Dienstag, 8. Januar 2008
Don't blame it on sunshine
Dass die Autos anhalten, wenn ich die Strasse ueberquere, liegt nicht an besonders ruecksichtsvollen Fahrern. Im Gegenteil, der Verkehr in Brasilien ist neben Portugal der ruecksichtsloseste in der Welt der Automobile. Es muss demnach an meiner Hautfarbe liegen. Dabei war zu Beginn alles so harmlos.

"Und cremt euch gut ein", so lautet der Hinweis einer Kollegin. Lass mal die Bleichgesichter und Blondchen cremen, ich brauche das nicht, ist voellig ueberfluessig, weil mir selbst auf den Malediven die Sonne nichts anhaben kann. Alle zwei Jahre kaufe ich eine Tube Sonnencreme, weil mal wieder alle Welt ueber das Ozonloch jammert, um sie dann meistens daheim zu vergessen und nach Jahren unbenutzt dem ewigen Kreislauf der Vergaengnis zuzufuehren. An verbrannte Haut kann ich mich nicht erinnern.

Am Pool weht ein frischer Wind. Die Sonne kaempft noch gegen einige Wolken, die sich mal von der einen, mal von der anderen Seite anschieben. Ich stelle bei angesagten dreissig und gefuehlten zwanzig Grad auf der Liege meinen bleichen Koerper zur Schau. Neben mir eine dunkle Brasilianerin. Das ist Anreiz genug, so will ich am Abend auch aussehen. Tapfer bleibe ich auch noch, als der Wind die Wolken endgueltig vertrieben hat. Der Schirm wird erst aufgespannt, als meine Haare zu brennen beginnen.

Am Abend dann die ersten Kommentare: "du gluehst ja!" Daran kann nur der Wein schuld sein. Der Wein und die Pepperoni, die ich vorhin erwischte. Kein Problem, spaetestens morgen ist das in ein gleichmaessiges braun uebergegangen. Nachts schwitze ich deutlich staerker. Das Zimmermaedchen hat wohl die Klimaanlage verstellt. Ueberhaupt sind die Leintuecher hier ziemlich rauh. Am naechsten Morgen faellt mir dieses unguenstige Licht im Bad auf. Irgendetwas reflektiert hier rot.

Meine Kleiderwahl faellt ausnahmsweise auf etwas Hochgeschlossenes. Bei der Farbauswahl bin ich sehr zurueckhaltend. Auf der Strasse schliesslich fuehle ich mich wie ein Fussgaengerampelmaennchen. Einige Passanten starren mich an, als wuerden sie darauf warten, dass ich gleich gruen werde. Nur die weissen Raender um die Augen vermasseln mir das Image als Rothaut. Ein Glueck dass ich ab morgen wieder im kalten Deutschland bin. Da geht die Faerbung problemlos als Bluthochdruck durch. Wer hat schon Sonnenbrand im Winter? Ich jedenfalls nicht.

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