Mittwoch, 14. November 2007
Police helicopter
Dass Pressemitteilungen nicht immer ganz wahr sind, beweist diese Meldung über einen verunglückten Polizeihubschrauber in Hannover. "Nennenswerte Verspätungen" - so der Bericht - hätte es keine gegeben. Ja iss denn heut scho Weihnachten und wartet man nun kollektiv aufs Christkind, mag sich der ein oder andere der mindestens 250 wartenden Passagiere gefragt haben. Von einer zweiten Landebahn war heute Mittag auch irgendwie nie die Rede, der Flughafen Hannover komplett gesperrt und so mussten wir ausweichen, um dann frisch betankt etwa eine Stunde später erneut Hannover anzusteuern.

Die Reaktionen der Fluggäste reichen von stoischer Gelassenheit über Verwunderung bis hin zu ungezügelten Wutausbrüchen, was für mich sehr wohl nachvollziehbar ist. Bahnstreik und Wetterlage scheinen niemanden mehr zu interessieren. Der Schuldige ist die gebuchte Fluglinie, da ist man sich schnell einig, und wir die personifizierten Katalysatoren für angestauten Mißmut. Für meine Kollegen und mich wird die Kabine zur Arena des Kampfes um buddhistischen Gleichmut. Der achtfache Pfad findet nicht sonderlich viel Anklang bei den Passagieren. Man will lieber einen direkten Pfad ans Ziel (Hannover), den aber bitte recht flott. Statt vier edle Wahrheiten verkünde ich Informationen über Anschlußflüge. Damit lässt sich das Leiden erfahrungsgemäß weit effektiver lindern.

Einem besonders aufgebrachten Mitreisenden biete ich an, mehrmals kräftig gegen die Türe eines gestauten Essenswagens zu treten. Erst zögernd, dann mit vollem Elan tritt der so lange zu, bis wir schließlich beide lachen. Manchmal muss man eben auch unkonventionelle Pfade beschreiten. All dies wohlgemerkt zum Zeitpunkt, da uns Frau Holle gerade mal zart bepuderte. Vor mir liegen noch viele Sparringrunden mit garantiertem Karmapimping, wenn der Winter bald mit schwerem Geschütz auffährt. Das wird mir so richtig klar, als ich das hier einige Stunden und zwei Schnitzel später tippe.

Man kennt das ja. Da fallen zwei Tropfen Gefrorenes vom Himmel und sofort bricht der gesamte Verkehr zusammen. In Russland hingegen - so könnte man meinen - würde man sich bei vergleichbarer Wetterlage die Pelzmütze vom Kopf reißen und über einen vorzeitigen Frühlingsausbruch spekulieren. Tatsächlich wurde ich auf einem Flug nach Moskau aber eines Besseren belehrt. Kann das Flugzeug nach dem Enteisen nicht sofort starten, verliert die Enteiserflüssigkeit ihre Wirkung und muss erneut aufgetragen werden. Vielleicht wird das hochwertige Gefrierschutzmittel dort lieber in Kehlen als auf Flugzeuge gekippt. Ich werde es morgen nicht wie ursprünglich geplant überprüfen können, sondern mich stattdessen vier Stunden länger als heute an privaten Daunen wärmen. Derweilen kann Frau Holle draußen von mir aus soviel schütteln wie sie will. Das geht mir sozusagen am Gänsekiel vorbei.

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