Donnerstag, 3. April 2008
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via Isabo

Mich gruselt ja immer, wenn ich einem netten Menschen eine elektronische Nachricht schreibe und es antwortet der Postdämon. Da entstehen so Bilder in meinem Kopf wie man sie aus dem Exorzisten kennt. Es gibt auch weniger furchteinflößende Dämonen, die heißen dann im allgemeinen Sprachgebrauch 'Abwesenheitsnotiz'. Beide entfremden gleichermaßen eine ansonsten persönliche Kontaktaufnahme oder machen diese gar unmöglich.

So erging es mir erst kürzlich wieder. Sie erinnern sich vielleicht an diese Geschichte über eine alte Jugendliebe. Aus gegebenem Anlaß Sentimentalität rang ich mich zu einer ersten Kontaktaufnahme durch. Da der besagte Herr inzwischen in einem großen Berliner Krankenhaus eine Stelle als Oberarzt bekleidet, war seine Mailadresse via Google schnell in Erfahrung zu bringen.

Sie kennen das sicherlich. Da feilt man stunden-, wenn nicht gar tagelang an einem einigermaßen ansprechenden Text, drückt unter Herzklopfen und mit den eigenartigsten Vorstellungen über mögliche Empfängerreaktionen im Kopf den 'senden' Knopf und wartet. Doch statt einer Reaktion erreicht einen am nächsten Tag nur eine Nachricht, dass die elektronische Post unzustellbar sei. Unnu?

Anrufen geht gar nicht, weil viel zu persönlich nach all den Jahren Sendepause. Fax geht nicht, weil nicht für die Augen der Öffentlichkeit bestimmt. Bleibt nur der Postweg. Ich sollte vielleicht einfach eine Postkarte schreiben. Überhaupt sollte man viel mehr Postkarten verschicken und das Ritual so vor dem Aussterben bewahren. Kürzlich gab mir eine neue Bekanntschaft zur Kontaktaufnahme eine Visitenkarte mit Postanschrift. Vergeblich suchte ich Mailadresse und Fernsprechnummer. So begann ich wieder Postkarten zu schreiben. Ich hätte auch Rauchzeichen senden können, die Chance auf eine Antwort wäre jedenfalls weitaus größer geworden. Ich Dussel habe natürlich vergessen, meine eigene Adresse darauf zu notieren.

Wenn ich mir den Text meiner Mail zur ersten Kontaktaufnahme nach zwanzig Jahren so durchlese, war sie nicht einmal besonders geistreich. Genaugenommen war sie pseudowitzig, verklemmt, inhaltslos und mit Allgemeinplätzen gespickt.

"Seitdem denke ich ungefähr einmal im Jahr - so häufig bin ich etwa in Berlin - über eine Kontaktaufnahme nach.[...]
(Versuch einer Rechtfertigung, ist zudem gelogen. Warum meine ich, mich für eine Kontaktaufnahme rechtfertigen zu müssen? Fragen, die mein Therapeut möglicherweise beantworten könnte, es aber nicht tut, sondern nur Gegenfragen wie etwa "und wie fühlen Sie sich dabei?" stellt.)

Kannst Du Dir eigentlich vorstellen, wie schwer es ist, einen einigermaßen sinnvollen Text zu verfassen, wenn man sich zwanzig Jahre nicht gesehen hat und davor auch nicht gerade in regem Austausch stand, einen aber im Verlauf einer gemäßigten Midlifekrise die Neugier darüber nicht mehr losläßt, was wohl aus den Menschen geworden ist, die man aus der Schulzeit kannte, aufgrund latent resistenter Minderwertigkeitskomplexe Klassentreffen jedoch meidet?"
(Rechtfertigung für qualitativ flachen Stil. Möglicherweise gibt es aber Menschen, die keine bachmannpreisverdächtigen Ausführungen in ihrem persönlichen Posteingang erwarten.)

Vielleicht ist der Maildämon sowas wie eine Instanz für Stil und Inhalt, sozusagen der Reich-Ranicki der Elektroschreiberei. Ein Glück, dass sie nie beim vorgesehenen Empfänger landete. Auf diese Weise habe ich noch eine Chance und 'das erste Mal' bereits zum zweiten Mal. Falls Sie, lieber Leser, eine bessere Idee haben, wie bzw. mit welchen Inhalten ich mit besagtem Herrn in Kontakt treten sollte, dann wäre ich Ihnen um einen Hinweis in Form eines Kommentares äußerst dankbar.

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Ich versuche mich zu erinnern, wie das in der Schwarzwaldklinik so zu und her ging. Dr Brinkmann und seine Krankenschwester hatten natürlich gegenüber ihnen einen uneinholbaren Vorteil: Sie arbeiteten zusammen.
In ihrem Fall rate ich ihnen übrigens generell von einem Techtelmechtel mit Berufskollegen ab, da Piloten in der heutigen Zeit den Ruf attraktiver Zeitgenossen ja bekanntlich verloren haben.

Zurück zum "Purserette-Oberarzt" Problem. Vielleicht hilft etwas, das zu Zeiten der Schwarzwaldklinik sehr populär war und heute leider etwas in Vergessenheit geraten ist: der Brief.
Ausgesuchtes Briefpapier und eine elegant geführte Feder gefüllt mit Pelikan Tinte, sollte die Wirkung nicht verfehlen.

Ich drücke die Daumen

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Ich stand damals viel mehr auf den Brinkmannsohn als auf den Alten. Den Spruch 'never fuck the company' kannten die ja nicht.
Brief sollte ich vielleicht probieren, die Adresse wäre allerdings dann eine dienstliche und die Wahl des Füllers ist ja auch so eine Philosophie für sich (Geha vs. Pelikan).

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Ich würde ganz einfach ein Foto hinschicken (ich hätte da sogar eines) ohne viel Worte, was glaubst du, wie schnell du eine Antwort hast!

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Das mit dem Foto habe ich 'indirekt' schon gemacht. Es gibt da eine Seite, auf der sich Schulfreunde eintragen können. Da ist ein Foto von mir. In seine 'Kontakte' hat er mich bereits aufgenommen. Nur schreiben können wir uns nicht über dieses Medium.

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Ich nehme an, du sprichst von "Stayfriends" , da bin ich auch. Es kommt ganz darauf an, welches Bild du da drin hast. Erst kürzlich war ein gewisser Herr Mayer aus Minga wieder ganz weg von deinem Polaroid in meinem Besitz. Soll ich's mal ins Blog setzen?

Du weißt doch, Männer können besser gucken als denken...

Dazu noch, wenn du das nächste Mal in der Hauptstadt bist und schon steht er am Flughafen, wetten dass?

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Bitte nicht, ich fand dieses Polaroid ganz fürchterlich.

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Zu Befehl, Madame. Jetzt rennen die ganzen Hirsche mir wahrscheinlich die Bude ein und wollen Fotos gucken.

Aber vielleicht hast du recht, Spam Mails, Mailer Daemons UND Heiratsanträge sind am Ende doch zuviel.

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Gelegentlicher Besuch kann ja auch ganz nett sein. Den kannst dann auf kleine Botengänge schicken und sonstige Gefälligkeiten verrichten lassen, immer mit dem Versprechen, dafür meine Adresse bzw. Nummer rauszurücken. Und wenn's Dir zu dumm wird, wimmelst sie ab mit der Behauptung, ich hätte inzwischen eine erfolgreiche Geschlechtsumwandlung hinter mir.

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Cosi fan tutte, kann ich da nur sagen. Fast alle Königskinder, die ich kenne, haben zu dicke Oberschenkel, zu breite Hintern und sehen auf Fotos beschissen aus - sagen sie jedenfalls :-)

Aber das Argument mit der Geschlechtsumwandlung zieht schon lange nicht mehr. Weder bei der Bundeswehr noch auf dem Kiez ;-)

Nachtrag:
Die beiden Fotos drüben sind klasse. Dagegen kann ich mit dem Polaroid natürlich nicht an,

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Du willst damit sagen, ich hätte zu dicke Oberschenkel und einen breiten Hintern?
FRECHHEIT!

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Da hammwers doch!
Der Brief zum Eintrag. Du hättest dich gefreut, dass er dich als Kontakt angegeben hätte, und hier sei nun das Foto und die Adresse zum Foto.
Und bem nächsten Mal sei eben das Orginal auf dem Flughafen zu besichtigen. Der kommt, da wette ich ein Schwein und ein Brötchen.
Deswegen braucht man doch nicht gleich Mitglied bei Stayfriends zu werden ;-))

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Genau
so mach' ich's und werde weiter berichten.

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Gar nichts unternehmen und in Erinnerung schwelgen und sich vorstellen, was wäre wenn. Das könnte wesentlich befriedigender sein, als Gefühle von Gestern mit dem Heute zu konfrontieren.

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Nö, bin ich zu neugierig und zu realistisch für.

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Es geht weiter:
Eine Postkarte, ein Geburtstagsgruß, eine Mailadresse. Gestern kam Antwort. War nicht so schwer wie gedacht.

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