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Dienstag, 11. Januar 2022
Going Home
frau klugscheisser, 16:44h
In memoriam Stefan Öhlschläger
Man traf sie stets zusammen auf der Straße, in der Tram oder im Supermarkt an, häufig lautstark miteinander schimpfend. Passanten - meist Stadtunkundige - drehten sich mit ungläubigem Blick oder amüsiertem Lächeln nach ihnen um. Denn wenn die Öhlschläger Zwillinge eines nicht waren, dann unauffällig. Selbst im tiefen Winter sah man sie draussen in knalligen Hotpants und unter der Winterjacke bauchfrei bekleidet laufen. Nur das Schuhwerk wurde den Temperaturen angepasst. Und wer sie übersah, der hörte sie eben.
Was nicht in's Bild passt, wird belächelt, doch wer weiß schon, welche Geschichte hinter den beiden Erscheinungen steckte? Geschichten hatten die Beiden bestimmt zu erzählen. Von ihrer Zeit als Modelle - mir bekannt ist beispielsweise ein Buch über Haare von Herlinde Kölbl, in denen sie auftauchten - oder ganz allgemein von Erlebnissen im Zusammentreffen mit dem konservativen Münchner Volk. Bisweilen muss sich sogar der Durchschnittsmensch über konservative Verhaltensweisen und Ansichten in München wundern. Für Aufmerksamkeit benahmen sie sich eben ein wenig anders als andere, doch geschadet haben sie damit niemandem.
Kennengelernt habe ich die Beiden beim Tanzunterricht in einer bekannten Münchner Tanzschule. Einer von ihnen - ich vermute, es war Stefan - nahm Ballettunterricht, der andere - das muss dann Christian gewesen sein - wartete vor dem Saal und beobachtete seinen Bruder durch die Scheibe. Ich vermutete immer eine gewisse Genderfluidität bei einem der Zwillinge, wenn nicht gar bei beiden. Genaues wusste ich aber nie. Irgendwann sind sie aus der Schule geflogen, weil sie der Aufforderung nach "züchtiger Kleidung" nicht nachgekommen waren. Besorgte Eltern hatten sich bei der Schulleitung beschwert, nachdem Stefan gerne durchsichtige Netzhemdchen im Unterricht trug. In meinen Augen war das übertrieben, denn sie hätten keiner Seele etwas zuleide getan.
Dann sah ich sie längere Zeit nicht mehr, erfuhr aber über die Presse, dass sie aus ihrer Wohnung ausziehen mussten. Ihr weiteres Schicksal verfolgte ich nicht mehr, bis ich gestern die Todesnachricht las. Für den Überlebenden wird nun eine sehr harte Zeit anbrechen, denn ich bin mir sicher, mit seinem Bruder ist auch ein Teil seiner eigenen Identität verstorben. Ich wünsche ihm die Kraft und den Mut, einen neuen Weg einzuschlagen.
Liebe Lesende, sollten Sie ein besonders auffälliges Individuum im öffentlichen Bereich antreffen, dann bitte verurteilen Sie diesen Menschen nicht gleich aufgrund seines Aussehens oder seines Benehmens. Niemand kann wissen, was sich dahinter verbirgt. Letztlich erleben wir alle Schmerz oder Freude und suchen das Glück auf die uns ganz eigene Weise - etwas das uns alle eint.
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Montag, 3. Januar 2022
Thank You for Being a Friend
frau klugscheisser, 19:44h
Il Sole bacia i belli
Gerade hatte ich das Studium an der Musikhochschule Stuttgart begonnen. Der alte Bau am Urbansplatz warf einen riesigen Schatten auf die Verkehrsinsel davor, der die Mülltonnenbox aus Waschbeton ganz knapp verfehlte. Dort oben saß ich in der Wartezeit zwischen zwei Seminaren in meinem luftigen Kostüm - Gänsehaut am ganzen Körper - und hielt mein Gesicht in die warmen Sonnentrahlen. Für einen kurzen Moment, gemessen an der Dauer eines Lebens, war ich sorgenfrei. Im Vorbeigehen hörte ich Dich diesen Satz sagen und bedankte mich lächelnd. Das Kompliment war auch für mich - des Italienischen nicht mächtig - zu verstehen. Die Sonne küsst die Schönen.
Natürlich warst Du mir schon vorher aufgefallen. Die fröhliche Dame, die in einem der Sekretariate arbeitete und die man oft bunt gekleidet durch die Gänge laufen sah. Die kleine, rothaarige Frau, die immer lächelte, wenn man ihr im Aufzug oder Treppenhaus begegnete und die für jeden ein freundliches Wort übrig hatte. Noch wusste ich nichts über Dich, weder Deine Zuständigkeit noch Privates. Auf dem Schild neben der Bürotüre im vierten Stock stand Dein Name: Engelbrecht. Den hatte ich mir gemerkt. Am nächsten Morgen legte ich einen selbstgepflückten Wiesenstrauß dort ab. Kurze Zeit später trat ich zum ersten Male ein. Das Zimmer war mehr als nur Arbeitsraum. Es unterschied sich so sehr von all den tristen Räumen im Gebäude. Es war Anlaufstelle für Lehrende, mit denen Du Dich über Kunst, Musik sowie den neuesten Hochschulklatsch austauschtest. Es war Zufluchtsstätte für Studierende, die ihre Sorgen und Nöte mit Dir teilten. Es war Dein kleines Reich, das Du mit Schönem ausgeschmückt hattest und mit Leben erfülltest. Auch ich saß alsbald häufig auf dem Stuhl vor Deinem Schreibtisch und wunderte mich nie, dass Du immer Zeit für meine langatmigen Schilderungen fandest. Ich nahm als selbstverständlich, wofür Du jedes Mal Deine Arbeit beiseite schobst. Es war Sommer als ich Deinen Lebensgefährten kennenlernte. Ich war ihm gelegentlich in den Gängen der Hochschule über den Weg gelaufen. Ihr wart meiner Einladung zur Vernissage gefolgt, die ich musikalisch umrahmte. Du trugst rote, hochhackige Schuhe zum Kleid. Es gab nur wenige Sitzgelegenheiten, weshalb Du einen Stuhl mit dem Professor teiltest. Und weil man in der Regel nicht auf dem Schoß von Arbeitsbekanntschaften sitzt, musste es sich um den Herzensmann handeln. Auf den ersten Blick überraschte diese Verbindung, denn während Du immer besonders edle Einzelstücke trugst, verortete man seinen Modestil eher in der sogenannten alternativen Szene. Die Diskrepanz in Einstellung und Lebensweise, so erfuhr ich viel später, überbrücktest Du durch das Zelebrieren der Verbundenheit im Kern. Dann lernte ich auch Deine Tochter kennen. Mich erstaunte, dass sie nur wenige Jahre jünger war als ich. Da wurde mir bewusst, dass Du ja auch im Alter meiner Mutter sein musstest. Fortan verglich ich Euch gedanklich in vieler Hinsicht. Meine Mutter schnitt dabei immer schlechter ab. Du warst so viel liebevoller, herzlicher und mir zugewandter, so hätte ich es mir von ihr gewünscht. In den darauffolgenden Jahren wünschte ich mir Dich des Öfteren an ihre Stelle. Als Freundschaft war mir unsere Verbindung jedoch viel wertvoller als eine komplizierte Beziehung zwischen Mutter undTochter. Das begriff ich am Beispiel Deiner eigenen Tochter. So konnte ich Dir ungehindert mein Herz über Familiäres ausschütten und mich von Dir trösten lassen. Einmal hast Du sogar mir meiner Mutter über mich gesprochen. Allein die Tatsache, dass jemand für mich Partei ergreift, hat mich damals tief berührt und gestärkt. Wieder fiel mir Dein exquisiter Geschmack auf, als ich zum ersten Mal Deine Wohnung betrat. Liiert war ich damals mit einem sehr jugendlichen und realitätsfernen jungen Mann, der mich aus meiner Rationalität wieder an das Staunen erinnerte. Wir waren zum Teetrinken eingeladen. Deine Wohnräume spiegelten die Liebe zum Detail wieder. Hier ein Bild, dort eine Vase, jeder Gegenstand war bewusst gewählt, nichts zufällig platziert. Alles hatte eine Geschichte, von denen Du einige mit uns teiltest. In einer zweckdienlichen Umgebung aufgewachsen, eröffnete sich mir eine völlig neue Perspektive. Du serviertest Kuchen und andere Leckereien auf schönem Geschirr. Während Du langsam genießen konntest, verschlang ich blitzschnell, was mir schmeckte. Ein andermal waren es Ingwermandeln, die Du in einem Schälchen im Büro darbotest, welches ich zu Deinem Entsetzen im Handumdrehen geleert hatte. Im Nachhinein war mir mein Verhalten mehr als peinlich, doch meine Unbeherrschtheit war nur eine Seite von Unersättlichkeit. Dem gegenüber stand eine immerwährende Leere, die weder mit Nahrung oder Erlebnissen noch Zuwendung zu füllen war. Deine Bereitschaft, mich in meiner Rastlosigkeit anzunehmen, ließ mich für einen kurzen Moment Linderung spüren. Deine immerwährende Geduld wirkte mit der Zeit heilend auf meine getriebene Seele. Nach einer angemessenen Zeit der Bekanntschaft hast Du mir das vertrauliche Du angeboten. Obwohl es mir zu Beginn zu benutzen schwer fiel, machte mich die Bedeutung der Geste stolz. Alsbald erzähltest Du mir sehr Persönliches, zu dem ich außer Hypothetischem nichts Hilfreiches beitragen konnte. Als der Herzensmann erkrankte und bald darauf starb, wollte ich gerne für Dich da sein, ganz so, wie Du es immer für mich warst. Dieser Aufgabe war ich jedoch nicht gewachsen. Ich hätte Dir so gerne die Schwere abgenommen, die fortan Deinen Alltag überzog. Du wusstest, dass es nicht möglich ist. Damals warst Du so alt wie ich heute. Ich dachte, was für ein blödes Alter es sei, um einen Lebenspartner zu verlieren, da man doch hätte gemeinsam alt werden wollen. Einen geliebten Menschen zu verlieren, passt zu keinem Zeitpunkt in die Lebensplanung. In meiner jugendlichen Vorstellung war es das Alter, in dem man nicht mehr suchte, geschweige denn fand. Später belehrtest Du mich wieder eines Besseren als eine kurze Romanze wie ein Tornado durch Dein Leben fegte und Dich seelisch zerzaust hinterließ. Danach konzentriertest Du Deine Zuneigung auf den Enkel und all die Freundschaften, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Allen gemeinsam war Deine Liebe. Man müsse auch Freundschaften zu den Jüngeren pflegen, denn die Älteren stürben und dann stünde man wieder alleine da. Eine zunächst irritierende Aussage, erklärte aber Deine Offenheit für die Belange derer, die ihre Füße noch zögernd auf holprigen Wegen positionieren, wo Erfahrenere zielsicher entlangschreiten. Selbst konnte ich mit jüngeren Altersgruppen nichts anfangen und suchte die Nähe zu denen mit einem Vorsprung an Lebenserfahrung. Ich fragte mich, wie man derart besondere Freundschaften findet. Da waren die ehemaligen Studierenden oder Lehrkräfte aus Deiner aktiven Hochschulzeit, Dein ehemaliger Kommilitone, ein Ersatzfamilienpaar aus der Zeit als junge Mutter, aber auch die Frau auf der Straße, der Stammfriseur und der junge Mann aus dem Restaurant, der bald zur wöchentlichen Mittagstischverabredung und später zu einem weiterer Sohn wurde. Du ludst diese Menschen mit offenen Armen in Dein Leben ein, weil Du in ihnen das Besondere sahst. Vor allem die Verbindungen aus jungen Jahren pflegtest Du treu. Als eine lange Freundschaft zu scheitern drohte, fiel Dir das Ende schwer. Doch so groß Deine Geduld auch war, war es für Dich an der Zeit, eine klare Grenze zu ziehen. Unser Kontakt verlagerte sich nach meinem Wegzug auf lange Telefonate, die allmählich seltener wurden. Du gabst mir den Raum, den ich brauchte, ohne mich ganz aufzugeben. Deine Tür stand für mich immer offen. Inzwischen warst Du pensioniert. Deine Kinder hätten Dir den Computer eingerichtet, doch Du verweigertest den Einzug moderner Kommunikationstechnik in Deine privaten Räumlichkeiten. Briefe und Telefonate waren Dir lieber als elektronische Nachrichten. Der Charme Deiner wohlüberlegten und handgeschriebenen Zeilen waren mit den schnell getippten nicht zu vergleichen. So mussten alle zum Stift oder Hörer greifen, die mit Dir in Kontakt treten wollten. Briefe kann man in Schachteln bewahren, um den Augenblick des Geschriebenen viel später noch einmal zu beleben. Das hat mich immer schon an Handschriftlichem fasziniert. Ich begann nun, in unregelmäßigen Abständen Postkarten an Dich zu senden. Auch sie wanderten bei Dir nach einiger Zeit vom Ansichtsplatz in eine Schachtel. Die Motive waren mit Bedacht gewählt, die Texte hielt ich eher kryptisch. Später formulierte ich verständlicher, weil Du immer nach dem Sinn fragtest und ich mich nicht mehr an meine Gedankengänge erinnern konnte. Jede Karte wurde mit einem Anruf Deinerseits oder einer Gegenkarte quittiert. Dann nahm ihre Frequenz ab, die Anrufe wurden seltener. Wie immer, warst Du auch in diesen Zeiten geduldig. Während der seltenen Gespräche prallten manchmal unsere unterschiedlichen Ansichten aufeinander. Und alles Gesagte traf tief in mein Herz - auch meine eigenen Worte. Dabei wollte ich nicht verletzen, nur meinen Standpunkt untermauern. Ich wollte mich nicht reiben, sondern sachlich diskutieren, wollte kein Mitleid und keine Ratschläge. Die Gespräche verloren ihre Wärme, fast als ob unsere Beziehung in die Pubertät gekommen wäre. Manchmal weinte ich über die verlorene Verbindung, doch das Verbindende war nie ganz weg. So arbeitete ich meine Traumata an den Nahestehenden ab. Wieder hast Du ausgehalten und ausgesessen. Generell ging es Dir immer besser, während ich in meiner persönlichen Talsohle zu stecken schien. Als ich nicht mehr über mich reden wollte, weil sich doch nur alles wiederholte, berichtetest Du von Deinen täglichen Erlebnissen. Wen Du kürzlich auf dem Markt getroffen hattest, welchen Film Du im Kino gesehen und welches Buch Dir gefallen hatte, dass Du jetzt ein Abo für den Eintritt in die Staatsgalerie besaßt und was alles in der neuen Nebenbeschäftigung geschah, all das erzähltest Du kurzweilig wie niemand anderes. Deine Schilderungen waren so lebendig, ich konnte mir vorstellen dabeizusein. Allmählich kamen wir uns wieder näher. Ich begriff, dass eine Freundschaft auch solche Phasen überdauert. Man streift alte Sichtweisen wie Haut ab und wächst in neue. Wachstumsschmerzen sind unvermeidbar. Wichtig ist nur, das gegenseitige Wohlwollen beizubehalten. Zwei Mal besuchtest Du mich in meiner kleinen Wohnung. Wir hatten viel Spaß miteinander. Vielleicht erinnerst Du Dich noch an die Überraschung unter dem Kissen? Ein kleines Präsent, das viel Gelächter hervorrief. Während ich mich auf einen Auftritt vorbereitete, besuchtest Du das Museum Brandhorst. Deine Begeisterung für die riesigen Gemälde von Cy Twombly färbte auf mich ab und lockte mich in die Ausstellung. Auch andere Kunstwerke sah ich nicht ohne ein Lächeln beim Gedanken an Deine Schilderungen. Mehrmals besuchten wir zusammen die Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart, wo wir bei Deinen beiden Lieblingsbildern verweilten. Emil Noldes Zitronengarten verknüpfst Du mit der Zeit Deiner großen Liebe während Der Jurist für Dich Ordnung und kindliche Geborgenheit symbolisiert. Und obwohl ich es zunächst anders wahrnahm, sehe ich jetzt wie in einem Kippbild gleichzeitig meine und Deine Assoziation. Als ich Dich fragte, welche Orte Du in Europa noch bereisen wolltest, nanntest Du Stockholm. Wir werden die Stadt im Mai gemeinsam besuchen, sofern es die derzeitige Lage erlaubt. Drei Nächte beziehen wir dann ein zentral gelegenes Hotel, erkunden die Straßen, Museen und Sehenswürdigkeiten. Wir werden in Cafés Menschen beobachten und uns den leiblichen Genüssen hingeben. Vielleicht brauchen wir auch ein wenig Geduld füreinander - so genau weiß ich das nicht, denn es wird unsere erste gemeinsame Reise werden. Aber nach einer Weile werden wir darüber lachen und uns nur noch an die schönen Begebenheiten erinnern. Keiner von uns kann wissen, wie lange wir uns noch austauschen können, uns erzählen und zuhören, uns erinnern und auf ein Treffen freuen. Das ist der Lauf der Dinge. Dennoch fällt es mir unendlich schwer, mir mein Leben ohne Dich vorzustellen, ohne ein abendliches Telefonat, eine gelegentliche Postkarte oder eine Umarmung, ohne Deine Wärme und Fürsorge. Es fällt mir schwer und lässt mich gleichzeitig jede unserer Begegnungen noch mehr schätzen. Du fragtest einmal, welchen Deiner Gegenstände ich gerne als Erinnerung an Dich behielte. Darauf wusste ich keine rechte Antwort. Ich schwankte zwischen einem Schal und einem Deiner Kunstwerke, doch eigentlich wollte ich keine Sache nennen, denn die müsste ich eines Tages gegen Dich eintauschen. Mein Blick fiel auf die Fotografien, die während der Hochschulzeit in Deinem Büro hingen. Andere Bilder trugen bereits einen Namen auf ihrer Rückseite. Das blaue Sofa oder den Lesesessel hätte ich sehr gerne, denn dort verbrachtest Du viele Abende. Das Lautenbild im Wohnzimmer hast Du oft betrachtet, die Figurine einer Tänzerin mit dem Geliebten ausgesucht und im Auto aus der Provence heimtransportiert. Auch heute fällt mir die Entscheidung schwer. Wenn der Tag gekommen ist, hoffe ich, etwas von Dir in Händen zu halten, wozu ich Deine Gedanken oder die Geschichte kenne. Diese Geschichte kann ich dann mit Deinen Freunden teilen. Jeder und Jede von ihnen wird dann einen kleinen Ausschnitt Deines Lebens hüten und Du niemals ganz weg sein. Und ich werde die Nähe derer suchen, in denen Du lebendig bist.
Gerade hatte ich das Studium an der Musikhochschule Stuttgart begonnen. Der alte Bau am Urbansplatz warf einen riesigen Schatten auf die Verkehrsinsel davor, der die Mülltonnenbox aus Waschbeton ganz knapp verfehlte. Dort oben saß ich in der Wartezeit zwischen zwei Seminaren in meinem luftigen Kostüm - Gänsehaut am ganzen Körper - und hielt mein Gesicht in die warmen Sonnentrahlen. Für einen kurzen Moment, gemessen an der Dauer eines Lebens, war ich sorgenfrei. Im Vorbeigehen hörte ich Dich diesen Satz sagen und bedankte mich lächelnd. Das Kompliment war auch für mich - des Italienischen nicht mächtig - zu verstehen. Die Sonne küsst die Schönen.
Natürlich warst Du mir schon vorher aufgefallen. Die fröhliche Dame, die in einem der Sekretariate arbeitete und die man oft bunt gekleidet durch die Gänge laufen sah. Die kleine, rothaarige Frau, die immer lächelte, wenn man ihr im Aufzug oder Treppenhaus begegnete und die für jeden ein freundliches Wort übrig hatte. Noch wusste ich nichts über Dich, weder Deine Zuständigkeit noch Privates. Auf dem Schild neben der Bürotüre im vierten Stock stand Dein Name: Engelbrecht. Den hatte ich mir gemerkt. Am nächsten Morgen legte ich einen selbstgepflückten Wiesenstrauß dort ab. Kurze Zeit später trat ich zum ersten Male ein. Das Zimmer war mehr als nur Arbeitsraum. Es unterschied sich so sehr von all den tristen Räumen im Gebäude. Es war Anlaufstelle für Lehrende, mit denen Du Dich über Kunst, Musik sowie den neuesten Hochschulklatsch austauschtest. Es war Zufluchtsstätte für Studierende, die ihre Sorgen und Nöte mit Dir teilten. Es war Dein kleines Reich, das Du mit Schönem ausgeschmückt hattest und mit Leben erfülltest. Auch ich saß alsbald häufig auf dem Stuhl vor Deinem Schreibtisch und wunderte mich nie, dass Du immer Zeit für meine langatmigen Schilderungen fandest. Ich nahm als selbstverständlich, wofür Du jedes Mal Deine Arbeit beiseite schobst. Es war Sommer als ich Deinen Lebensgefährten kennenlernte. Ich war ihm gelegentlich in den Gängen der Hochschule über den Weg gelaufen. Ihr wart meiner Einladung zur Vernissage gefolgt, die ich musikalisch umrahmte. Du trugst rote, hochhackige Schuhe zum Kleid. Es gab nur wenige Sitzgelegenheiten, weshalb Du einen Stuhl mit dem Professor teiltest. Und weil man in der Regel nicht auf dem Schoß von Arbeitsbekanntschaften sitzt, musste es sich um den Herzensmann handeln. Auf den ersten Blick überraschte diese Verbindung, denn während Du immer besonders edle Einzelstücke trugst, verortete man seinen Modestil eher in der sogenannten alternativen Szene. Die Diskrepanz in Einstellung und Lebensweise, so erfuhr ich viel später, überbrücktest Du durch das Zelebrieren der Verbundenheit im Kern. Dann lernte ich auch Deine Tochter kennen. Mich erstaunte, dass sie nur wenige Jahre jünger war als ich. Da wurde mir bewusst, dass Du ja auch im Alter meiner Mutter sein musstest. Fortan verglich ich Euch gedanklich in vieler Hinsicht. Meine Mutter schnitt dabei immer schlechter ab. Du warst so viel liebevoller, herzlicher und mir zugewandter, so hätte ich es mir von ihr gewünscht. In den darauffolgenden Jahren wünschte ich mir Dich des Öfteren an ihre Stelle. Als Freundschaft war mir unsere Verbindung jedoch viel wertvoller als eine komplizierte Beziehung zwischen Mutter undTochter. Das begriff ich am Beispiel Deiner eigenen Tochter. So konnte ich Dir ungehindert mein Herz über Familiäres ausschütten und mich von Dir trösten lassen. Einmal hast Du sogar mir meiner Mutter über mich gesprochen. Allein die Tatsache, dass jemand für mich Partei ergreift, hat mich damals tief berührt und gestärkt. Wieder fiel mir Dein exquisiter Geschmack auf, als ich zum ersten Mal Deine Wohnung betrat. Liiert war ich damals mit einem sehr jugendlichen und realitätsfernen jungen Mann, der mich aus meiner Rationalität wieder an das Staunen erinnerte. Wir waren zum Teetrinken eingeladen. Deine Wohnräume spiegelten die Liebe zum Detail wieder. Hier ein Bild, dort eine Vase, jeder Gegenstand war bewusst gewählt, nichts zufällig platziert. Alles hatte eine Geschichte, von denen Du einige mit uns teiltest. In einer zweckdienlichen Umgebung aufgewachsen, eröffnete sich mir eine völlig neue Perspektive. Du serviertest Kuchen und andere Leckereien auf schönem Geschirr. Während Du langsam genießen konntest, verschlang ich blitzschnell, was mir schmeckte. Ein andermal waren es Ingwermandeln, die Du in einem Schälchen im Büro darbotest, welches ich zu Deinem Entsetzen im Handumdrehen geleert hatte. Im Nachhinein war mir mein Verhalten mehr als peinlich, doch meine Unbeherrschtheit war nur eine Seite von Unersättlichkeit. Dem gegenüber stand eine immerwährende Leere, die weder mit Nahrung oder Erlebnissen noch Zuwendung zu füllen war. Deine Bereitschaft, mich in meiner Rastlosigkeit anzunehmen, ließ mich für einen kurzen Moment Linderung spüren. Deine immerwährende Geduld wirkte mit der Zeit heilend auf meine getriebene Seele. Nach einer angemessenen Zeit der Bekanntschaft hast Du mir das vertrauliche Du angeboten. Obwohl es mir zu Beginn zu benutzen schwer fiel, machte mich die Bedeutung der Geste stolz. Alsbald erzähltest Du mir sehr Persönliches, zu dem ich außer Hypothetischem nichts Hilfreiches beitragen konnte. Als der Herzensmann erkrankte und bald darauf starb, wollte ich gerne für Dich da sein, ganz so, wie Du es immer für mich warst. Dieser Aufgabe war ich jedoch nicht gewachsen. Ich hätte Dir so gerne die Schwere abgenommen, die fortan Deinen Alltag überzog. Du wusstest, dass es nicht möglich ist. Damals warst Du so alt wie ich heute. Ich dachte, was für ein blödes Alter es sei, um einen Lebenspartner zu verlieren, da man doch hätte gemeinsam alt werden wollen. Einen geliebten Menschen zu verlieren, passt zu keinem Zeitpunkt in die Lebensplanung. In meiner jugendlichen Vorstellung war es das Alter, in dem man nicht mehr suchte, geschweige denn fand. Später belehrtest Du mich wieder eines Besseren als eine kurze Romanze wie ein Tornado durch Dein Leben fegte und Dich seelisch zerzaust hinterließ. Danach konzentriertest Du Deine Zuneigung auf den Enkel und all die Freundschaften, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Allen gemeinsam war Deine Liebe. Man müsse auch Freundschaften zu den Jüngeren pflegen, denn die Älteren stürben und dann stünde man wieder alleine da. Eine zunächst irritierende Aussage, erklärte aber Deine Offenheit für die Belange derer, die ihre Füße noch zögernd auf holprigen Wegen positionieren, wo Erfahrenere zielsicher entlangschreiten. Selbst konnte ich mit jüngeren Altersgruppen nichts anfangen und suchte die Nähe zu denen mit einem Vorsprung an Lebenserfahrung. Ich fragte mich, wie man derart besondere Freundschaften findet. Da waren die ehemaligen Studierenden oder Lehrkräfte aus Deiner aktiven Hochschulzeit, Dein ehemaliger Kommilitone, ein Ersatzfamilienpaar aus der Zeit als junge Mutter, aber auch die Frau auf der Straße, der Stammfriseur und der junge Mann aus dem Restaurant, der bald zur wöchentlichen Mittagstischverabredung und später zu einem weiterer Sohn wurde. Du ludst diese Menschen mit offenen Armen in Dein Leben ein, weil Du in ihnen das Besondere sahst. Vor allem die Verbindungen aus jungen Jahren pflegtest Du treu. Als eine lange Freundschaft zu scheitern drohte, fiel Dir das Ende schwer. Doch so groß Deine Geduld auch war, war es für Dich an der Zeit, eine klare Grenze zu ziehen. Unser Kontakt verlagerte sich nach meinem Wegzug auf lange Telefonate, die allmählich seltener wurden. Du gabst mir den Raum, den ich brauchte, ohne mich ganz aufzugeben. Deine Tür stand für mich immer offen. Inzwischen warst Du pensioniert. Deine Kinder hätten Dir den Computer eingerichtet, doch Du verweigertest den Einzug moderner Kommunikationstechnik in Deine privaten Räumlichkeiten. Briefe und Telefonate waren Dir lieber als elektronische Nachrichten. Der Charme Deiner wohlüberlegten und handgeschriebenen Zeilen waren mit den schnell getippten nicht zu vergleichen. So mussten alle zum Stift oder Hörer greifen, die mit Dir in Kontakt treten wollten. Briefe kann man in Schachteln bewahren, um den Augenblick des Geschriebenen viel später noch einmal zu beleben. Das hat mich immer schon an Handschriftlichem fasziniert. Ich begann nun, in unregelmäßigen Abständen Postkarten an Dich zu senden. Auch sie wanderten bei Dir nach einiger Zeit vom Ansichtsplatz in eine Schachtel. Die Motive waren mit Bedacht gewählt, die Texte hielt ich eher kryptisch. Später formulierte ich verständlicher, weil Du immer nach dem Sinn fragtest und ich mich nicht mehr an meine Gedankengänge erinnern konnte. Jede Karte wurde mit einem Anruf Deinerseits oder einer Gegenkarte quittiert. Dann nahm ihre Frequenz ab, die Anrufe wurden seltener. Wie immer, warst Du auch in diesen Zeiten geduldig. Während der seltenen Gespräche prallten manchmal unsere unterschiedlichen Ansichten aufeinander. Und alles Gesagte traf tief in mein Herz - auch meine eigenen Worte. Dabei wollte ich nicht verletzen, nur meinen Standpunkt untermauern. Ich wollte mich nicht reiben, sondern sachlich diskutieren, wollte kein Mitleid und keine Ratschläge. Die Gespräche verloren ihre Wärme, fast als ob unsere Beziehung in die Pubertät gekommen wäre. Manchmal weinte ich über die verlorene Verbindung, doch das Verbindende war nie ganz weg. So arbeitete ich meine Traumata an den Nahestehenden ab. Wieder hast Du ausgehalten und ausgesessen. Generell ging es Dir immer besser, während ich in meiner persönlichen Talsohle zu stecken schien. Als ich nicht mehr über mich reden wollte, weil sich doch nur alles wiederholte, berichtetest Du von Deinen täglichen Erlebnissen. Wen Du kürzlich auf dem Markt getroffen hattest, welchen Film Du im Kino gesehen und welches Buch Dir gefallen hatte, dass Du jetzt ein Abo für den Eintritt in die Staatsgalerie besaßt und was alles in der neuen Nebenbeschäftigung geschah, all das erzähltest Du kurzweilig wie niemand anderes. Deine Schilderungen waren so lebendig, ich konnte mir vorstellen dabeizusein. Allmählich kamen wir uns wieder näher. Ich begriff, dass eine Freundschaft auch solche Phasen überdauert. Man streift alte Sichtweisen wie Haut ab und wächst in neue. Wachstumsschmerzen sind unvermeidbar. Wichtig ist nur, das gegenseitige Wohlwollen beizubehalten. Zwei Mal besuchtest Du mich in meiner kleinen Wohnung. Wir hatten viel Spaß miteinander. Vielleicht erinnerst Du Dich noch an die Überraschung unter dem Kissen? Ein kleines Präsent, das viel Gelächter hervorrief. Während ich mich auf einen Auftritt vorbereitete, besuchtest Du das Museum Brandhorst. Deine Begeisterung für die riesigen Gemälde von Cy Twombly färbte auf mich ab und lockte mich in die Ausstellung. Auch andere Kunstwerke sah ich nicht ohne ein Lächeln beim Gedanken an Deine Schilderungen. Mehrmals besuchten wir zusammen die Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart, wo wir bei Deinen beiden Lieblingsbildern verweilten. Emil Noldes Zitronengarten verknüpfst Du mit der Zeit Deiner großen Liebe während Der Jurist für Dich Ordnung und kindliche Geborgenheit symbolisiert. Und obwohl ich es zunächst anders wahrnahm, sehe ich jetzt wie in einem Kippbild gleichzeitig meine und Deine Assoziation. Als ich Dich fragte, welche Orte Du in Europa noch bereisen wolltest, nanntest Du Stockholm. Wir werden die Stadt im Mai gemeinsam besuchen, sofern es die derzeitige Lage erlaubt. Drei Nächte beziehen wir dann ein zentral gelegenes Hotel, erkunden die Straßen, Museen und Sehenswürdigkeiten. Wir werden in Cafés Menschen beobachten und uns den leiblichen Genüssen hingeben. Vielleicht brauchen wir auch ein wenig Geduld füreinander - so genau weiß ich das nicht, denn es wird unsere erste gemeinsame Reise werden. Aber nach einer Weile werden wir darüber lachen und uns nur noch an die schönen Begebenheiten erinnern. Keiner von uns kann wissen, wie lange wir uns noch austauschen können, uns erzählen und zuhören, uns erinnern und auf ein Treffen freuen. Das ist der Lauf der Dinge. Dennoch fällt es mir unendlich schwer, mir mein Leben ohne Dich vorzustellen, ohne ein abendliches Telefonat, eine gelegentliche Postkarte oder eine Umarmung, ohne Deine Wärme und Fürsorge. Es fällt mir schwer und lässt mich gleichzeitig jede unserer Begegnungen noch mehr schätzen. Du fragtest einmal, welchen Deiner Gegenstände ich gerne als Erinnerung an Dich behielte. Darauf wusste ich keine rechte Antwort. Ich schwankte zwischen einem Schal und einem Deiner Kunstwerke, doch eigentlich wollte ich keine Sache nennen, denn die müsste ich eines Tages gegen Dich eintauschen. Mein Blick fiel auf die Fotografien, die während der Hochschulzeit in Deinem Büro hingen. Andere Bilder trugen bereits einen Namen auf ihrer Rückseite. Das blaue Sofa oder den Lesesessel hätte ich sehr gerne, denn dort verbrachtest Du viele Abende. Das Lautenbild im Wohnzimmer hast Du oft betrachtet, die Figurine einer Tänzerin mit dem Geliebten ausgesucht und im Auto aus der Provence heimtransportiert. Auch heute fällt mir die Entscheidung schwer. Wenn der Tag gekommen ist, hoffe ich, etwas von Dir in Händen zu halten, wozu ich Deine Gedanken oder die Geschichte kenne. Diese Geschichte kann ich dann mit Deinen Freunden teilen. Jeder und Jede von ihnen wird dann einen kleinen Ausschnitt Deines Lebens hüten und Du niemals ganz weg sein. Und ich werde die Nähe derer suchen, in denen Du lebendig bist.
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Freitag, 3. Dezember 2021
Directions
frau klugscheisser, 14:41h
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzähen, behauptet Matthias Claudius. Im 18.Jh kann ich mir das gut vorstellen. Aber der Satz gilt bis heute. Vor nicht allzu langer Zeit war ich mit Frau Herzbruch in Italien. Vorwegschicken möchte ich, dass keine von uns der Landessprache mächtig ist. Während ich über einen guten bis sehr guten Orientierungssinn verfüge, kann Frau Herzbruch sehr gut mit elektronischen Orientierungshilfen umgehen.
Am Ende eines gemütlichen Bootsausfluges befinden wir uns in La Spezia. Einen Rückfahrschein mit der Bahn haben wir in der Tasche. Einziges Manko ist, dass sich der Bahnhof offensichtlich nicht in der Nähe des Hafens befindet. Daran hat im Vorfeld keine von uns gedacht. Folglich besitzen wir auch keine Orientierungshilfen. Wir beschließen, ein Stück Richtung Innenstadt zu gehen und sehen uns an einer größeren Straße die Busverbindungen an, in der Hoffnung, dass uns einer davon zum Bahnhof fährt. Gelaufen bin zumindest ich an diesem Tag reichlich. Jetzt muss man bei Buslinien aber vor allem wissen, wie die Endstationen heißen. Mit dem mickrigen Aushang an einer Haltestelle stoßen wir schnell an die Grenzen. Also gehe ich fünf vor Ladenschluss in einen benachbarten Schuhladen. Die Verkäuferin ist sehr nett und hilfsbereit, weiß aber auch nicht, welchen Bus wir nehmen müssen. Der Ladeninhaber schließt darauf kurzerhand sein Geschäft und folgt der Verkäuferin zur Haltestelle, um den Aushang zu studieren. Beide beraten sich auf italienisch, was viel Gestik impliziert. Sie deuten in diverse Richtungen, schließlich sagt die Verkäuferin, wir sollen eine bestimmte Linie fahren, dann irgendwo umsteigen und dann nochmal zwei Stationen oder so. Ich hoffe insgeheim, dass Frau Herzbruch im Gegensatz zu mir alles aufgenommen und memoriert hat. Nach weiterer Beratung stellt sich heraus, dass wir den Bahnhof viel schneller und unkomplizierter zu Fuß erreichen können. Wir machen uns also auf den Weg. Tatsächlich ist unser Ziel ganz einfach zu finden. Was bleibt, ist Dankbarkeit und Staunen über die unglaubliche Hilfsbereitschaft der Einheimischen.
Vom Dienst kommend, trage ich Uniform, weshalb ich oft angesprochen werde. Deshalb fahre ich in öffentlichen Verkehrsmitteln ausschließlich mit Kopfhörern, um dem vorwegzugreifen. In letzter Zeit häufen sich jedoch die Ausfälle oder Ausnahmesituationen bei meinen Fahrten. So auch vor zwei Tagen. Stellwerksstörung, weshalb die S-Bahn nicht zum Hauptbahnhof, sondern nur die U-Bahn usw. Mir ist's bis auf das erhöhte Fahrgastaufkommen egal, weil ich sowieso umsteigen muss. Am U-Bahngleis fällt mir eine junge Frau auf, die die Anzeige mit einem Zettel in ihrer Hand abgleicht. Ich trete an die Türe und rufe laut: "Zum Hauptbahnhof?" Sie kommt näher, zeigt auf die Schrift auf ihrem Zettel. Da steht HBF, und ich erkläre, dass das eine Abkürzung für Central Station sei und wir direkt dorthin fahren. Sie bedankt sich, setzt sich mit ihrem Koffer in einen anderen Vierersitz und beginnt ein Telefonat auf italienisch. Da muss ich schmunzeln, weil mich die Situation an unsere Suche in La Spezia erinnert. An meiner Haltestelle deute ich ihr mit den Fingern die Anzahl der verbleibenden Stationen bis zum Hauptbahnhof, sie bedankt sich wieder und ich steige aus. Zack Karmakonto ausgeglichen und für die positive Wahrnehmung der Deutschen im Ausland gesorgt. Danach bin ich erschöpft und muss sofort schlafen. Fast wie damals in La Spezia.
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