Donnerstag, 6. April 2006
Monster AG
Als Kind fürchtete ich mich am meisten vor den Monstern unter meinem Bett. An denen zweifelte ich nicht, denn ich war Schlafwandler und erinnere mich noch genau daran, wie ich einmal an der Wohnzimmertüre stehend aufwachte. Im Fernseher lief der Exorzist, und ich sah die Szene mit der über dem Bett schwebenden Frau. Das konnte ich mir wiederum nur durch die Existenz von bösen Geistern unter dem Bett erklären. Ihr Übriges fügte meine katholische Großmutter mit den Geschichten über Gott und den Teufel meiner lebhaften Phantasie bei. Fortan wurde aus dem Zubettgehen ein eigenartiges Ritual, denn die Geister schnappten mit Vorliebe nach kleinen Beinchen. Um dies zu vermeiden, musste man schon aus gebührendem Abstand ins Bett springen und auf dieselbe Art aufstehen.

Nun waren die Monster unter dem Bett sehr schlau. Sie verstanden es hervorragend, sich zu verstecken. Einmal nahm ich all meinen Mut zusammen und tat so, als würde ich mich gemütlich in mein Bett legen, wirbelte dann aber blitzschnell über die Bettkante und spähte darunter. Nichts zu sehen. Klar, denn sie kommen auch erst aus ihrem Versteck, wenn man das Licht löscht. Ich knipste das Licht aus, wartete eine Weile und schaltete es wieder an, hing mit dem Kopf über die Bettkante und spähte abermals. Wieder nichts. Jetzt wurde mir so richtig mulmig. Foppen lassen sich die Monster nämlich ungern. Also löschte ich das Licht und zog die Decke bis kurz unter meine Nase. In dieser Nacht ließen sie sich jedoch nicht mehr blicken.

Am nächsten Tag erwachte ich vom Geräusch eines herabfallenden Kleiderbügels. Jetzt war es passiert. Ich hatte die Monster unter dem Bett verscheucht und nun hielten sie sich im Schrank und hinter geöffneten Türen auf. Fortan war es mir unmöglich, meine Spielsachen aufzuräumen, geschweige denn eine Türe zu schließen. Natürlich stieß ich mit diesem Verhalten auf viel erzieherischen Widerstand bei meiner Mutter. Ich musste eine Lösung finden, wie ich von den Monstern unbehelligt meinen Pflichten nachkommen könnte. Das war aber alles andere als einfach. Als man mein Zimmer nicht mehr auf herkömmlichem Weg betreten konnte und auch die raffinierte Wegführung zwischen Puppen, Buntstiften, Murmeln und Legos immer enger wurde, beschloß ich, die Monster herauszufordern. Ich nahm meinen Lieblingsteddy und setzte ihn als Ablenkung vor den Schrank. Dann öffnete ich ganz langsam die Türe, indem ich mich hinter ihr in Deckung hielt. Ich wusste, das war unfair und grausam gegenüber meinem Teddy aber manchmal muss man für ein höheres Ziel Opfer bringen. Ausserdem hatte ich ihn vorher gefragt, ob er damit einverstanden wäre und er hatte keine Einwände. Im Grunde hätte ich mir gar nicht so viele Gedanken um ihn zu machen brauchen, denn statt wild schreiender Monster, die sich auf meinen Teddy stürzen, blieb alles ruhig.

Dieses Mysterium machte mir noch einige Zeit zu schaffen. Wo war ihr Versteck? Könnte ich sie mit Opfergaben besänftigen? Wie könnte ich sie vertreiben? So sehr ich auch darüber nachdachte, kam ich auf keine Lösung. Die Verlagerung meines Interessengebietes verdrängte schließlich die tägliche Sorge um die Existenz der Monster. Jungs waren auch viel interessanter, die konnte man nämlich anfassen.

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haha...very witzig...ja und wir jungs waren auch viel gemeiner als die Monster, wir lagen nämlich wirklich unter dem Bett oder standen im Schrank...wobei meine Cousinen aber nicht ihre Teddys vorschoben sondern sich auf uns mit Gebrüll stürzten und dann sind die "grossen Monster" reingekommen...naja das Ende vom Spuk können Sie sich ja vorstellen...

PS: hübsches Bild da oben...heute immer noch mit Zeitung?...grins

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Heute ohne Zeitung, dafür mit Buch. Auch die Sitzgelegenheiten wurde größer.

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Bei uns ...
... wohnten die Monster in dem alten Holzschrank in der Ecke des Kinderzimmers. Kaum war das Licht aus, knarzte und knackte es da drin gar fürchterlich.
Tagsüber versteckten sich die Monster gut, denn auch das gründlichste Suchen war ergebnislos, aber jede Nacht kamen sie wieder ...

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Schon schlimm, wie die Monster knarzen können, nicht? Manchmal heulen sie auch. Aber nur bei schlechtem Wetter.

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