Samstag, 22. Juli 2006
Moving on
Wer sich in der größten Mittagshitze körperlich anstrengt, ist entweder Möbelpacker, ein Idiot oder tanzwütig. Heute die zweite Schule ausprobiert. Während gestern auf 100m² noch alles sehr familiär zuging, heute die Tanzfabrik. Drei große Säle hinter deren Glasscheiben sich schwitzende Körper zur Musik winden. Zum Glück muss ich mich diesmal nicht allein blamieren, sondern habe eine mutige Begleiterin. Gemeinsam stellen wir uns den Anforderungen eines Mittelstufekurses und deren Teilnehmer. Noch bevor ich die beste Position gefunden habe, geht es auch schon los. Erste Position, plié, grand plié, frappé, pas de bourrée, relevé, deuxème, plié, ronde de jambe, etc. Eigentlich wollte ich Jazztanz machen (damit ich mal die Choreographie von Spiderman links unten fehlerfrei nachtanzen kann) und nicht Ballett. Leider sind das die nötigen Grundlagen. Kaum die Aufwärmübung begriffen, geht es auch schon weiter. Isolations, flex, snake, bow, tombé... englisch-französische Koalition. Ah, endlich darf ich mich auf den Boden setzen. Keine Verschnaufpause, sondern Sehnensadismus. Ich soll im Sitzen meine Beine in die Luft strecken, natürlich mit geradem Rücken. Bisher war ich stolz, dass ich das Knie durchstrecken kann, während die Hand den Fuß hält, jetzt weiß ich, das ist nur eine Vorübung für schlimmere Foltermethoden. Die Muskulatur zittert, Schweißtröpfchen markieren mein Revier. Zwischendrin irgendwelche Anweisungen des Lehrers in den Raum gerufen. Ich fühle mich jedesmal angesprochen, selbst wenn er mich nicht meint. Als ich seine Rufe schließlich ignoriere, meint er mich. Nach einer Stunde geht´s erst richtig los. Eine Schrittkombination auf Musik wird einstudiert. Mein Kopf ist leer, der Körper scheint gerade seinen Aggregatszustand zu wechseln. Ich kapituliere. Vielleicht doch lieber der Anfängerkurs, zumindest bis mein Körper wieder up to date ist. So lernt man Bescheidenheit. Ich bleibe dran, jetzt erst recht.

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