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Mittwoch, 6. Mai 2020
Tageblog 6.5.2020 - volle Kraft zurück
frau klugscheisser, 13:35h
Wenn der Tag mit frühem Aufstehen, sich zum Sport fertig machen, Tasse Tee und dann wieder in's Bett gehen beginnt, dann weiß ich auch nicht. Nicht nur die ganze Energie, auch die Freude, die Hoffnung, der Mut, der Tatendrang, alles weg. Meine Vermutung verstärkt sich, dass es noch sehr lange so gehen wird - mindestens bis nach der Rente. Meine selbstgelegten Termine und Aufgaben dünnen langsam aus. Der Rehasport hat mich bislang noch ganz gut bei der Stange gehalten, denn der bedeutet frühes Aufstehen, dann strammes Radeln zum Rehazentrum, dort anderthalb Stunden Übungen inklusive Balance und Dehnen, danach zwanzig Minuten Heimradeln. Der Rest des Tages hielt ein Gefühl von etwas getan zu haben an, obwohl danach nicht mehr viel passierte. Jetzt habe ich nur noch drei Termine bis das bewilligte Kontingent erschöpft ist. Gerade fühle ich mich aber alles andere als diszipliniert und habe große Mühe, mich im heimischen Rahmen bei der Stange zu halten.
Noch nie sehnte ich mich so sehr nach externen Aufgaben wie derzeit. Ich vermisse meinen Job, unterwegs sein, in fremde Kulturen eintauchen, der Austausch mit KollegInnen und Passagieren, die Unregelmäßigkeit, Tag- und Nachtgleiche - also der verwirrte Zustand im Körper, wenn ich ihm durch Tätigkeit oder Sonnenlicht Tag vorgaukle, innerlich aber alle Uhren auf Nacht stehen. Ich vermisse auch anderes, beispielsweise echte Begegnungen mit Menschen, Begegnungen, die nicht nur die Oberfläche ankratzen, sondern ein Austausch mit Einblick in die nicht so schönen Ecken drunter. Doch hier beobachte ich einen seltsamen Widerspruch. Je mehr ich Begegnungen vermisse, umso stärker ziehe ich mich zurück.
Meinen Alltag zu beschreiben braucht nur wenige Worte: ausgedünnt, langsam und zurückgezogen. Ich beobachte, wie mich Menschen schnell aggressiv werden lassen, wie ich sie vermeide, indem ich nur sehr früh einkaufen gehe oder draussen Sport treibe. Es gibt Freunde, die ich kontaktieren könnte. Gleichzeitig fällt es mir immer schwerer, dies in die Tat umzusetzen. Und dann ist da die Erinnerung an eine sehr dunkle und schwierige Zeit, die Panik in mir hochsteigen lässt. Ich erahne dieses Gespenst vor der Türe, das sich durch den offenen Spalt drängt. Das Dumme daran ist, die Türe befindet sich in mir zwischen Bewusstsein und Unterbewusstem. Sie steht vor allem im Schlaf und frühmorgens schon mal weit offen. Am Tag sperre ich sie ab und schaue nur durch das Guckloch wenn es wieder mal klingelt. Was soll ich also den Menschen erzählen, wenn sie mich fragen. Von Geistern, die hinter verschlossener Türe ihr Unwesen treiben? Nein, mir geht es natürlich gut, ich habe ja alles, was ich brauche. Nur einen Tagesablauf, den habe ich nicht - eher einen Zeittotlauf.
Der Widerspruch beginnt seltsamerweise bei den schönen Erlebnissen. Gestern beispielsweise habe ich mit einer Freundin, die professionelle Pianistin ist, eine weit zurückliegende Erinnerung aufgefrischt. Wir spielten die Prokoffiew Sonate, erst mal nur zum Antesten und sehen, woran jeder für sich noch arbeiten muss. Nach zwei, drei Wochen regelmäßigem Üben war das Gefühl des Fliegens beim Spielen wieder da, gleichzeitig aber auch die Angst vor dem Absturz. Ich war nie der intrinsische Typ, hatte zwar Spaß am Musizieren, das ziellose Üben alleine erzeugte aber in mir keine Freude. So ist das mit vielen schönen Erlebnissen, bei denen mir hinterher das Fehlen so viel schmerzlicher bewusst wird, als es mir vorher ist.
Ein schönes Erlebnis ist nur so schön, weil es nicht ständig da ist, sagte meine Oma mal zu mir. Darüber musste ich nachdenken und begriff, wie Süchte entstehen. Meine Mutter hingegen war Meisterin im Vermeiden, denn wer sich freut, kann auch enttäuscht werden. Ich fand das keine akzeptable Lösung. Etwas zwischen überhaupt nicht zulassen und ständig suchen musste doch möglich sein. In der Auseinandersetzung mit diesen Gefühlen stieß ich auf einen Ansatz, der aus dem Buddhistischen stammt. Man lässt die Gefühle zu, vermeidet nichts - auch nicht durch Ablenkung - und beobachtet sie, ohne sich zu sehr daran aufzuarbeiten. Der Vergleich von Gefühlen mit Wolken und Wetter gefiel mir. Wir können nur an unserer Einstellung dazu etwas ändern, was aber den Wolken und dem Wetter ziemlich egal ist. Also habe ich mir die richtige Kleidung für meine Seele besorgt, um bei Regen nicht allzu nass zu werden. Schutzkleidung. Da fängt der Vergleich zwischen Einstellung und Kleidung an zu schwächeln, denn irgendwann ist auch die beste Regenjacke durch.
Dieses lähmende Gefühl geht inzwischen bis auf die Knochen, schwer aushaltbar und nicht zu verändern. Jetzt hilft auch kein gelegentliches Telefonat oder andere Ablenkung mehr. Es ist einfach da, färbt auf alles ab was ich mache und scheint so endlos wie für ein Kind die Zeit bis zu den nächsten Ferien. Gespräche verpuffen, die Sehnsucht bleibt, wird groß, übermächtig. Manchmal weine ich, manchmal schließe ich die Augen und stelle mir eine Begebenheit vor, in der ich mich sicher und geborgen fühle. Das funktioniert ganz gut. Dann schlafe ich ein. Wenn ich wach werde, ist entweder der Tag noch nicht vorbei oder hat noch nicht begonnen. In diesen Momenten bezweifle ich, dass es jemals anders sein wird. Im Grunde war es immer so, nur habe ich mich besser ablenken können. So verbringe ich ganze Tage ungeduscht, zwischen Küche und Bett. Irgendwann werde ich zu essen aufhören - einkaufen, anrichten, alles zu viel Umstand.
Vor zwei Wochen begannen ein Internetfreund und ich eine Übung. Jeder schreibt morgens drei vorherrschende Gefühle auf, unkommentiert und ohne Beurteilung. Ich hoffte auf eine Regelmäßigkeit, an der ich mich festhalten kann. Manchmal bin ich überrascht von einem positiven Gefühl, bezweifle aber sofort seine Nachhaltigkeit. So entdeckte ich, dass Gefühle im Grunde nicht so vielfältig sind, wie immer angenommen. Nur die Interpretation ist es. Der Körper schüttet Adrenalin in gewissen Dosen aus und wir empfinden dabei ein Unwohlsein, mal stärker, mal schwächer. Der Kopf findet dafür in der Erinnerung sofort eine Ähnlichkeit und attribuiert. Eigentlich bin ich also gar nicht hoffnungsvoll oder verzweifelt, sondern nur mal mehr und mal weniger auf der Flucht. Kürzlich las ich von einem vierten Zustand neben Fight, Flight und Freeze. Er heißt Fawn, übersetzt bedeutet das sowas wie herumschwänzeln oder hofieren, auch katzbuckeln. Ich finde mich dabei wieder, meine dunklen Gedanken zu hofieren, damit sie mich nicht wie ein Raubtier attackieren. Auch ein Ablenkungsmanöver, genau wie zu arbeiten oder telefonieren oder essen oder schlafen oder alles andere, das im Grunde nur vergehende Zeit erträglich werden lassen soll.
Irgendwo habe ich diesen Titel gelesen: Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss. Damals befürchtete ich, die Aussage träfe zu. Heute empfinde ich es als anstrengend, den Fluss am Laufen zu halten, denn ohne mein Zutun bewegt sich die Kloake nicht. Das gilt nicht nur für derzeitige Krisenzeiten, in denen alle glauben, wenn nur wieder alles zur früheren Betriebsamkeit zurückfände, würde es ihnen besser gehen. Ich befürchte heute, das ist anhaltend allgemeingültig. Und so erschrecke ich vor jedem Anflug von Traurigkeit oder Überforderung, denn das könnte bedeuten, ich werde wieder auf Null zurückkatapultiert an einen Punkt, als alles noch viel aussichtsloser war. Lösung habe ich dafür auch keine. Eines ist jedoch sicher: morgen gehe ich nochmal zum Rehasport, ganz früh, ganz aufgedreht, und danach genieße ich die Genugtuung, wenigstens ein bisschen was geleistet zu haben.
Noch nie sehnte ich mich so sehr nach externen Aufgaben wie derzeit. Ich vermisse meinen Job, unterwegs sein, in fremde Kulturen eintauchen, der Austausch mit KollegInnen und Passagieren, die Unregelmäßigkeit, Tag- und Nachtgleiche - also der verwirrte Zustand im Körper, wenn ich ihm durch Tätigkeit oder Sonnenlicht Tag vorgaukle, innerlich aber alle Uhren auf Nacht stehen. Ich vermisse auch anderes, beispielsweise echte Begegnungen mit Menschen, Begegnungen, die nicht nur die Oberfläche ankratzen, sondern ein Austausch mit Einblick in die nicht so schönen Ecken drunter. Doch hier beobachte ich einen seltsamen Widerspruch. Je mehr ich Begegnungen vermisse, umso stärker ziehe ich mich zurück.
Meinen Alltag zu beschreiben braucht nur wenige Worte: ausgedünnt, langsam und zurückgezogen. Ich beobachte, wie mich Menschen schnell aggressiv werden lassen, wie ich sie vermeide, indem ich nur sehr früh einkaufen gehe oder draussen Sport treibe. Es gibt Freunde, die ich kontaktieren könnte. Gleichzeitig fällt es mir immer schwerer, dies in die Tat umzusetzen. Und dann ist da die Erinnerung an eine sehr dunkle und schwierige Zeit, die Panik in mir hochsteigen lässt. Ich erahne dieses Gespenst vor der Türe, das sich durch den offenen Spalt drängt. Das Dumme daran ist, die Türe befindet sich in mir zwischen Bewusstsein und Unterbewusstem. Sie steht vor allem im Schlaf und frühmorgens schon mal weit offen. Am Tag sperre ich sie ab und schaue nur durch das Guckloch wenn es wieder mal klingelt. Was soll ich also den Menschen erzählen, wenn sie mich fragen. Von Geistern, die hinter verschlossener Türe ihr Unwesen treiben? Nein, mir geht es natürlich gut, ich habe ja alles, was ich brauche. Nur einen Tagesablauf, den habe ich nicht - eher einen Zeittotlauf.
Der Widerspruch beginnt seltsamerweise bei den schönen Erlebnissen. Gestern beispielsweise habe ich mit einer Freundin, die professionelle Pianistin ist, eine weit zurückliegende Erinnerung aufgefrischt. Wir spielten die Prokoffiew Sonate, erst mal nur zum Antesten und sehen, woran jeder für sich noch arbeiten muss. Nach zwei, drei Wochen regelmäßigem Üben war das Gefühl des Fliegens beim Spielen wieder da, gleichzeitig aber auch die Angst vor dem Absturz. Ich war nie der intrinsische Typ, hatte zwar Spaß am Musizieren, das ziellose Üben alleine erzeugte aber in mir keine Freude. So ist das mit vielen schönen Erlebnissen, bei denen mir hinterher das Fehlen so viel schmerzlicher bewusst wird, als es mir vorher ist.
Ein schönes Erlebnis ist nur so schön, weil es nicht ständig da ist, sagte meine Oma mal zu mir. Darüber musste ich nachdenken und begriff, wie Süchte entstehen. Meine Mutter hingegen war Meisterin im Vermeiden, denn wer sich freut, kann auch enttäuscht werden. Ich fand das keine akzeptable Lösung. Etwas zwischen überhaupt nicht zulassen und ständig suchen musste doch möglich sein. In der Auseinandersetzung mit diesen Gefühlen stieß ich auf einen Ansatz, der aus dem Buddhistischen stammt. Man lässt die Gefühle zu, vermeidet nichts - auch nicht durch Ablenkung - und beobachtet sie, ohne sich zu sehr daran aufzuarbeiten. Der Vergleich von Gefühlen mit Wolken und Wetter gefiel mir. Wir können nur an unserer Einstellung dazu etwas ändern, was aber den Wolken und dem Wetter ziemlich egal ist. Also habe ich mir die richtige Kleidung für meine Seele besorgt, um bei Regen nicht allzu nass zu werden. Schutzkleidung. Da fängt der Vergleich zwischen Einstellung und Kleidung an zu schwächeln, denn irgendwann ist auch die beste Regenjacke durch.
Dieses lähmende Gefühl geht inzwischen bis auf die Knochen, schwer aushaltbar und nicht zu verändern. Jetzt hilft auch kein gelegentliches Telefonat oder andere Ablenkung mehr. Es ist einfach da, färbt auf alles ab was ich mache und scheint so endlos wie für ein Kind die Zeit bis zu den nächsten Ferien. Gespräche verpuffen, die Sehnsucht bleibt, wird groß, übermächtig. Manchmal weine ich, manchmal schließe ich die Augen und stelle mir eine Begebenheit vor, in der ich mich sicher und geborgen fühle. Das funktioniert ganz gut. Dann schlafe ich ein. Wenn ich wach werde, ist entweder der Tag noch nicht vorbei oder hat noch nicht begonnen. In diesen Momenten bezweifle ich, dass es jemals anders sein wird. Im Grunde war es immer so, nur habe ich mich besser ablenken können. So verbringe ich ganze Tage ungeduscht, zwischen Küche und Bett. Irgendwann werde ich zu essen aufhören - einkaufen, anrichten, alles zu viel Umstand.
Vor zwei Wochen begannen ein Internetfreund und ich eine Übung. Jeder schreibt morgens drei vorherrschende Gefühle auf, unkommentiert und ohne Beurteilung. Ich hoffte auf eine Regelmäßigkeit, an der ich mich festhalten kann. Manchmal bin ich überrascht von einem positiven Gefühl, bezweifle aber sofort seine Nachhaltigkeit. So entdeckte ich, dass Gefühle im Grunde nicht so vielfältig sind, wie immer angenommen. Nur die Interpretation ist es. Der Körper schüttet Adrenalin in gewissen Dosen aus und wir empfinden dabei ein Unwohlsein, mal stärker, mal schwächer. Der Kopf findet dafür in der Erinnerung sofort eine Ähnlichkeit und attribuiert. Eigentlich bin ich also gar nicht hoffnungsvoll oder verzweifelt, sondern nur mal mehr und mal weniger auf der Flucht. Kürzlich las ich von einem vierten Zustand neben Fight, Flight und Freeze. Er heißt Fawn, übersetzt bedeutet das sowas wie herumschwänzeln oder hofieren, auch katzbuckeln. Ich finde mich dabei wieder, meine dunklen Gedanken zu hofieren, damit sie mich nicht wie ein Raubtier attackieren. Auch ein Ablenkungsmanöver, genau wie zu arbeiten oder telefonieren oder essen oder schlafen oder alles andere, das im Grunde nur vergehende Zeit erträglich werden lassen soll.
Irgendwo habe ich diesen Titel gelesen: Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss. Damals befürchtete ich, die Aussage träfe zu. Heute empfinde ich es als anstrengend, den Fluss am Laufen zu halten, denn ohne mein Zutun bewegt sich die Kloake nicht. Das gilt nicht nur für derzeitige Krisenzeiten, in denen alle glauben, wenn nur wieder alles zur früheren Betriebsamkeit zurückfände, würde es ihnen besser gehen. Ich befürchte heute, das ist anhaltend allgemeingültig. Und so erschrecke ich vor jedem Anflug von Traurigkeit oder Überforderung, denn das könnte bedeuten, ich werde wieder auf Null zurückkatapultiert an einen Punkt, als alles noch viel aussichtsloser war. Lösung habe ich dafür auch keine. Eines ist jedoch sicher: morgen gehe ich nochmal zum Rehasport, ganz früh, ganz aufgedreht, und danach genieße ich die Genugtuung, wenigstens ein bisschen was geleistet zu haben.
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Donnerstag, 30. April 2020
Tageblog 30.4.20 - Blumenkonglomerat
frau klugscheisser, 15:36h
Heute unter der Rubrik erste Male einen Blumenstrauß zusammengestellt. Oder wie nennt man die Kombination diverser Blüten- und Grünstengel? Ikebana ist es nicht, denn das erfordert sehr viel Geschick und vor allem Kontemplation. Was ich gemacht habe, war alles andere als kontemplativ oder geschickt. Anlass hierzu war ein Notfall der besonderen Art. Und weil außergewöhnliche Umstände auch außergewöhnliche Maßnahmen erfordern, ging ich kurzerhand Blumen besorgen. Wie schwer kann es schon sein, einen Strauß selbst zu fertigen? Die Antwort kann ich hier schon mal verraten: der Schwierigkeitsgrad hängt maßgeblich von der Anspruchshaltung der Erstellenden in Bezug auf das Ergebnis ab. Im Klartext heißt das schwer - oder zumindest schwieriger als vermutet.
Man braucht ein paar verschiedenfarbige Blumen, etwas Füllmaterial und ein bisschen grün für den Rand, das die Blüten stützt, zudem ein gutes Augenmaß, Geschmack und ein Gefühl für Pflanzen. Die Blumen waren schnell besorgt, ebenso das Füllmaterial. Geschmack und Augenmaß traue ich mir zu, nur das Gefühl für Pflanzen scheint ein bisschen zu fehlen. Kennen Sie das, wenn man etwas auf eine ähnliche Länge kürzt und während des Prozesses merkt, man hat zu viel abgeschnitten? Bei Blumen bestimmen Blattansätze und Verästelung die Länge. Die Blätter machen das Wasser faulig, folglich reißt man sie entweder ab oder kürzt den Stil darüber. Ich habe mich nach eingehender Betrachtung für die Variante 'wie die Natur sie hat wachsen lassen' entschieden, denn alles andere war mir zu riskant.
Bei Floristikangestellten sieht das Binden eines Straußes sehr leicht aus. Eine Hand hält die Stengel, während neue Stiele von allen Seiten ergänzt werden. Danach wird unten auf gleiche Länge gekürzt. So hatte ich einen wilden Ballen in der Hand, die Blüten nach allen Seiten geneigt und das Grün kreuz und quer. Obwohl ich gelb und rot abwechselnd ergänzte, schienen sich gleiche Farben nach dem Ablegen eigenwillig anzunähern. Mit einem Seufzen band ich die Stiele zusammen, denn die Empfängerin würde sicher selbst für das Arrangement sorgen wollen. Spätestens wenn die Tulpen nachwachsen, sind die anderen Blüten zu kurz, weshalb ich nur die Tulpen kürzte. Das Ergebnis sehen Sie hier
(und nein, ich möchte keine Krautkommentare hören!)
Das Gefühl hinterher hat was von selbstgetöpfert - man fertigt was an, das nicht richtig toll gelingt aber andere trotzdem mit dem Ergebnis beglückt. Auch in der Produktion wenig Kontemplation und mehr Konglomerat. Andererseits ist das wilde Ding vergänglich. Falls Sie also demnächst etwas selbst fertigen und es nicht gut gelingt, machen Sie den Banksy bevor es andere tun. Oder schenken Sie Pralinen. Pralinen gehen immer, und die verschwinden ganz schnell von alleine (vermutlich Verdampfung).
Man braucht ein paar verschiedenfarbige Blumen, etwas Füllmaterial und ein bisschen grün für den Rand, das die Blüten stützt, zudem ein gutes Augenmaß, Geschmack und ein Gefühl für Pflanzen. Die Blumen waren schnell besorgt, ebenso das Füllmaterial. Geschmack und Augenmaß traue ich mir zu, nur das Gefühl für Pflanzen scheint ein bisschen zu fehlen. Kennen Sie das, wenn man etwas auf eine ähnliche Länge kürzt und während des Prozesses merkt, man hat zu viel abgeschnitten? Bei Blumen bestimmen Blattansätze und Verästelung die Länge. Die Blätter machen das Wasser faulig, folglich reißt man sie entweder ab oder kürzt den Stil darüber. Ich habe mich nach eingehender Betrachtung für die Variante 'wie die Natur sie hat wachsen lassen' entschieden, denn alles andere war mir zu riskant.
Bei Floristikangestellten sieht das Binden eines Straußes sehr leicht aus. Eine Hand hält die Stengel, während neue Stiele von allen Seiten ergänzt werden. Danach wird unten auf gleiche Länge gekürzt. So hatte ich einen wilden Ballen in der Hand, die Blüten nach allen Seiten geneigt und das Grün kreuz und quer. Obwohl ich gelb und rot abwechselnd ergänzte, schienen sich gleiche Farben nach dem Ablegen eigenwillig anzunähern. Mit einem Seufzen band ich die Stiele zusammen, denn die Empfängerin würde sicher selbst für das Arrangement sorgen wollen. Spätestens wenn die Tulpen nachwachsen, sind die anderen Blüten zu kurz, weshalb ich nur die Tulpen kürzte. Das Ergebnis sehen Sie hier
(und nein, ich möchte keine Krautkommentare hören!)
Das Gefühl hinterher hat was von selbstgetöpfert - man fertigt was an, das nicht richtig toll gelingt aber andere trotzdem mit dem Ergebnis beglückt. Auch in der Produktion wenig Kontemplation und mehr Konglomerat. Andererseits ist das wilde Ding vergänglich. Falls Sie also demnächst etwas selbst fertigen und es nicht gut gelingt, machen Sie den Banksy bevor es andere tun. Oder schenken Sie Pralinen. Pralinen gehen immer, und die verschwinden ganz schnell von alleine (vermutlich Verdampfung).
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Montag, 20. April 2020
Tageblog 20.4.2020 - In meinem Körper wohnen
frau klugscheisser, 12:15h
Da ist eine Sache, über die ich schon ein paar Tage schreiben will und es dann immer wieder verwerfe, weil es trivial klingt, weil es Jammern auf hohem Niveau ist, weil ich es nicht so ganz zu fassen kriege. Wenn ich Empfindungen oder Ahnungen in Sätze packe, bin ich die Gedanken erst mal los oder habe eine solide Basis, um weiter darauf rumzudenken und Schlüsse zu ziehen. Das funktioniert auch im Gespräch, bei dem sich Gedanken entwickeln, doch braucht das einen guten Zuhörer, damit er/sie mich daran erinnert, was ich zuvor von mir gegeben habe.
In meiner Welt spielt Bewegung eine große Rolle. Nicht nur, um mich meiner überschüssigen Energie zu entledigen, sondern vor allem, um dabei meinen Körper zu spüren. Natürlich kann auch im Ruhezustand gespürt werden - der Stoff auf der Haut, ein Windhauch, die Berührung des Bodens oder einer Auflagefläche, Wärme oder Kälte und vor allem Schmerzen. Wenn ich allerdings meine Muskulatur aktiviere, die Arme hebe, die Beine anspanne, die Zehen strecke, den Rumpf drehe oder den Kopf kippe, gewinnt der Körper eine Relation zum Raum, die sich in zeitlich schnellerer Abfolge ändert als im Ruhen. Aus diesem Gefühl ziehe ich etwas Befriedigendes. Andere offenbar auch, denn sonst hätten sie keine Freude am Tanzen, Hüpfen oder Gleiten, wie es bei Rollfortbewegung der Fall ist. Ja noch mehr, ich empfinde ein regelrechtes Bedürfnis nach schnellen Abfolgen von Positionsveränderung, die allerdings abwechslungsreich sein sollten. Laufen und Schwimmen haben ihre Berechtigung, so sehr wie Tanzen hat mich eine sich wiederholende Bewegungsabfolge zu ihrem Selbstzweck aber nie gereizt. Wenn die Bewegung allerdings einem übergeordneten Zweck dient, wenn dabei eine Choreographie, ein Spiel oder ein Klang entsteht, dann wird die Bewegung zur Erfüllung meines Bedürfnisses. Radfahren ist dabei eine Ausnahme, da die Bewegung sich rhythmisch wiederholt, ich aber währenddessen andere Eindrücke sammle (Ortsveränderung, Wind, visuelle Reize).
Mein Körper war verletzungsbedingt bewegungseingeschränkt, was muskuläre Veränderungen zur Folge hatte. Weniger Leistungsfähigkeit, weniger Beweglichkeit und einhergehend auch Gewichtszunahme - zugegeben kommt das natürlich auch vom Frustessen. Die Schuhe habe ich immer mit durchgestreckten Beinen zugebunden, diverse Sitzpositionen auf dem Boden, die für andere schon sehr herausfordernd waren, bezeichnete ich als bequem. Das kommt alles wieder, habe ich mich getröstet. Aber was wenn nicht? Auch mein Älterwerden verändert den Körper nicht unwesentlich. Dabei spielt es in meiner Wahrnehmung keine Rolle, ob ich mehr Falten oder Dellen sehe und auf welcher Höhe sich Hintern und Brüste befinden. Wenn ich allerdings mehrfach am Tag Hitze- gefolgt von Kältewellen erlebe, wenn Mund, Augen und Haut extrem trocken und die Kilos bei bestimmten Bewegungen im Weg sind, dann ist das schon beeinträchtigend. Mein Körper fühlt sich einfach nicht mehr wie mein Körper an.
Dieses Fremdheitsgefühl begleitet mich nun schon seit fast einem Jahr. Ich kann nicht abschätzen, ob sich dieser Zustand durch mentale Adaptierung positiv beeinflussen ließe, weil ich noch zu sehr an einem Vorher-Nachher Status festhalte. Das Streben nach Bekanntem, das als Normalität definiert wird, dürften die Meisten gerade in der jetzigen Zeit erleben. Noch üblicher ist es bei Hochleistenden, die ein Ideal anstreben, das über ihre definierte Normalität hinausgeht. Wenn mein Körper im sportlichen oder künstlerischen Bereich Höchstleistungen vollbracht hat, ist es sehr schwer, sich an weniger zu gewöhnen. Und wo wir schon bei Gefühlen sind: die Hormone spielen im Gefühlshaushalt natürlich keine unwesentliche Rolle. Dass die gerade in mir drin Samba tanzen, ist auch nicht überraschend (Sie kennen noch diesen uralten Schlager von Tony Holiday?)
Mal abgesehen von den verletzungsbedingten Einschränkungen bedeutet Älterwerden schlichtweg Leistungsreduzierung. Die Frage, die sich mir stellt, ist, ob ich mich anpassen kann, mich irgendwann wieder wie ich selbst fühlen werde und wie ich das anstelle. Das wär' mir echt wichtig, weil anders mag ich nicht.
In meiner Welt spielt Bewegung eine große Rolle. Nicht nur, um mich meiner überschüssigen Energie zu entledigen, sondern vor allem, um dabei meinen Körper zu spüren. Natürlich kann auch im Ruhezustand gespürt werden - der Stoff auf der Haut, ein Windhauch, die Berührung des Bodens oder einer Auflagefläche, Wärme oder Kälte und vor allem Schmerzen. Wenn ich allerdings meine Muskulatur aktiviere, die Arme hebe, die Beine anspanne, die Zehen strecke, den Rumpf drehe oder den Kopf kippe, gewinnt der Körper eine Relation zum Raum, die sich in zeitlich schnellerer Abfolge ändert als im Ruhen. Aus diesem Gefühl ziehe ich etwas Befriedigendes. Andere offenbar auch, denn sonst hätten sie keine Freude am Tanzen, Hüpfen oder Gleiten, wie es bei Rollfortbewegung der Fall ist. Ja noch mehr, ich empfinde ein regelrechtes Bedürfnis nach schnellen Abfolgen von Positionsveränderung, die allerdings abwechslungsreich sein sollten. Laufen und Schwimmen haben ihre Berechtigung, so sehr wie Tanzen hat mich eine sich wiederholende Bewegungsabfolge zu ihrem Selbstzweck aber nie gereizt. Wenn die Bewegung allerdings einem übergeordneten Zweck dient, wenn dabei eine Choreographie, ein Spiel oder ein Klang entsteht, dann wird die Bewegung zur Erfüllung meines Bedürfnisses. Radfahren ist dabei eine Ausnahme, da die Bewegung sich rhythmisch wiederholt, ich aber währenddessen andere Eindrücke sammle (Ortsveränderung, Wind, visuelle Reize).
Mein Körper war verletzungsbedingt bewegungseingeschränkt, was muskuläre Veränderungen zur Folge hatte. Weniger Leistungsfähigkeit, weniger Beweglichkeit und einhergehend auch Gewichtszunahme - zugegeben kommt das natürlich auch vom Frustessen. Die Schuhe habe ich immer mit durchgestreckten Beinen zugebunden, diverse Sitzpositionen auf dem Boden, die für andere schon sehr herausfordernd waren, bezeichnete ich als bequem. Das kommt alles wieder, habe ich mich getröstet. Aber was wenn nicht? Auch mein Älterwerden verändert den Körper nicht unwesentlich. Dabei spielt es in meiner Wahrnehmung keine Rolle, ob ich mehr Falten oder Dellen sehe und auf welcher Höhe sich Hintern und Brüste befinden. Wenn ich allerdings mehrfach am Tag Hitze- gefolgt von Kältewellen erlebe, wenn Mund, Augen und Haut extrem trocken und die Kilos bei bestimmten Bewegungen im Weg sind, dann ist das schon beeinträchtigend. Mein Körper fühlt sich einfach nicht mehr wie mein Körper an.
Dieses Fremdheitsgefühl begleitet mich nun schon seit fast einem Jahr. Ich kann nicht abschätzen, ob sich dieser Zustand durch mentale Adaptierung positiv beeinflussen ließe, weil ich noch zu sehr an einem Vorher-Nachher Status festhalte. Das Streben nach Bekanntem, das als Normalität definiert wird, dürften die Meisten gerade in der jetzigen Zeit erleben. Noch üblicher ist es bei Hochleistenden, die ein Ideal anstreben, das über ihre definierte Normalität hinausgeht. Wenn mein Körper im sportlichen oder künstlerischen Bereich Höchstleistungen vollbracht hat, ist es sehr schwer, sich an weniger zu gewöhnen. Und wo wir schon bei Gefühlen sind: die Hormone spielen im Gefühlshaushalt natürlich keine unwesentliche Rolle. Dass die gerade in mir drin Samba tanzen, ist auch nicht überraschend (Sie kennen noch diesen uralten Schlager von Tony Holiday?)
Mal abgesehen von den verletzungsbedingten Einschränkungen bedeutet Älterwerden schlichtweg Leistungsreduzierung. Die Frage, die sich mir stellt, ist, ob ich mich anpassen kann, mich irgendwann wieder wie ich selbst fühlen werde und wie ich das anstelle. Das wär' mir echt wichtig, weil anders mag ich nicht.
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