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Sonntag, 29. Dezember 2019
Meanwhile
frau klugscheisser, 15:36h
Im Rehageschehen nicht viel Neues. Man kennt sich jetzt am Tisch, man isst nicht nur gemeinsam, sondern trinkt und lacht ab und an auch hinterher. Die Kellnerin ist ganz reizend aufmerksam. Sie bringt mir Suppe und Tee an den Tisch, weil beides mit Krücken nicht zu transportieren ist. Essen hingegen geht immer. Inzwischen hätte ich allerdings gerne mal eine Tüte Pommes statt Karottensalat. Vielleicht würde sich dann das Verdauungsproblem auch lösen.
Die Bewegungstherapeuten sind Spaßbremsen. Strafzettel für Geschwindigkeitsüberschreitung am Trainingsrad bekommen. Aufwärmen ist hier nicht gleichbedeutend mit Schwitzen. Man bewegt sich nur so viel wie Frisur und Fassung aushalten. Am liebsten eigentlich gar nicht aus eigenem Antrieb. Ich hingegen freue mich jeden Tag auf meinen Bewegungsslot, absolviere eifrig und mit viel Konzentration alle Übungen, inklusive einem virtuellen Skiabfahrtstraining ohne Stöcke. Danach tut alles ein bisschen mehr weh als vorher. Ich steige da noch nicht ganz durch.
In der Physioabteilung gibt es Maschinen und Menschen. Die Maschinen langweilen, die Menschen drücken, streichen und demonstrieren. Ich lerne hier (wieder) ganz neu laufen. Das geht mir übrigens auch mit anderen Bewegungen so. Hinterher meist sehr viel mehr Schmerz als vorher - vor allem nachts schier unerträglich.
Die Schwestern sprechen mit mir spanisch. Dabei habe ich lediglich einer schöne Weihnachten in ihrer Muttersprache gewünscht. Jetzt lieben mich auch die aus Rumänien, Kroatien und Polen. Jeden morgen ziehen sie mir einen engen Strumpf an und abends wieder aus. Ich schäme mich ein bisschen, weil ich es nicht selbst kann. Die Socke kann ich allerdings mit Hilfe des anderen Fußes jetzt selbständig an und ausziehen. Bücken darf und kann ich mich nicht. Der Knöchel ist blau und dick, in der Kniekehle sammelte sich alles Blut aus dem restlichen Bein. Manchmal sind die Krücken beschwehrlich und die Medikamente zu schwach. Ich bekomme oft Nachschub.
Meine Ärztin spricht nicht so gerne, sie läßt lieber sprechen. Überhaupt wird der gemeine Patient gerne in Kategorien betrachtet. Körpergefühl und Eigeninitiative passen da nicht rein. Ich weiß nicht, ob ich mehr physisch oder mehr psychisch unter der Behandlung leide. Mancher Therapeut antwortet auf Nachfrage rotzig mit Allgemeinplätzen. Ich zügle einstweilen meine Schlagfertigkeit und den Blutdruck gleichermaßen.
Alle Insassen sind scharf auf Verlängerung - ich nicht. Ich möchte gerne heim. Das wird allerdings erst möglich sein, wenn ich ohne Hilfsmittel laufen kann. Der Faden ist übrigens raus, die Luft auch. Alles geht sehr langsam, unmerkliche Veränderungen. Ich finde, es könnte jetzt wirklich mal was passieren.
Die Bewegungstherapeuten sind Spaßbremsen. Strafzettel für Geschwindigkeitsüberschreitung am Trainingsrad bekommen. Aufwärmen ist hier nicht gleichbedeutend mit Schwitzen. Man bewegt sich nur so viel wie Frisur und Fassung aushalten. Am liebsten eigentlich gar nicht aus eigenem Antrieb. Ich hingegen freue mich jeden Tag auf meinen Bewegungsslot, absolviere eifrig und mit viel Konzentration alle Übungen, inklusive einem virtuellen Skiabfahrtstraining ohne Stöcke. Danach tut alles ein bisschen mehr weh als vorher. Ich steige da noch nicht ganz durch.
In der Physioabteilung gibt es Maschinen und Menschen. Die Maschinen langweilen, die Menschen drücken, streichen und demonstrieren. Ich lerne hier (wieder) ganz neu laufen. Das geht mir übrigens auch mit anderen Bewegungen so. Hinterher meist sehr viel mehr Schmerz als vorher - vor allem nachts schier unerträglich.
Die Schwestern sprechen mit mir spanisch. Dabei habe ich lediglich einer schöne Weihnachten in ihrer Muttersprache gewünscht. Jetzt lieben mich auch die aus Rumänien, Kroatien und Polen. Jeden morgen ziehen sie mir einen engen Strumpf an und abends wieder aus. Ich schäme mich ein bisschen, weil ich es nicht selbst kann. Die Socke kann ich allerdings mit Hilfe des anderen Fußes jetzt selbständig an und ausziehen. Bücken darf und kann ich mich nicht. Der Knöchel ist blau und dick, in der Kniekehle sammelte sich alles Blut aus dem restlichen Bein. Manchmal sind die Krücken beschwehrlich und die Medikamente zu schwach. Ich bekomme oft Nachschub.
Meine Ärztin spricht nicht so gerne, sie läßt lieber sprechen. Überhaupt wird der gemeine Patient gerne in Kategorien betrachtet. Körpergefühl und Eigeninitiative passen da nicht rein. Ich weiß nicht, ob ich mehr physisch oder mehr psychisch unter der Behandlung leide. Mancher Therapeut antwortet auf Nachfrage rotzig mit Allgemeinplätzen. Ich zügle einstweilen meine Schlagfertigkeit und den Blutdruck gleichermaßen.
Alle Insassen sind scharf auf Verlängerung - ich nicht. Ich möchte gerne heim. Das wird allerdings erst möglich sein, wenn ich ohne Hilfsmittel laufen kann. Der Faden ist übrigens raus, die Luft auch. Alles geht sehr langsam, unmerkliche Veränderungen. Ich finde, es könnte jetzt wirklich mal was passieren.
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Dienstag, 24. Dezember 2019
Last Christmas
frau klugscheisser, 05:42h

Türchen No 24
Langsam wurd's Zeit. Meine Wünsche an meine Leserschaft beziehen sich auf Gesundheit und Gelassenheit. Ich selbst wünsche mir dasselbe und zusätzlich noch ein bisschen Schlaf bzw. weniger Schmerzen. Es ist gemeinhin bekannt, dass für Wünsche meistens selber was getan werden muss. Den Rest erledigt die Zeit, die wird.
Überraschungen warten hinter jeder Ecke. Die meisten stellen sich als Geschenke heraus. Bitte halten Sie sich nicht zu lange mit der Verpackung auf.
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Montag, 23. Dezember 2019
Finish Line
frau klugscheisser, 07:54h

Hier auf Reha alles wie immer. Man arrangiert sich halt. Zudem ein bisschen Grenzen austesten. Gegenüber wird auf Leistungs-sportniveau rehabilitiert. Da verläuft sich keiner zufällig hin, denn was dort Reha ist für normale Verhältnisse schon Leistungssport genug. Schön fand ich den Laufstreifen im Gang. Den gehe ich bei Gele-genheit mit Krücken entlang und fühle mich am Ende bereits wie ein Sieger. Oben an der Rezeption hinter Vitrinenglas die Bilder von Promis mit dem Oberarzt, die meisten inzwischen verstorben oder sehr betagt, weshalb ich die Werbewirksamkeit bezweifle. Morgen fange ich mal vorsichtig an zu lesen, weil das Programm über die Feiertage auf ein Mini-mum reduziert wird und ich meine Medikamente jetzt besser vertrage. Wenn das nicht funktioniert, muss ich mich ein bisschen am Fernsehprogramm entlanghangeln. Oder Telefonieren, das geht immer.
Derzeitiger Erfolg: Trainingsprogramm ohne Schlappe oder größere Schmerzen durchziehen.
Derzeitige Herausforderung: Durchschlafen (schmerzbedingt)
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