Donnerstag, 29. März 2007
Lay off of my black suede shoes
Da müsse ich halt fragen und nicht selber suchen, meint die Dame in dem kleinen Laden in der Hohenzollernstraße. Sie stolziert zwischen den Kartons herum, kommentiert die Wahl der Kundinnen und fuchtelt dabei wild mit einem langen silbernen Schuhlöffel. Überhaupt mache jede Kundin so eine Unordnung. Aber das sei ja jetzt vorbei, weil sie ihren Laden schließe und dann könnten die werten Damen mal schauen, wo sie noch brauchbare Schuhe herbekommen. Heutzutage würde ja nur Mist aus Plastik oder billigem Leder verkauft. Wenn sie mit ihrem Laden nicht mehr sei, gäbe es in München überhaupt kein gescheites Schuhwerk mehr zu erwerben. Erst bin ich ein wenig von ihrer strengen Art eingeschüchtert, doch die niedrigen Preise halten mich vor Verlassen des Ladens zurück.

Ich schaue mich ein wenig um, probiere hier und da. Zwei Paar ziehe ich in die engere Wahl. Es sind die einzigen, die mir gefallen und noch in meiner Größe verfügbar sind. Ob ich den linken probieren wolle, fragt sie unwirsch. Will ich nicht, denn wenn der rechte passt, passt auch der linke, da mein linker Fuß der schmälere ist. Damit entlocke ich ihr das erste Lächeln. Beim Zahlen frage ich sie, ob die Geschäftsaufgabe nicht schwer für sie sei. Nein, sei sie nicht, denn es gäbe schließlich auch noch ein anderes Leben. Aber so qualitativ hochwertige Schuhe wie die ihren wären dann in München Vergangenheit. Als sie das Preiswapperl von der Sohle entfernt, erwähne ich anerkennend die dünne Gummirippsohle auf dem Leder. Da lächelt sie ein weiteres Mal. Ja, so habe sie eben eingekauft, nur das Beste halt. Aber das sei jetzt in München vorbei. Als ich auf die Straße trete, bin ich fast ein wenig erleichtert, ihrer bayrisch zwidernen Art entkommen zu sein. Dann hänge ich die beiden Tüten mit den Kartons an die Lenkstange und radle heim. Natürlich konnte ich mich nicht entscheiden und habe deswegen beide Paare genommen.

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