Sonntag, 16. April 2006
Psychedelic


You are an attentive inventor

via Kaltmamsell

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Alles Leben
Wie lange mochte es her sein, dass sie ihn das letzte Mal gesehen hatte? Damals war alles noch anders. Gerade das Abitur hinter und das Leben noch vor sich. Sie waren unbeschwert, neugierig auf das, was da kommen würde. Voller Träume und Hoffnungen. Ein wenig verliebt waren sie auch. Ineinander, in die Gefühle, in die Romantik. Seitdem ist viel geschehen. Sie ist eine andere, er ein Fremder. Sie haben sich aus den Augen verloren. Vieles wurde unendlich wichtiger. Das Studium, die Karriere, andere Männer, andere Frauen. Er heiratete eine aus ihrem Jahrgang. Nicht die Schönste, nicht die Interessanteste, nicht die Beliebteste. Im Grunde genommen eine Unscheinbare. Aus einem Brief ihrer Mutter zog sie die Vermählungsanzeige, fein säuberlich aus dem Wochenblatt geschnitten. Einige Zeit später erneut eine Anzeige. Auch die war aus dem Wochenblatt geschnitten. Doch diesmal mit dicken schwarzen Rändern. Erst starrte sie eine Weile auf den Namen unter dem Kreuz. Ein Vor- und ein Nachname. Keine Assoziation. Diese beiden Namen passten nicht zusammen. Woher kannte sie ihn? Langsam dämmerte die Erkenntnis. Das Mädchen aus ihrer Klassenstufe trug seit der Hochzeit seinen Nachnamen.

Sie macht sich auf den Weg, weiß nicht, was sie erwarten wird. Natürlich Menschen in schwarz, Menschen in Trauer, mit Blumen und Tränen. Wie soll sie ihm gegenübertreten? Sie weiß nichts von ihm, was er beruflich macht, wer seine Freunde sind. Ein wenig mulmig ist ihr, als sie den Friedhof betritt. Auf dem Weg zur Aussegnungshalle denkt sie kurz darüber nach umzukehren. Doch etwas in ihr, lässt sie weitergehen. Ist es Neugier? Da ist eine merkwürdige Melancholie, eine Erinnerung an längst vergessene Tage, die ihren Schritt vorantreibt. Sie öffnet die Türe. Drinnen ist es kühl, viel zu kühl für dieses Jahreszeit. Das erste Grün sprießt bereits und die Sonne hat den Schnee schmelzen lassen. Im Grunde ist es eine Zeit des Neubeginns. Nicht so für ihn, doch das vermutet sie nur. Sie kennt das Gefühl der Trennung aber noch niemals hat sie einen Menschen durch Tod verloren. Sie weiß nicht einmal, woran seine Frau gestorben ist. Einige Gesichter kommen ihr bekannt vor. Alte Schulkameraden, alte Nachbarn, seine Eltern. Dann steht er vor ihr. Sie gibt ihm die Hand, weiß nicht so recht, was sie sagen soll. Schließlich flüstert sie etwas von Beileid, die rechten Worte mögen nicht kommen. Er hält ihre Hand ein wenig länger, als nötig, schaut ihr tief in die Augen. Die Umstehenden reden. Sie hört Wortfetzen. Arme Frau, so jung, nicht krank, warum hat sie das getan. Langsam dämmert in ihr die Erkenntnis, dass die Frau sich das Leben genommen haben muss. Er scheint gefasst, doch sicher ist sie sich nicht. Dann beginnt die Ansprache des Predigers. Auch der Vater der Verstorbenen spricht, Freunde des Paares, dazwischen Musik aus der Konserve. Immer wieder schielt sie von ihrem Platz zwischen den Köpfen hindurch zu ihm. Einmal dreht er sich um. Ihre Blicke treffen sich. Sie spürt eine Wärme in sich aufsteigen. Am liebsten würde sie gehen, doch sie bleibt sitzen.

Die Feierlichkeiten sind zu Ende, die Frau unter die Erde gebracht. Man treffe sich noch in einer Lokalität in der Nähe. Sie wird jetzt gehen, denn sie gehört nicht dazu. Plötzlich steht er vor ihr. Er packt ihre Hand und zerrt sie weg von der Menge, auf die Halle zu. Ich muss mit dir reden, sagt er, du gehst mir nicht aus dem Kopf. Sie folgt widerwillig. Er öffnet die Türe, sie folgt ihm ins Innere. Drinnen küsst er sie auf den Mund, ohne Vorwarnung, plötzlich, heftig. Wieder spürt sie diese innere Wärme. Auf einmal ist er ihr sehr vertraut. Es ist die Erinnerung an die Gefühle, die Leidenschaft. Sein Körper ist an den ihren gepresst, Worte klingen in ihrem Ohr. Ich habe dich nicht vergessen, immer nur an dich gedacht, dich vermisst. So lange ist es her, dass sie diese Worte das letzte Mal hörte. Sie weiß nicht, was sie tun soll. Die Situation ist paradox, sie fühlt sich unwohl, überfordert. Seine Hand liegt auf ihrer Brust. Er öffnet ihre Bluse. Sie hält seine Hand fest. Warte, sagt sie, nicht so hastig. In seinen Augen spiegelt sich Verzweiflung und Lust. So nah ist beides beieinander. Er schiebt sie auf eine Bank, küsst sie auf den Mund, den Hals, den Ausschnitt. Ohne nachzudenken schiebt sie ihren Rock nach oben und den Slip beiseite. Er nestelt an seiner Hose. Dann dringt er in sie ein, kommt nach drei Stößen heftig in ihr, sackt zusammen. Sie hält ihn ein wenig. Draußen zwitschern die Vögel in der wärmenden Nachmittagssonne. So nah sie sich eben noch waren, so weit sind sie jetzt voneinander entfernt. Trauer und Lust, alles eines, alles Leben.

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Donnerstag, 6. April 2006
Monster AG
Als Kind fürchtete ich mich am meisten vor den Monstern unter meinem Bett. An denen zweifelte ich nicht, denn ich war Schlafwandler und erinnere mich noch genau daran, wie ich einmal an der Wohnzimmertüre stehend aufwachte. Im Fernseher lief der Exorzist, und ich sah die Szene mit der über dem Bett schwebenden Frau. Das konnte ich mir wiederum nur durch die Existenz von bösen Geistern unter dem Bett erklären. Ihr Übriges fügte meine katholische Großmutter mit den Geschichten über Gott und den Teufel meiner lebhaften Phantasie bei. Fortan wurde aus dem Zubettgehen ein eigenartiges Ritual, denn die Geister schnappten mit Vorliebe nach kleinen Beinchen. Um dies zu vermeiden, musste man schon aus gebührendem Abstand ins Bett springen und auf dieselbe Art aufstehen.

Nun waren die Monster unter dem Bett sehr schlau. Sie verstanden es hervorragend, sich zu verstecken. Einmal nahm ich all meinen Mut zusammen und tat so, als würde ich mich gemütlich in mein Bett legen, wirbelte dann aber blitzschnell über die Bettkante und spähte darunter. Nichts zu sehen. Klar, denn sie kommen auch erst aus ihrem Versteck, wenn man das Licht löscht. Ich knipste das Licht aus, wartete eine Weile und schaltete es wieder an, hing mit dem Kopf über die Bettkante und spähte abermals. Wieder nichts. Jetzt wurde mir so richtig mulmig. Foppen lassen sich die Monster nämlich ungern. Also löschte ich das Licht und zog die Decke bis kurz unter meine Nase. In dieser Nacht ließen sie sich jedoch nicht mehr blicken.

Am nächsten Tag erwachte ich vom Geräusch eines herabfallenden Kleiderbügels. Jetzt war es passiert. Ich hatte die Monster unter dem Bett verscheucht und nun hielten sie sich im Schrank und hinter geöffneten Türen auf. Fortan war es mir unmöglich, meine Spielsachen aufzuräumen, geschweige denn eine Türe zu schließen. Natürlich stieß ich mit diesem Verhalten auf viel erzieherischen Widerstand bei meiner Mutter. Ich musste eine Lösung finden, wie ich von den Monstern unbehelligt meinen Pflichten nachkommen könnte. Das war aber alles andere als einfach. Als man mein Zimmer nicht mehr auf herkömmlichem Weg betreten konnte und auch die raffinierte Wegführung zwischen Puppen, Buntstiften, Murmeln und Legos immer enger wurde, beschloß ich, die Monster herauszufordern. Ich nahm meinen Lieblingsteddy und setzte ihn als Ablenkung vor den Schrank. Dann öffnete ich ganz langsam die Türe, indem ich mich hinter ihr in Deckung hielt. Ich wusste, das war unfair und grausam gegenüber meinem Teddy aber manchmal muss man für ein höheres Ziel Opfer bringen. Ausserdem hatte ich ihn vorher gefragt, ob er damit einverstanden wäre und er hatte keine Einwände. Im Grunde hätte ich mir gar nicht so viele Gedanken um ihn zu machen brauchen, denn statt wild schreiender Monster, die sich auf meinen Teddy stürzen, blieb alles ruhig.

Dieses Mysterium machte mir noch einige Zeit zu schaffen. Wo war ihr Versteck? Könnte ich sie mit Opfergaben besänftigen? Wie könnte ich sie vertreiben? So sehr ich auch darüber nachdachte, kam ich auf keine Lösung. Die Verlagerung meines Interessengebietes verdrängte schließlich die tägliche Sorge um die Existenz der Monster. Jungs waren auch viel interessanter, die konnte man nämlich anfassen.

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Dienstag, 28. März 2006
Sedarism
If you´re looking for sympathy,
you can find it between shit and syphilis in the dictionary.


[…]What did Trish´s mother say when her daughter, heartbroken over her breakup with Randy, came to her in search of love and understanding? […]
David Sedaris, Barrel fever „The last you´ll hear from me”

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Sonntag, 26. März 2006
3rd nervous breakdown
Erst sah es nicht danach aus, als würde ich dieses Wochenende überleben. Doch als ich heute Morgen zu mir kam, war ich in der Lage, mich zu bewegen, zu denken und sogar zu sprechen. Denn obwohl ich vor der Lesung am Freitag mächtig nervös war, lief alles erstaunlich gut, ja fast wie von alleine. Die kleinen und größeren Patzer hat das Publikum verziehen und trotzdem applaudiert. Der Abend war dann noch sehr lang und das lag an unserer Djane Degree, die im Twisted Bavarian einen tollen Mix auflegte und uns später noch ins Pomp begleitete. Ach, dem Herrn an der Bar soll ich ausrichten, dass sie keinen Wert auf seine Begleitung in einen Fetischclub legt, da sie weder an dieser Art der Einrichtung, noch an ihm interessiert ist. Nein kann offensichtlich missverständlich interpretiert werden.

Einer langen Nacht folgte ein langer Tag mit der für mich dritten Lesung in Folge, diesmal in Fürth. Vom Zonebattler organisiert, vom Don Alphonso ähchauffiert und von Franken belauscht, die wohl den Spruch „bück dich Fee, Wunsch ist Wunsch!“ noch nicht kannten, musste ich nach meinem Vortrag schnell flüchten, da ich mit meinen Texten Moral, Sitte und Anstand gefährdete [Edit: Andrea Diener kennt solche Sprüche, scheint aber die Einzige zu sein].
Ich entkam auch diesmal ohne Massaker und ließ den Abend gemeinsam mit dem Jäger und Sammler in sicherer Umgebung ausklingen.

Fazit:
Lesungen sind eine einmalige Gelegenheit, Texte vor Publikum auszuprobieren, seine Kommentatoren persönlich zu treffen und sich anschließend kräftig zu betrinken. Was ich mir allerdings nicht erklären kann, ist, warum das Absterben von Gehirnzellen solche Schmerzen verursacht. Ich dachte bisher, im Gehirn gäbe es keine Schmerzempfindung. Wieder was gelernt.

Gelesen/gesungen im Twisted Bavarian:

Let me be your underwear
Searching Blues
Welturaufführung mit Smartass&The Blogboogieboys
[Frau Klugscheisser voc/sax; Banana git; Oweh bass]
Blood on the dancefloor

Gelesen in Fürth:

Merci dass es dich gibt
You´re embarrassing me
Free Xone

Hier und hier gibt´s auf die Ohren.

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Montag, 20. März 2006
HTML-Exercises
Wenn der voll ist, hält er mich ganz schön auf Trab - aber Halo! [1A Kalauer] Momentan befindet er sich wieder auf dem Rückzug. Ich hingegen habe mich an die wachen Nächte gewöhnt. Wüsste ich, wie man dort schreiben kann, würde ich wohl jede zweite Nacht meine pseudointellektuellen Ergüsse ablassen. Weiß einer, wie man den Blondinenfilter umgeht?

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