Donnerstag, 9. Juni 2022
I have to Admit it's Getting Better
Die Nase läuft, der Husten hat mich ungefähr dreimal täglich fest im Griff und zusätzlich kann ich nur sehr schlecht schlafen, bin aber tagsüber dauermüde. So fühlt sich das also nach Corona an. Ich muss zugeben, noch weiß ich nicht, wann ich wieder voll einsatzfähig sein werde, denn bereits Kleinigkeiten lassen mich sehr erschöpft sein. Treppensteigen, kurze Strecken mit dem Rad fahren, alles ist sehr viel anstrengender als es noch vor der Infektion war. Obwohl ich mir eine gute Kondition antrainiert habe, scheint gerade alles für die Genesung aufgebraucht zu sein. Auch das Denken ist manchmal noch recht breiig. Ein Glück, dass ich im Privaten nur für mich entscheiden muss.

Wie ich also so langsam vor mich hintriele, muss ich an Owen Meany denken - die Romanfigur von Irving - und wie seine Langsamkeit und seine geringe Körpergröße von einem generellen Nachteil für einen einzigen aber durchaus sehr entscheidenden Moment zu einem Vorteil werden. Die Begebenheit ist Fiktion, die Botschaft ist aber doch in den Alltag übertragbar. Vielleicht werde ich zur Heldin, weil ich einen einzigen Moment zögere anstatt entschlossen zu handeln. Vielleicht fällt mir aber auch nur ein Handgepäckstück auf den Kopf, weil ich nicht schnell genug zur Seite springe. Vielleicht wird das Flugzeug, in dem ich meinen Dienst hätte antreten sollen, unauffindbar vom Radar verschwinden. Vielleicht habe ich aber im neu zugeteilten Dienst einfach nur einen motzigen Kollegen weniger mitzuschleifen. Man weiß es nicht, denn Parallelwelten gibt es nur für gewaschene Einzelsocken, nicht aber für Desillusionierte. Ich bleibe dabei: die beste aller Welten ist die, in der ich lebe. Ob mit oder ohne Corona. Und manchmal treffe ich Menschen, mit denen ich mir eine bessere Welt ausdenke und wir fangen an, ein bisschen hier und da nachzujustieren. Am Ende des Tages sind es nämlich nicht die Umstände, sondern die Begegnungen, die für mich das Leben schön machen. Danach halte ich es auch mit mir wieder für eine Weile gut aus.

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Dienstag, 7. Juni 2022
The Queen of Corona 10


Endlich! Und damit wäre dann dieser Eintrag auch der letzte seiner Art unter dieser Überschrift. Ich fühle mich zwar noch krank, das sind aber nur noch die Ausläufer des Virus. Und jetzt raten Sie mal, was ich wohl als erstes heute tun werde? Richtig, ich geh' den Müll runterbringen und anschließend spazieren.

Aber zurück zu gestern. Der Tag begann, wie jeder der vergangenen zehn, mit einem Teststäbchen in der Nase. Keine Ahnung, ob sich andere auch so anstellen aber bei mir bedeutet das im Nachgang Kettenniesen gepaart mit Hustenanfällen. Danach brauche ich eine Viertelstunde, um mich davon zu erholen. Der Nachtschlaf ist immer noch geprägt von Unruhe und Schweiß. In der vergangenen Woche musste ich die Bettwäsche dreimal komplett wechseln. Das Aufstehen fiel mir gestern besonders schwer. Zudem fühle ich mich morgens, als sei ich tags zuvor einen Marathon gelaufen, obwohl ich mich effektiv nicht viel mehr als innerhalb meiner vier Wände bewegte. Über den Tag quälten mich meine Augen, erst links, dann rechts mit unangenehmem Juckreiz. Schlechte Voraussetzungen für das Tragen von Kontaktlinsen. Dafür war das Ohr wieder voll funktionsfähig. Bei einer weiteren kleinen Gymnastikeinheit geriet ich ordentlich in's Schwitzen. Noch gehen die Kräftigungsübungen nur sehr eingeschränkt, müssen aber sein, damit ich mich überhaupt wieder schmerzfrei bewegen kann. Die Schulter ist nach dem Treppensturz auch noch nicht in Ordnung und braucht dringend Zuwendung durch eine Physiotherapeutin. Beim Putzen spürte ich zusätzlich das Knie, das ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen war.

Am Nachmittag dann wieder der große Kampf mit der Müdigkeit. Was soll ich sagen? Ich habe ihn verloren, schlief jedoch nicht bis zum Abend durch. Wenn das zur Genesung nötig ist, dann will ich mal nicht zu streng sein. Die nächsten Tage werde ich wohl eher wegen Aktivität müde sein, denn eines ist klar: nach dem Testergebnis hält mich nichts mehr drinnen. Auch nicht das Wetter.

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Montag, 6. Juni 2022
The Queen of Corona 9
Da ich morgens immer früh wach bin, habe ich auch an diesem Morgen die Kollegin wieder zum Dienst gehen sehen. Diese Tagestouren in aller Herrgottsfrüh sind für mich lange Geschichte. Das zeitige Aufstehen fand ich nicht schlimm daran, eher die Tatsache, dass die Tage so vollgepackt mit Menschen waren. Vier Flüge bedeuteten auch immer viermal Leute rein und raus, dreimal dazwischen gehetzt essen, keine Zeit für Toilette und so weiter. Ich beneide sie demnach nicht.

Der Schnelltest zeigte keinen zweiten Streifen, war aber einer von der Sorte unzuverlässig. Es ist der letzte seiner Art, den ich noch habe. Morgen mache ich wieder einen, von dem ich weiß, dass er auch kleinste Virenmengen anzeigt. Nachdem es mir ganz gut ging, raffte ich mich für ein paar Dehn- und Kräftigungsübungen auf. Auch kleinste Anstrengungen haben inzwischen einen äusserst schweißtreibenden Effekt. Zum Mittagessen probiere ich mich gerade durch die Suppenviefalt von Rewe. Es gab Thai Curry. Leider habe ich auf meiner Liste die Snacks vergessen, was ich abends bereute. Immerhin kann ich wieder etwas schmecken.

Draussen fanden am Nachmittag Sommergewitter statt, während ich drinnen mit Gebrauchsanweisungen und Antragsformularen beschäftigt war. Alles, was ich sonst ungerne mache und deswegen immer vor mir herschiebe, habe ich gestern erledigt - den Führerscheinumtausch, die Programmierung des neuen MP3 Player für den Sport, die Ablage. Dann war ich müde und schlief bis zum Abend. Die Unterbrechung zum Nachtschlaf war nicht nennenswert. Einmal gegen Mitternacht wach, ging es fast nahtlos mit viel Schwitzen bis zum Morgengrauen ohne größere Unterbrechung durch. Die Träume sind noch sehr wirr, fast wie Fieberträume. Inzwischen weiß ich mich beim Einschlafen auf Angenehmes zu konzentrieren, damit ich nicht mit Herzklopfen erschrocken wach werde. Andere Male beschäftigen mich Gefühle, die ich im Wachzustand nicht registriere. Mein Innenleben ist inzwischen reichhaltiger als meine Aussenaktivitäten, deren Radius sich auf den meiner Wohnung beschränkt. Oder wie meine Mutter beim wöchentlichen Telefonat zu sagen pflegt: "Sonst gibt's nix."

Ach doch: den Jagger Micha habe ich draussen singen gehört. Für ihr fortgeschrittenes Alter waren die Jungs ganz schön laut, hatten aber nach 23.00 auch ende. Der bayerischen Gesetzgebung (Sperrzeit für Aussengastronomie) haben nicht mal die Rolling Stones was entgegenzusetzen.

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