Mittwoch, 2. Oktober 2019
Midnight Snacks

Im Zuge wiederkehrender Meinungsverschiedenheiten in den Kommentaren bei der Kaltmamsell habe ich mal wieder mein eigenes Essverhalten reflektiert. Essen - oder vielmehr nicht essen - hat, ausser in meinen Jugendjahren, keine allzu große Rolle gespielt. Erstens habe ich dem Thema irgendwann nicht mehr allzu große Aufmerksamkeit geschenkt und zweitens war Essen nie ein besonders wichtiges Thema in meinem Leben. Natürlich esse ich bestimmte Gerichte gerne, habe mich aber weder dabei noch bei besonders kalorienhaltigen Nahrungsmitteln je zurückgehalten. Irgendwann ging mein Gewicht hoch. Schuld war die Schilddrüse. Irgendwann ging's wieder runter, verursacht von akutem Weltschmerz. Essen fungierte bei mir nie als Kompensat für Liebesentzug und nur selten als Selbstbestrafung.

Meine Mutter war ihr ganzes Leben auf Diät - selbst jetzt im hohen Alter noch. Ich finde das sehr fragwürdig, werde aber den Teufel tun und es ihr ausreden. Vielmehr bestätige ich sie damit, Gewichtsunabhängiges an ihr positiv hervorzuheben. Ich sehe aber, wie sehr viele Frauen unter diesem Thema mit allen Konsequenzen leiden. Als ich vor einigen Jahren ohne großartige Anstrengung aber mit Hunger und gleichzeitiger Appetitlosigkeit kämpfte und in Konsequenz zwei Kleidergrößen abnahm, erntete ich viele Komplimente. Das ließ mich etwas ratlos zurück, denn einerseits war das nicht mein Verdienst, sondern der meines Körpers und andererseits hätte ich viel lieber jemand fragen hören, ob mit mir alles in Ordnung sei. War's nämlich nicht. Als ich schließlich meine Garderobe angepasst hatte, waren die Kilos wieder drauf und die passenden Kleider weg. In Summe waren das aber nicht nur Depotkilos, sondern vor allem Muskulatur, die ja bekanntlich mehr wiegt und gleichzeitig an Hosenbeinen und Jacketschultern spannt. Ich hatte damals so viel Muskeln verbrannt, dass ich insgesamt zwar schlanker aber gleichzeitig viel schwächer war.

Also fing ich an, meine Ernährung umzustellen. Wenig bis keine Kohlenhydrate, mehr Proteine und Fette. Keine leichte Aufgabe bei gleichzeitigen Unverträglichkeiten, die die Lebensmittelauswahl noch mehr einschränkte. Es folgte eine seltsame Zeit, in der ich Heißhunger auf Kartoffeln und Nudeln entwickelte und mich gleichzeitig schwach fühlte. Den Tempelberg in Mexico habe ich nur mit Mühe geschafft. Schwindelanfälle und Übelkeit deuteten auf eine drohende Ohnmacht hin. Bald aß ich wieder was mir schmeckt. Meine Lebensgewohnheiten hatten sich aber geändert. Ich ging nicht mehr laufen, die regelmäßigen Tanztrainings fielen weg. Dafür nahmen die Stunden zu, die ich sitzend verbrachte, denn auch meinen Job konnte ich nicht mehr in Vollzeit ausüben. Die Menge der Nahrungsaufnahme stieg, vermutlich auch als Kompensation aufkommender Langeweile und Ablenkungshandlung.

Der Trainer aus dem Fitnessstudio legte mir letztes Jahr einen Plan vor, der mir vernünftig schien. Wichtige Regeln waren Kohlehydrate nur bis nachmittags und die Getränke mitbeachten, denn man nimmt viel unnütze Kalorien durch Getränke und Nebenbeis auf, wie die Schwesterfraudoktor in diesem Artikel beschreibt. Das Programm war ziemlich erfolglos, weil ich morgens nach Nachtflügen meine Kohlenhydrate zu mir nahm und danach schlafen ging. Die meisten Pläne sind auf Leute mit geregeltem Biorhythmus zugeschnitten, durch meinen Job falle ich aber aus allen Kategorien. Zudem mag ich keine pürierte Flüssignahrung - im Volksmund Smoothies genannt. Ich muss kauen dürfen.

Inzwischen habe ich wohl altershormonbedingt etwas zugelegt. Wiegen tu ich mich nicht aber die Kleidung spannt. Das ist insofern doof, weil meine Uniform nicht mehr passt und ich das Jahreskontingent durch neue Jackets bereits überschritten habe. Ein neuer Plan muss her - einer, der nicht durch Muskelabbau und Metabolismusverlangsamung funktioniert. Zudem experimentiere ich gerade mit diversen Nahrungsmitteln bzw. ihrer Vermeidung. Dazu gehören Fleisch und sehr Histaminhaltiges, ausserdem wird der Zuckerkonsum auf ein Minimum reduziert. Das soll sich positiv auf die Entzündungsherde in meinem Körper auswirken, hab' ich gelesen. Wer bei jeder Bewegung Schmerzen spürt, ist auch bereit, unkonventionelle Wege zu beschreiten. Das klingt alles nicht spaßig und wenn ich so ein paar Zentimeter Bauchumfang verliere, freue ich mich natürlich darüber. Mein Ziel ist aber eine anhaltende Veränderung meiner Gewohnheiten, kein dauerhafter Zwang.

Es gibt nichts, was sich auf Dauer nicht ändert, der menschliche Körper eingeschlossen. Wichtiger als ein Ansatz außen, ist die Veränderung von innen, die sich irgendwann immer auch außen zeigt. So ist das nicht nur aber auch mit dem Körpervolumen. Ich glaube, in Stein gemeißelte Gewichtsangaben sind purer Unfug, ebenso wie BMIs und IQs. Leben ist dynamisch, und wenn es das nicht wäre, wäre es nicht lebendig. Im Grunde gibt es also nichts, was ich mit Sicherheit von mir behaupten könnte, was uns zu einem ganz anderen Thema führt. Das Thema lautet: das menschliche Bedürfnis zur Kategorisierung aus Angst vor Unsicherheit. Diese Kiste werde ich heute aber nicht mehr öffnen - schon gar nicht mehr ungefragt.

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Dienstag, 1. Oktober 2019
She Works Hard for the Money


Im Religionsunterricht gab es einst Heiligenbildchen. Ich halte mich an Gutelaunesticker, solche, die auch instagramaffine Kollegen verstehen. Meine Erfahrung zeigt, dass dafür niemand zu alt ist.

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Sonntag, 29. September 2019
Coming Home
Noch 55 Tage bis 5000. So lange wohne ich schon hier (davor geschätzte 730 auf myblog.de). Das sind um die 13 und paar zerquetschte Jahre (insgesamt also knapp 16 bloggend).



Inzwischen komme ich gerne wieder in mein virtuelles Zuause. Ich freue mich über jeden Kommentar hier und jede Anmerkung woanders - mache halt auch ein bisschen Werbung bei Zwitscher für jene, die mein Blog nicht auf dem Schirm haben. Was wäre ein Blog ohne Lesende? Ich mag die Leute, die mich hier besuchen. Ehrlich, sonst würde ich sie nicht reinlassen. Das ist der Vorteil eines kleinen Nischenblogs: die Zugriffszahlen sind niedrig und es gibt keine Trolle, was vor etwa 13 Jahren für kurze Zeit auch mal anders war. Viele von Ihnen kenne ich sogar persönlich. Es gab nämlich Zeiten, da habe ich mich bemüht, den ein oder anderen Blogger kennenzulernen. Gelegentlich melde ich mich noch kurzfristig bei denen, wenn ich mich an ihren Wohnorten aufhalte. Seit diesem Jahr fallen für mich berufsbedingt leider die europäischen Städte weg. Zum Glück kenne ich auch Menschen auf anderen Kontinenten.



Dieser Eintrag ist also meinen Gästen gewidmet, die hier netterweise lesen, mir Zustimmung oder -spruch spenden, mich zum Nachdenken oder Lachen bringen oder einfach nur vermelden, dass sie da waren. Alle Links zu Erwähnten finden sich übrigens in der Blogrolle unter Nachbarn und Minga.

Da wäre zu meiner Rechten die liebe Gaga, die mir über viele Jahre treu geblieben ist. Sie kommentiert eifrig und lang, weswegen man nicht über ihre Ausführungen hinwegfliegen darf. Wäre auch zu schade, denn es gibt in ihren Kommentaren immer wieder Gedankengänge, die aufzugreifen wert ist.
Zu meiner Linken sind Herr und Frau Rau, Feedleser, deren Blogs ich ebenfalls verfolge. Die tauchen vor allem dann auf, wenn's was Bayerisches, was Kurioses gibt oder für Erbauliches.
Herr Kid war einer der Ersten, der in meinem alten Blog kommentierte. Ich weiß noch genau, dass ich damals dachte: "Welch hoher Besuch", er hätte aber bestimmt nicht zu mir gefunden, wenn ich nicht vorher schonmal bei ihm angeklopft hätte. Er folgte mir hierher.
Arboretum war auch seit der ersten Stunde dabei. Wir trafen uns nie, und leider bloggt sie selbst nur noch sporadisch. Ich muss gestehen, auf Mails nicht zuverlässig geantwortet zu haben, weil mir wohl dazu nichts Kluges einfiel und ich es dann wieder vergessen habe.
Frau Croco und andere konnte ich beim Rosenfest persönlich kennenlernen. Joel, Nathalie und Hauptschulblues sind erst seit besagtem Tag hier anwesend.
Herr Cab zu meiner Rechten hat sich unlängst mal wieder blicken lassen. Es besteht also Hoffnung und die Möglichkeit, dass wir uns auch mal draussen begegnen. Er trägt nämlich jetzt ein Erkennungszeichen.
Es gab von mir organisierte Münchner Bloglesungen, bei denen ich die Bekanntschaft von Lyssa, Lisa9, Martina Kink und Don Alphonso machte. Manche davon haben mich besucht, manche verlinkt, andere mir sogar Einträge gewidmet. In Frankfurt hat sich Mark793 dazugesellt (da besteht er drauf) aber nie die Geschichte mit dem Nackensteak zu lesen bekommen.

Es gab über die Jahre viele Kommentierende, die inzwischen entweder nicht mehr in der Blogwelt aktiv sind, wie beispielsweise der Rationalstürmer, das Stilhäschen und Frau Herzbruch, mit der ich aber immer noch sporadisch Kontakt pflege, oder solche, die nie selbst Blog geschrieben haben, wie der fliegende Koch. Zu Gast waren auch ein Copilot der Swiss, Kolleginnen von Alitalia und Emirates, sowie viele andere, die sich für den Fliegeralltag interessierten. Der Neobazi ist verstorben, was damals das erste derartige Ereignisse war, das ich rein virtuell erlebte. Er kommentierte zu Lebzeiten fast alles und wir fühlten uns sehr verbunden. Ich habe ihn seinerzeit im Hamburger Nuttenturm besucht - die Taxifahrerin kannte das Haus, obwohl ich davon ausging, es handelte sich um die Erfindung vom Bazi. Andere sind komplett verschwunden, ohne dass ich von ihrem Verbleib wüsste. Und noch Andere, nicht Genannte, werde ich aus Gründen nicht mehr einladen.

Ich erhebe also das Glas auf diese illustre Gästerunde. Mögen Sie mir wohlgesonnen sein und immer mal wieder vorbeischauen. Bis zum nächsten Kommentar!



Das obligatorische Gruppenfoto mit Platzhaltern - aus Gründen

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