Dienstag, 2. August 2011
I Am Sailing


Mein Segellehrer - also das war einer von diesen wahnsinnig braunen und durchtrainierten Jungs mit langen blonden Locken, auf die alle Mädels so wahnsinnig fliegen und ich mache ja ungerne eine Ausnahme - also der sagte immer, es kommt nur auf den richtigen Winkel an. Ich blöde Gans dachte immer, es hätte was mit Größe zu tun aber eigentlich isses beides. Die Größe des Segels und seine Stellung zum Wind. Ausserdem sagte er, er würde saisonal bedingt immer zu und abnehmen - also im Sommer ab und im Winter zu. Weil er aber meistens mit ohne T-Shirt und nur Badeshorts rumlief, konnten wir seinen teuren Bauch gebührend bewundern. Am liebsten hätte ich gefragt, wann bei ihm denn mal wieder Sommer sei, hab's mir aber dann doch verkniffen. Er ist ja im Grunde ein lieber Kerl. Weil liebe Kerle, die auch noch gut aussehen es aber ganz besonders schwer im Leben haben, hat er sich wahrscheinlich eine Schutzschicht um die Hüften zugelegt. Poignets d'amour wie der kecke Franzose sie nennt. Hätte der auch noch so ein strammes Sixpack, der käme den ganzen Tag nicht mehr zum Segeln vor lauter weiblicher Umgarnung.

Ich hatte diese Beobachtung bereits in vergangenen Urlauben gemacht: die gutaussehendsten und coolsten Jungs hängen in der Nautik ab. Deswegen habe ich dieses Mal Tauchen Tauchen sein lassen und bin schnurstracks zur Segelstation gewandert. Dort setzte man mich auf ein Boot und gab mir eine Stange und eine Leine in die Hand. Meine Hamburger Leser werden sich jetzt sicher beäumeln, denn da lernen die Kinder noch vor dem Lesen & Schreiben zu segeln, wie halt die Kinder aus dem Süden vor dem Laufen schon Skifahren können. Also die Stange sollte das Ruder sein und die Leine führte direkt zum Großsegel. Wenn man beides perfekt zu bedienen weiß, geht's ordentlich ab auf dem Wasser. Hätte Jesus einen Katamaran besessen, der wäre nicht zu Fuß über's Wasser. So aber musste er laufen, die arme Sau.

Was soll ich sagen, neben Brandblasen an den Fingern, einem Sonnenbrand auf dem Scheitel (eine Woche schmerzendes Kämmen) und aufgeschürften Knien hat's riesig Spaß gebracht. Nur der Segellehrer, der gab sich ein wenig reserviert. Ist ja auch viel vernünftiger so. Denn obwohl ich allgemein ein großer Bewunderer meines Lehrkörpers bin - also nicht nur des Körpers aber beim Sex denke ich wenig bis gar nicht - habe ich mir strenge Abstinenz auferlegt. Mein Hormonhaushalt ist sowieso prämenopausal genügend gebeutelt, da braucht's keine wilden Sommernächte am Strand mit gestählten Mittdreissigerkörpern. Ich mach' jetzt mehr so in Mittvierzigerkörper. Da fühle ich mich nicht ganz so unzulänglich. Man muss nur die Vergleichsgruppe anpassen, dann ist alles wieder im Lot. Das aber nur am Rande.

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