Sonntag, 27. Juli 2008
Polka dots and moonbeams


Selten sah ich Schuhe mit solch liebevoller Prägung im Innenbett, noch nie mit derartigen Mustern auf der Sohle. Ein wunderschöner Schuh, der eigentlich viel zu schade zum darin laufen ist. Ich musste sie einfach haben. Eigentlich will ich sie schon seit drei Tagen anziehen, finde aber nichts Passendes dazu. Und so langsam dämmert mir diese Sache mit den Einzelstücken. Die wohnen nämlich alle in meinem Kleiderschrank. Hosen, die man stilmäßig nicht einfach mit einem T-Shirt kombinieren kann. Röcke, deren Farbe sich in keinem anderen Teil wiederholt, weil es sie im Grunde gar nicht gibt. Oberteile, die für sich genommen sehr adrett aussehen, die man aber theoretisch nur zu Unterwäsche kombinieren kann, weil alles andere drunter aufträgt. Das passiert, wenn man dem Bedürfnis nach Ästhetik im Alltag zum Opfer fällt.

Kürzlich fand ich ein passendes Oberteil zu meinem neuen Designerfaltenrock. Und weil es so gut passte, nahm ich es mit nach Indien. Dort sollte es als Vorlage für ein neues, gut passendes Teil dienen. Der indische Schneiderlehrling muss ziemlich bekifft oder was auch immer gewesen sein. Dass Stretchstoff nur sinnvoll ist, wenn er sich seitlich dehnt, war ihm irgendwie entgangen. Jetzt dehnt sich das neue Teil in der Länge und das alte, cremefarbene ziert eine sehr abstrakte Kugelschreiberzeichnung auf der Vorderseite.

In einer Gesellschaft, die Röcke über Hosen und Leggins unter Kleidern trägt, braucht man - zumindest Mode beteffend - nicht sonderlich kritisch zu sein. Bei mir ist das leider angeboren. Durch irgendeinen genetischen Defekt reagiere ich mit anaphylaktischem Schock auf eine bestimmte Kombination von Kleidungsstücken. Rot mit blau (... is am Kaschperl sei Frau) läßt mich hyperventilieren, bei weiten Hosen mit Hängerchen kombiniert bekomme ich Hautausschlag und bei Leggins dreht sich mir generell der Magen um. Turnschuhe zu zarten Sommerkleidchen oder Flipflops zu eleganten Röcken aktivieren meine Herpesviren.

Mal ganz abgesehen von einer fehlenden Gelegenheit: was soll ich denn nun zu meinen neuen Schuhen tragen, ohne damit Eiterpickel zu stimulieren? Solange diese Frage nicht geklärt ist, hole ich sie jeden Tag aus dem Schrank, streiche zärtlich über den Lack und stelle sie dann mit einem tiefen Seufzer wieder zurück zu all den anderen Einzelstücken, schlüpfe in Jeans und Turnschuhe und fahre anschließend mit dem Radl zum Training.

... link (21 Kommentare)   ... comment