Mittwoch, 26. Dezember 2007
Wide to receive
Heute ist der zweite Weihnachtsfeiertag und heute kann Weihnachten endlich auch für mich beginnen. Nicht dass ich mit meiner Crew nicht an Heiligabend gefeiert hätte. Wir aßen gemeinsam zu Abend ein köstliches, mehrgängiges Menü mit übersichtlich angeordneten Speisen, dessen Bestandteile ein lustiges Ratespiel ergaben ("Sorbet? Ich dachte das wäre erfrischend? Schmeckt irgendwie staubig"). Meine Crew wickelte Geschenke aus und freute sich tapfer ("Ein Cocktailbuch? Wir trinken keinen Alkohol. Nein ich will auch nicht mit dir tauschen, ich bin Vegetarier"). Die vorgelesene Geschichte war eine willkommene Abwechslung zum ungeübten Barpianisten und seinen waghalsigen Modulationen ("Uh, das war knapp. Willkommen daheim in der Grundtonart") und schließlich erhaschte jeder noch ein paar Stunden Schlaf, bevor es am nächsten Morgen bereits um kurz nach Drei weiterging. Alles in Allem ein recht schöner Tag und Abend.

Der unerfreuliche Teil begann jedoch schon am nächsten Morgen. Kennt jemand die sogenannte Päckchentheorie? Diese Lebensweisheit wurde mir einst zum Trost von einer Kollegin mitgegeben und hat weniger mit erfreulichen Geschenken zu tun, als vielmehr mit Austeilen und Einstecken von Kritik.
Die Päckchentheorie besagt, dass wer eines vergibt, auch immer gleichzeitig ein Päckchen bekommt. Nehmen wir mal an, Sie lassen gegenüber Ihrem Vorgesetzten eine kritische Bemerkung - selbstverständlich berechtigt, wohlformuliert und in freundlichem Tonfall vorgetragen - über sein Verhalten fallen. Dieser Vorgesetzte ist nun nicht gewohnt, von jemandem aus Ihrer Position überhaupt Gegenwind zu erhalten. Je nach Kritikfähigkeit können Sie anschließend bis zehn oder auch bis hundert zählen bis ein Päckchen zurückkommt. Bei den selbstsichereren unter den Vorgesetzten kann es auch schon mal einen Tag dauern aber Sie würden keine Wette verlieren, wenn Sie Geld auf die kommende Retourkutsche setzten. Sie können sich noch so korrekt verhalten, Ihr Gegenüber wird immer etwas auszusetzen finden, denn wer suchet...

Also nehme ich es entgegen und bedanke mich artig. Schließlich ist Weihnachten das Fest der Geschenke. Insgeheim aber ärgere ich mich über das nur teilweise berechtigte, wohlformulierte und in angemessenem Ton vorgetragene Päckchen, stecke es in die Magengrube und stelle es jetzt hier zur Abholung bereit. Hat jemand Interesse daran?

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Willkommen in der Grundtonart - haha, Sie wieder ;-) Wer weiß, was der arme Mann gelernt hat. Man muß übrigens nicht jedes Päckchen auspacken. Ich schüttel immer vorsichtig und manchmal ahne ich schon, was darin ist (vor allem, wenn es tickt!). Dann spende ich das. Vielleicht können Sie das mit Ihren Retour-Päckchen auch so machen. Können Sie ja mit einem strahlenden Lächeln und dem Satz "kommt von Herzen aus dem Bauch" irgendwo abgeben oder ein Nachweihnachts-WIchteln veranstalten.

Sonst lassen Sie es einfach im alten Jahr zurück! 2008 fragt da kein Mensch mehr nach.

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Ein sehr schöner Tipp. Weil, wenn ich ehrlich bin, nehme ich viel zu oft was von anderen, weil ich mich - besonders mit Schlafdefizit - von den schönen Schleifchen immer so blenden lasse. Ich hoffe, ich werde 2008 ein wenig gelassener. Das soll angeblich ein Nebeneffekt des Älterwerdens sein. 2008 wird drastisch entrümpelt!

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nö, danke.

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Sehen Sie, für Sätze wie den in der Klammer zum Barpianisten haben wir Sie Musik studieren geschickt. Danke.
(Und für das Päckchending. So hatte ich es noch nie gesehen.)

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