Mittwoch, 7. März 2007
Auf einen Totenacker hat mich mein Weg gebracht
frau klugscheisser, 00:37h
Manches Mal wenn die Beine unruhig scharren und sich im Kopf Endlosschleifen abspulen, muss ich ganz dringend meine Behausung verlassen. Meist führt mich mein Weg zum nahegelegenen alten Nordfriedhof. Die Bezeichnung ist irreführend, denn obwohl es sich tatsächlich um Grabstätten handelt, wurde dort schon lange keiner mehr betrauert. Mütter pflügen mit den neuesten Kinderwagenmodellen Bahnen durch den Kies, während die Kinder alte Grabsteine als Slalomhindernisse nutzen. Jogger drehen ihre Runden innerhalb der Mauern und Spaziergänger flanieren auf den kleinen Wegen, die sich wie Adern über die Grasfläche ziehen.
Der alte Brunnen, aus dem früher wohl das Blumenwasser geschöpft wurde, ist längst versiegt. Mein Weg führt mich oft daran vorbei und immer bleibe ich stehen. Bis jetzt kann ich mir keinen Reim aus der Abbildung machen. Eine Darstellung aus der Mythologie wohl, denn das einzige Ungetüm, das im biblischen Zusammenhang einst einen Menschen verschluckte, war ein Wal und kein Schlangenwesen. Heutzutage verschlucken wir uns selbst. Es ist wohl eines der ganz wenigen noch vollständigen Abbildungen, obgleich die Witterung bereits Spuren in Form von Rissen hinterlassen hat. Viele Statuen sind vom Verfall oder Vandalismus gezeichnet, so manchem Engel kam ein Flügel abhanden und andere haben diverse Körperteile eingebüßt. Ein Ort der Unvollkommenheit und Vergänglichkeit.
Genau hier fühle ich mich wohl, auf der morschen Bank, auf der noch kurz zuvor ein altes Mütterlein verschnaufte. Mein Blick gleitet an großen Bäumen entlang nach oben. Erst der Stamm, dann ein Ast, ein kleinerer Ast und schließlich ein Zweig, der sich dem Himmel entgegenstreckt. Jeder noch so kleine Zweig hat einen Anfang und ein Ende. Endlichkeit des Lebens. Dazwischen das ganze Treiben. Sich permanent wiederholend. Und immer wieder die Fragen in meinem Kopf. Durch den Himmel über mir scheinen sie zu fliegen, während sie noch zuvor an die Zimmerdecke prallten und auf mich herabprasselten wie ein kalter Regenguß.
Manchmal löst sich ein Gedanke aus dem Bauch und findet den Weg nach draußen in einer einzelnen Träne. Dann sitze ich ganz ruhig und fühle ihren Weg über mein Gesicht. Meinen Berg abtragen, Stück für Stück, Stein für Stein, Träne für Träne. Meine Gedanken entlassen. Das Lachen ist nicht weit. Zwischen knarzendem Kies und Vogelgezwitscher, zwischen Kinderstimmen und Motorengeräuschen und doch weit entfernt von allem Treiben um mich herum, denn ich lausche nach innen. Falls Sie mich dort treffen, auf der Bank, wundern Sie sich nicht. Es gab schon wunderlichere Menschen dort zwischen den Gräbern. Denn wer sich ablenken will, besucht keinen Friedhof. Die hierher kommen suchen etwas anderes. Ein wenig Frieden mit sich, ein wenig Ruhe oder einfach nur ein klein wenig Himmel über dem Kopf.
Der alte Brunnen, aus dem früher wohl das Blumenwasser geschöpft wurde, ist längst versiegt. Mein Weg führt mich oft daran vorbei und immer bleibe ich stehen. Bis jetzt kann ich mir keinen Reim aus der Abbildung machen. Eine Darstellung aus der Mythologie wohl, denn das einzige Ungetüm, das im biblischen Zusammenhang einst einen Menschen verschluckte, war ein Wal und kein Schlangenwesen. Heutzutage verschlucken wir uns selbst. Es ist wohl eines der ganz wenigen noch vollständigen Abbildungen, obgleich die Witterung bereits Spuren in Form von Rissen hinterlassen hat. Viele Statuen sind vom Verfall oder Vandalismus gezeichnet, so manchem Engel kam ein Flügel abhanden und andere haben diverse Körperteile eingebüßt. Ein Ort der Unvollkommenheit und Vergänglichkeit.
Genau hier fühle ich mich wohl, auf der morschen Bank, auf der noch kurz zuvor ein altes Mütterlein verschnaufte. Mein Blick gleitet an großen Bäumen entlang nach oben. Erst der Stamm, dann ein Ast, ein kleinerer Ast und schließlich ein Zweig, der sich dem Himmel entgegenstreckt. Jeder noch so kleine Zweig hat einen Anfang und ein Ende. Endlichkeit des Lebens. Dazwischen das ganze Treiben. Sich permanent wiederholend. Und immer wieder die Fragen in meinem Kopf. Durch den Himmel über mir scheinen sie zu fliegen, während sie noch zuvor an die Zimmerdecke prallten und auf mich herabprasselten wie ein kalter Regenguß.
Manchmal löst sich ein Gedanke aus dem Bauch und findet den Weg nach draußen in einer einzelnen Träne. Dann sitze ich ganz ruhig und fühle ihren Weg über mein Gesicht. Meinen Berg abtragen, Stück für Stück, Stein für Stein, Träne für Träne. Meine Gedanken entlassen. Das Lachen ist nicht weit. Zwischen knarzendem Kies und Vogelgezwitscher, zwischen Kinderstimmen und Motorengeräuschen und doch weit entfernt von allem Treiben um mich herum, denn ich lausche nach innen. Falls Sie mich dort treffen, auf der Bank, wundern Sie sich nicht. Es gab schon wunderlichere Menschen dort zwischen den Gräbern. Denn wer sich ablenken will, besucht keinen Friedhof. Die hierher kommen suchen etwas anderes. Ein wenig Frieden mit sich, ein wenig Ruhe oder einfach nur ein klein wenig Himmel über dem Kopf.
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fxf,
7. März 2007, 10:45
Ist/sind das rechts oben Delphine? Dann wäre es christlich-allegorisch: Delphine stehen für die Keuschheit, die Krake für die Versuchung und die Wollust. ;-)
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frau klugscheisser,
7. März 2007, 11:07
Da sind keine Delphine, sondern ein einziges schlangenähnliches Ungeheuer. Das, was rechts oben zu sehen ist, ist der Schwanz des Ungeheuers.
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fxf,
7. März 2007, 12:57
Zweiter Versuch. Ich würde die Figur als Jüngling deuten. Wenns aber eine Dame sein soll, könnte es die Andromeda sein, die der Rettung durch Perseus harrt.
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frau klugscheisser,
7. März 2007, 15:18
Wenn's eine Dame ist, hat sie einen sehr ausgeprägten Damenbart am Kinn. Schau's dir halt einfach mal im Original an. Würde mich wirklich sehr interessieren was das darstellen soll.
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fxf,
7. März 2007, 18:34
http://flickr.com/photos/theodosius/tags/altern%C3%B6rdlicherfriedhof/
Das Thema ist wohl die Errettung vor Ungeheuern/Tieren - das eine ist Daniel in der Löwengrube, und obiges dann Jonas. So siehts auch der Fotograf.
Das Thema ist wohl die Errettung vor Ungeheuern/Tieren - das eine ist Daniel in der Löwengrube, und obiges dann Jonas. So siehts auch der Fotograf.
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halbtot,
7. März 2007, 10:59
Sehr schön. Und sehr wahr.
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louis xiv,
7. März 2007, 13:08
Also ich deute da mal lieber die Geschichte & nehm die mit nach Hause, da brauch ich auch keine Angst haben dass ich falsch liege :-)
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dus,
8. März 2007, 18:35
ich find das gut, wenn menschen einen friedhof "gnaz normal" benutzen.
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