit abfinden muss, dass es IMMER so sein wird, fragt mich doch tatsächlich gestern eine der Mädels, ob ich nächsten Freitag nach dem Training mitkomme.

"Blöde Kuh", denke ich, "die wirft glatt meine schöne Theorie über den Haufen."

Everything happens to me

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