Samstag, 6. Juli 2013
In Between
Verehrte Leserinnen und Leser,

meine Freude am Formulieren schöner Sätze und eloquenter Textpassagen ist reichlich getrübt. Schuld daran hat nicht nur die Tücke der Formatierung, sondern vor allem die wissenschaftlich geforderte genderneutrale Formulierungsweise. Während etwaige Beweggründe sicherlich nachvollziehbar sind, werden Formulierungen dadurch unnötig holperig und diffus. Die Untiefen der Diskriminierung könnten durch Einsatz passiver Formulierungen durchaus umschifft werden, jedoch gelingt nicht jede Wendung, sodass der Zusammenhang dadurch manövrierunfähig wird. Neben Wörtern und Wörtinnen soll es auch geschlechtsneutrale Wesen geben. Man kennt sie unter dem Begriff Neutrum. Menschliche Wesen sind hingegen nie geschlechtsneutral, sie sind entweder männlich oder weiblich oder beides. Und letztere wollen nun ebenfalls zu ihrem Recht kommen. Verehrte Leserinnen, Lesinen und Leser, die Frage muss demnach lauten, wie wir zukünftig formulieren, ohne jemanden zu beleidigen oder die Schreiberschaft wortlos zu hinterlassen.Da ist guter Rat teuer. Kennt denn wer eine Seite im Internetz oder ein gutes Buch, das Vorschläge zu geschlechtsneutralen Bezeichnungen parat hält? Für konsumentenseitige Vorschläge wäre ich Ihnen zu verbindlichstem Dank verpflichtet.

Herzlichst Ihre Frau Klugscheisserin

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Kann mal bei einer früheren Kollegin nachfragen, die vor geraumer Zeit in meiner damaligen Bürogemeinschaft eine interne Fortbildung zu dem Thema gehalten hat. Mit etwas Glück hat sie das Skript noch als Datei. Zumindest kann ich mich erinnern, dass ich ihre Vorschläge trotz einiger Vorbehalte gegenüber dem Themaweitgehend akzeptabel fand. Allerdings ging es seinerzeit um journalistische Sprache, inwieweit das für Ihre akademischen Anforderungen taugt, weiß ich nicht so recht.

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Das wäre schon ganz wunderbar. Die wissenschaftliche Sprache unterscheidet sich in dieser Hinsicht ja nicht wirklich von allen anderen. MÜssen Sie das denn auch beachten? Vielleicht hätten Sie ja brauchbare Vorschläge für die Bezeichnungen:

Sender
Emfpänger
Sprecher
Konsument

?

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Also Sender und Empfänger wären für mich zumindest in kommunikationswissenschaftlichen oder linguistischen Kontexten abstrakt genug, um nicht zu gendern (würde ich bei Salzstreuer ja auch nicht machen). Andernfalls drängt sich wie bei Sprecher auch die Innen- oder Gendergap-Variante auf.

Wenn der Begriff Konsument allgemein gefasst gebraucht wird, kann man auch mit "die Kundschaft" arbeiten. Vom konkreten Begriff, der einzelne benennt, auf die nächsthöhere und neutrale Gattungsebene zu wechseln, ist manchmal einen Versuch wert.

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Da ist die korrigierende Instanz leider unerbittlich (na? wie hab' ich das formuliert?) Eine Salzstreuerin möchte auch gerne mal als weiblich wahrgenommen werden. Ansonsten dachte ich ja, Sie kennen eine höhere Instanz für Sender und Empfänger.

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Vor einem Vierteljahrhundert, als sich meiner einer mit langue und parole herumschlug, steckte das Gendern noch in den Kinderinnenschuhen. Und Sender und Empfänger begegneten mir später eher als technische Begriffe (à la CD-Spieler), von daher habe ich für dieses Problem leider auch keine elegante Lösung parat.

P.S. "Instanz" ist super, Abstraktion regiert eh im akademischen Geschwurbel, und mit dem Gendern wird es noch gelingen, die letzten Reste von Lesbarkeit in Seminararbeiten zu eliminieren. Bin ich froh, dass ich das nicht mitmachen muss...

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Ich wäre auch froh, wenn ich das schon früher gemacht hätte, dann hätte ich nämlich ein Diplom.

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In der STVO bedient man sich ja jetzt angeblich des Partizip Präsens. Vielleicht ist "Die Sendenden", "Die Empfangenden" etc. ja auch etwas für Sie? In der Einzahl wäre das dann, fürchte ich, endneutral "Das Sendende" etc.

(herrje)

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