Freitag, 1. Februar 2008
Drop in the bucket
Und dann ist da noch die Sache mit dem Eimer im Badezimmer. Man erkennt reine Männerhaushalte nämlich am fehlenden. Sie wissen schon, diese kleinen Eimerchen mit Tretdeckelmechanismus oder die billigen, handbetriebenen. Diese beigen, braunen oder sonstwie hässlich tarngefärbten, die in Frauen-/ bzw. Gemischthaushalten unterhalb des Waschbeckens oder der Toilette stehen, damit man schwere Ohrenstäbchen und triefende Wattebäusche nicht bis in die Küche tragen muss.

Jetzt ist es aber so, dass ein fehlender Eimer im Hausstand nicht zwingend bedeutet, der Bewohner wäre dem gleichen Geschlecht zugeneigt, hätte keine Freunde oder gar eine Caligynephobie. Es kann durchaus sein, dass Sie in solchen Haushalten Besucherhandtücher, mehr als einen Stuhl und ein Weinglas finden, dass der weibliche Teil der Verwandtschaft noch lebt und gelegentlich auch vorbeikommt und sich der entsprechende Herr manchmal die Ohren reinigt. Mit Rückschlüssen sollte man generell vorsichtig sein.

Der Grund dafür ist schnell erklärt. Die meisten Männer wissen aus ihrer Erfahrung mit Autos, dass es mit der Anschaffung alleine ja nicht getan ist. So ein Ding will auch gewartet werden. Das bedeutet konkret regelmäßige Staubabtragung, Wartung der Tretmechanik und vor allem wöchentliche Leerungen. Bei wem der Satz "Liebling, bring doch mal den Müll runter" Fluchttendenzen auslöst, wird sich freiwillig kein zweites Müllreservoir anschaffen. Genau darin liegt großes Konfliktpotential zwischen den Geschlechtern. Wir Frauen stehen nun mal auf die Dinger.

Sollte sich weiblicher Besuch in Ihrer Junggesellenbude angekündigt haben, können Sie getrost diverse Hausarbeiten vernachlässigen. Sie brauchen weder aufzuräumen noch putzen, um sich als sozial angepasstes Wesen darzustellen. Wenn Sie aber das Herz einer Frau im Sturm erobern wollen, stellen Sie einen Eimer neben die Toilette und vertrauen Sie darauf, dass wir diese kleine Geste durchaus zu schätzen wissen. Falls Badezimmer und Toilette einer räumlichen Trennung unterliegen, reicht ein Eimer in letzterer Einrichtung. Unter uns gesagt haben Sie nämlich sicher schon geahnt, dass das Gewicht von Ohrenstäbchen nur eine dürftige Ausrede ist.

Es ist nämlich so: während Sie sich auf ein Tête-a-tête mittels Rasierwerkzeug, Ausstopfen von Geldbeutel und Blumenbeschaffung vorbereiten, verbringen wir viel Zeit mit der Auswahl der richtigen Kleidung, genauer gesagt dem richtigen Darunter. Falls die Blumen und die Füllung des Geldbeutels in der richtigen Dosierung geschah, sind wir durchaus bereit, dem Auge des gnädigen Betrachters das Darunter preiszugeben. Bis zu diesem Zeitpunkt können allerdings Stunden vergehen und die Frische lässt naturgemäß langsam nach. Verschiedene Faktoren wie etwa hormonelle oder erotisierende Einflüsse und die Stoffbeschaffenheit der Unterwäsche tragen maßgeblich dazu bei. Was wären wir Frauen in diesem Falle ohne unsere kleinen selbstklebenden bzw. gerollten Helferlein.

Da wir aber nicht wissen können, ob die Wahl der Entkleidungsstätte uns überlassen bleibt, vergeuden wir viel gedankliche Energie auf die Entsorgungsplanung von Frischehilfsmitteln. Im Restaurant oder der Bar ist die Gelegenheit zwar noch günstig, was wenn die Begleitung aber in der erbetenen Nasenpuderzeit noch einen Whiskey bestellt? Was wenn die Fahrt mit dem schnellen Wagen aus Vorführungszwecken länger dauert oder abrupt am Blech eines anderen Verkehrsteilnehmers endet? Und das letzte was wir wollen, ist komplette Dunkelheit im Schlafzimmer. Dafür war der kleine Fummel mit Spitzenbesatz zu teuer und der Erfahrungsschatz zu tränenreich erkämpft. Wer will schon beim ersten Date als prüde gelten.

Seien Sie ein Gentleman und erleichtern Sie die Dame ihrer Wahl mit einem kleinen Behältnis neben der Toilette. Sie werden sehen, es bleibt nicht bei einem Treffen. Vorausgesetzt Sie erwähnen mit keiner Silbe den etwaigen Fund und seine Entsorgung. In dieser Angelegenheit glauben wir nämlich gerne an schwarze Löcher oder Zauberkräfte, die dem Müllschlucker innewohnen. Und wenn Sie all das beachten, werden Sie möglicherweise nie wieder ihre Ohrenstäbchen selbst vom Bad bis zur Mülltonne im Hof tragen müssen. Strategie ist einfach alles im Leben.

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Mir reicht es, Schlachten zu gewinnen, es müssen keine Kriege sein. Aus taktischen Gründen steht deshalb bei mir so ein blauer Plastikeimer zwischen Waschbecken und Brille. Leider ist er seit längerer Zeit voll.

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Wenn den keiner leert, dann hast irgendwas falsch g'mach, Opa, oder ihn alleine gefüllt...

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Ich überlege gerade, ob die Frau, die ich einst kannte, in Wahrheit der Mann in der Beziehung war. Die besaß nämlich in ihrem Bad keinen kleinen Eimer. Much to my Mißmut.

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Es soll ja Frauen Gegenden geben, in denen man sich nicht viel größeres als ein Wohnklo zur Miete leisten kann.

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Nee, nee. Die Wohnung war riesengroß. Mit Parkett und Balkon. Ich habe einfach so lange gejammert (das immerhin kann ich ja gut), bis einer angeschafft wurde.

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;-)

Wenn das Ding auch noch hübsch sein soll, hat es leider einen Preis, der in keiner Relation mehr zu seiner Funktion steht.

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Ja dann muss man einfach selber töpfern ;-)

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cooles Projekt für den nächsten Abend in der PMS-Selbsthilfegruppe;-)

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"Frauen menstruieren gemeinsam. Treffen jeden Donnerstag um 17.30 im VHS Gebäude Raum 324. Bequeme Kleidung und Decke mitbringen. 100% Diskretion wird vorausgesetzt."

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Ich glaube ja nicht, dass ich eine kennenlernen möchte, die mir die Ohrenstäbchen wohin trägt.

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Die Emanzipation des modernen Mannes:
Selbstentsorger, hm?

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(x) Erledigt
Die längeren Wege in der neuen größeren Wohnung machten bereits letztes Jahr solch einen Eimer einfach zwingend. Der Nebeneffekt für die Damen ist mir mehr als nur willkommen.

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*g* Danke für den Text!

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