Dienstag, 23. Juli 2019
Just like a circus

Ich war im Variété. Das ist heutzutage so eine Mischung aus Zirkusakrobatik und Bühnenshow. Aus eigenem Antrieb wäre ich nicht gegangen, wenn ich nicht die Karte geschenkt bekommen hätte. Dann aber hat es mir sehr gut gefallen. Die Artisten stammen aus Vietnam und dementsprechend südostasiatisch war die Show geprägt. Einfache Mittel wie Bambusstäbe und Reishüte in Kombination mit Lichteffekten untermalten ihre Darbietung, lenkten aber niemals den Fokus weg von den Akteuren. Ich war sehr beeindruckt von der körperlichen Kraft, die bei den Haltefiguren nötig ist, kriege ich selbst ja nur mit Müh und Not ein paar Klimmzüge hin.

Da gibt es beispielsweise eine Figur, in der sich ein Artist hinterrücks waagrecht an einem Trapez hält. Es erinnerte mich an die Kraft der Turner an den Ringen, dort heißt das Element Hangwaage. Wenn sich dann noch jemand irgendwo dranhängt, kann ich mir nicht vorstellen, wie schwierig die Übung auszuführen ist. Die Turner haben oft einen breiten Oberkörper wegen der einseitigen Beanspruchung der Muskulatur, während die Vietnamesen drahtige kleine Kerlchen sind, die auch recht hoch springen und gedehnt sind. Einfach Alleskönner. Wie gesagt, ich war sehr beeindruckt, weswegen ich hier einen kleinen Ausschnitt präsentieren möchte:

SÔNG TRANG

(Ausschnitt aus einer BR Sendung)

Gehen Sie rein und sehen es sich an. Es lohnt sich.

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Donnerstag, 18. Juli 2019
Colors II
Fortsetzung von hier

Gerade bin ich ein bisschen stolz auf mich. Mein Tagewerk ist getan. Dabei hatte ich ein bisschen Angst vorher, konnte mir nicht vorstellen, ob es gut aussehen wird, ob die teure Farbe reicht, ob es an den schwierigen Rändern dilettantisch wirkt. Die Angst eines Malenden vor einer weißen Leinwand. Der Trick ist, einfach einen dicken Farbklecks mitten auf die weiße Fläche zu klatschen, dann gibt es kein Zurück. Natürlich ist die Vorarbeit nicht zu unterschätzen - sauberes Abkleben der Übergänge, Vorbereitung von gutem Werkzeug, dann etwas Fingerspitzengefühl und - ganz wichtig - alte Kleidung. Denn man kann gar nicht so sehr aufpassen, wie Farbsprengsel auf nicht dafür vorgesehenen Stellen landet. Die unter der Fußsohle sind die heimtückischsten, die sieht man erst im Nachhinein auf dem Parkett zur Küche oder dem Bad, alle anderen später beim Duschen. Oder die nächste Verabredung macht darauf aufmerksam. Alte Kleidung, die ich für solche Zwecke gerne gesondert aufbewahre, sollte noch passen, was nach Jahren des Genusses nicht immer vorausgesetzt werden kann. Immerhin eine weitere Gelegenheit zum Aussortieren.

Dann geht endlich die eigentliche Arbeit los, das Streichen. Im Grunde ist es ein schönes Gefühl, wie die Walze Farbe auf den Grund drückt und sich mit den vorgepinselten Seitenrändern verbindet. So eine Malerwalze schluckt ganz schön Farbe weg, weshalb sie für kleinere Flächen ruhig eine mittlere bis kleine Größe haben darf. Manche Nischen habe ich komplett mit dem Pinsel eingefärbt. Sogar mein dünner 10er Borstenpinsel aus Schulzeiten kam bei diffizilen Rändern zum Einsatz. Das Ergebnis kann sich sehen lassen:


Jetzt ist der dunkle Flur ein wenig dunkler. Macht aber nix, weil mich das Licht abends immer so geschockt hat. Jahrelang eingeübte Bewegungsmuster lassen mich den Weg auch blind finden. Es sei denn... ja, manchmal da liegt ein geöffneter Koffer zwischen Wohnungstüre und Durchgang. Da bin ich schon mal beim Klingeln des Paketdienstes reingetreten und gestolpert, konnte aber im Fall noch nach der Sprechanlage greifen und den Lieferanten mit lautem Schmerzschrei davon überzeugen, dass doch jemand zuhause ist. Das Paket wurde jedenfalls geliefert, unterschrieben habe ich unter dem mitleidsvollen Blick des jungen Mannes. Könnte aber auch daran gelegen haben, dass ich in der Eile vergessen hatte, eine Hose anzuziehen. Im neuen Licht wird das nicht mehr sonderlich auffallen.

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Montag, 15. Juli 2019
Music
Ich weiß schon, dass Sie lieber eine Geschichte über's Fliegen hätten aber manchmal muss erst das raus, was gerade ansteht. Das ist wie Erdschichten abtragen, um das Gesuchte auszuheben. So funktioniert zumindest mein Kopf.

Die liebe Gaga hat mich wieder an eine bestimmte Musik erinnert. Eigentlich höre ich alles Querbeet und habe in jedem Genre meine Vorlieben. Dann gibt es Musik, die ich nur in einer gewissen Stimmung höre sowie andere, die ich deswegen nicht mehr hören mag, weil sie so viele Erinnerungen mitbringt. Eine Phase meines Lebens hatte ich das starke Bedürfnis nach Ambient Musik - atmosphärische Klänge, teilweise mit Rhythmen untermalt, die mich heute sehr stark an Entspannungsmusik erinnern, wäre da nicht diese etwas düstere Nuance. So bin ich um 2000 auf Pete Namlook gestoßen. Sein Album Air II lief bei mir in Dauerschleife in einer Zeit, die stark mit Schlaflosigkeit einherging. Wollen Sie mal reinhören?


Die Schlaflosigkeit ist geblieben, ich befürchte aber heute, die Musik ist für Abhilfe nicht sehr zuträglich. Meine Gedankenkreise ziehe ich heute lieber in Stille.

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