Mittwoch, 11. April 2007
Big in Japan (2)
frau klugscheisser, 02:25h
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Als ich mich im Zug setzen will, stoße ich mit dem Kopf an die herabhängenden Haltegriffe. Auf dem Hinflug meinte mein ca. 1.60 großer Kollege, er sei gerne in Japan, weil er sich da endlich mal richtig groß fühlen könne.
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Je näher ich meiner endgültigen Destination komme, umso bunter mischen sich ausländische Fahrgäste mit Einheimischen. Viele japanische Frauen tragen Kimonos. Es ist Samstag und die Straßen jetzt schon ziemlich voll. Japanische Trachten wie Dirndl zur Oktoberfestzeit soweit das Auge reicht. Um zum Tempel zu gelangen muss man sich durch eine enge Gasse zwängen, die von Ramschläden und Imbißbuden gesäumt wird. Selbst auf der linken Seite komme ich nur schleichend voran. Schließlich erreiche ich das Ende der Budengasse. In einem großen Trog qualmen bündelweise Räucherstäbchen. Die Menschen drumherum fächeln sich den Rauch zu oder schöpfen ihn wie Wasser mit den hohlen Händen über ihre Köpfe. Rechts und links kleine Holzkästen, aus denen sie Omikujis ziehen. Die Trommeln, in denen sich Stäbe mit den entsprechenden Nummern befinden werden pausenlos geschüttelt. Da ich wohl hier niemanden ausfindig machen werde, der mir mein Omikuji übersetzen könnte, verzichte ich lieber. Wer will schon ein schlechtes Orakel aus Nichtwissen ständig mit sich führen.
Das Omamori hingegen muss ich unbedingt haben, es soll ja ein Mitbringsel zum Geburtstag werden. Rechts und links vom Eingang werden sie jeweils verkauft. Ich weiß von der Kollegin, dass jedes Omamori eine spezielle Bedeutung hat. Als ich den Verkäufer frage, ob er englisch spricht, winkt der ganz hektisch ab. Er hat durch meine Frage ein wenig von seinem Gesicht verloren. Mit dem restlichen Teil lacht er und hofft wohl, dass ich möglichst schnell das Weite suche. Zweiter Versuch am Stand gegenüber. Ich spreche einen Umstehenden an, ob er mir die Bedeutung der ausgestellten Omamoris übersetzen könne. Kann er, wenn auch in sehr gebrochenem und schwer verständlichen Englisch. Ich traue mich nicht nachzuhaken, sondern ergehe mich stattdessen in eifrigem Kopfnicken und vielen Ahs und Ohs. Soviel ich verstanden habe, gibt es welche für langes Leben und Gesundheit, sicheres Autofahren, Abwenden von Unglück und schließlich eines für Reichtum. Es könnte allerdings auch für eine große Familie gewesen sein. Die Gestik ließ mehr Interpretationsspielraum als jegliche Gebärden meiner Gehörlosen Gäste und dieses Amulett ist somit aus dem Rennen. Langes Leben und Gesundheit ist zu teuer, deswegen entscheide ich mich für Abwenden von Unglück. Ist ja auch was.
Auf dem Rückweg streife ich versehentlich eine Person, die völlig regungslos zwischen dem Getümmel steht und die ich zunächst für eine Schaufensterpuppe hielt.
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halbtot,
11. April 2007, 11:51
Schade, daß du dich nicht für den (Familien)Reichtum entschieden hast. Wäre interessant, zu wissen, obs funktioniert.
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kid37,
11. April 2007, 12:13
Sehr gut. Sollte ich doch noch mal nach Tokio kommen, nehme ich Sie als Untergrundexpertin mit.
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hizashi,
12. April 2007, 00:57
da ist ja gut das der "glücksbringer" oder vielmehr "unglücksabwender" noch nicht gleich weiter verschenkt wird, denn im volksmund gilt es als tabu und unglückbringend wenn frau einen mönch berührt...
ob das nun chauvinismus ist, oder wer jetzt wirklich vor wem geschützt wird durch diesen glaube, lasse ich jetzt mal galant im raum stehen oder zu boden schweben wie die ersten kirschblüten deren pracht selbst die größten ignoranten (und damit hoffentlich auch die besagten zu rettenden personen die auch aufpassen sollten wer ihnen jetzt was für einen cafe serviert...aber da böses zu tun wäre ja unter unserer heiligen düsen ehre) zum nachdenken bringt.
Als aufgabe und kontrastprogramm rate ich auf dem nächsten ausflug nach nippon mal auf sinn suche in einem "vergnügungstempel" der ganz anderen art zu gehen. es gilt den sinn und zweck zu ergründen der sich hinter "pachinko" versteckt ; )
oder - ganz in der nähe von dem hotel daß auf dem bild zu sehen war und für u-bahn expertinnen der extraklasse quasi im schlaf erreichbar: "Tsujiki" der Fischmarkt, morgends ganz früh...wer gleich danach ein japanisches frühstück mit eben besichtigten leidensgenossen zu sich nehmen kann dem zolle ich meinen vollen mir über ein paar ecken vererbten japanischen respekt ; )
auf diesem wege diskrete kollegiale mit freuden immer wieder schöne geschichten und manchesmal auch parallenen entdeckende grüße...
auf dem weg noch die letzten kirschigen blüten zu erhaschen ; )
hizashi.
ob das nun chauvinismus ist, oder wer jetzt wirklich vor wem geschützt wird durch diesen glaube, lasse ich jetzt mal galant im raum stehen oder zu boden schweben wie die ersten kirschblüten deren pracht selbst die größten ignoranten (und damit hoffentlich auch die besagten zu rettenden personen die auch aufpassen sollten wer ihnen jetzt was für einen cafe serviert...aber da böses zu tun wäre ja unter unserer heiligen düsen ehre) zum nachdenken bringt.
Als aufgabe und kontrastprogramm rate ich auf dem nächsten ausflug nach nippon mal auf sinn suche in einem "vergnügungstempel" der ganz anderen art zu gehen. es gilt den sinn und zweck zu ergründen der sich hinter "pachinko" versteckt ; )
oder - ganz in der nähe von dem hotel daß auf dem bild zu sehen war und für u-bahn expertinnen der extraklasse quasi im schlaf erreichbar: "Tsujiki" der Fischmarkt, morgends ganz früh...wer gleich danach ein japanisches frühstück mit eben besichtigten leidensgenossen zu sich nehmen kann dem zolle ich meinen vollen mir über ein paar ecken vererbten japanischen respekt ; )
auf diesem wege diskrete kollegiale mit freuden immer wieder schöne geschichten und manchesmal auch parallenen entdeckende grüße...
auf dem weg noch die letzten kirschigen blüten zu erhaschen ; )
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frau klugscheisser,
12. April 2007, 01:40
Ich glaube/hoffe, ich habe den Mönch nicht wirklich berührt. Oh mein Gott, nicht auszudenken, wenn diesen Bann tatsächlich nicht mal ein entsprechendes Omamori brechen könnte!
Fischmarkt hat mich bisher nie interessiert. Wer will schon die Leichen seiner Freunde gerne begutachten. Die schau ich mir lieber lebendig an. Und dass die Japaner im Hinblick auf Fischereimonopole ganz große Schweine sind, ist ja hinlänglich bekannt. Deswegen versage ich mir sogar Sushi.
Ich bin gespannt, was sich hinter den besagten Begriffen verbirgt...
Ebenso kollegiale Grüße zurück, sowie ein hoffentlich erfolgversprechendes Kirschblütenerhaschen.
Fischmarkt hat mich bisher nie interessiert. Wer will schon die Leichen seiner Freunde gerne begutachten. Die schau ich mir lieber lebendig an. Und dass die Japaner im Hinblick auf Fischereimonopole ganz große Schweine sind, ist ja hinlänglich bekannt. Deswegen versage ich mir sogar Sushi.
Ich bin gespannt, was sich hinter den besagten Begriffen verbirgt...
Ebenso kollegiale Grüße zurück, sowie ein hoffentlich erfolgversprechendes Kirschblütenerhaschen.
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hizashi,
12. April 2007, 01:51
huch sollte es denn möglich sein daß man virtuell sich zufällig beim rein und rausgehen die tür in die hand gibt ? ; )
es ist wahr, mit der fischerei geschehen manche schweinereien...aber die höhe ist es wenn man anfängt aus schweinereien fisch zu machen, und genau da arbeiten wohl ein paar frankensteinische forscher dieses fischliebenden völkchens: angeblich wurde inzwischen eine methode entdeckt wie aus "schonmalgegessenem fisch" (sprich: k k) neuer fisch hergestellt werden kann...
aber daran möchte ich als sushi sich partout nicht versagen könnender aquarien noch nie (oder noch nicht ?) spannend finder einfach nicht glauben...
lachshäppchen gefällig ?
es ist wahr, mit der fischerei geschehen manche schweinereien...aber die höhe ist es wenn man anfängt aus schweinereien fisch zu machen, und genau da arbeiten wohl ein paar frankensteinische forscher dieses fischliebenden völkchens: angeblich wurde inzwischen eine methode entdeckt wie aus "schonmalgegessenem fisch" (sprich: k k) neuer fisch hergestellt werden kann...
aber daran möchte ich als sushi sich partout nicht versagen könnender aquarien noch nie (oder noch nicht ?) spannend finder einfach nicht glauben...
lachshäppchen gefällig ?
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frau klugscheisser,
12. April 2007, 02:57
Lachs ist in der Tat lecker, vor allem als Zentrum des Dreiecks zwischen Reis, genannt Onigiri. Davon könnte ich mich kiloweise ernähren. Ansonsten hatte ich mal ein besonders eindringliches Lachsgeruchserlebnis, wie einst auf myblog berichtet aber auf die Schnelle nicht mehr gefunden.
Virtuelle Türklinken sind doch die spannendsten...
Virtuelle Türklinken sind doch die spannendsten...
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nff,
13. April 2007, 16:33
(...) und ich war am genau gleichen Samstag auch in Tokyo - grrrr.
Haben Sie eigentlich mal die Glückwünsche zum Geburtstag & die Unterlagen zu Tokyo bekommen?
nff - wieder auf dem Weg nach NRT
Haben Sie eigentlich mal die Glückwünsche zum Geburtstag & die Unterlagen zu Tokyo bekommen?
nff - wieder auf dem Weg nach NRT
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frau klugscheisser,
13. April 2007, 17:29
Ohja, alles angekommen. Danke.
rechtfertigt sich kleinlaut mit vergessen...
rechtfertigt sich kleinlaut mit vergessen...
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