Donnerstag, 20. Juli 2006
Nachtrag Kocherlball


Morgens um 5.00 aufstehen ist nicht schwer, vorrausgesetzt man muss nicht. Ich bin bereits gegen 3.00 wach und nutze die kühle Nachtluft zum Bügeln. Auf dem Weg zum Englischen Garten nur einige verlorene Gestalten, manche in Trachten, manche nur grundlos blau. Das Streetlife Festival hat auf der Ludwigstraße seine Spuren hinterlassen, Pappbecher, Flaschenscherben, verdaute Essensreste überall um den Geschwister-Scholl-Brunnen. Meine Begleiterin findet zufällig vier langstielige Rosen für den Balkon, wie sie sagt. Zuerst bin ich mißtrauisch, ob das nicht piekst. Um den Chinesischen Turm bereits eine große Menschenansammlung. Ich stelle mich in die Schlange für den Kaffeeautomaten. Ein alkoholisierter Jüngling in Lederhose fällt mir fast in den Auschnitt. Das ist ja mal eine sehr schöne Dekoration kommentiert er die Rosen. Und nach einer Weile kontemplativen Starrens zwischen meine Brüste sehr schön...Wissen Sie, lallt er weiter normalerweise steh ich ja auf Männer aber das hier (deutet auf die Rosen) ist sehr schön. Ich bin erleichtert und gleichzeitig irritiert. Ist das am Ende nur ein billiger Anmachtrick?

Als die Musik losgeht [Ampertaler Kirtamusi, Bolzwanger Geigenmusi klingt innerborische Grenzen überschreitend, so cross over the Chiemsee] ziehen die Tanzpaare an uns vorbei. Viele in Trachten, oft jedoch nur eine stadtangepasste Fusionvariante der Originale. Wir trinken erst mal in Ruhe Kaffee. Später ist kaum noch Durchkommen zur Tanzfläche. Diese Veranstaltung scheint schon lange kein Geheimtipp mehr zu sein, weswegen sich Menschentrauben dicht um und auf der Tanzfläche scharen. Diesmal verzichte ich auf Tanzen, nicht ohne eine kleine Wehmutsträne zu vergießen. Um 7.00 gelangen erste Sonnenstrahlen über die hohen Baumwipfel und wärmen die Nachtschwärmer. Es ist sakrisch kalt, wenn der Kreislauf noch schwächelt. Und gegen 8.00 fahre ich heim, um vor Dienstbeginn noch zwei Stunden Schlaf zu bekommen.

Nächstes Jahr gerne wieder. Dann aber unangekündigt. Kommt eh keiner in meinem Bekanntenkreis so früh aus dem Bett. Ihr Waschlappen, Schwächlinge, Faulpelze und Ausredenfinder Ihr! [Mal sehen, wer sich angesprochen fühlt]

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