Mittwoch, 17. Januar 2007
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Bis jetzt hab ich noch keinen Menschen getroffen, der Gedanken lesen kann. Warum das dennoch so viele Menschen erwarten, ist mir ein Rätsel. Der Andere soll erahnen, erspüren und interpretieren, was man möchte, um es einem dann bitteschön in der richtigen Dosierung zukommen zu lassen. Erfüllt das Gegenüber diese hohe Erwartung nicht, handelt es sich automatisch um einen kalten Menschen, einen Egoisten oder - um in Beziehungstermini zu sprechen - einfach nicht um DEN Richtigen. Solche Menschen denken meist um viele Ecken, was es noch schwieriger macht, diesen Anspruch zu erfüllen. Das einfachste Mittel wäre nämlich, den Mund aufzumachen, um zu formulieren, was man sich gerade wünscht.

Stellen wir uns mal folgende Situation beim Bäcker vor: eine Frau/Mann/Kind/Hund (wir wollen doch keine Klischées bedienen) steht erwartungsvoll vor der Theke.
Angestellte: "Was wünschen Sie bitte?"
Kunde: "..."
Angestellte, auf Brötchen deutend: "Heute vielleicht zwei Sesam- und zwei Mohnsemmeln?"
Kunde, mit unveränderter Mimik: "..."
Angestellte, irritiert: "Dann vielleicht ein Brot? Mehrkorn, Sonnenblumen oder doch Mischbrot?"
Kunde, mit leicht abwärtsgerichteten Mundwinkeln: "..."
Angestellte: "Ah, doch lieber ein Hefezopf, nicht?"
Kunde dreht sich wortlos um und verlässt den Laden. Vor der Türe trifft er den Nachbarn: "Stell Dir vor, ich war eben in der Bäckerei und die Verkäuferin, dieses unsensible Miststück wusste nicht, was ich will. Dabei müsste sie mich nach all der Zeit doch wirklich kennen. Hat mir Brot angeboten. Muss ich denn wirklich jedesmal erst was sagen, wenn ich eine Breze haben möchte?"
Nachbar, nickt zustimmend: "Ja, typisch Bäckereiangestellte. Die denken auch immer nur an Brot."

Für manche Menschen sinkt der Wert einer entgegengebrachten Aufmerksamkeit, wenn sie durch Worte eingefordert werden musste. Wie eine Mutter die Bedürfnisse des sich nicht artikulieren könnenden Kleinkindes erahnt, so wünschen wir insgeheim ein ganzes Leben lang unsere Bedürfnisse wortlos gestillt zu bekommen. Mit ein paar nachdrücklichen Tränen oder Wutanfällen haben viele ihre Partner nach Jahren soweit konditioniert, dass das Schema einigermaßen funktioniert.
Im Grunde bleibt die Geste jedoch immer das, was sie ist, ob nun erbeten oder überraschend erhalten: etwas, das uns ein Mensch freiwillig entgegenbringt, weil ihm an unserem Wohlergehen liegt. Warum es sich und seinen Mitmenschen so schwer machen, wenn es so einfach sein könnte.

In diesem Zusammenhang will ich gleich mal ankündigen, dass ich mir zu meinem Geburtstag am Montag einige nette Kommentare und Gratulationen - gerne auch per Mail (frauklugscheisserätgooglemaildotcom) - wünsche. Ein entsprechender Eintrag folgt noch.

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Richtig so. Man muß den Boden pflügen, damit die Saat aufgehen kann.

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Bravo! Daraus lässt sich schon mal eine Grundregel für angenehme Partnerschaft ableiten ("Du musst jetzt bitte sagen: 'Oh, hast du einen neuen Rock? Der steht dir aber gut!'").
Und ich habe einige Jahre lang zu meinem Geburtstag einen Freund angerufen, der meinen Geburtstag regelmäßig vergaß, um ihn ans Gratulieren zu erinnern. Montag ist vorgemerkt.

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jawoll! man muss den stier bei den hörnern packen!

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Ist notiert.

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Dadn Sie eventuell mit mir vögeln?

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Interessanterweise habe ich schon länger nicht mehr vorbeigeschaut, diesen Beitrag aber gelesen. Ich finde es ja so viel angenehmer, wenn Menschen sagen, was sie gerne hätten.

Bis Montag.

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kannste haben.

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Montag...montag...hab tausend zettel an tausend stellen geklebt...hoffentlich vergess ich Sie nicht...

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Oiso ned, oder?

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Depp!

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Jezz hab ich des Jahre Monate später endlich auch begriffen.

Filmzitat aus "Wer früher stirbt".
[... geht sich an die Stirn schlagen]

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Eigentlich möchte ich warten, um der Erste, zumindest hier, zu sein, der gratuliert... bis dahin aber ist noch einige Zeit und ich möchte nicht als Streber gelten...
Außerdem möchte ich mir was Extravagantes überlegen bis morgen früh, oder so (auch wenn morgen ein schwerer Tag wird, weil ich eine ganze Küche niederreißen muss).

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