Freitag, 27. Juli 2007
Chill out
Psst, hey Sie! Ja, genau Sie in den beigen Shorts und dem Hawaiihemd, und Sie mit dem luftigen Sommerkleidchen und den Sandalen. Ich verrate Ihnen jetzt mal ein Geheimnis: Es mag noch so heiß da draussen in der Sonne sein, wenn Sie kein Jäckchen dabei haben, das Sie sich im Flugzeug überstreifen können, werden Sie möglicherweise frieren. Ich weiß, das ist fast so schwer nachvollziehbar, wie sich während eines Tropenaufenthaltes in eine von Reinhold Messners Zehen hineinzuversetzen. Die Sache ist aber nunmal die, wer ein Flugzeug besteigt, der erwartet normalerweise auch, dass sich selbiges in die Lüfte erhebt. Nur sehr selten kauft sich jemand ein Flugticket, weil man da so gut essen kann. Dort oben kann es dann trotz Heizung schon mal empfindlich kalt werden. Nicht zu vergessen der Bewegungsmangel beim ruhigen Sitzen. Und nein, das Umblättern bunt bedruckter Seiten hat noch keinen ins Schwitzen gebracht.

Meistens landet das Flugzeug auch irgendwann wieder. Erstaunlich, ich weiß, und für viele Passagiere kommt so eine Landung völlig überraschend. Noch viel überraschender ist meistens die Tatsache, dass sich das Wetter am Ankunftsort von dem am Abflugsort manchmal gravierend unterscheidet. Ja, es ist tatsächlich so, das Wetter ist nicht überall gleich. Sogar die Temperaturen variieren. Was der Pilot im Reiseflug über das Wetter erzählt, kann man zwar schnell wieder verdrängen aber irgendwann sollten auch Sie das Flugzeug wieder verlassen, egal ob es stürmt oder schneit, es sei denn, Sie haben einen sofortigen Rückflug gebucht. Und nein, die Decken bleiben an Bord. Das musste ich leider vor einiger Zeit auch der deutschen Schauspielerin Susanne von Borsodings erklären. Selbst wenn die Decke farblich gut mit ihrem Kleid harmoniert hätte, wir machen da keine modischen Ausnahmen.

Wissen Sie, ich befinde mich nicht an Bord, weil ich so gerne fliege, sondern weil ich dafür bezahlt werde. Dafür bewege ich mich ziemlich schnell durch die engen Gänge, wuchte schweres Gepäck über Kopf, schiebe schwere Wagen vor mir her, öffne und schließe schwere Türen, trage schwere Zeitungsstapel herum und balanciere schwere Tabletts mit ausgestrecktem Arm. Mein Arbeitgeber wünscht, dass ich dabei nett aussehe und eine möglichst angenehme Duftspur hinterlasse. Also bitte verlangen Sie nicht von mir, die Innentemperatur zu erhöhen. ICH friere NICHT. Und falls Sie mich jetzt für ignorant und nicht genügend serviceorientiert halten, dann versuchen Sie folgendes Experiment: wenden Sie sich mit derselben Bitte an einen Kellner in einem klimatisierten Restaurant und warten Sie ab, was passiert.

Im Falle von Gänsehaut wirkt etwas mehr Stoff wahre Wunder. Den Unbelehrbaren möchte ich an dieser Stelle sagen, Vorstellungskraft ist die stärkste menschliche Kraft. Machen Sie sich einfach ein paar warme Gedanken und lassen mich in Ruhe.

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ich bin sehr glücklich über niedrige temperaturen. das schlimmste in flugzeugen sind nämlich die mit-passagiere, von denen ich bei meinem glück immer diejenigen als sitznachbarn erwische, welche am wenigsten körperpflege betreiben oder starke verdauungsprobleme haben. niedrige temperaturen hemmen die ausbreitung der gerüche. also drehe ich mein eiswind-gebläse voll auf und richte es auf mein nebenan, während ich die nase hinter einem schal verstecke.
wenn durch die kälte darüber hinaus bezweckt wird, dass die leute mehr anziehen, ist das natürlich nochmal ein vorteil, denn die meisten menschen werden nicht schöner, je weniger sie anhaben.

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Schal und Pullover passen in jede Handtasche - und trotzdem ist es kalt und es zieht (weil irgendein Depp immer seine Lüftung in meine Richtung stellt).

Dass Ihnen warm ist, kann ich nachvollziehen, doch jetzt mal grundsätzlich gefragt: Wäre es denn möglich, die Temperatur im Flugzeug auf mehr als gefühlte minus zehn Grad zu stellen?

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Die gefühlten minus zehn Grad sind in Wirklichkeit gemessene plus 21 bis 24 Grad. Wenn ich die Temperatur erhöhe geschieht folgendes:

+1° die ersten Beschwerden wegen zu hohen Temperaturen laufen ein.
+2° auch der letzte Gast klagt jetzt über Hitzewallungen. Die ersten Gäste kollabieren und die letzten Getränkereserven sind innerhalb von Minuten aufgebraucht.
+3° der Kreislauf trägt seinen Namen zu unrecht und mindestens die Hälfte der Gäste würde jetzt gerne auf den Rollstuhlservice beim Aussteigen zurückgreifen.

In drei Schritten vom Polarkreis zum Tropenfeeling. Der Mensch ist eine seltsame Maschine.

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Die Mitpassagiere nach La Palma über Las Palmas (es wurde drei Mal erklärt, wer wo auszusteigen hat, und trotzdem..) hatten gehört, dass es auf den kanarischen Inseln warm sei, und so saßen sie auf dem Hinflug vorsichtshalber schon im Badezeugs im Flugzeug, inclusive Badeschlappen. Der Rückflug war ähnlich, nur waren jetzt die freiliegende Haut knallrot. Ihnen war auch zu kalt.
Übrigens bin ich für Sprechverbot an Bord, und Johlverbot. Man muss ich nicht mit seinem Kumpel , der leider drei Reihen vor einem sitzt, in einfacher, aber stark dialektgefärbter Spache über Belangslosigkeiten unterhalten. Auch sollte man verbieten zu klatschen und zu johlen, wenn die Landung wider Erwarten gelungen ist. Der Mann da vorne hat seinen Beruf erlernt, ich erwarte einfach, dass er das Flugzeug ordenlich aufsetzt. Wenn man johlt, deutet man doch nur darauf hin, dass man es ihm nicht zugetraut hat, dem alten Schlawiner.

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Mal so eine Frage zum Klatschen nach der Landung: Den Fluggästen ist es nicht möglich in irgendeiner Form mit dem/den Piloten zu kommunizieren. Ich finde es nicht dramatisch oder lächerlich, wenn nach der Landung dezent und freundlich geklatscht wird, um sich für den (guten) Flug zu bedanken (Jejohle u.ä. ist in der Tat unangebracht) ...

Wird das vom Flugpersonal wirklich so empfunden?

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Klatschen macht grob gesagt den Unterschied zwischen Charter und Linie. Heute hat mir ein Pilot vertraulich verraten, dass er es ganz nett findet, wenn die Passagiere Beifall spenden. Die Vielflieger hingegen bekunden ihre Coolness und Erfahrenheit während des Applauses deutlich durch abschätzige Blicke gegenüber den Klatschern.

Mir persönlich scheint der Applaus ein wenig zu früh, denn solange das Fluggerät noch nicht richtig abgebremst ist, kann immer noch was schiefgehen.

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Der Unterschied war mir klar. Business-Vielflieger sind mir zumeist aber auch gerade wegen iherer Coolness sehr unsympatisch.
Ich bin ja auch so uncool, mich bei Kellnern für ihren Service zu bedenken oder einen Busfahrer beim Aussteigen einen schönen Tag zu wünschen. Warum soll ich also im Flugzeug nicht klatschen?

Zum Zeitpunkt: Wenn die Maschine komplett steht, hat Otto-Normal-Charter-Flieger keine Zeit mehr zu klatschen. Dann muss er Aufstellung im Gang einnehmen, umständlich sein Gepäck aus dem Dingern da oben zu nehmen und ewig rumzustehen. Da ist Klatschen nimmer drin.

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der borsodings hätte ich das decklein gegönnt. auf dem nächsten red carpet hätte sie darin eine gute figur gemacht. und so wären dann mehr leute geflogen wegen der schicken accessoires, und nicht, wegen von A nach B.

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@diagonale:
Hinter der Cockpittür mit aufgesetzten Kopfhörern hört man keinen Pauschaltouristen mehr klatschen...

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Offensichtlich nicht immer.

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Klatschen nach der Landung ist schon ok. Aber klatschen sie doch einmal, wenn die charmanten Kolleginnen der Kabine mit den vollbeladenen Trolleys während des Steigfluges aus den Bordküchen kommen. Das ist ein Applaus wert - oder macht doch gleich eine Welle!

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welche charmante kollegin bewegt einen vollbeladenen trolley waehrend eines steigfluges?

*sitzt waehrend des steigfluges angeschnallt auf dem jumpseat*

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