Montag, 10. Juni 2019
Ramadama
(bayrisch ugs. etwa: räumen tun wir)

Nachdem ich mehrere Male umgezogen bin und geholfen habe, ein Haus auszuräumen, bin ich leidenschaftliche Ausmisterin geworden. Und das nicht erst seit Marie Kondo. Mit einer Mutter, die nach der Philosophie lebt, man könne alles irgendwann mal wieder brauchen, die aber im Gegensatz zu mir viel mehr Platz hat, klappte die Umsetzung erst mit ein wenig Übung. Denn man könnte sicher genau diese Schachtel in genau dieser Größe für ein Päckchen irgendwann brauchen und genau diesen Nagel würde man sicher vermissen, wäre er erst einmal entsorgt. Dass sich Kleidungsstücke aus Baumwolle zu Putzmaterial umfunktionieren lassen oder man darin noch wunderbar Garten- und Malerarbeiten verrichten kann, muss ich wohl nicht erwähnen. Aber wenn sich die Schachteln in genau dieser Größe türmen, ich aber bei Bedarf wieder keine passende finde, dann ist die Zeit gekommen, alles dem Gott des Sperr- oder Restmülls zu opfern.

So fing ich peu à peu an, mich von Vielem zu trennen. Einiges fand neue Besitzer in Form von Verkäufen, Anderes wurde gespendet. Familienangehörige und Freunde waren erst freudige, später eher zögerliche Abnehmer. Die beste Methode der Entsorgung - so stellte sich bald heraus - ist die Deponierung am Hauseingang. Nach einiger Zeit wunderte ich mich, was da so alles abgeholt wurde. Zunächst vermutete ich, dass Passanten sich die Sachen nehmen, die sie brauchen. Als selbst Kleinmöbel rasant verschwanden, wurde ich misstrauisch. Ich habe nie beobachtet, wer die Sachen abholt. Vielleicht gibt es einen Nachbarn, der seine abendliche Runde änderte, weil er immer wieder Gebrauchtes vor unserem Haus entdeckt. Wahrscheinlicher ist allerdings eine andere These. In meinem Haus wohnt der ehemalige Verwalter. Als die Garagen renoviert wurden und offen standen, sah ich, was er alles darin hortet. Dann gab es eine Zwangsräumung vor ein paar Jahren. Eine Kommode aus dem Bestand steht heute noch im Keller. Mich würde es also nicht wundern, wenn ich eines Tages all meine abgelegten Sachen in einer der Garage entdecke.

Vor ein paar Tagen ging ich meine alte Vinylsammlung durch. Aufnahmen, die ich seit Jahren nicht mehr höre und einige, die ich noch nie gehört habe, packte ich in eine Tüte und stellte sie einem Mieter vor die Türe, der selbst oft Platten bestellt. Für die Straße schienen sie mir zu wertvoll, denn ein Sammlerherz können Sie vielleicht noch zum Schlagen bringen. Tatsächlich bedankte sich der Nachbar, gab mir aber den Stapel mit einer fehlenden Scheibe zurück. Die Schellackplatten werde ich also inserieren (s. Foto oben), alle anderen habe ich wieder in's Regal geräumt. Es könnte ja sein, ich vermisse eines Tages genau diese Platte. Oder ich lerne einen Sammler kennen, der sich freut wie Bolle.

Diesen Film habe ich öfter als jeden anderen gesehen. Holly trennt sich gleichermaßen schnell von Mensch wie Besitz. Vielleicht hat sie ja am Ende Mr. Yunioshi geheiratet und ihre gemeinsame Tochter mit einem Kondo verbandelt.

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Donnerstag, 6. Juni 2019
Let's Get Physical
Sie erinnern sich vielleicht noch an diesen Song? Tiefe Achziger auf dem Höhepunkt der Aerobicbewegung. Wenn ich im Fitnessstudio (wow 3s) bin, sieht das momentan bei mir eher nach Reha als nach Krafttraining aus. Und auch der Vorturner hat mehr an als nur einen, ja wie nennt man das denn gleich, was Superman da über den blauen Leggings trägt? Dafür gibt es doch sicher einen trendigeren Namen als Slip.

Werde ich zur Zeit gefragt, wie es mir geht, frage ich physisch oder emotional? gegen. Da fällt die Antwort nämlich meist unterschiedlich aus. Ich behaupte, das läge am Alter. Stimmt aber bei mir nicht. Also nicht das Alter, sondern die unterschiedlichen Varianten. Heute geht es mir nämlich zum ersten Mal seit langer Zeit auf beiden Ebenen schlecht, und während mein Motto Durchhalten, nicht aufgeben lautet, möchte ich mich jetzt bitte gleich verkriechen und jammern. Morgen dann halte ich wieder durch. Morgen früh, gleich als allererstes.

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Mittwoch, 5. Juni 2019
Treffen, Trinken, Tanzen
Rosentag
©Smilla Dankert

Smilla Dankert hat mit ihren wunderbaren Fotos den Abend des Rosenfestes wieder lebendig gemacht. Sie hat alle(!) Anwesenden nicht nur ins rechte Licht gesetzt, sondern sie durch Bildausschnitt und Arrangement so schön und lebendig festgehalten, dass mir jedesmal beim Betrachten ganz warm ums Herz wird.

Denn so ein Fest lebt von seinen Gästen. Natürlich haben die Kaltmamsell und Herr Rau für die schönste Location, das schmackhafteste Essen&Trinken, die beschwingteste Musik und die schmückendste Dekoration bei der besten Gelegenheit gesorgt. Und dann gefüllt mit so außergewöhnlich angenehmen und interessanten Menschen. Das muss man erst mal nachmachen. Ich habe noch selten so wehmütig die Zeit dahinfliegen sehen, denn jede Begegnung war zu kurz und jeder Song zu schnell vorüber.

Nach vielen Jahren hatte ich die Gelegenheit, mal wieder ein paar Worte mit Herrn Kid zu wechseln. Sie erinnern sich vielleicht, man traf sich vor einigen Jahren in Wien. Damals habe ich viel gelernt, nicht nur wer Matthew Barney ist, sondern auch wer ich selbst bin. Denn oft stellt man in Interaktionen ein anderes Bild zur Schau, als man gemeinhin von sich selbst hat. Damals hat's gemenschelt aber mit dem nötigen Abstand können wir heute darüber schmunzeln. Auch darüber, dass ich am Ende der Feier manches angeschickert wiederholte, was bereits Stunden zuvor ausführlich besprochen war. Wer hat sich eigentlich die Story mit der Apple ID Frau Klugscheisser auf dem Briefingmonitor zweimal anhören müssen, beim zweiten Mal aber mit versemmelter Pointe? Das muss Frau Brüllen gewesen sein, von der ich im Gegenzug eine ähnliche Story zwei Mal erzählt bekam.

Getroffen habe ich sie, nachdem ich ihren Mann an der Bar ganz beiläufig mit den Worten: "Ich kenne Dich"⎨Pause, in der er die Gesichtserkennungssoftware über alle bis dato gespeicherten Daten laufen lässt⎬ "Du mich aber nicht" verblüffte. Ja, Gesprächsaufhänger kann ich. Tatsächlich stieß ich auf seine Fotos - ehemals bei flickr - vor vielen Jahren, was ich ihm aber nicht verriet, weil man will ja nicht sofort als Stalker enttarnt werden. Mein Plan ging auf und ich durfte an den Tisch folgen, wo zwei reizende Damen bereits sehnsüchtig auf die bestellten Cocktails warteten.

Überhaupt ist das mit dem Stalken so eine Sache. Ich eigne mich dafür nur bedingt, denn ich bin immer noch mit der Zuordnung von (Inernet-)Namen und Gesichtern beschäftigt. Frau Novemberregen hat es mir leicht gemacht und ihren Blognamen sofort verraten. Es folgte ein Gespräch, nein nicht über ihre amüsanten Alltagsschilderungen oder ihre Person, sondern über eine gemeinsame Bekannte. Dabei hätte sie mit Sicherheit noch viel Interessantes über sich zu erzählen gehabt. Da war ich aber schon meiner Tischnachbarin zur Rechten zugewandt, von der ich nicht genau weiß, ob sie neben ihrer beruflichen Veröffentlichungen ein Blog schreibt. Hallo Frau Stedtenhopp, dass ich am Tisch mit Frau Ziefle saß, wurde mir erst durch die nachträgliche Erwähnung so richtig bewusst, obwohl ich mit selbiger ein kleines Tränchen verdrückte, während die Gastgeber ihre Kennenlerngeschichte erzählten.

Dass man sich mit Joel ganz hervorragend und nicht nur über seine Arbeit unterhalten kann, ist kein Geheimnis. Man kann übrigens auch ganz hervorragend mit ihm tanzen.

Foto ©Smilla Dankert

Beim Tanzen habe ich schließlich die Dame aus einem kurzen Buffettalk wiedergetroffen. Naja, eigentlich habe ich sie vor der Türe getroffen und sie dann zum Tanzen eingeladen aber das führt jetzt zu weit. Vor der Türe unterhielten wir uns nämlich über einige Gemeinsamkeiten und Parallelen, die mein spontanes Bauchgefühl bestätigten. Sie kennen das? Man trifft jemanden und ist sofort fasziniert von dieser Person. Ist mir so bisher nur mit Männern passiert und in diesem Zusammenhang gesehen ein bisschen peinlich. Natürlich habe ich das auch schon mit Frauen erlebt, die dann zu Freundinnen wurden aber das war nie so deutlich wie an dem Abend. Vielleicht haben Alkohol und Atmosphäre dazu beigetragen.
Als ihre Begleitung zum Gehen anmahnte, fand ich noch zwei oder drei Gründe - sprich Songs - zum Bleiben, danach entschwand sie in die Nacht. Ich tat es ihr alsbald gleich und klaute Frau Leinen das erwartete Taxi, wofür ich mich am nächsten Tag bei ihr entschuldigte. Denn eigentlich war ich so ehrlich, mich auf Nachfrage nicht als Frau Leinen auszugeben aber gleichzeitig so beschwipst und dankbar über die Aussicht auf schnellstmögliche Bettposition.

Es fällt mir schwer, alle anderen unerwähnt zu lassen, denn unterhalten habe ich mich mit vielen. Papa Kaltmamsell, die Freundin Gundi, Frau Modeste mit dem reizenden F., Frau Croco nebst Gatten (der mich bei der Geschenkeübergabe mit den Worten "alle die hier sind, gehören dazu" aufmunterte), Caro mit Partner, Frau Cucina, die beiden Lehrerinnen ohne Blog, Smilla, und so Viele mögen es mir verzeihen, an dieser Stelle nur kurz erwähnt zu werden. Ach, ach, sollen wir nun 25 Jahre warten oder für ein Nachtreffen zusammenlegen? Nein, eine Wiederholung kann es bei so einem einzigartigen Fest nicht geben. Ich bin froh, dabei gewesen zu sein, denn solche Momente klingen lange nach und hinterlassen ein Gefühl von erfüllt sein. Auf dass es die glücklichen Momente des Jubelpaares noch lange nachfüllen möge.

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